Geschichte einer Stadt / Michail Saltykow-Schtschedrin hab ich heute beendet.
Das ist eine präzis erzählte, garstige Satire mit absolut allgemeinen Qualitäten.
Dumburg ist eine bizarre (Gegen-)Welt, in der Raum und Zeit aufgehoben scheinen, und zum Schluss auch die Geschichte ihren Lauf einstellt. Das geht über Kritik an Zuständen jener Zeit, an Zarenreich und Leibeigenschaft, weit hinaus.
Und weist zum Schluss (Stumpf-Grunzig ist der furchtbarste und am besten gelungene der Stadthauptmänner) auf den Stalinismus hin.
Ein Roman ist das nicht, oder wenn doch, ein sehr experimenteller.
Eher eine Abfolge von Szenen mit bewusst eingeschobenen Brüchen.
Die Geschichte von den Dumburgern, die meinen, sich Herrscher wählen zu müssen, und dann deren Knute ertragen, legt Mechanismen offen, die über Zeit- und Nationengrenzen hinaus gültig sind.
So muss es Satire ja auch machen -
um auch nach 150 Jahren noch genießbar zu sein.
Klar dass man ohne detaillierte Kenntnis russischer Geschichte vieles nicht versteht.
Ein Anmerkungsapparat hätte das Buch wohl auch auf doppelten Umfang gebracht.
Die (oft sprechenden) Eigennamen sind ins Deutsche gebracht so gut möglich.
Ich schiebe gleich mal Die Herren Golowlew nach.
Und dies zur Vertiefung.
By the way, er hieß Michail Jewgrafowitsch Saltykow.
Schtschedrin ist Pseudonym.
Gruß
Leibgeber