Ricardo Piglia - Der letzte Leser

  • Eine kleine aber durchaus gelungene Überraschung aus meinem Bücherregal. Der Autor Piglia schreibt über einen wunderbaren Essay über Lektüre in Romanen.


    Er beleuchtet viele große Klassiker, angefangen von Cervantes und Borges, eine wirklich gelungene und spannende Darlegung über die Lektüre Kafkas ausgehend von seinen Briefen mit Felice Bauer. Poe und Chandler werden in ihren Kriminalromanen unter die Lupe genommen.


    Die Auseinandersetzung mit seinem Landsmann Ernesto Guevara, der ursprgl. Schriftsteller werden wollte, bevor er in den Guerrilla-Krieg abgebogen ist, für den aber das Lesen bis zum Schluss essentiell war. Trotz seiner Irrwege hat er stets Tagebuch geschrieben und Bücher mit sich auf den Schlachtfeldern herumgeschleppt.


    Die im Roman lesenden Frauen Anna Karenina, Emma Bovary und Molly Bloom werden entgegengestellt.


    Während bei Flaubert und auch bei Tolstoi die Protagonistinnen versuchen ihr Leben der Literatur anzupassen, die Literatur sozusagen als Beispiel nehmen, wie sie leben wollen, wie sie ihr Leben einrichten, so macht es Julio Cortazar in seinen Büchern genau umgekehrt. Er versucht der Literatur Inhalte für das eigene Leben der Protagonisten herauszuziehen. Das Gelesene soll im Leben helfen Sinn zu fassen. So auch bei Robinson Crusoe das Lesen der Bibel rettet ihn.


    Joyce und Proust brechen mit der Linearität von Ursache und Wirkung, ein vollkommener Leser wird anstelle des Erzählers gesetzt


    Mich hat das Buch fasziniert, weil einen der Autor in die Welten der unterschiedlichen Klassiker reinzieht, zum Nachdenken anregt. Er hat auch immer wieder auf die Philosophie Walter Benjamins Bezug genommen, der mir noch sehr gut von meiner Hannah Arendt Lektüre in Erinnerung ist.


    Ich kann für diesen Essay nur eine große Leseempfehlung aussprechen, kann mir vorstellen, dass es hier auch einige gibt, denen das Buch eine Bereicherung ist.


    [kaufen='978-3902665232'][/kaufen]