Willibald Alexis

  • Bei meiner Suche nach kostenlosen Klassikern für den Kindle stieß ich auf den autobiografischen Bericht. "Als Kriegsfreiwilliger nach Frankreich 1815" von W.A., den ich zur Zeit auch schon lese. Aus Wikipedia erfahre ich, dass dieser mit vollkommen unbekannt gewesene Autor der Begründer des deutschen realistischen Romans sei und ein großer Roman von ihm "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht" heißt 8den ich mir auch schon auf den EReader gezogen habe). Nun als Sprichwort ist mir dieser Titel schon lange bekannt, ohne dass ich wusste, vorher das stammt. Der Roman ist sehr umfangreich, ich bin aber versucht ihn zu lesen, da der Kriegsbericht gut und interessant geschrieben ist.


    Bevor ich aber so ein langes Werk beginne, möchte ich doch herumfragen, ob hier jemand den Autor und den Roman kennt und ob der heute noch lesbar ist.

  • Hallo Lost,


    hat er nicht "Die Hosen des Herrn von Bredow" geschrieben?
    ich kenne nichts von ihm; ist mir nur mal in Effi Briest aufgefallen, da wurden die ...Hosen ... erwähnt.


    LG
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • So ist es. Diesen Roman habe ich mir auch schon auf mein elektronisches Papier abgeschrieben. Dass Alexis bei Fontane erwähnt wurde, ist mir jedoch entfallen.


  • Dass Alexis bei Fontane erwähnt wurde, ist mir jedoch entfallen.


    wurde auch nur kurz in Effis Bücherwunschliste erwähnt.


    LG
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo,


    durch Effis Bücherliste kam ich damals auch darauf:
    vor Jahrzehnten habe ich "Die Hosen des Herrn von Bredow" gelesen, in einer uralten Ausgabe, die mir aus der literarisch interessierten Familie meiner Mutter übergekommen ist.
    Es ist ein humoristischer und historischer Roman, der gar nicht so uninteressant und gut zu lesen war. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, geht dem Herrn von Bredow, einem ostdeutschen Landjunker im Spätmittelalter/der frühen Neuzeit (?), am großen Waschtag die Hose verloren. Daraus ergeben sich private und politische Verwicklungen. Ich fand es damals recht amüsant zu lesen.


    finsbury


  • stimmt, und Effi gingen die Hosen sozusagen verloren, weil ihre Angestellte, die in der Bücherei die Bücher zur Ausleihe holen sollte, sich genierte und den Titel auf dem Zettel abschnitt. Raffiniert gemacht von Fontane.



    LG
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Danke für den Hinweis.


    In der Ausgabe für den Kindle heißt es richtig "Pulver"


    Ich werde mich dann wohl nächste Woche an der Ostsee mit den verlorenen Hosen befassen, Ersatz habe ich eingepackt. Finsburys Hinweis klingt verlockend.

  • Mittlerweile habe ich den Bericht: Als Kriegsfreiwilliger nach Frankreich, 1815 gelesen und die Hosen des Herrn von Bredow haben mir eine lange Zugfahrt angenehm gemacht.
    Wieso der Bericht, den Alexis mit etwa 30 Jahren Distanz und kritischen Blick auf den damals Sechzehnjährigen verfasst hat, und der informative Einzelheiten über das Soldatenleben am Ende der napoleonischen Kriege enthält, nicht gedruckt vorliegt und nicht zur Schullektüre gehört, macht mich ärgerlich. Er hat es mehr verdient, als manches hochschweifendes Werk.

  • Schreib doch etwas genauer, wie du den Roman fandest. Möchte mich gerne an meine Lektüreeindrücke erinnern.


    finsbury


    Da sich die DB an ihren Fahrplan hielt, habe ich noch ca. 40 Buchseiten (10% Kindletext) zu lesen und gerade ist es wieder dramatisch. Ich habe die Geschichte, gerade weil sie Geschichte thematisiert, bis jetzt gerne gelesen. Eine, seit Generationen nicht gewaschene Lederhose eines brandenburgischen Ritters fällt ausgerechnet in die Hände seiner Frau (wie sichs gehört, die eigentlich starke Persönlichkeit in der Erzählung), als die große Herbstwäsche ansteht. Da sie am Waschplatz verschwindet entstehen eine Menge Kamalitäten, die den Ritter zeitweilig in Fesseln legen und letzlich einem Vertrauten des Kurfürsten den Kopf kosten. Alles schön durchsetzt mit Anekdoten und durch Geschichten, in denen Aberglaube und herrschende Religion verbunden sind (erinnert mich an den Wanderungen... von Fontane).


    Hintergrund ist die Auseinandersetzung des konservativen Adels, dem seine althergebrachten Rechte durch den Kurfürsten und den Klerus, die zentralisieren und vereinheitlichen möchten, streitig gemacht werden. Am historischen Horizont, die Geschchte spielt am Ende des 15. Jahrhunderts, dämmert der Absolutismus und Alexis zeigt durch Dialoge und die Beschreibung der Intrigen das Ringen um die Macht im Detail.


    Auch wenn es Längen gibt, schreibt Alexis so anschaulich, dass ich mich gut in die Gegebenheiten einfühlen kann. Ich weiß aber nicht, ob ich den Roman in die Ecke der heiteren Literatur einordnen (immerhin fließt Blut) oder ihn mehr als historischen Roman einordnen soll. Aus meiner Sicht hat er das, was einen guten historischen Roman ausmacht. eine spannende plausible Geschichte und eine Auseinandersetzung mit den historischen Gegebenheiten, die in die Zukunft weisen und die nicht aus den Fingern gesogen ist.


    Alexis soll eine Reihe von Romanen über die Geschichte Brandenburgs geschrieben haben. Die werde ich mir ein MAl zusammensuchen, "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht" gehört dazu.


    Übrigens habe ich nun entdeckt, dass der Bericht "Als Kriegsfreiwilliger nach Frankreich, 1815" auch als Buch erhältlich ist.

  • Vielen Dank für die ausführliche Stellungnahme. Jetzt erinnere ich mich auch wieder und kann dir vollkommen zustimmen. Ich schau mal, ob ich mir die von dir erwähnten Werke auch E-Book- frei organisieren kann.


    finsbury