Museum Folkwang in Essen

  • Geschichte: Das Museum Folkwang wurde 1902 von dem damaligen 28-jährigen Studenten der Kunstgeschichte, Literatur und Philosophie Karl Ernst Osthaus (1874–1921) in Hagen gegründet, der das dafür notwendige Kapital geerbt hatte. Den Namen entnahm Osthaus dem Verseops Edda in dem der Palast der Göttin Freya als Folkvangar (Volkshalle) bezeichnet wird. Aus seinen Anfängen als Kunstsammlung mit naturkundlichen und kunstgewerblichen Abteilungen hat sich das Museum Folkwang sehr schnell zum wegweisenden Museum für moderne Kunst entwickelt. Es erwarb und zeigte als erste öffentliche Sammlung in Deutschland Werke der Wegbereiter der Moderne Cézanne, van Gogh und Matisse. Nach dem Tod Osthaus wurde seine Sammlung vom neu gegründeten Essener Folkwang-Museumsverein erworben und 1922 mit dem seit 1906 bestehenden Städtischen Kunstmuseum zum Museum Folkwang vereinigt. Heute ist das Museum Folkwang eines der zehn bekanntesten deutschen Kunstmuseen mit herausragenden Sammlungen der Malerei und Skulptur des 19. und 20. Jahrhunderts und der Fotografie, die seit 1979 als eigene Abteilung existiert.


    Architektur: Das Museum war kurz vor Ende des 2. Weltkrieges durch Bomben komplett zerstört worden. Das heute als Altbau bezeichnete Gebäude wurde 1960 eröffnet. Entsprechend der Philosophie des Museumsgründers Osthaus, nach dem die „Kunst nah am Menschen“ sein sollte, zeichnet es sich durch große Fenster aus, die das Museum nach außen öffnen und z.B von der Kahrstrasse aus Passanten den Blick auf die Kunstwerke ermöglichen. Der Neubau wurde im Januar 2010, pünktlich zum Jahr der Kulturhauptstadt Europas 2010 (Essen und das Ruhrgebiet) eröffnet. Der Architekt David Chipperfield hat das Konzept des denkmalgeschützten Altbaus, mit Innenhöfen und großen Fenstern übernommen. Durch zwei Glaspassagen wurde der Neubau mit den bestehenden Ausstellungsräumen verbunden. Eine Freitreppe führt vom Museumsplatz in den neuen Eingagsbereich der als Innenhof mit Café, Restaurant und Buchhandlung angelegt ist.



    Sammlung: Die Sammlung des Museum Folkwang umfasst heute fast 600 Gemälde, 280 Skulpturen, 12000 Graphiken, 50000 Fotografien sowie kunsthandwerkliche Objekte. Den Schwerpunkt der Gemäldesammlung stellen deutsche (von C.D.Friedrich bis zu den Malern der Brücke, Franz Marc und Feininger) und französische (Courbet, Manet, Cézanne, van Gogh) Maler, es gibt aber auch bedeutende Skulpturen von Rodin. Aus der 2. Hälfe des 20. Jahrhunderts sind Werke der amerikanischen Farbfeldmalerei (Newman, Rothko und Stella) vertreten.


    Ausstellungen: In den ersten zwölf Monaten nach Eröffnung des Neubaus, also von Januar 2010 bis Januar 2011 haben 800.000 Besucher das Museum Folkwang besucht. Zu diesem Erfolg haben vor allem zwei Ausstellungen beigetragen, die gleichzeitig Highlights der Kulturhauptstadt RUHR 2010 waren:
    Die Sonderausstellung „Das schönste Museum der Welt. – Museum Folkwang bis 1933“ zählte in der Zeit vom 20.03. bis 25.07.2010 allein 336.000 Besucher. Diese Ausstellung brachte für vier Monate einen Teil der 1.400 Werke, die 1937 von den Nazis als „entartet“ gebrandmarkt, konfisziert und zum größten Teil ins Ausland verkauft wurden nach Essen zurück. Die Ausstellungsstücke kamen u.a. aus New York, Washington, Philadelphia, Kansas City und Winterthur.


    Zur Ausstellung „Bilder einer Metropole – Die Impressionisten in Paris“ (270.000 Besucher in der Zeit vom 02.10.2010 bis 30.01.2011) gibt es einen eigenen Thread:
    http://www.klassikerforum.de/index.php/topic,4278.0.html


    In den folgenden Postings will ich noch 4 meiner Lieblingswerke aus dem Museum Folkwang vorstellen. Alle vier Gemälde sind innerhalb von 37 Jahren (zwischen 1877 und 1914) entstanden und zeigen die kreative Explosion um die vorletzte Jahrhundertwende. Wäre schön wenn die eine oder der andere eine Meinung zu dem einen oder anderen Gemälde oder dessen Künstler äußern würde.

