Lew Tolstoi - Anna Karenina

  • Annas Mann tut mir hier irgendwie leid. Er merkt, dass er mit Anna reden sollte, weiß aber nicht wie. Und diese steigt natürlich nicht drauf ein. Innerlich hat sie sich schon entschieden.


    Bin gespannt ob wir den ganzen Abschnitt bei Anna bleiben oder auch wieder zurück nach Moskau gehen.


  • Annas Mann tut mir hier irgendwie leid. Er merkt, dass er mit Anna reden sollte, weiß aber nicht wie. Und diese steigt natürlich nicht drauf ein. Innerlich hat sie sich schon entschieden.


    Ich finde es erstaunlich, wie Anna plötzlich so absoluten Widerwillen gegen ihren Mann empfindet. Sie scheint gar nicht mehr klar zu denken. Wie hat sie denn wohl ihren Mann wahrgenommen, bevor sie Wronski begegnet ist? Ihr Mann bemüht sich ja um eine vernünftige Lösung und da ist es schade, dass Anna das gar nicht zur Kenntnis nimmt.

  • Ich finde es erstaunlich, wie Anna plötzlich so absoluten Widerwillen gegen ihren Mann empfindet. Sie scheint gar nicht mehr klar zu denken. Wie hat sie denn wohl ihren Mann wahrgenommen, bevor sie Wronski begegnet ist? Ihr Mann bemüht sich ja um eine vernünftige Lösung und da ist es schade, dass Anna das gar nicht zur Kenntnis nimmt.


    Wahrscheinlich war sie schon längere Zeit nicht glücklich oder es ist ihr nie aufgefallen wie ihre Ehe wirklich aussieht. Durch Wronski wird ihr plötzlich klar wie viel ein Mann für eine Frau empfinden kann.


    Ich hatte nämlich den Eindruck, dass Anna ihren Mann gar nicht glaubt, dass er sie liebt als er es sagte. Oder dass er es nur so sagt weil es sich eben gehört, dass man sich liebt.


    Viele Paare leben doch auch noch heute einfach so nebeneinander und denken alles ist in Ordnung. Und dann kommt jemand und zeigt einem wie es sein könnte und schon stellt man alles in Frage und das eigene Leben ist einem plötzlich zuwenig.

  • Ja, so ist es bestimmt. Nur ist da noch ein Unterschied zwischen Gleichgültigkeit und dieser Abscheu, die Anna empfindet. Wenn beide bisher nur nebeneinander hergelebt haben, könnten sie sich doch nüchtern auf was einigen. Er versucht es ja, aber Anna scheint das nicht zu gelingen. Ich warte ja noch drauf, ob noch etwas über ihre Ehe enthüllt wird. Oder Anna ist einfach nur extrem emotional und nicht rational...

  • Wronskij und Karenin,
    Ein Duell hätte seine Vorteile, aber dann wäre die Geschichte zu schnell vorbei boxen


    Das Pferderennen aus verschiedenen Perspektiven, das fand ich spannend zu lesen, sogar einer der Reiter kam ums Leben. Schade um die Stute, aber nicht mal er (Wronskij) selbst macht ihr den Gnadenschuss. In Wronskij steckt einfach zuviel eines Flaneurs.


    Ich bin kurz vor dem Ende des 2. Teils, also bei Kitty, die gerade feststellt, dass Konstantins Bruder, Nicolaj Lewin, sich ebenfalls auf Kur dort befindet.


    Kitty sucht einen Lebenszweck und bewundert eine junge Pflegerin.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Das Pferderennen aus verschiedenen Perspektiven, das fand ich spannend zu lesen, sogar einer der Reiter kam ums Leben. Schade um die Stute, aber nicht mal er (Wronskij) selbst macht ihr den Gnadenschuss. In Wronskij steckt einfach zuviel eines Flaneurs.


