Oktober 2008: Immermann: Münchhausen

  • So, jetzt bin ich auch im zweiten Buch angekommen. Der Kommentar er wähnt, das dieser Teil viel häufiger veröffentlicht wurde als der gesamte Münchhausen. Weiß jemand, warum das so ist?

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Hallo BigBen,
    hallo zusammen,


    dieser Teil wurde unter dem Titel "der Oberhof" veröffentlicht, das Buch habe ich auch noch im Keller liegen. Ich vermute, dass diese romantischen Schilderungen des ländlichen Lebens in Westfalen weitaus leichtere Kost sind, als der Münchhausen-Teil und das damalige Lesepublikum viel mehr angesprochen haben, als der satirische und mit versteckten Anspielungen gespickte Münchhausen.
    Wie ich eben hier nachgelesen habe, wurde der Oberhof separat erstmals 1857 und damit nach Immermanns Tod veröffentlicht - ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass er damit einverstanden gewesen wäre. Der Münchhausen selbst ist dadurch sogar eine zeitlang fast in Vergessenheit geraten.
    Auch damals zählten also knallharte wirtschaftliche Faktoren ;-)


    Viele Grüße,
    Zola

  • Hallo Zola und BigBen,


    danke, BigBen für den Link zu Heyses Grammatik. Ein Blick in die Einleitung ist ja durchaus interessant und gar nicht abschreckend, aber bis zur Phonem- und Morphem-Ebene wollte ich lieber nicht vordringen :breitgrins:! Da hatte ich noch zu schlechte Erinnerungen an mein Studium.


    Nun bin ich im zweiten Band bis zum 10. Kapitel gekommen. Ich kann mir schon wie du, Zola, gut vorstellen, dass die ins Biedermeier hinübergleitenden Deutschen mit dieser patriarchalisch-pastoralen Welt des ländlichen Westfalens besser klarkamen als mit dem unruhig montierten und scharfzüngigen Müchhausen-Teil, wo ja gerade diese restaurativen Tendenzen gern ihr Fett wegkriegen. Dennoch sind beide Teile durchaus verzahnt. Der glücklose Jägersmann, der unter Inkognito reisende schwäbische Adelige, ist auf der Suche nach Münchhausen, der ihn und eine gute Freundin bloß gestellt hat. Er will ihn wohl fordern. In Anbetracht seines schießerischen Könnens muss es einen aber um den Titelhelden nicht bange sein :zwinker:!
    Übrigens hat der Oberhofteil durchaus auch seine satirischen Elemente. Die Ehegeschichte der Eltern des "Jägers", die zu dessen Unvermögen führte, könnte durchaus auch von Laurence Sterne verfasst worden sein.
    In den vergangenen Kapiteln war ich manchmal ein wenig genervt, weil viele Anekdoten und Geschehnisse nicht immer nur satirisch, sondern auch z.B. durch den Hofschulzen oder den Küster auch sehr altväterisch kommentiert werden.


    Euch ein schönes Lesewochenende!


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • So, ich bin jetzt durch die ersten fünf Kapitel des zweiten Buches. Es ist schon ein recht krasser Unterschied in der Form zum ersten Buch. Es liest sich wie ein ganz anderes Buch. Weiß jemand, ob Immermann die beiden Teile in einem Stück hintereinander weg geschrieben hat, oder ob es da auch beim Schreiben einen zeitlichen Bruch gegeben hat?

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • In diesem Teil gibt es in meiner Ausgabe Fußnoten. Sind die von Immermann selbst oder vom Herausgeber?

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Hallo zusamen,


    ich bin jetzt im 7. Kapitel. Auch mir ist gleich zu Beginn des zweiten Buches aufgefallen, dass der Schreibstil doch recht anders ist. An einen zeitlichen Bruch glaube ich aber nicht, ich denke, dass das bewußt als Stilmittel gewählt wurde. Ich bin leider noch nicht dazu gekommen genauer in die Tagebücher zu schauen.