  • http://de.wikipedia.org/w/inde…etimestamp=20060601202936
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    Der französische Maler Edouard Manet (1832 bis 1883) war ein Dandy, der im Gegensatz zu seinen impressionistischen Malerkollegen nur ungern Paris verließ. In Lokalen wie dem Café Guerbois traf er sich regelmäßig mit Emile Zola und den Malern Claude Monet, Camille Pissaro, Renoir u.a. Deshalb wird er oft zu den Impressionisten gezählt, obwohl er nie impressionistisch gemalt hat. Sicher hat er die Impressionisten Monet und Renoir beeinflusst, aber imo ist er doch eher der Romantik eines Delacroix verpflichtet. Keiner hat die Nichtfarbe Schwarz so effektvoll eingesetzt wie er. „Manet hat Licht aus Schwarz gemacht“, soll Camille Pissaro einmal gesagt haben. Das zeigt imo auch sein Gemälde (von 1877) des Bariton Jean-Baptiste Faure als Hamlet in der gleichnamigen Oper von Ambroise Thomas nach der Adaption von A. Dumas d.A. nach Shakespeares Drama, die 9 Jahre vor Manets Gemälde in Paris uraufgeführt wurde.


    Da die Oper eher selten gespielt wird, werde ich die Gelegenheit nutzen und sie mir im Juni an der Oper am Rhein in Straßburg ansehen:


    http://www.operanationaldurhin…er-2010-2011--hamlet.html


    http://takte-online.de/index.p…d%5D=520&cHash=703e6413b9

  • http://de.wikipedia.org/w/inde…etimestamp=20050519134814


    Vincent van Gogh (1853 bis 1890) hat u.a. auch impressionistisch gemalt, mit seinem Hauptwerk, das überwiegend in Arles entstand ist er aber dem Post-Impressionismus zuzurechnen. Da er sowohl die Expressionisten als auch die Fauves beeinflusst hat, gilt er neben Cezanne als bedeutendster Wegbereiter der modernen Malerei. Nach Stationen in Antwerpen und Paris reiste er im Februar 1888 in die Provence und ließ sich in Arles nieder. Hier entstanden in 16 Monaten über 180 Gemälde; zunächst Landschaften, später als er mit der einheimischen Bevölkerung vertrauter wurde, vor allem Porträts. Allein die Mitglieder der fünfköpfigen Familie des Postmeisters Joseph Roulin malte er alle mehrmals. Diese Porträts sind heute über die ganze Welt verteilt - um so schöner, dass das imo schönste Gemälde aus dieser Familienserie in Essen hängt, ein Bild des ältesten Sohnes Armand, damals 17 Jahre alt.. Welche phantastische Wirkung van Gogh durch die Gegenüberstellung der Komplementärfarben Blau und Gelb bei diesem Gemälde erzielt, kann man bei einer Reproduktion allerdings nicht erkennen. Da muss man schon nach Essen fahren! Dann wird man allerdings mit 3 weiteren Van-Gogh-Gemälden in gleicher Qualität belohnt. Damit ist Essen, neben München, die einzige deutsche Stadt mit vier Van-Goghs, mehr gibt’s in keiner deutschen Stadt zu sehen, da muss man dann nach Amsterdam oder Paris reisen.

  • http://www.museum-folkwang.de/…tler/oskar-kokoschka.html


    Mit dem Expressionismus verbindet man gemein hin, Maler die dem Künstlerkreis „Blauer Reiter“ oder der Künstlervereinigung „Brücke“ zugehörig waren. Es gab aber auch expressionistische Einzelgänger wie den österreichischen Maler und Schriftsteller Oskar Kokoschka (1886 bis 1980). Diesen verband ab 1912 eine heftige Affäre mit Gustav Mahlers Witwe, der Künstlermuse Alma. Als diese 1914 ein gemeinsames Kind gegen den Willen von Kokoschka abtrieb zerbrach die Verbindung.. Während der Zeit mit Alma änderte sich Kokoschkas Malerei, z.B. arbeitete er jetzt mit dickeren Pinsel und trug die Farbe zum Teil fast unverdünnt auf, so dass auf der Leinwand ein Relief entstand. Diese Technik hat imo zuerst von Gogh angewendet. Bei dem Doppelporträt in Essen kann man dies sehr gut studieren.l

  • http://www.kunstmarkt.com/page…0&bildid=207866&bk=013_02


    Der Maler und Grafiker Ernst Ludwig Kirchner (1880 bis 1938) war neben Erich Heckel, Fritz Bleyl und Karl Schmidt-Rottluff Gründungsmitglied der expressionistischen Künstervereinigung „Brücke“. Der Gründer des Folkwang Museums Osthaus förderte die Mitglieder dieser Gruppe indem er ihre Werke erwarb und Ausstellungen für die Gruppe organisierte. 1937 wurden die Werke der „Brücke“ von den Nazis beschlagnahmt, ins Ausland verkauft oder in der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Das Gemälde „Tanzpaar“, ein für Kirchner typisches Motiv, das in der Farbverwendung den Einfluss van Goghs erkennen lässt, konnte nach dem 2. Weltkrieg wieder zurück gekauft werden.

  • Hubert, ich sehe schon, ich muss das Museum Folkwang unbedingt einmal besuchen und einige Werke genauer studieren... FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10