Juli 2011: Michail Bulgkow - Der Meister und Margarita


  • wobei für mich rätselhaft bleibt, warum er nicht das "Licht" verdient hat, sondern die Ruhe und warum konnte Jeschua ihm keine Ruhe geben, sondern nur Licht?


    Ich würde sagen, das Licht hat schon allein Margarita wegen ihrer Dienste für den Teufel als Ballkönigin nicht verdient, so dass Jeschua ihr kein Licht geben will. Sie hat sich nicht so verhalten, dass sie zum Licht passen würde.
    Ruhe könnte er ihr wahrscheinlich schon geben, aber es ist nicht seine Aufgabe, von ihm würde Margarita es vielleicht nicht so gern annehmen.
    Sie gehört praktisch eher zum Teufel als zu Gott.


    Andererseits liegt ihr Wohl Jeschua noch am Herzen, das soll wahrscheinlich andeuten, dass sie nie wirklich böse geworden ist.



    Die Teufeliaden klingen wirklich gut. :klatschen:

  • Eure Postings klingen nach Abgesang, einige von euch sind bereits mit neuer Lektüre beschäftigt und in neuen Leserunden engagiert. So will ich es auch gut sein lassen! :zwinker:
    Es war schön, das Buch mit euch zu lesen. Auch wenn vieles Interpretations- und Erklärungswürdige offen und unbesprochen blieb. Wie schön, dass wir dieses Buch - in Zeiten schlimmster Tyrannei und Unterdrückung des Geistes entstanden und wie Flaschenpost auf uns gekommen - immer noch mal lesen können, ganz ohne Auswendiglernen und Samisdat. Ja, der Geist, die Wahrheit ist unverwüstlich, das ist für mich eine der Hauptaussagen des Romans. Und ich finde es unglaublich sympathisch und sinnig, dass Bulgakow das ausgerechnet dem Teufel in den Mund legt:


    Manuskripte brennen nicht!(S.395)


    meier:


    Da es mir leider nicht vergönnt war, die Meister-Leserunde intensiver mit zu gestalten, wage ich...


    In wiefern war es dir nicht vergönnt? Wer oder was hat dich abgehalten?


  • . Ja, der Geist, die Wahrheit ist unverwüstlich, das ist für mich eine der Hauptaussagen des Romans. Und ich finde es unglaublich sympathisch und sinnig, dass Bulgakow das ausgerechnet dem Teufel in den Mund legt:


    Manuskripte brennen nicht!(S.395)


    eine befreiende und hoffnungsvolle Aussage zugleich.
    Ich finde so einige moderne Thesen in dem Roman. Trotz dass Bulgakow, wie ich gelesen habe, gläubig war, hat er ein offenes Religionsbild geschaffen; Mann und Frau - jeder trägt eine Erlösung in sich; Gut und Böse, nicht auf den ersten Blick erkennbar. Ich empfand das ganze Buch als befreiender Aufruf oder auch als Aufbruch in ein neues "System" oder ähnliches Wunschdenken eines Autors, der sein Land in eine Gewaltherrschaft versinken sah.



    Zitat

    Auch wenn vieles Interpretations- und Erklärungswürdige offen und unbesprochen blieb. Wie schön, dass wir dieses Buch - in Zeiten schlimmster Tyrannei und Unterdrückung des Geistes entstanden und wie Flaschenpost auf uns gekommen



    wie Flaschenpost, ein schönes Sinnbild.
    Ich tue mir in Diskussionen etwas schwer; gebe mir natürlich Mühe in einer Leserunde. Vielleicht schaffen wir gemeinsam noch ein paar offene Fragen zu klären.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Servus,


    punktlich einen guten Monat nach Beendigung der LR sindf jetzt auch meine "Teufeliaden" eingetroffen. Wer also noch Lust auf eine weiterführende Bulgakow Diskussion hat, mag sich gerne weiter hier austauschen.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • Hallo meier,


    habe die Teufeliaden im letzten Monat gelesen und für sehr gut befunden. Viel Spaß dabei!
    Wenn du dich dazu äußern willst, nur zu! Ich habe die Erzählungen noch frisch im Gedächtnis und will gerne mitdiskutieren.


    finsbury

  • Hi Finsbury,


    ist mir jetzt echt peinlich. Habe das Buch gerade eben gegen Homer getauscht. Aber die letze Geschichte (Hundeherz) kenne ich eh. Fand gerade die damals ziemlich modern geschrieben. Frage mich echt, wie Bulgakow in den zwanziger Jahren darauf kam, eine Geschicvhte über Verjüngungschirurgie zu schreiben.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • Hallo meier,


    nichts muss dir peinlich sein, die offizielle Leserunde zum "Meister" ist ja beendet, und dies ist nur ein freiwilliger Appendix, den man auch lassen kann.
    Ich habe zuerst überhaupt nicht die konkreten Zusammenhänge zwischen den Novellen und Bulgakows Gesellschaftskritik verstanden, aber das Nachwort in der Luchterhand-Ausgabe kommt zwar sehr gesteltzt daher, ist aber sehr aufschlussreich: In Hundeherz sind wohl alle wichtigen handelnden Personen Schlüsselfiguren, der Professor ist Lenin, sein Assistent Trotzkij, der Hundemensch Scharikow ist Stalin und der Vorsitzende des Hauskommitees entspricht auch einer Person aus diesem Umkreis, die Angabe finde ich allerdings momentan nicht.
    So geht es mit den anderen Teufeliaden auch: Ihre politische Bedeutung erschloss sich mir erst nach der Lektüre dieses Nachwortes, das ich aber auch noch nicht ganz durchhabe, weil es in einer recht zähen Sprache verfasst und sehr umfangreich ist.
    Dir zunächst viel Spaß mit Homer. Wenn es mit den Teufeliaden bei dir später wird, kann sandhofer :winken: dieses Thema (die letzten 4 Beiträge mit diesem) vielleicht abtrennen und in einen allgemeinen Bulgakow-Ordner verschieben. Ich habe mir jetzt auch noch "Die weiße Garde" zugelegt, werde aber nicht so schnell dazu kommen, den Roman zu lesen.


    finsbury

  • Servus finsbury,


    und vielen Dank für deine aufmunternden Worte. Ich denke, dass mich wohl Homer jetzt eine ganze Weile beschäftigen wird. Dir viel Spaß mit der weißen Garde, von der mir selbst allerdings so gut wie nichts in Erinnerung geblieben ist.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit


  • Dir viel Spaß mit der weißen Garde, von der mir selbst allerdings so gut wie nichts in Erinnerung geblieben ist.


    Danke meier,


    bis dahin wird aber noch einige Zeit ins Land gehen. Ich bin aber sehr dankbar, dass ihr mich mit der Meister-Leserunde auf Bulgakow gebracht habt: Da wäre mir in meinem Leseleben doch eine ganz wichtige Nuance entgangen: Dieser satirische Wahnsinn russischer Machart und die dahinter stehenden gesellschaftlichen Entwicklungen sind mir eine wichtige Entdeckung.


    finsbury