Juli 2003: Horace Walpole - The Castle Of Otranto ...

  • Dies ist die erste je geschriebene gothic novel, sehr 'gruselig' mit vielen geheimgängen und angeblich übernatürlichen begebenheiten, wie in diesem Genre üblich.
    Das Lesen lohnt sich!
    lg adia

  • Hallo adia,


    wenn es nicht sofort sein muß, würde ich mich bei diesem Vorschlag gerne einklinken. Nicht weil mich das Genre interessiert, wußte wahrscheinlich gar nicht so recht, was das ist (deshalb auch Danke für Deinen Link über das Thema), aber das erste Buch einer Gattung ist ja eigentlich automatisch ein Klassiker und wenn man über "gotic novel" mitreden will, sollte man ja auch ein Buch der Gattung gelesen haben.


    Maria
    Haben das Buch soeben bestellt. Also vielen Dank für Deinen Link.


    Liebe Grüße


    Hubert

  • Hallo Hubert, ich freue mich, dass ich Dich für meinen Vorschlag interessieren konnte. Ich habe auch kein Problem, noch zu warten, bei mir häufen sich auch noch andere Lesewünsche, und das Buch liegt schon länger im Regal...also meld' Dich einfach, wenn es bei Dir reinpasst.
    lg, Susanne

  • Hallo adia,


    Jokers hat „Die Burg von Otranto“ inzwischen geliefert.


    Nach Balzacs „Die Frau ....“ steht ja lt. Leseplan für mich im Klassikerforum Jane Austen auf dem Programm und da „Die Abtei von Northanger“ u.a. auch als eine Satire auf „gothic fiction“ gelesen werden kann würde ich gerne den Roman von Horace Walpole vorher lesen. Also entweder analog zu Balzac (es sind ja beides eher dünne Bücher) ode zwischen Balzac und Jane Austen. Was ist Dir lieber, d.h. sofern Du noch interessiert bist?


    Gruß von Hubert

  • hallo Hubert,
    genauso wollte ich es auch machen. 'trocken' kenne ich mich bei den gothic novels zwar schon recht gut aus, vor 'northanger abbey' wollte ich aber auch wenigstens eine gelesen haben. beide bücher sind ja auch nicht so wahnsinnig umfangreich. und was das beste ist: ich habe sie beide zu hause. wenn du willst, können wir jederzeit anfangen. ich freu mich!
    lg, adia :entsetzt:

  • Hallo Adia,


    schön, dass das mit unserem gemeinsamen Lesen klappt; mit Niels Lyhne bin ich fertig und bis zum Wochenende werde ich vermutlich mit "Balzacs Frau ...." aufgeschlossen haben, so daß ich ab Montag dann zweigleisig mit dem "Schloß von Otranto" anfange.


    Wenn Du den Balzac immer noch nicht hast, ein kleiner Tipp: Die Stadtbücherei Bonn hat den Roman in der Zentrale vorrätig und das ist ja von der Uni nicht so weit.


    Liebe Grüße


    Hubert

  • Hallo Adia,


    so ich habe jetzt diesen Thread in das richtige Forum (Gemeinsames Lesen) verschoben und werde heute abend mit dem Buch anfangen. Bin schon sehr gespannt. Wenn Du willst kannst Du den Eintrag im Forum „Gemeinsames Lesen – Chronik“ machen. Mir wäre es recht und Du bist in der Thematik wahrscheinlich besser bewandert als ich. Vielen Dank und viel Spaß bei der Lektüre.


    Liebe Grüße


    Hubert

  • Das Erscheinen von Horace Walpoles Roman: „The Castle of Otranto“ gilt als die Geburtsstunde der “gothic novel”. Was unter „gothic novel“ zu verstehen ist erfährt man unter folgendem Link der die „Elements of the Gothic Novel“ auflistet.


    http://www.virtualsalt.com/gothic.htm


    Wer aber war Horace Walpole?


    Horace Walpole gilt nicht nur als Erfinder der „gothic novel“, sondern auch als Erfinder des englischen (Landschafts-)Gartens. Daneben war er Verleger, Kunstsammler und ein hervorragender und eifriger Briefschreiber, dessen Briefe auch heute noch (es gibt eine 48-bändige Ausgabe seiner Briefe) als geschätzte zeitgeschichtliche Dokumente gelten. Im Hauptberuf aber war er Politiker. Also insgesamt ein sehr interessanter Mann.


    Sein Porträt (von R. Carriera von 1741) findet man unter folgendem Link:


    http://www.english.upenn.edu/~…Frank/People/walpole.html


    Die Vita:


    Am 24.9.1717 wurde Horace Walpole als vierter und jüngster Sohn des ersten britischen Premierminister Robert Walpole geboren. Sein Vater war als Lordkanzler unter Georg I und Georg II berühmt geworden.


