Ich habe heute den ersten Teil des dritten Bandes beendet ("Die Reise hinab").
Die Highlights: Josephs Gespräche mit dem alten Kaufmann, in denen lebenspraktische Klugheit und Gewinnstreben auf philosophische Betrachtungen stoßen. Und natürlich der Eintritt der Reisegruppe in das ägyptische Weltreich. Sehr schön beschrieben finde ich die "Grenzformalitäten", die mich an so manchen Übergang in das ehemalige "Reich der Finsternis" (Ostblockstaaten) erinnerten.
Ich nehme an, Thomas Mann hat bei diesem Kapitel nicht so sehr die ägyptischen Verhältnisse um 1.500 v.Chr. im Sinn gehabt, als vielmehr die zu seiner Zeit (Mitte der 30er Jahre) übliche Praxis einiger Staaten, an dessen Grenzen Emigranten und Flüchtlinge aus Deutschland auftauchten, um sich vor dem NS-Terror in Sicherheit zu bringen. Wenn er die aktuelle Einreiseverhinderungspolitik der EU-Staaten und der USA kennengelernt hätte, wäre das Kapitel vielleicht noch ein wenig schärfer ausgefallen.
Nun trete ich also ein in das ägyptische "Totenreich" und bin gespannt, wie Thomas Mann, der ja eine Vorliebe für "überständige" (dekadente) Zivilisationen hatte, uns diese Welt näherbringen wird.
Viele Grüße
Tom