Alexander Kielland: Schnee

  • Nur noch zwei Kapitel! Ich fürchte, aus dieser Ehe wird nichts.

    Ihr habt doch beide das Buch schon zu Ende gelesen? Dann braucht Ihr im Grunde genommen ja auch nicht mehr diese Verrenkungen machen und schreiben, als ob Ihr nicht schon alles wüsstest ... :D

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Also, da bin ich etwas anderer Meinung, sonst würde ich mir nicht die Mühe nehmen, die Kapitel zusammenzufassen.


    Beim Zusammenfassen gewinnt man meiner Meinung nach, eine bessere Übersicht, um dann auch zu einer Beurteilung der Erzählung zu kommen. In meinem anderen Forum hat das schon sehr gut funktioniert.


    Ausserdem habe ich beobachtet dass bisher sich hier zwar niemand zu dem Inhalt der Geschichte geäussert hat, es aber ne Menge Zugriffe gibt. Wenn das nicht alles Roboter sind, zeigt das doch ein gewisses Interesse an.


    Aber, jedes Forum hat seine Sitten. Da, wenn ich es richtig vertstanden habe, die bisherige Ausführung für unütze erklärt wurde, zieh ich mich erstmal zurück. Wer will der kann ja weiter machen!

    „Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“ Abbas Khider

  • Da, wenn ich es richtig vertstanden habe, die bisherige Ausführung für unütze erklärt wurde, zieh ich mich erstmal zurück.

    Nein, so war es nicht gemeint. Ihr dürft Eure Diskussion selbstverständlich führen, wie ihr möchtet. Ich fand dann aber, offen gesagt, diese "Spekulation" von Zefira doch witzig.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Es war keine Spekulation, sondern als Redensart gemeint, wie man etwa auch sagt: "Ziehst du das schöne rote Kleid an?" - "Ich fürchte nein, es ist zu eng geworden." Da "fürchtet" man ja auch nichts, sondern will nur beschönigt ausdrücken, dass die Erwartung enttäuscht wird.

    Im übrigen, Leseigel , können wir hier unseren Austausch über das Buch so führen, wie wir wollen! ;)

  • @sandhofer- Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich hatte nur deinen letzten Post mit Zitat gesehen, als ich meinen vorigen Post schrieb und nicht, das Zefira inzwischen eine weitere Zusammenfassung geschrieben hatte. Da dachte ich, es bezog sich auf die Zusammenfassungen der Kapitel überhaupt.


    Ist alles klar Zefira, es war ein Missverständnis.

    „Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“ Abbas Khider

  • Kapitel 9: Es stürmt, und "Daniel Jürges dachte nicht an seine Heuernte, die er in diesem Jahr samt und sonders in dem alten Hause verwahrte, damit der ganzen Gemeinde kund wurde, wie notwendig das Pfarrhaus dieses Gebäude gebrauchte." Dumm und kindisch. An dem alten Schuppen entzündet sich ein ganzer Machtkampf und der Pastor lässt lieber sein Heu verwehen, als dass er auch nur ein Fitzelchen nachgibt.

    Ich muss sagen, dass die Gespräche zwischen dem alten Pfarrer und seinem Sohn mir sehr fremdartig klingen; ich kann zwar nachvollziehen, aus welchen Ansichten heraus sie geführt werden, aber mir ist es sehr fremd, welche ungeheure Wichtigkeit hier einer bestimmten Glaubensform oder -richtung beigemessen wird - es handelt sich ja nicht mal um ein unterschiedliches Bekenntnis, sondern nur um unterschiedliche Meinungen in der Auslegung. Für Kiellands Buch habe ich irgendwo im Netz die Bezeichnung "früher Emanzipationsroman" gefunden, was mich neugierig gemacht hat. Es ist tatsächlich recht abstoßend, wie Vater und Sohn hier darüber diskutieren, wie die zukünftige Frau bzw. Schwiegertochter erzogen und geleitet werden soll; aber ich bin mir nicht sicher, ob und inwieweit Kielland gerade diesen Punkt kritisch betrachtet.


    Ganz klar ist aber seine Meinung über das Gespräch zwischen Mutter Jürges und Gabriele: Gabriele will unbedingt Klavier spielen, denn "konnte etwas Freies, Menschliches durch all diese Angst seinen Weg finden, so musste es die Musik sein." Gemeint ist Frau Jürges' Angst, frei zu sprechen oder auch nur frei zu denken. Und so spielt sie "Sachen", die in "dem alten Saitenklang neuen Sinn erhielten, weil diese Töne so weit weg gesandt werden sollten und eine wiederfinden, die zurückgeblieben war." Es war zu erwarten, dass Gabrieles Spiel - sie spielt ein früheres Lieblingsstück der Pastorin, wohl recht anspruchsvolle Musik - die alte Frau traurig macht, sie will die Musik nicht mehr hören. Das ist ein, wie ich finde, meisterhaft gestalteter Vorfall, der beide Frauen deprimiert zurücklässt.

