Sammelthread zur Rettung der Kasuskongruenz

  • Von der Buchhandlung Proust in Essen:


    Zitat


    Zum 155. Geburtstag Hermann Balsens, dem Erfinder des nach Gottfried Wilhelm Leibniz benannten Leibniz-Butterkeks.



    Ein Fehler, ein Zweifelsfall.
    Dass 'dem Erfinder' falsch ist, ist klar. Aber was macht man mit dem Keks?


    des Butterkekses?
    des Butterkeks'?



    EDIT: Laut Duden ist 'des Keks' korrekt, 'des Kekses' allerdings auch.

  • Ulrich Raulff, Wiedersehen mit den Siebzigern, Klett-Cotta 2014, S. 86:


    "Anfangs zog es mich stärker in die Bibliothek der Sorbonne, vielleicht der Studentinnen, vielleicht auch der Historienmalerei und dem Zierrat der Decken wegen - ..."


    Aua.

  • Zwar auch off-topic, weil nicht Kasus-Kongruenz; aber jetzt schwappt das schon in die Zeitungen über. (Zugegeben: Gratis-Pendler-Zeitung.)


    «Die Illusion ist: Je mehr ich über den Partner weiss, desto eher kann ich die Bedrohung ausschliessen – etwa das der Partner mich betrügt.»


    Kannte ich bisher nur aus Foren (dort allerdings zu Hauf) und auch aus vielen Bücher-Blogs.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat

    Dies alles geschah am Anfang des wirren Jahres 1918, genau das Jahr der Ernennung unseres Landsmannes (...) zum Befehlshaber der damals von Trotzki gegründeten Armee. Genau das Jahr, in dem die Bolschewiken ein Dekret erließen, mit dem Titel Das sozialistische Vaterland in Gefahr, in dem es unter Paragraph 8 lautete...
    (Nino Haratischwili, Das achte Leben (für Brilka), S. 79)


    Aua.

  • In diesem Roman von Nino Haratischwili sind so viele Grammatikfehler, dass es sich lohnt, noch ein paar davon zu sammeln. Offenbar hat der Verlag mehr ins Marketing als ins Lektorat oder Korrektorat investiert. :breitgrins:


    Zitat


    Zwei Wochen später wurde er in der Sankt-Georg-Kirche, eine der wenigen noch intakten Kirchen der Stadt, auf den Namen Konstantin getauft, sie riefen ihn aber fortan "Kostja". (S. 112)


    Zitat

    Er hatte sich gerade ins Bett gelegt und las in der Schatzinsel, ein Buch, das er sehr liebte. (S. 182)


    (wird fortgesetzt)

  • Hallo!


    Was muss man im Zweitberuf sein, um sich auf diese Weise echauffieren zu können - Deutschlehrer, Leserbriefschreiber? Ein nachlässiges Lektorat kann natürlich ärgerlich sein, noch seltsamer will mir aber dieses freudige Sich-Einnässen beim Finden eines Grammatik-Syntax-Orthographie-Fehlers erscheinen. Gut, ich war auch stolz, als ich als 8jähriger in der Volksschule eine Urkunde bekam für meine Rechtschreibkünste. Aber im fortgeschrittenen Alter sein Selbstbewusstsein durch das Aufdecken echter oder vermeintlicher Grammatikfehler aufzupolieren? Denn diese Fehler sind nicht immer Fehler: Entstehen sie doch häufig durch Verkürzungen, die der geneigte Leser im Geiste ergänzen soll (darf) - etwa beim oben monierten Butterkeks. Denn offensichtlich will man hier <b>dem</b> Erfinder gratulieren (und das zu Recht im Dativ), ohne aber für eine solche Gratulation Platz gefunden zu haben auf der Ankündigung.


    Nein, ich singe nicht das Loblied auf alle Sprachverhunzer. Aber wenn bei einem Buch - statt über den Inhalt zu berichten - einzig über alle 50 Seiten auftretende Grammatikfehler geschrieben wird, fühle ich mich doch sehr an altertümliche und eigentlich der Vegessenheit angehörende Schulaufsatzbeurteilungen erinnert: Nein, leider kein "Sehr Gut" trotz des originellen Inhalts: Denn ein "das(s)"-Fehler ist unverzeihlich. Setzen!


    Grüße


    s.


  • Denn diese Fehler sind nicht immer Fehler: Entstehen sie doch häufig durch Verkürzungen, die der geneigte Leser im Geiste ergänzen soll (darf) - etwa beim oben monierten Butterkeks. Denn offensichtlich will man hier <b>dem</b> Erfinder gratulieren (und das zu Recht im Dativ), ohne aber für eine solche Gratulation Platz gefunden zu haben auf der Ankündigung.


    Da können Sie sich soviele Gratulationen und Dative denken, wie Sie mögen. Aber an die Stelle gehört nun mal der Genitiv. :breitgrins:


  • Was muss man im Zweitberuf sein, um sich auf diese Weise echauffieren zu können - Deutschlehrer, Leserbriefschreiber? Ein nachlässiges Lektorat kann natürlich ärgerlich sein, noch seltsamer will mir aber dieses freudige Sich-Einnässen beim Finden eines Grammatik-Syntax-Orthographie-Fehlers erscheinen. Gut, ich war auch stolz, als ich als 8jähriger in der Volksschule eine Urkunde bekam für meine Rechtschreibkünste. Aber im fortgeschrittenen Alter sein Selbstbewusstsein durch das Aufdecken echter oder vermeintlicher Grammatikfehler aufzupolieren? usw.


    Hallo JHNewman und alle anderen Beiträger des Sammelthreads zur Rettung der Kasuskongruenz!


    Wer sich hier in Wahrheit freudig einnässt, weil er etwas gefunden hat, worüber er sich echauffieren und woran er sein Selbstbewusstsein aufpolieren kann, ist sb oder orzifar aus dem Nachbarforum, der nun schon zum wiederholten Male in der oben zitierten Art hier und dort Mitglieder beleidigt, vergrault und zum Schweigen gebracht hat. Das möge hier bitte nicht geschehen!


    Ich liebe Sprachen mit casus wie Deutsch, Russisch, Latein und Griechisch. Fälle bereichern die Sprache und machen sie poetisch und geschmeidig. Den schleichenden Niedergang der Fälle im Deutschen, der wahrscheinlich nicht aufzuhalten ist, sehe ich mit Bedauern. Deshalb bin ich froh, dass sich hier ein Fähnlein aufrechter Sprachhüter und -liebhaber gefunden hat. Bitte macht weiter! :klatschen:


    P.S.
    In einigen Fällen bin auch ich der Meinung, dass es sich um elliptische Formulierungen handelt, bei denen eine Inkongruenz des Falles möglich ist.

  • In einigen Fällen bin auch ich der Meinung, dass es sich um elliptische Formulierungen handelt, bei denen eine Inkongruenz des Falles möglich ist.


    Allerdings fände ich eine andere Zeichensetzung (Gedankenstrich, Semikolon, Punkt) besser als verwendete. Ein Komma deutet auf einen zu glatten Übergang hin - ein Anakoluth sollte klarer markiert werden.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus