Der 1884 in Leipzig geborene und 1950 in New York gestorbene Maler und Graphiker Max Beckmann gehört für mich zu den wichtigsten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Der aufkommenden Abstraktion setzte er einen eigenen erzählenden Stil entgegen, der sich insbesondere im Spätwerk auch mit den überkommenen Mythen auseinandersetzt. Nach dem Besuch der Weimarer Kunstschule beeindruckten ihn auf Reisen nach Paris und Amsterdam die Werke von Paul Cézanne und von Rembrandt sowie in Colmar der Isenheimer Altar, das Hauptwerk von Matthias Grünewald. Da Beckmann den Expressionismus ablehnte, lehnte er folgerichtig auch die Einladung in die Künstlergruppe „Brücke“ einzutreten, ab. Wie Max Liebermann war Beckmann auf der Suche nach einer modernen Form der gegenständlichen, figurativen Malerei.
Im Gegensatz zu anderen deutschen Künstlern, z.B. dem vier Jahre ältere Marc oder dem drei Jahre jüngere Macke, die sich beide freiwillig für den Kriegsdienst meldeten, hielt Beckmann den 1. Weltkrieg für ein „nationales Unglück“. Unter dem Motto „Ich kann nicht auf Russen schießen, wenn Dostojewskij mein Freund ist“, gab er im Krieg keinen einzigen Schuss ab. Seine Zeichnungen, die er als Sanitätshelfer u.a. an der Ostfront fertigte, zeigen die Unmenschlichkeit des Krieges. Nach dem Krieg befasste sich Beckmann mit der Theosophie. Bilder wie die „Frankfurter Synagoge“ oder der „Eiserne Steg“ entstanden, ebenso viele Selbstporträts.
1924 lernt Beckmann in Wien Mathilde Kaulbach kennen, die seine Frau und auch eine der meistgemalten Frauen der Kunstgeschichte wird. Ab 1925 leitet Beckmann ein Meisteratelier an der Kunstschule des Städel-Museums in Frankfurt. 1932 richtet die Berliner Nationalgalerie einen Beckmann-Saal ein und Beckmann beginnt mit dem ersten von zehn Triptychen.. 1933 wird Beckmann aus seiner Professur an der Städelschule entlassen, 1937 seine Werke in der Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Beckmann verlässt Deutschland und geht ins Exil nach Amsterdam, später in die USA, wo er u.a. eine Professur an der Art School des Brooklyn Museums in New York annimmt. Nach Deutschland kehrt er nie wieder zurück.
1990 habe ich zum ersten Mal eine Beckmann Ausstellung besucht, als ich auf der Heimfahrt von Berlin, wo ich mir Roger Waters „The Wall“ auf dem damals noch wüsten Potsdamer Platz anhörte, in Leipzig eine Pause einlegte. Seit dieser Zeit bin ich von Beckmanns Werk fasziniert. Jetzt gibt es wieder eine Beckmann-Ausstellung in Leipzig (noch bis 22. Januar 2012):
http://www.mdbk.de/ausstellungen/aktuell/max-beckmann/
Dazu noch eine Beckmann-Ausstellung in Frankfurt (noch bis 8. Januar 2012):
http://www.staedelmuseum.de/sm/index.php?StoryID=1306
und eine in Basel (noch bis 22. Januar 2012):
http://www.kunstmuseumbasel.ch…l/max-beckmann/?type=http