    1727-1734 Eton College
    1734-1739 King’s College, Cambridge
    1939-1741 “Grand Tour” (übliche Reise für reiche englische junge Männer auf dem Kontinent „um sich die Hörner abzustoßen“) mit seinem Freund dem Dichter Thomas Gray, den Walpole vom Eton College kannte.
    1741-1768 Mitglied des britischen Parlaments
    1747 Kauf eines kleinen Landhauses an der Themse in Twickham (bei London). Dieses Haus mit Namen „Strawberry Hill“ baute Walpole in mehreren Phasen bis 1776 in ein bizarres, gotisches Schloß um.


    (Strawberry Hill auf einer Seite der „Freunde von Strawberry Hill“):
    http://www.friendsofstrawberryhill.org/


    Nach der zweiten Umbau-Phase fand 1764 eine Einweihungsfeier statt, bei der u.a. der Fürst von Anhalt-Dessau Gast war. Der Landsitz Strawberry Hill wurde dadurch zum Vorbild für den Wörlitzer Landschaftspark bei Dessau, der heute zum Weltkulturerbe zählt.


    1765 veröffentlichte Walpole den Roman „The Castle of Otranto“. unter seinem Namen. Bereits ein Jahr vorher war der Roman anonym erschienen, als angebliche Übersetzung aus dem Italienischen von 1529. Erst nach dem ungewöhnlichen Erfolg des Romans bekannte sich Walpole in der zweiten Auflage als Autor. Der Roman spielt zwar im Italien zur Zeit der Kreuzzüge, das Vorbild für die Burg ist aber nicht in der Stadt Otranto in Apulien (die Stadt hat Walpole aber möglicherweise bei seiner „Grand Tour“ besucht) zu suchen, sondern wie man aus einem Brief weiß, „Strawberry Hill“ mit seinem Labyrinth von Hallen, Gängen und Türmen.


    1791 wird Walpole zum vierten Earl of Oxford ernannt
    1794 formuliert er in "Über die englische Gartenkunst" - die Konzeption des Englischen Landschaftsgartens, in dem Natürlichkeit und Freiheit eine glückliche Symbiose eingehen sollen.


    1797 stirbt Horace Walpole



    Einen Essay über „The Gothic Phenomenon“ in Walpoles Roman findet man unter:


    http://home.mindspring.com/~blkgrnt/footlights/foot51.html

  • Hallo adia,


    nach anfänglichen Problemen habe ich mich jetzt doch ganz gut eingelesen und werde von der Spannung richtig mitgezogen. :smile: Jetzt habe ich auch verstanden, was Steffi mit "wohligem Gruseln"? meint. :entsetzt:


    Walpole nannte ja Shakespeare als Vorbild für seinen Roman, hast Du da schon Beziehungen feststellen können? Zumindest die Aufteilung des Romans in fünf Abschnitte deutet ja auf eine Konzeption nach dem klassischen Aufbau einer Tragödie hin. Achte mal darauf ob die Kriterien erfüllt sind. Ich bin ja da meistens schon etwas voreingenommen.


    Den Thread im Forum Chronik habe ich jetzt selbst angelegt, ich nehme mal an, Du hast zu wenig Zeit. :zwinker: Horace Walpole war ja, wie ich jetzt festgestellt habe, ein sehr interessanter Mann und ich frage mich wieso mir der Name bisher nicht bekannt war. Kanntest Du ihn eigentlich vor dem Roman?


    Gruß von Hubert

  • Hallo Hubert,
    ich habe bisher nur das erste Kapitel lesen können, da mich ein zeitgenössischer Roman momentan gefangen hält :zwinker: .
    Den Thread in der Chronik hab ich nicht gemacht, weil ich mir nicht sicher war, wie das geht, bin doch pc-unerfahren... :redface:
    Bereits das erste Kapitel ist gespickt mit typischen gn-Merkmalen, die unheilvolle Prophezeiung (die hat mich übrigens an Macbeth erinnert, da Du ja schon auf Shakespeare verwiesen hast,und, meine damaligen Mitleser würden mir sicher zustimmen, an das Ende von Moby Dick), die Flucht Isabellas vor dem unheimlichen Manfred, und natürlich die Geheimgänge, die das Schloss mit der Kirche verbinden.
    Ich fand die Handlung sehr kompakt, meine Ausgabe hat 80 Seiten, die Unterteilung in 5 Kapitel hattest du bereits erwähnt, und wenn man bedenkt, wieviel Handlung Walpole in diese 80 Seiten verpackt...
    Ich habe einige Passagen mehrmals gelesen, weil ich das Gefühl hatte, etwas überlesen zu haben. daher ist dies das erste Buch, bei dem ich sofort sagen würde, dass es sich unter keinen Umständen als Hörbuch eignet. diese ständige Rückspulerei... :rollen:
    'Gruselig' fand ich es eigentlich gar nicht, eher hauptsächlich unfreiwillig komisch.


