Hallo Alpha,
wenn Du nicht weißt, ob eine Diskussion über Goethe interessant ist, dann sollten wir es lieber bleiben lassen, zumal wenn Du mit Lyrik nichts anfangen kannst. Lyrik ist meiner Meinung nach nicht nur ein großer Teil von Goethes Schaffen, sondern der wichtigste. Obwohl, und das ist ja das besondere bei Goethe, er auch ein bedeutendes episches und dramatisches Werk vorweisen kann.
Trotzdem will ich Deine Ausführungen zu Grillparzer nicht unbeantwortet lassen:.
1826 als Grillparzer zu Goethe reiste, hatte er immerhin schon die Ahnfrau, Sappho und das goldene Vlies veröffentlicht, welches alles recht bedeutende Werke von ihm sind.
Meiner Meinung nach hatte Grillparzer bei seinem Goethebesuch bereits 4 Werke veröffentlicht. Neben den drei von Dir genannten erschien „König Ottokars Glück und Ende“ nicht nur als Buch 1825 sondern wurde auch im gleichen Jahr am Wiener Burgtheater uraufgeführt. Ich hatte ja nur gesagt, dass Grillparzers Hauptwerke „Der Traum ein Leben“, „Weh dem der lügt“, „Ein Bruderzwist in Habsburg“ und „Die Jüdin von Toledo“ erst nach Goethes Tod erschienen, nicht dass er nicht auch vorher schon geschrieben hätte. Und meiner Meinung nach sind diese vier, von mir genannten Werke Grillparzers bedeutender als seine vier Erstlingswerke. Natürlich ist das Geschmackssache und ich habe nichts dagegen wenn Dir „Die Ahnfrau“ besser gefällt als „Die Jüdin von Toledo“. Nur mit „bedeutend“ meine ich nicht „gefällt mir“ sondern z.B. „Wird noch gespielt“.
Wenn man unter dem Aspekt „wird noch gespielt“ Grillparzer mit Goethe vergleichen will so findet man z.B. für die Theatersaison 2003/2004 unter http://www.theaterportal.de für Grillparzer ein einziges Stück „Der Traum ein Leben“ mit einer einzigen Aufführung (16.10.2003 Wien, Theater in der Josefstadt) für Goethe allein beim „Faust“ jeweils mehrere Aufführungen in Augsburg, Basel, Eisenach, Marburg und Schwerin. Damit meine ich nicht, dass Grillparzer nicht tatsächlich mehr gespielt wird, das Theaterportal ist ja nicht vollständig, aber bei Goethe auch nicht!
Grillparzer war im Übrigen nicht 4 Tage Gast Goethes, sondern war vier Tage in Weimar und während dieser Zeit ca. zwei bis dreimal bei Goethe,
In meiner Grillparzer Gesamtausgabe steht „29.9. bis. 3.10 Aufenthalt in Weimar (Gast Goethes)“ und ich habe jetzt noch mal in der „Winkler Dünndruck-Ausgabe – Grillparzer Werke I“ nachgesehen, da steht in der Zeittafel auf Seite 731 unter 1826: „Reise durch Deutschland .... , auf der es zu Begegnungen mit .... und Goethe kommt, bei dem er sich vom 29. Sept. bis 3. Okt. in Weimar aufhält." Ich hatte ja gepostet, dass ich kein Grillparzer-Experte bin, und muss mich deshalb auf solche Angaben stützen. Ich denke aber, dass Du hier bessere Informationen hast, nur das ändert ja nichts an meiner Aussage, sondern verstärkt diese sogar noch (wenn Grillparzer, obwohl er nicht Goethes Gast war, von diesem mehrmals empfangen wurde) . Andere z.B. Kleist hätten sich gefreut, wenn sie auch nur einmal von Goethe empfangen worden wären, und Grillparzer leidet, obwohl er wie Du schreibst zwei- bis dreimal innerhalb von 4 Tagen empfangen wurde?
Goethe, der nur wenig und, nach Grillparzers Schilderung, sehr herablassend mit ihm sprach.
Das ist Grillparzers Schilderung, aber davon abgesehen, wie soll ein 77-jähriger Weltstar (das war Goethe) mit einem 35-jährigen Newcomer (das war Grillparzer, trotz vier veröffentlichter Dramen) sprechen: - demütig?
denn er hielt sich, nach Goethe und Schiller, für den drittgrössten deutschen Dichter
Ich persönlich finde Grillparzer gar nicht schlecht, nur wenn er sich selbst über Lessing stellt, dann hat er wohl an Selbstüberschätzung, um nicht zu sagen Größenwahn, gelitten. Aber dafür kann ja Goethe nichts.
Dein Vergleich mit Günther Grass ist ein wenig schief, wenn du mir dies zu sagen erlaubst,
Wenn Du hier einen Punkt gemacht hättest, wäre meine Antwort ungefähr so ausgefallen: „Da hast Du recht: Grass mit Goethe zu vergleichen ist nicht nur schief, sondern absolut unmöglich. Goethe ist meiner Meinung nach der bedeutendste Künstler deutscher Sprache. Grass ein begabter Graphiker, der auch Gedichte und Romane geschrieben hat, wenn auch nicht ganz erfolglos (Nobelpreis). Ich habe Grass nur genommen, weil er heute im ca. gleichen Alter ist, als Goethe damals und ich an einem Beispiel sagen wollte, dass es nicht selbstverständlich ist, dass ältere Künstler, jüngere Künstler empfangen, keineswegs weil ich das künstlerische Werk von Grass mit dem von Goethe gleichsetzen wollte..
Da Du aber noch
denn Grass mit Goethe zu vergleichen finde ich ein starkes Stück,
drangehängt hast, deute ich dieses Nachhaken so, dass Du mich hier bewusst falsch verstehen wolltest, und da vergeht mir dann die Lust, weiter mit Dir zu diskutieren.
ganz zu schweigen von der Änderung der Sitten (bei Goethe war es gang und gäbe, dass er die Leute empfing, die sich für ihn interessierten,
Kleist, und nicht nur der, hat da leider andere Erfahrungen gemacht.
Es ist nachgewiesen, dass Grillparzer beleidigt war und verbitterte,
Das bezweifle ich auch nicht. Nur wer oder was war schuld daran? Goethe, oder Grillparzers Selbstüberschätzung?
Klaus Mann hat gelitten, auch das ist bekannt.
Auch das bezweifle ich nicht. Nur es ist genauso bekannt, dass das nicht nur ein Problem von Klaus Mann ist – unter einem starken (berühmten) Vater leiden alle? Söhne (unter einem schwachen Vater allerdings auch, nur wird es dann nicht so bekannt). August, Goethes Sohn ist da noch ein viel besseres Beispiel als Klaus Mann.
Gruß Hubert