ZitatDie Komik der Prügelregen und der derben Späße im Don Quijote lassen heute vor Lachen nicht mehr unbedingt die Hosenköpfe abspringen. Sie steht vielmehr für das grausame Vergnügen einer Gesellschaft, die genussvoll ihre Macht über andere ausspielt. Doch nachdem diese Oberflächenkomik verblasst ist, kann umso heller die tiefere Komik des Don Quijote hervortreten, die sich vor allem im Gespräch von Ritter und Knappe entfaltet, in ihren Missverständnissen, Wortspielen, Sprichwörtern oder gegenseitigen Nachahmungen.
So steht es im Nachwort der WBG-Ausgabe und so entspricht es weitgehend meinem Verständnis.
Verschiedentlich wird der Roman als der erste abendländische Roman bezeichnet. Wenn ich statt "Roman", "Unterhaltungsroman" setze, dann ist es auf den Punkt gebracht. Auch ich hatte mit dem ersten Band und den häufigen platten Gewaltszenen meine Probleme, der zweite Band ist dann aber deutlich differenzierter und milder.
Cervantes mögen oder nicht ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, und wenn ein feinsinniger, melancholischer Schriftsteller wie Nabokov (so erscheint er mir wenigstens bis jetzt) eine Abneigung gegen diese Form der Darstellung hat, ist es mir verständlich, solange er dass auch für Homer, Shakespeare und zum Beispiel Schiller gelten lässt. Wer sich jedoch auch mit der Beziehung von Romanen und Realität beschäftigt, wer ins Kino geht, wer sich Gedanken über den Zusammenhang von Humor und dem Abu-Ghuraib-Folterskandal gemacht hat, der wird seine persönliche literarische Vorliebe etwas vorsichtiger zu einer allgemeinen Einschätzung machen.