    Horace Walpole hat sich meines Wissens nur durch diese gn in der Literaturgeschichte verewigt. Darüber hinaus bliebe noch zu sagen, dass sein Vater, Sir Robert, englischer Premierminister war. Skurrile Geschichten gibt es von ihm (Horace) aber noch einige. War wohl ein seltsamer Mensch. :elch:


    lg, adia :winken:

  • Hallo,


    als Liebhaber der phantastsichen Literatur und da natürlich auch der gothic novel, wollte ich mitlesen, aber ihr seit mir zu schnell. Vielleicht lege ich noch mal nach.


    Aber zu Horace Walpole gibt es eine gutes Porträt von Harry Timmermann (ursprünglich eine Radiosendung:


    http://www.freilach.com/Literatur/walpole.htm


    LG Dyke

  • Hallo zusammen,


    @adia
    Hallo adia,


    Bereits das erste Kapitel ist gespickt mit typischen gn-Merkmalen


    Wahrscheinlich sind die Merkmale ja genau nach diesem Buch erstellt worden, so dass sie auch alle auftauchen werden.


    Ich fand die Handlung sehr kompakt


    Das hat mich auch überrascht, wenn man bedenkt wie ausführlich die englische Literatur in dieser Zeit war (Sternes Tristram Shandy ist ja nur fünf Jahre vorher erschienen), das muss ja für die damaligen Leser nicht nur dem Inhalt nach sondern auch vom Stil her sehr ungewöhnlich gewesen sein


    Horace Walpole hat sich meines Wissens nur durch diese gn in der Literaturgeschichte verewigt.


    Es gibt noch ein Drama in der Richtung von ihm: „Die geheimnisvolle Mutter“ und ein heute noch berühmtes Gartenbuch, dazu eine Briefsammlung in 48 Bänden, also ein sehr vielseitiger Mensch und eine wertvolle Kunstsammlung hat er im Laufe seines Lebens auch zusammengetragen und Bücher verlegt u.a. von seinem Freund, dem Dichter Thomas Gray


    Dyke
    Hallo Dyke,


    vielen Dank für den Link, aber wieso sind wir Dir zu schnell, ein Kapitel in einer Woche, langsamer geht’s eigentlich nicht mehr, also noch eine gute Möglichkeit zum Einsteigen.



    Viele Grüße von Hubert

  • Hallo Hubert,


    ..na, wer hätte das gedacht: Theodore der Sohn des Pfarrers? Und der Pfarrer jetzt auch ein italienischer Adliger? Diese Wendung hätte aber niemand voraussehen können. Was hast du gedacht, als es herausgekommen ist?


    Zitat von "Hubert"

    Wahrscheinlich sind die Merkmale ja genau nach diesem Buch erstellt worden, so dass sie auch alle auftauchen werden.


    Da hast Du sicherlich recht, aber auch Prototypen werden doch noch verändert/verbessert?


    lg, adia

  • Hallo Adia,


    dass der „Hirte“ Theodore der wahre Erbe von Otranto ist, war mir eigentlich von Anfang an klar, und da er nicht der Sohn von Alfonso sein konnte, war der Pfarrer als Zwischenglied ja unvermeidlich, das hat mich nicht groß überrascht obwohl es dann sehr spannend war, wie Walpole das ganze nach und nach auflöst. Oft entsteht ja mehr Spannung, wenn man das Ende schon ahnt, als wenn es überraschend kommt.


    (Achtung!! nicht weiterlesen, wenn Du das Buch noch nicht zu Ende gelesen hast, mich hat die Spannung einfach mitgezogen und ich bin durch)


    Obwohl Überraschungen gab es ja genug: z.B. wie der edle Frederick/Friedrich, der ja gekommen war um Manfred von Otranto zu vertreiben, plötzlich auf dieses Vorhaben verzichtet und diesem sogar seine Tochter Isabella zur Frau geben will, nur weil er auf dessen Tochter Mathilde scharf ist. Oder wie der Weg für Isabella zu ihrem Geliebten Theodore doch noch frei wird, weil Manfred dessen Geliebte, seine eigene Tochter, wenn auch versehentlich, meuchelt.


    Fast unerträglich war für mich, Hippolite und ihre aufopferungsvolle, alles verzeihende Liebe zu Manfred, das fand ich schon schaurig, jedenfalls schauriger als die eigentlichen Gruselelemente: der Ahnherr der aus dem Rahmen seines Porträts heraussteigt (da bin ich von Woody Allen besseres gewohnt), oder das Skelett in der Mönchskutte. Selten aber, wenn überhaupt, habe ich einen Roman gelesen, bei dem auf so wenigen Seiten soviel passiert. Also langweilig wurde es nie, Walpole hat auf jeden Fall für Action gesorgt.


    Liebe Grüsse von Hubert

  • Lieber Hubert,
    Du hast Recht, an Überraschungen hat Walpole nicht gespart. Trotzdem hat mich der Roman nicht wirklich gepackt, es wirkte auf mich einfach zu konstruiert, zuviele Dinge sind auf einmal erzählt worden. Sicherlich nützlich. so etwas mal gelesen zu haben, aber wegen des Lesevergnügens würde ich ihn niemandem weiterempfehlen.
    Liebe Grüsse, adia