November 2008 - Pessoa: Das Buch der Unruhe

  • Hallo zusammen!


    Was dagegen, wenn ich auf den fahrenden Zug mitaufspringe? ...


    Habe das Buch vor Monaten zu lesen versucht (nachdem ich es im Forum vorgeschlagen hatte), aber rasch wieder aufgegeben. Keine einfache Lektüre, wie ich finde. Möchte dem Buch aber gerne eine zweite Chance bieten und da kommt diese Leserunde wie gerufen.


    Gruss


    riff-raff

  • Ich lese die Jubliläumsausgabe des Ammann-Verlags, Zürich. Die Übersetzung stammt von Inés Koebel. Die einzelnen Texte oder Textfragmente sind nummeriert, was den Austausch vereinfacht. Ein umfangreicher Anhang mit Briefen und weiteren Texten Pessoas sowie Nachworte der Übersetzerin und Egon Ammanns runden diese Ausgabe ab.


    LG


    Tom

  • Lese ebenfalls die Neuübersetzung von Inés Koebel (angeblich um 280 Seiten erweitert), und zwar die Taschenbuchausgabe des Fischer-Verlags. Die Textpassagen sind ebenfalls nummeriert.


    Gruss


    riff-raff

  • Liebe Mitstreiter,


    es fällt mir nicht leicht, in die Diskusssion einzusteigen – und ich nehme an, Euch geht es ähnlich. Das Buch ist ziemlich uferlos und unscharf (eine bessere Charakterisierung fällt mir im Augenblick nicht ein) und erinnert mich ein wenig an Nietzsches „Zarathustra“, obwohl ich nicht begründen kann, warum das so ist. Auch Dostojewskis „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ sind ähnlich gestrickt, aber diese „Analogienbildung“ bringt mich nicht weiter.


    Im ersten Fragment heißt es: „Indem wir nichts ernst nehmen und unsere Empfindungen als die einzig gewisse Wirklichkeit betrachten, finden wir bei ihnen Zuflucht und erforschen sie wie große unbekannte Länder.“ Das könnte ein Schlüsselsatz zum Verständnis oder eine Art philosophisches Fundament sein, auf dem die Aufzeichnungen des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares ruhen. Er entwirft Landkarten des Denkens, des Geistes und der Imagination mit Hilfe des Wortes, der Literatur, von der es im Fragment Nr. 27 heißt: „Literatur, eine mit dem Denken vermählte Kunst und eine Verwirklichung ohne den Makel der Wirklichkeit, scheint mir das Ziel, dem alles menschiche Bestreben gelten sollte ... eine Sache in Worte fassen heißt ihr die Kraft bewahren und den Schrecken nehmen. ... sich in Worte fassen heißt überleben. ... Mithin müssen wir den schönen Tag in einem wortreichen, blühenden Gedächtnis bewahren und auf diese Weise die Felder oder Himmel der leeren, vergänglichen äußeren Welt mit neuen Blumen oder neuen Sternen übersäen.


    Die Poesie Pessoas gefällt mir sehr. Ich könnte aus dem bislang Gelesenen eine Reihe sprachlicher Perlen aufführen, was ich aus Zeitmangel unterlasse.


    Das soll es im Augenblick von mir gewesen sein.


    Es grüßt


    Tom


  • ...es fällt mir nicht leicht, in die Diskusssion einzusteigen – und ich nehme an, Euch geht es ähnlich.


    Hallo Tom,


    da gebe ich dir recht. Ich finde das Buch sehr faszinierend zu lesen, weiß allerdings noch nicht genau, was ich daraus machen soll. Ich möchte vor allem nicht so schnell "durchpflügen", da ich das Gefühl habe, über viele von Pessoas Betrachtungen länger nachdenken zu müssen. Mich beschleicht auch ab und zu das Gefühl, Stellen anstreichen zu müssen, was ich normal nie in Büchern mache (ich bin zu faul um die Stellen herauszuschreiben :zwinker:).


    Ich finde es sehr interessant zu sehen, was für ein Mensch hinter diesen Aufzeichnungen steht, und wieso er derart in sich zurückgezogen lebt. Ich bin mir aber nicht sicher, inwieweit das wirklich herauszufinden ist.


    Viele Grüße
    thopas

  • Hallo zusammen,


    ich stimme ein in Euren Chor. Ja, das Buch durchzupflügen, dürfte die falsche Herangehensweise sein. Und uferlos und unscharf halte ich für eine treffende Charakterisierung des Textes. Sprunghaft fällt mir noch ein, und die ersten Fragmente, die ich jetzt hinter mir habe, erinnern mich an Tagebuchaufzeichnungen, als die sie vielleicht auch gelesen werden wollen. Dieses spontane Hinwerfen von Gedankenfetzen und kurzen Alltagsschilderungen erweckt in mir diesen Eindruck. Ich finde das auch ganz in Ordnung so - ich lese gerne Tagebücher. Allerdings kommt mir manche Formulierung doch noch etwas sperrig vor, verliert für mich den Charakter des spontan Niedergeschriebenen und würde sich so jedenfalls nicht in meinem Tagebuch wiederfinden, aber das mag der Entstehungszeit des Textes und/oder der Übersetzung geschuldet sein. Dennoch habe ich schon eine Menge kleiner (Lebens-)Weisheiten aus dem Text ziehen können, in denen ich mich oder meine Ansichten wiederfinde. Schließlich: Sind wir nicht alle Hilfsbuchhalter, auf die eine oder andere Weise...? :zwinker:



    Mich beschleicht auch ab und zu das Gefühl, Stellen anstreichen zu müssen, was ich normal nie in Büchern mache (ich bin zu faul um die Stellen herauszuschreiben :zwinker:).


    Wenn ich heute früh in der U-Bahn einen Bleistift dabei gehabt hätte, wäre mein Exemplar (übrigens ebenfalls die Koebel-Übersetzung in der Fischer-Taschenbuchausgabe) auch schon mit dem einen oder anderen Strich versehen...



    Die Poesie Pessoas gefällt mir sehr. Ich könnte aus dem bislang Gelesenen eine Reihe sprachlicher Perlen aufführen, was ich aus Zeitmangel unterlasse.


    Vor allem wie Pessoa den guten Bernardo Soares sich selbst beschreiben lässt, berührt mich außerordentlich. Ich glaube, ich werde nachher doch mal den Bleistift zücken und das bisher Gelesene noch mal durchgehen... :zwinker:


    Viele Grüße
    Stefan

  • Ihr Lieben,


    die Aufzeichungen, die dem "Buch der Unruhe" als Grundlage dienen, fertigte Pessoa in den Jahren 1913 bis 1934 an - so steht es zumindest im Nachwort der Übersetzerin. Was mich daran wundert ist weniger der lange Zeitraum, als vielmehr das absolute Nichtvorkommen all der turbulenten politischen Umwälzungen, die Europa (vielleicht Portugal nicht?) damals erlebte: Erster Weltkrieg, Untergang dreier Großmonarchien (Deutschland, Rußland, Österreich) und das Aufkommen faschistischer Bewegungen. Aber vielleicht hat sich Pessoa (pardon: Bernardo Soares) einfach nicht dafür interessiert.


    Viele Grüße


    Tom

  • Hallo zusammen,


    unsere Runde wird ja immer größer, wie schön :winken:


    Mir fällt es im Augenblick auch ein bisschen schwer in die Diskussion einzusteigen, aber ich muss sagen, Pessoas Schreibstil hat mich gepackt - auch wenn ich hie und da das Gefühl hatte, nicht alles verstanden zu haben, was ich gelesen habe. Daher möchte ich diesem Buch die Zeit gönnen, die es verdient.


    Diese Bruchstücke, tagebuchartigen Aufzeichnungen ( MacOss mein Tagebuch schaut auch ziemlich anders aus) lassen bereits zu Anfang das Auseinanderklaffen zwischen der äußeren und der inneren Person Pessoas erkennen: ein Mensch, der äußerlich Veränderungen jeglicher Art ablehnt, zurückgezogen und einsam lebt, gleichzeitig aber ein genauer Beobachter seiner Umgebung ist und wie Sir Thomas das schön sagte, Landkarten des Denkens entwirft, die einen in ihrer sprachlichen Eleganz einfach umwerfen.



    die Aufzeichungen, die dem "Buch der Unruhe" als Grundlage dienen, fertigte Pessoa in den Jahren 1913 bis 1934 an - so steht es zumindest im Nachwort der Übersetzerin. Was mich daran wundert ist weniger der lange Zeitraum, als vielmehr das absolute Nichtvorkommen all der turbulenten politischen Umwälzungen, die Europa (vielleicht Portugal nicht?) damals erlebte: Erster Weltkrieg, Untergang dreier Großmonarchien (Deutschland, Rußland, Österreich) und das Aufkommen faschistischer Bewegungen. Aber vielleicht hat sich Pessoa (pardon: Bernardo Soares) einfach nicht dafür interessiert.


    Interessanter Hinweis, denn 1910 wurde die Republik Portugal ausgerufen und die Monarchie ging zu Ende, es folgte eine Zeit voller Umbrüche und Unruhe. Ende der 1920-er kam Salazar an die Macht, der ja einen ziemlich autoritären Staat aufgebaut hatte. (für Interessierte zwei Lesetipps dazu: Antonio Tabucchi - Erklärt Pereira und José Saramago - Hoffnung im Alentejo). Vielleicht passte es einfach nicht zum Grundton des Buches.


    Ich lese auch die Taschenbuchausgabe, übersetzt von Inés Koebel. Und auch mit einem Bleistift in der Hand :smile:


    Liebe Grüße
    nikki

  • Hallo zusammen!


    Ich muss schon sagen, man muss in der richtigen Stimmung sein um so viel Nabelschau etragen zu können. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich den mageren Bund gelesener Seiten mit der dicken Menge ungelesener Seiten, die noch vor mir liegen, vergleiche. Willst du dir das wirklich antun?, frage ich mich dann. Aber ich empfinde es immer als ein persönliches Versagen, wenn ich vor einem Buch kapituliere und die Lektüre vorzeitig abbreche. Und es ist ja nicht so, dass ich Bernardo Soares als wesensfremd empfinde. Im Gegenteil, ich entdecke viele Gemeinsamkeiten. Aber oft stört einem an anderen ja genau das am Meisten, was man bei sich selbst ablehnt. Dieses ewige Grübeln und Denken, dieses sich Suhlen in der vermeintlichen Andersartigkeit. Dort, wo Andere fühlen, denkt Soares. Er lebt nicht sein Leben, sondern wirkt vielmehr wie ein passiver Zuschauer. Das erinnert mich an Hervé Joncour in Allesandro Bariccos "Seide". Leider besitze ich nur die nur die italienische Ausgabe, weshalb ich die folgenden Sätze aus dem Stegreif übersetzte:


    Er war übrigens einer jener Menschen, die es vorziehen, ihrem Leben beizuwohnen, statt es wirklich zu leben. Sie betrachten ihr Schicksal auf die gleiche distanzierte Weise, wie andere Menschen es gewohnt sind, einen Regentag zu betrachten.


    Auch im "Buch der Unruhe" scheint es öfters zu regnen ... - Andere Assoziationen, die mir spontan in den Sinn kommen, sind die "Aufzeichnungen aus dem Kellerloch" (Sir Thomas :winken:) oder "Bartleby der Schreiber". Auch wenn Bartleby in seiner Passivität wesentlich konsequenter ist. Man kann es sich schlecht vorstellen, wie er Aufzeichnungen über sich selbst verfertigt. Er würde das einfach nicht der Mühe wert halten. Aber auch Thomas Mann kommt mir in den Sinn, wenn Soares gewöhnliche Alltagsmenschen mit einer Zärtlichkeit betrachtet, die nur ein Aussenstehender aufzubringen vermag. Oder Kleists Aufsatz über das Marionettentheater, wo es auch um Bewusst- und Unbewusstsein geht; wie zu viel Denken, dem Leben selbst im Wege steht. Aber dessen ist sich ja Soares sehr wohl bewusst: "Wenn das Herz denken könnte, stünde es still ..."


    Gruss


    riff-raff

  • Hallo zusammen!


    Die Frage(@ Sir Thomas), warum in Pessoas alias Bernardo Soares' Aufzeichnungen, "die turbulenten politischen Umwälzungen, die Europa damals erlebte", nicht vorkommen, wird in den Fragmenten 160,161und 165 ansatzweise beantwortet:
    "Dieser ganze Tag... war beherrscht von Revolutionsgerede. Derlei Nachrichten...erfüllen mich stets mit besonderem Unbehagen, einer Mischung aus Verachtung und körperlichem Ekel.... Unfähig , die eigene Haltung zum Leben zu beherrschen oder zu ändern, ergreift der Mensch die Flucht nach vorn, indem er versucht, die Anderen und die Außenwelt zu verändern...(160 8.4.1931)
    "Nichts verdrießt mich mehr als das Vokabular gesellschaftlicher Moral... die Begriffe "Bürgerpflicht", "Solidarität","Humanität" und andere dieses Kalibers widern mich an wie Müll, den man mir aus Fenstern aufs Haupt kippt..."(161)
    Und schließlich :"Alles, was nicht meine Seele ist, ist für mich...nur Kulisse und Dekoration....Daher betrachte ich seit jeher alles,was Menschen umtreibt und bewegt - die großen kollektiven Tragödien der Geschichte oder das, was wir aus ihr machen -, als bunte Friese und die Figuren darauf als seelenlos..."(165)
    Ja, das Buch macht es dem Leser nicht leicht. Ich glaube , man kann es nur in kleinen Dosen genießen. Rilkes Duineser Elegien etwa kann man auch nicht hintereinander weg lesen. Ähnlich dicht und komprimiert sind diese Betrachtungen - voll von stupenden Bildern, Metaphern, Paradoxien, gedanklichem Zündstoff und herrlicher Ironie. Die Lektüre braucht Zeit.
    Viele Grüße
    Gontscharow


  • und aus diesem Grund bin ich noch längst nicht so weit wie Du (erst bei No. 63) :redface:


    Hallo zusammen,


    ich hänge noch ein wenig weiter hinten; bin erst bei Nr. 42 (diese Woche war einfach viel los, ich bin kaum zum Lesen gekommen).


    Ich finde es sehr schwer, etwas zu diesen "Aufzeichnungen" zu sagen. Pessoa sprich in mir eher Gefühle an, teils auch unterbewußte, und die lassen sich für mich schwer in Worte fassen. Vielleicht braucht es einfach noch ein bißchen mehr Zeit.


    Viele Grüße einstweilen,
    thopas


  • Ich finde es sehr schwer, etwas zu diesen "Aufzeichnungen" zu sagen.


    "Worüber man nicht sprechen kann, davon muss man schweigen", schrieb einst Ludwig Wittgenstein. :breitgrins:


    Spaß beiseite. Wenn das "Das Buch der Unruhe" mich nicht immer wieder durch sprachliche Schönheit und Eleganz in seinen Bann ziehen würde, wenn es nicht die Fähigkeit besäße, mich auch auf einer Ebene anzusprechen, die unterhalb des Verstands und Bewußtseins angesiedelt ist, wäre ich längst geneigt, dem Verfasser eine zum Teil übertriebene und unerträgliche Larmoyanz vorzuwerfen. Dies sei ihm jedoch verziehen, denn eine zur Isolation und Überempfindlichkeit neigende Seele darf diesen Ton anschlagen und auf diesem Instrument spielen. Ich bin, im Gegensatz zu früheren (und gescheiterten) Lektüren, zunehmend bereit, mich auch über längere Strecken darauf einzulassen.


    Das ist ein kleiner Erfolg unserer Leserunde.


    Viele Grüße


    Tom

  • Zitat

    Ich bin, im Gegensatz zu früheren (und gescheiterten) Lektüren, zunehmend bereit, mich auch über längere Strecken darauf einzulassen.

    Da hat Pessoa ja noch einmal Glück gehabt!


    Lieber Sir Thomas, könntest Du mal ein Beispiel für "Larmoyanz" aus dem Text nennen ? Es würde mich interessieren, denn ich finde die Betrachtungen des Hilfbuchhalters eher schonungslos ehrlich, konsequent und scharfsinnig.


  • Lieber Sir Thomas, könntest Du mal ein Beispiel für "Larmoyanz" aus dem Text nennen ?


    Lieber Gontscharow,


    da ich in belletristischen Werken nichts unterstreiche, ist es kein einfaches Unterfangen, bestimmte Stellen wiederzufinden. Als Beleg für eine von mir als übertrieben empfundene Weinerlichkeit möge Dir dieser Ausschnitt reichen: „Ich habe so wenig vom Leben erbeten, und selbst dieses wenige hat das Leben mir versagt.“ (No. 6)


    Wenn ich die Möglichkeit hätte, in einen Briefwechsel mit unserem Hilfsbuchhalter einzutreten, dann würde ich ihn fragen, worauf er seine Forderungen gegenüber dem Leben stützt und ob es berechtigt ist, etwas vom Leben zu erbeten anstatt sich mit dem zu begnügen, was das Leben freiwillig bietet und hergibt. Das klingt ein wenig alttestamentarisch und gibt nicht unbedingt meine persönliche Meinung wieder, aber die Antworten unseres Hilfsbuchhalters würden mich sehr interessieren.



    ... ich finde die Betrachtungen des Hilfbuchhalters eher schonungslos ehrlich, konsequent und scharfsinnig.


    Da stimme ich Dir zu. Es steht nicht im Widerspruch zu der von mir streckenweise festgestellten Larmoyanz.


    Viele Grüße


    Tom

  • Hallo zusammen!


    Sir Thomas hat die Frage aufgeworfen, warum in Soares' Aufzeichnungen so gut wie keine Hinweise auf die aktuelle Tagespolitik oder sonstige geschichtliche Umwälzungen, die zu dieser Zeit in Europa herrschen, Eingang finden. Nikki und Gontschwarow haben bereits erhellende Einsichten zu diesem Thema geliefert und nun füge ich auch noch meinen Senf dazu :smile::


    Der wahrhaft Wissende richtet sich innerlich so ein, dass ihm äussere Vorkommnisse nur wenig anhaben können. [Nr. 97]


    Das hat mich an Epikur erinnert, der, so glaube ich mich jedenfalls zu erinnern, am Anfang des Buches einmal erwähnt wird, obwohl ich die Stelle jetzt partout nicht mehr finden kann. Epikur, das ist doch derjenige, der den Wahlspruch formuliert hat: "Lebe im Verborgenen." Also habe ich meine zerfledderte Ausgabe von Weischedls "Philosophischer Hintertreppe" hervorgekrammt und lese im betreffenden Kapitel:


    Der Rückzug in Private hat zur Folge, dass sich der Philosoph den Anforderungen der Öffentlichkeit, insbesondere des politischen Daseins, nach Möglichkeit entzieht. [...] Um die grossen Weltläufe kümmert er sich nicht. [...] Das alles kann nur Verwirrung in der Seele stiften. "Man muss sich aus dem Gefängnis der Geschäfte und der Politik befreien."


    Bernardo Soares ein Epikuräer? - Andererseits tritt bei Epikur an die Stelle der Öffentlichkeit die Freundschaft. Denn "die Fähigkeit, Freundschaft zu erwerben, ist unter allem, was Weisheit zum Glück beitragen kann, bei weitem das Wichtigste. Die Natur hat uns zur Freundschaft geschaffen." Aber von Freundschaften war in Soares Aufzeichnungen bisher noch nie die Rede.


    Bin übrigens bei Nr. 115 angelangt.


    Schönes Wochenende


    riff-raff