    Hallo BigBen,


    mine Ausgabe hat in dem Teil 2 keine Fußnoten. :rollen:


    Meine Ausgabe hat auch Fußnoten. Zum Beispiel wird in der Mitte des vierten Kapitels das Wort "Baas" mit "Ausdruck für Brotherr" in der Fußnote erklärt. Das hat mich auch gewundert, da das Buch ja einen Anmerkungsapparat hat.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Ich bin jetzt im 10. Kapitel. Sehr interessant fand ich die Geschichte um die Zinseintreibung. Ein schöner Seitenhieb war die Bemerkung, daß die Bauern auf die Erwähnung der Hölle und des Teufels nicht verzichten wollen. Ach wenn es mir doch gruseln würde... :breitgrins:


    mine Ausgabe hat in dem Teil 2 keine Fußnoten. :rollen:


    Nicht im 2. Teil, sondern im 2. Buch!

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Hallo liebe Mitlesende!


    Ich bin jetzt im zweiten Teil, drittes Buch, Kapitel 9. Was Immermann nach dem Oberhof-Abschnitt geschrieben hat, ist für meinen Geschmack etwas sehr albern. Die beiden Tagebuchversionen, die Luftverdichtungsaktienkompanie und als "Höhepunkt" seine Kindheit als Ziege. Nee, das ist etwas zu viel. Ich hoffe inständig, daß er im vierten Buch wieder das Niveau des ersten findet.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Hallo zusammen,


    ich bin jetzt auch (erst) im 10. Kapitel angelangt.



    Ich bin jetzt im 10. Kapitel. Sehr interessant fand ich die Geschichte um die Zinseintreibung. Ein schöner Seitenhieb war die Bemerkung, daß die Bauern auf die Erwähnung der Hölle und des Teufels nicht verzichten wollen. Ach wenn es mir doch gruseln würde... :breitgrins:


    Das fand ich auch lustig . Da ist wohl wieder ein bisschen der bissige Münchhausen-Stil durchgekommen. Ansonsten plätschert der Roman schön vor sich hin. Ich bin schon auf den nächste Stilbruch gespannt.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Hallo ihr beiden und alle,


    momentan mache ich eine Lesepause. Grundsätzlich bin ich in III, 2 und wundere mich darüber, dass die Menschen den Oberhofteil anscheinend so viel lieber hatten, dass sich der Verlag dazu entschloss, diesen Teil extra zu veröffentlichen.
    Der Münchhausen-Teil ist deutlich bissiger und lustiger, auch die Längen akzeptiere ich lieber, da sie satirisch sind, während diese im Oberhofteil z.T. (Ansichten des Diakonuns) gefährlich in die Nähe der Blut- und Boden-Ideologie geraten.


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Hallo zusammen,


    ich verreise jetzt für ein verlängertes Wochenende und komme dabei hoffentlich etwas zum Lesen, aber nicht hier zum Schreiben.


    Mich interessiert, wie die Oberhof-Teile als einzelner Roman überhaupt zusammenpassen. Sie können sich somit ja eigentlich nur wenig mit den Münchhausen-Teilen überschneiden. Ich kann mir das bislang noch kaum vorstellen, aber das wird sich alles noch in weiteren Verlauf des Buchs herausstellen.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Hallo ihr beiden,


    nun wende ich mich wieder dem Immermann zu, komme aber aus beruflichen Gründen leider nur im Schneckentempo voran.
    Mir gefällt der Münchhausenteil weiterhin besser als der Oberhofteil!!
    Wie du, Zola, meine ich auch, dass man mit der Einzellektüre des Oberhofteils überhaupt nicht die Komplexität des Werkes erfassen kann. Beide Teile haben unterschiedliche Aufgaben bei der Gesellschafts- unbd Kulturkritik, um die es hier ja auch zu einem gewichtigen Teil geht.


    Im Moment bin ich in III, 5 und habe mich köstlich in den vorhergehenden Kapiteln über die Romanze zwischen Emerantia und "Karlos, dem Schmetterling" amüsiert. Immermann muss unbedingt intensiv den "Tristram Shandy" studiert haben, denn diese Kapitel hätten auch dem genannten Roman gut zu Gesichte gestanden. Klasse!!


    Man erkennt doch einen deutlichen Qualitätsunterschied zwischen Immermann und Gutzkow: Sowohl von der Komposition als auch der sprachlichen Gestaltung her ist Immermann dem Letzgenannten weit überlegen!! Man muss auch bei den Schriftstellern der sogenannten zweiten Reihe sehr aufpassen, bevor man sie übe einen Kamm schert. (Hat Arno Schmidt sich eigentlich auch über Immermann geäußert?)


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Ich komme im Augenblick auch nur langsam voran. Ich bin im vierten Buch, Kapitel IV. Jetzt widmet sich Immermann den esoterischen Lehren.
    Langsam habe ich das Gefühl, das Immermann, bevor er den Münchhausen schrieb, sich hinsetzte, eine Liste machte, welche Themen er durch den Kakao ziehen will, und dann aus jedem Listenpunkt ein Buch gemacht hat. Leider fokussierte er dabei zu sehr auf gewisse Personen seiner Zeit. Als das Buch auf den Markt kam, muß das in dem geschichtlichen Kontext der Heuler gewesen sein. Heutzutage hat man ohne den Kommentar kaum noch eine Chance jeden Seitenhieb zu verstehen. Schade eigentlich! Die Themen, derer sich Immermann angenommen hat, sind auch heute noch aktuell. Wenn er etwas weniger spezifisch geschrieben hätte, wäre das Buch zeitlos.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Hallo zusammen,


    leider komme ich wegen Streß in der Arbeit und einer Zweitlektüre nur sehr langsam voran. Mittlerweile bin ich in III, 6



    Im Moment bin ich in III, 5 und habe mich köstlich in den vorhergehenden Kapiteln über die Romanze zwischen Emerantia und "Karlos, dem Schmetterling" amüsiert. Immermann muss unbedingt intensiv den "Tristram Shandy" studiert haben, denn diese Kapitel hätten auch dem genannten Roman gut zu Gesichte gestanden. Klasse!!


    Im Anmerkungsapparat meiner Ausgabe fanden sich auch einige Hinweise auf den "Tristam Shandy", den ich selbst leider noch nicht gelesen habe.


    Ich hoffe, dass ich am Wochenende dazu komme, etwas in Immermanns Tagebücher zu lesen.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Hallo zusammen,


    ich habe heute in Immermanns Tagebüchern nach Spuren des Münchhausen-Romans gesucht und bin dank des Personen- und Werksregisters leicht fündig geworden. Viel hat er zu dem Roman leider nicht notiert, es lässt sich eigentlich nur erkennen, wann er welche Teile geschrieben hat. Die aus meiner Sicht interessantesten Tagebucheinträge möchte ich hier kurz zitieren:


    11. Januar 1832:
    "Notiz zu einem Balladenstoffe: Die Geister Andacht.
    Ein Priester schleicht alle Nacht aus dem Hause. Die Magd schleicht ihm nach, und findet ihn in der Kirche den Geistern der Verstorbnen predigen.


    Mährchenstoffe
    1) Geschichte von der alten Frau Muhme.
    2) Die verhängnißvolle Erbschaft.
    3) Die fünf Tänzer
    Notiz zu einer Fabel.
    Die Lerche. Rosenkranz pagina 600.
    Ob nicht ein neuer Münchhausen möglich wäre.
    (...)"

    Das war der erste Tagebucheintrag, in dem er die Idee des Münchhausen-Romans festhielt.


    22. Oktober 1837
    "Den 22ten October. Denke ich ernstlich an den Münchhausen. Es heißt die Doctorin Joesten sei auf dem Heimwege, vom Schlage gerührt, gestorben (...)"


    28. Oktober 1837
    "Den 28. Die Geschichte vom schönen Annerl u. braven Casper gelesen. Befriedigt meine Erwartung nicht. Die Idee zu Münchhausen consolidiert sich durch die Fabel von der Erzeugung des Helden auf chemischem Wege. Abends die Sybel, läuft im Dunkel nach Hause. (...)"



    15. November 1837
    "Dramaturgica. Ich kaufe Voltaire, Rousseau, Robertsons Charles V. Roscoes Leo X. Münchhausen vielfach bedacht. Die Schnaase schenkt Botargo."


    30. November 1837
    "Ich fange an Münchhausen zu schreiben. Lessings Zeichnung von Wien. Brief von Paris, dass der kleine Tieck abgegangen. nachmittags Besuch bei Schnaase."


