Joseph Roth: Radetzkymarsch

  • Ich gehe davon aus, die Leserunde ist eröffnet.


    Gestern habe ich noch den ersten Abschnitt gelesen, in dem kurz das Leben des adligen Trottas beschrieben ist. Ich schreibe später noch etwas über meine Eindrücke.

  • Joseph Roth lässt seinen Roman mit einem Ereignis beginnen welches auch gut am Schluss einer Novelle stehen könnte. Aber nach der kurzen Aufregung werden wir im ersten Abschnitt mit einen recht gewöhnlichen Lebensweg vertraut gemacht. Es ist mehr oder minder eine Vorgeschichte, die etwas über die Herkunft des Leutnants Trotta und seinen Charakter verrät. In seinen Aufgaben mittelmäßig, seinem Inneren wahrhaftig und starr, wird es wohl zunächst sein Sohn sein, der ausbaden muss was Roth ihm mit dem Vater eingebrockt hat. Die Zeitenhiebe auf Kakanien, sie sind nicht zu überlesen, denke ich.


    Ich kenne ja die Verfilmung, zum Glück ist es einige Zeit her, dass ich sie gesehen habe, so bin ich nun gespannt wie sich der Roman entwickelt.

  • Schade, dass die Runde nicht ins Laufen kommt.


    Immerhin, jahrelang bin ich um das Buch herumgeistert, nun hat mich der Lesevorschlag zubeißen lassen und der Roman schmeckt ausgezeichnet.


    Ich spinne mich nun eben ein und beschäftige mich alleine mit dem Werk.


  • Sorry lost, ich habe die ersten paar Seiten gelesen und hoffe dass ich in den nächsten tagen weiter lesen kann.


    Katrin


    Danke Karin. Also ist doch noch jemand wach geworden. Allerdings habe ich das Buch gestern schon zu Ende gelesen.


    Die ersten Tage hatte ich noch die Zügel angezogen und auf Begleitung gewartet, doch dann merkte ich, dass ich auf ein geflügeltes Pferd aufgesprungen war. Bestimmt ist es auch die melancholische unaufgeregte Prosa Roths die mir liegt und mich beeindruckt, jedenfalls nutzte ich meine freie Zeit weitgehend um zu lesen und war dann selbst überrascht wie flott das ging.


    In den nächsten Tagen werde ich mir noch ein Mal die Verfilmung anschauen, bleibe also in der Geschichte. Falls du etrwas schreibst, werde ich bestimmt auch noch etwas zu sagen haben.

  • Ich kann verstehen dass du schon fertig bist, der Roman liest sich wirklich schnell weg



    Bestimmt ist es auch die melancholische unaufgeregte Prosa Roths die mir liegt und mich beeindruckt, jedenfalls nutzte ich meine freie Zeit weitgehend um zu lesen und war dann selbst überrascht wie flott das ging.


    Die Art wie Roth schreibt finde ich super zu Lesen. Es gibt keinen echten Spannungsbogen, aber dennoch passiert so viel dass es schon fast bemerkenswert ist.
    Ich habe nun das erste Kapitel gelesen. Das Verhalten von Trotta kann ich nicht nachvollziehen, aber für ihn scheint es wirklich eine Sache der Ehre zu sein. Dass er sich wegen der Darstellung in dem Buch dann auch noch mit Franz Joseph persönlich anlegt finde ich sehr gewagt.


    Gehofft hatte ich ja, dass das Verhältnis zu seinem Sohn anders wird, gerade da er ja unter dem kühlen Verhältnis zu seinem Vater gelitten hat, so wie es scheint. Aber Gewohnheiten setzen sich fort.


    Katrin

  • Nett, dass du etwas über deine EIndrücke schreibst.


    Ich meine, Roth demonstiert mit der Geschichte über den Helden von Solferino exemplarisch die Entfremdung zwischen den Völkern Östereich-Ungarns und dem verlogenen politischem System und er zeigt wie dieses Reich beginnt zu scheitern, weil das System unglaubhaft wird und starr an überkommen Prinzipien festhält. Man glaubt noch den Kaiser, aber sieht schon, dass er die Entwicklung nicht mehr versteht und beginnt selbst zu resignieren.


    Was mich zunächst irritiert hat war, dass Roth uns hier keinen typischen Literaturoffizier des 19. Jahrhunderts vorgeführt hat. Der hat nämlich hohe Schulden, ist ein leidenschaftlicher Spieler, säuft und taumelt von einer Affäre in die andere. Man könnte richtig neidisch werden. Statt dessen präsentiert er uns einen braven langweiligen Kerl. Es wird aber im Verlauf der Geschichte klar warum das so ist.


  • Ich meine, Roth demonstiert mit der Geschichte über den Helden von Solferino exemplarisch die Entfremdung zwischen den Völkern Östereich-Ungarns und dem verlogenen politischem System und er zeigt wie dieses Reich beginnt zu scheitern, weil das System unglaubhaft wird und starr an überkommen Prinzipien festhält.


    Das mit "starr" wird schon in den ersten beiden Kapiteln deutlich. In dieser Familie ändert sich nichts an den Traditionen. Wie der Vater so der Sohn. Schon bei Trotta selbst habe ich ja die Hoffnung gehegt dass er mit seinem Sohn anders umgeht, aber das hat sich nicht erfüllt und nun setzt sich diese kühle Haltung wieder fort. Eigentlich schade.


    Warum uns Roth hier aber eine Affäre einer erwachsenen, verheirateten Frau mit einem Kind präsentiert ist mir noch nicht ganz klar.




    Was mich zunächst irritiert hat war, dass Roth uns hier keinen typischen Literaturoffizier des 19. Jahrhunderts vorgeführt hat. Der hat nämlich hohe Schulden, ist ein leidenschaftlicher Spieler, säuft und taumelt von einer Affäre in die andere. Man könnte richtig neidisch werden. Statt dessen präsentiert er uns einen braven langweiligen Kerl. Es wird aber im Verlauf der Geschichte klar warum das so ist.


    Dann bin ich mal gespannt. Ich fand es aber mal ganz nett auch mal andere Offiziere kennen zu lernen, nicht immer den Typus den man immer in solchen Geschichten trifft.


    Katrin


  • Warum uns Roth hier aber eine Affäre einer erwachsenen, verheirateten Frau mit einem Kind präsentiert ist mir noch nicht ganz klar.


    Vielleicht, weil ein verheirateter Mann mit einem Kind so aufregend ist wie ein gebrauchter Spülschwamm.

  • Ich habe in den letzten Tagen versucht weiter zu lesen, aber irgendwie schweifen meine Gedanken immer wieder ab, ich lese zwei Seiten und muss dann feststellen, dass ich keine Ahnung habe was ich gerade gelesen habe.


    Es tut mir leid, aber ich breche das Buch erstmal ab, vielleicht lese ich es ja irgendwann zu Ende.


    Katrin