    Mich hat dieses Pferderennen auch sehr beeindruckt, v.a. das Ende. Wronski ist ja ganz hingerissen von seiner Stute und trotzdem ruiniert er das Pferd und es muss getötet werden. Ob das schon ein Vorgeschmack auf seine Beziehung zu Anna sein soll?

  • Mich hat dieses Pferderennen auch sehr beeindruckt, v.a. das Ende. Wronski ist ja ganz hingerissen von seiner Stute und trotzdem ruiniert er das Pferd und es muss getötet werden. Ob das schon ein Vorgeschmack auf seine Beziehung zu Anna sein soll?



    Sehr guter Gedanke! :klatschen:
    Davon bin ich überzeugt, dass uns hier Tolstoi ein Vorgeschmack zum Ausgang der Geschichte gibt, wie auch die Bahnhofszene, die wir schon erwähnt haben. Ich habe den Eindruck, dass diesen Kniff Tolstoi nur bei Anna und Wronskij anwendet.

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Der 3. Teil geht gleich los mit einem Gespräch zwischen den Brüder Konstantin und Iwan. Und es zeigt, dass gesellschaftliche Veränderungen nicht immer durchführbar sind. Probleme gehen meist tiefer und Umwälzungen brauchen Zeit.


    Was mich immer wieder irritiert, ist das extreme Gefühlsleben der Personen, so sympathisch sie auch wirken. Dolly ist eine gute Mutter, aber die kleinste Streiterei zwischen ihren Kinder und sie ist todunglücklich, dass bei ihnen eine unüberwindbare Schlechtigkeit durchbricht.


    Lewin ist in seinem Stolz unerbittlich. Es gibt noch mehr Beispiele.


    Ich glaube, dieser Charakterzug, in Extreme zufallen, hatte auch Tolstoi, wenn ich da an die "Kreutzersonate" denke.

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Lewin scheint ja immer hin- und hergerissen zwischen seinem Dasein als Grundbesitzer und seinem Wunsch nach einem einfachen Leben, quasi als Naturbursche. Er mischt sich unter die Bauern, hilft beim Ernten und überlegt sogar, eine Frau aus dieser Schicht zu heiraten. Er schiebt Kitty ganz weit weg und verdrängt seine Gefühle zu ihr. Die kommen dann aber schlagartig wieder zurück, als Dolly ihm wieder Mut macht. Ich kann ihn irgendwie nicht einschätzen.


    Aber die meisten der Personen sind sehr vielschichtig angelegt und z.B. bei Karenin weiß ich einfach wirklich nicht, ist er der Böse oder einfach nur ein armer Kerl... Handelt Anna vernünftig oder nicht? Stepan ist ja eher ein zweifelhafter Charakter, trotzdem finde ich ihn fast noch am sympathischsten von allen.

  • Nachdem ich ein paar Tage frei hatte, habe ich die Gelegenheit ergriffen und das Buch fertig gelesen. Es hat einen richtigen Sog entwickelt und ich wollte unbedingt wissen, was weiter passiert. Ich möchte euch inhaltlich nicht vorgreifen, deshalb nur ein paar allgemeine Anmerkungen.


    Ich war überrascht, wie angenehm sich das Buch liest, hatte es mir weitaus sperriger vorgestellt. Die Übersetzung hat mir gut gefallen, auch wenn ich hie und da gerne noch ein paar zusätzliche Anmerkungen gehabt hätte. Manches bleibt unverständlich. Die verschiedenen Handlungsstränge wechseln sich miteinander ab, greifen aber auch immer wieder ineinander. Insgesamt war die Lektüre dadurch sehr abwechslungsreich und vielseitig. Am meisten hat mir die Handlung um Kitty und Lewin gefallen. Anna und Wronski waren mir irgendwie etwas zu arg in ihre Emotionen verstrickt, schon fast depressiv. Von Dolly und Stepan hätte ich gerne mehr erfahren. Dolly ist ja eine eher konservative Frau, die einerseits stolz ist auf ihre vielen Kinder, auf der anderen Seite darunter leidet, sich um kaum etwas anderes kümmern zu können. Auch über Karenin hätte ich gerne mehr erfahren. Mir ist er ein Rätsel geblieben...


    Das Buch gibt einen schönen Einblick in die russische Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ich lese gerne Bücher aus dieser Zeit und fand deshalb die russische Perspektive sehr spannend. Manchmal waren es auch nur Kleinigkeiten. Wenn man z.B. bedenkt, wie die Eisenbahn in den extrem kalten und schneereichen russischen Wintern die Leute zuverlässig überall hinbringt. Sie pendeln quasi zwischen Moskau und Petersburg. Und bei uns liegen immer gleich die S-Bahnen lahm, wenn es etwas schneit :grmpf:. Wahrscheinlich ist der Strom daran schuld, bringt nicht nur Gutes :breitgrins:.


    Ich bin gespannt, wie eure Eindrücke so sind. Viel Spaß noch beim Lesen bzw. Hören!

  • Ich komm endlich wieder zum lesen und schaue gerade Lewin zu wie er die Aussaat überwacht. Finde ich sehr interessant.


    Ich hab gerade mal 250 Seiten gelesen. Aber jetzt sollte es wieder schneller voran gehen. Die letzten zwei Wochen habe ich überhaupt nichts gelesen .


  • Ich komm endlich wieder zum lesen und schaue gerade Lewin zu wie er die Aussaat überwacht. Finde ich sehr interessant.


    Es kommt ja immer wieder vor, dass Lewin darüber jammert, dass er jeden Handgriff seiner Bauern und Angestellten überwachen muss. Sonst passiert entweder nichts, oder nur Blödsinn. Mit dem "neumodischen Zeugs", das Lewin so im Kopf hat bzgl. Landwirtschaft, will sich keiner anfreunden. Das stelle ich mir sehr anstrengend vor, bei so einem großen Landgut...

  • Es kommt ja immer wieder vor, dass Lewin darüber jammert, dass er jeden Handgriff seiner Bauern und Angestellten überwachen muss. Sonst passiert entweder nichts, oder nur Blödsinn. Mit dem "neumodischen Zeugs", das Lewin so im Kopf hat bzgl. Landwirtschaft, will sich keiner anfreunden. Das stelle ich mir sehr anstrengend vor, bei so einem großen Landgut...


    Ich hab mir beim Lesen gedacht warum er sich keinen neuen Verwalter sucht. Aber das wurde ja beantwortet. Er hatte schon einige und die sind alle gleich.

  • Bis zum Ende des 3. Teil geht es um Lewin und seine Gedanken wie er die Landwirtschaft in die Moderne bringen kann, über seine Entmutigung keine Ehefrau zu finden, da er Kitty liebt, sehr schön übrigens wie es ihn ins Herz trifft, als er sie in der Kutsche sitzen sah, und über den Tod und seine eigene Sterblichkeit. Es strömt einem das Leben pur entgegen !.


    Ich komme zum 4. Teil



    Zitat von "thopas"

    Das Buch gibt einen schönen Einblick in die russische Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ich lese gerne Bücher aus dieser Zeit und fand deshalb die russische Perspektive sehr spannend. Manchmal waren es auch nur Kleinigkeiten. Wenn man z.B. bedenkt, wie die Eisenbahn in den extrem kalten und schneereichen russischen Wintern die Leute zuverlässig überall hinbringt. Sie pendeln quasi zwischen Moskau und Petersburg. Und bei uns liegen immer gleich die S-Bahnen lahm, wenn es etwas schneit :grmpf:. Wahrscheinlich ist der Strom daran schuld, bringt nicht nur Gutes :breitgrins:.


    :breitgrins:


    dieser Einblick in die russische Gesellschaft gefällt mir wirklich sehr gut !



    Jaqui,
    alle wieder gesund bei dir?


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Maria: ja. Gott sei dank. Aber ich hatte die letzten drei Wochen allgemein eine volle leseflaute. Am abend hab ich fern gesehen und nicht gelesen.



    ja, da ist man einfach fertig mit der Welt !

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)