    1. Dezember 1837
    "Weiter an Münchhausen geschrieben. (...)"
    Ähnliche Beiträge den ganzen Dezember über


    3. Januar 1838
    "Zwecklose. Ich lese aus Münchhausen. Alle Malcontente sind da. Stielcke blamirt sich. Ich mitten unter der Familie Hübneriana. (...)"


    8.-13.Januar 1838
    "Sitze ich unpaß in der Stube. Ein tüchtig Stück von Münchhausen wird fertig. Absolute Einsamkeit. Draußen Schneegestöber, harter Frost. Schwarze Vögel. Ruhige Stimmung. Ich lese Straussens theologische Streitschriften, die auf mich die Wirkung machen, daß ich das Evangelium Matthäi vornehme, und mich herzlich am reellen Christus erbaue."

    15. Januar 1838
    "Die Sybel abends draußen. Münchhausen vorgelesen. Erste Nachricht von der Aufführung des Stücks."


    21.-28. Januar 1838
    "Confuse, verdrießliche Woche. Die Journale lästern über mich und das Stück. Indeßen wird am Münchhausen fortgeschrieben u. das 1te Buch vollendet. Mährchen von den Wundern im Spessart begonnen. Albertus Magnus zeigt sich als praegnante Hintergrundfigur."


    4. Spril 1838
    "Abends die Sybel draußen.
    Mein Entschluß, daß mein Name nie wieder auf den Brettern genannt werden solle.
    (...)"


    8. April 1838
    "1ter Correcturbogen von Münchhausen. (...)"


    13. April 1838
    "Charfreitag. Nach langen Jahren wieder einmal zum Abendmahl gegangen. Gute Wirkungen im Hause."


    Mai 1838
    "Sonntag den 6ten Mai das 2te Buch des Münchhausen angefangen und Sonnabend den 26. Mai dasselbe vollendet.
    Aeußerst anstrengend und anhaltend daran gearbeitet. Auch einen 10tägigen Brustrheumatismus durchgemacht, zugezogen auf einem Ball beim Prinzen am 10ten Mai, wo es in der Nacht fror.
    (...)
    27ten Mai Besuch der Dieffenbach. Vorlesung des 2ten Buchs des Münchhausen an die Sybel.
    (...)
    Die Gelbsucht bricht aus.
    Ich bin bettlägrig vom 30ten Mai bis zum 9ten Juni, wo ich zum Erstenmale wieder aufstehe.
    (...)
    Ich las 2 Bücher des Gargantua und La vie de Rabelais.
    Briefe von Nicolai - Hamilton - Runkel."

    3. August 1838
    "Königs Geburtstag. Nicht gefeiert. Regenwetter. In Münchhausen das ActienAbentheuer geschrieben."


    9. August 1838
    "Mitten im ZiegenAbentheuer Münchhausen s. Mittag Nachricht von Jena, daß ich Doctor geworden"


    20. August 1838
    "Holländercapitel in Münchhausen. nachmittags Matzerath."


    21. August 1838
    "Schlußcapitel."


    22. August 1838
    "Frau v. Sybel draußen. Vorlesung aus Münchhausen. Mein Diplom aus Jena erhalten."


    23. August 1838
    "Geistergeshichten.
    Mein Diplom mit komischen lateinischen Inschriften versandt an Friedrichs, Ebermaier, (...)"

    24. August 1838
    "Geistergeschichten. Abends Frau v. Sybel draußen. Volesung aus Münchhausen.
    Münchhausen I fertig zur Ausgabe."

    27. August 1838
    "Morgens Geistergeschichten in Münchhausen. Danach Deliberationssitzung den Dr. zum Erstenmale meinen Unterschriften beigefügt. (...)"