  • Danke für die Zusammenfassung dieses Kapitels, Zefira.

    Ich glaube, der Schuppen hat eine eher symbolische Bedeutung. Mein erster Eindruck war, die Geschichte würde sich um die Opposition zwischen dem Pfarrer und den Bauern drehen, wo der Schuppen ja der Anlass war, und dann kam auf einmal die Situation mit der Gabriele.


    Ich habe den Eindruck, der Pastor fühlt den Sohn während des Gesprächs in diesem Kapitel die ganze Zeit auf den Zahn, um zu sehen, wie weit er schon zur "Feindin" Gabriele übergelaufen ist. Er ist dann gewissermassen beruhigt, als er feststellt, dass der Sohn weiter auf seiner Seite ist.


    Zur selben Zeit erreignet sich die Klavierszene zwischen Gabriele und Ihrer künftigen Schwiegermutter. Die Szene ist schon deshalb aussergewöhnlich, weil die Sprache, die zwischen diesen zwei Frauen nicht recht zu Stande kommt, durch die Musik ersetzt wird.


    Kielland macht aus der Wilhelminne Jürges, in ihrer Unterwürfigkeit gegenüber ihrem Manne, fast eine Karikatur. Sie ist eine Art Engel im Haus, der sich die ganze Zeit für ihren Mann und ihre Kinder opfert. Ihre eigene Individualität ist abhande gekommen. Durch die viele Hausarbeit beansprucht, sind ihre intelektuellen Fähigkeiten eingegangen, sie kann kaum noch inteligenteren Gesprächen folgen. Ihr Mann, dem nicht bewusst ist, dass sie seinetwegen so geworden ist, hätte lieber eine salonfähigere Frau.


    Aber Minne hat eine ausserordentliche Sensibilität, sie merkt jede Gemütsveränderung ihres Mannes. So sieht sie dann auch gleich, dass Gabriele, die sie wahrscheinlich mit den Augen ihres Mannes betrachtet, nicht die richtige Braut für ihren Sohn ist. Die ist viel zu unabhängig. Wie Gabriele ihr aber dann später vorspielt, werden die Erinnerungen, die in ihr aufsteigen, unerträglich.

    „Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“ Abbas Khider

    2 Mal editiert, zuletzt von Leseigel ()

  • Hallo Zefira,


    Was meinst du? Betrachten wir diese Runde als beendet oder schreiben wir noch etwas dazu, um sie abzurunden?


    Es hat sich zwar niemand zum Inhalt gemeldet, aber ich nehme an, dass es stille Mitleser gab.

    „Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“ Abbas Khider

  • Ich würde gern noch dazu sagen, dass mir das Ende des Textes nicht recht klar wurde. Die Metapher vom Tauwetter auf der letzten Seite - dass das Tauwasser die Schneereste mit sich fortspült und Platz geschaffen wird, dass die Saat aufgehen kann - ist deutlich. Aber was ist nun eigentlich Johannes' Fazit? Es sieht so aus, als ob er im Stillen seiner Braut recht gibt, obwohl der Bruch endgültig ist. Gabriele ist eine beeindruckende Figur in ihrer konsequenten und aufrechten Haltung.

  • Nachdem "Erzengel Gabriele" der religiösen und moralischen Starre von Daniels Kirche mit ihren moderneren Ansichten und ihrer Musik die Stirne bietet und anschliessend zurückweisst, setzt der Schnnesturm ein, der alles Alte zerstört, vor allem auch den baufälligen Schuppen, der den alten Pfarrer und seine altmodische viereckige Ordnung darstellt. Ich denke, Johannes kommt durch seiner Beziehung zu Gabriele zu der Erkenntnis, dass die Einstellung seines Vaters zur Religion nicht die einzig Mögliche ist und dass er dazu berufen sein könnte eine neue, wohl flexiblere, Kirche einzuführen.

    „Seit ich die deutsche Sprache kenne, träume ich nicht mehr davon die Welt zu verändern. Ich habe nur noch ein Ziel im Leben: Ich will diese Sprache erneuern.“ Abbas Khider