    2. September 1838
    "Morgens. 3tes Buch des Münchhausen vollendet.
    (...)"

    9. Oktober 1838
    "Das Merkwürdigste unter meinen hiesigen Begegnungen war, daß ich mit dem hier residirenden jungen Deutschland fraternisirt habe, nämlich mit Gutzkow und Wiebarg. Ich schickte Gutzkow meine Karte, ließ anfragen wann er zu sprechen sei, und muß ihm das Zeugniß geben, daß er sich bei unserer Zusammenkunft sehr vernünftig betagen hat. Er verhehlte seine Empfindlichkeit nicht, die er gehabt, setzte aber hinzu, daß bei ihm die Sache ausgeglichen sei, und daß er nur wünsche, sie auch vor dem Publico in Ordnung zu bringen, damit nicht meine Stimme von seinen Feinden wider ihn gemißbraucht werden möge. Er war sehr offen über sich und sein Schicksal und schilderte letzteres als das eines Verfolgten Beistands- und Anhaltslosen nicht beneidenswerth. Seine Aeußerungen waren glasscharf und schneidend, wenn man will, ohne Liebe und Gemüth, zeugten aber von Wahrhaftigkeit, Verstand und Penetration. Er hat ein schmales Gesicht, schmale, feine Lippen, eine Röthe auf den Wangen, die ich für hektisch halte, helle Augen, und geht gebückt, obgleich er erst sieben und zwanzig Jahre alt ist. Ich durfte mir in dem Gespräch mit ihm nichts vergeben. So that auch er. Unsere ganze Unterredung hatte die vornehme Haltung einer Tractatschließung kriegführender Mächte, bei welcher aber Aufrichtigkeit von beiden Seiten obzuwalten schien. Das Sonderbarste bei der ganzen Sache ist, daß er in seinem Telegraphen nach den in den oldenburger Blättern mitgetheilten Proben des Münchhausen, vor dessen Erscheinen darauf als auf ein sehr witziges und geistreiches Buch hingewiesen hatte, was ich erst in Hamburg erfuhr.
    (...)
    In dieser Beziehung stelle er [Gutzkow] Bettinen [Bettina von Arnim] sehr hoch und tadelte mich, daß ich über sie im Münchhausen gespottet.
    (...)"

  • Hallo Zola,


    wow! :klatschen: :klatschen:


    Was für eine Fleißarbeit! Vielen Dank erstmal. Hoffe, in der kommenden Woche wenigstens mal am Münchhausen und diesen Materialien schnuppern zu können.


    Schönen Wochenanfang!


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Hallo,


    habe im Moment wenig Zeit, möchte aber kurz einen Zwischenstand angeben: Nach längerer Pause bin ich nun im "anakreontischen" Kapitel III, 9, das sehr lustig die Schäferliteratur der im Adjektiv angesprochenen Literaturrichtung persifliert, aber langsam genauso langatmig und unaufregend gerät wie diese. Scheint eins der längsten Kapitel des Romans zu sein: in meiner Ausgabe knapp 60 Seiten.


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Hallo zusammen,
    hallo Finsbury,


    ich bin gerade in demselben Kapitel ("Ich"), das ich auch als sehr langatmig und langweilig empfinde. Ich kann da gut mit dem alten Baron mitfühlen, der "diese hirnlosen Geschichten" unterbrechen möchte, es zu meinem Leidwesen aber nicht schafft. Immerhin habe ich durch dieses Kapitel die Schäferliteratur kennengelernt, die mir bislang völlig unbekannt war.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Hallo Leute!


    Ich bin im fünften Buch, 7. Kapitel, d.h. ich bin wieder auf dem Oberhof. Und ich bin froh, daß Esoterik-Buch hinter mir zu haben. Da ich die Werke nun überhaupt nicht kenne, auf die Immermann sich permanent bezog, hat es nur noch genervt.
    Weiß eigentlich jemand, ob bei der Veröffentlichung des ausgegliederten Oberhof-Teiles nur das zweite oder alle den Oberhof betreffenden Bücher aus dem Münchhausen genommen worden.
    In meinem Kommentar wird erwähnt, das am Ende des 4. Buches des Erstdruckes ein Inhaltverzeichnis und ein paar Anmerkungen Immermanns folgten. In der ersten Anmerkung weißt er darauf hin, daß es offensichtlich zwei Gruppen von Lesern gab, die die den Münchhausen und die die den Oberhof mochten. Für die letztere weißt er auf die folgenden Bücher mit mehr Material über den Oberhof hin. Waren diese weiteren Bücher eine Konzession an diese Leser?

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)