Jane Austen - Verstand und Gefühl

  • Da ich keinen eigenen Thread zu diesem Buch gefunden habe, mache ich einen neuen auf, wenn es aber schon einen gibt, dann bitte dorthin verschieben. :winken:


    Ich habe diese Ausgabe von "Verstand und Gefühl" gelesen [kaufen='9783150217306 '][/kaufen]


    Inhalt: Die Geschichte handelt von Elinor und Marianne Dashwood, den zwei ungleichen Schwestern. Die Darstellung ihrer Gefühlswelt steht im Vordergrund der im ländlichen Bürgertum und Kleinadel spielenden Handlung.


    Meine Meinung: Am Anfang war es für mich sehr schwer mich in dieses Buch hineinzufinden. Die Art und Wiese wie die Personen sich verhalten und sprechen war für mich sehr schwer nachvollziehbar.
    Allein die Tatsache, dass es sich nicht schickt, dass eine Mutter ihre Tochter fragen darf ob sie denn verlobt ist, hat mir dann den Rest gegeben. In dieser Phase des Lesens haben mir die Anmerkungen am Ende des Buches zur Art und Lebensweise der damaligen Zeit sehr weiter geholfen. Ich habe nun begriffen, warum manche mit dem Vornamen und manche mit dem Familiennamen angeredet wurden und welche Sätze und Ausdrücke jetzt eher unangebracht waren.
    Sieht man von diesen Anfangsschwierigkeiten einmal ab, habe ich mich bald in einer wunderbaren Welt wiedergefunden, in der ich besonders die beiden Hauptfiguren Elinor und Marianne sehr lieb gewonnen habe.


    Marianne sogar noch mehr, weil sie eher meinem Naturell entspricht. Sie hat des öfteren etwas getan was nicht sehr schicklich war und hat sie auch zeitweise kein Blatt vor den Mund genommen. Das fand ich in der Geschichte sehr erfrischend. Auch wenn sie mir manchmal mit ihrer selbstsüchtigen Art auf die Nerven ging.


    Woran ich mich bis ans Ende des Buches nicht gewöhnt habe, ist die Tatsache, dass die Menschen ewig um den heißen Brei herum reden. Sie sagen etwas ohne auf den Punkt zu kommen und erwarten dann, dass die anderen sie ohne Missverständnisse verstehen. Ich frage mich ob die Menschen wirklich wussten was der andere meint, wenn er es nicht gesagt hat, weil es sich nicht schickt so was anzusprechen.


    Dennoch hat mir das Buch sehr gut gefallen und da es mein erster Roman von Austen war, habe ich noch keine Vergleichsmöglichkeiten. Ich muss zu meiner Schande auch gestehen, dass ich noch nie eine Verfilmung von ihr gesehen habe. Vielleicht werde ich das jetzt nachholen.


    Alles in allem ein sehr netter Roman, bei dem ich eine Zeitlang brauchte um mich hineinzufinden.


    Katrin


  • Alles in allem ein sehr netter Roman ...


    Hallo Katrin,


    ja, nett ist der richtige Ausdruck. Als Beschreibung der vorvictorianischen Gesellschaft sind die Austen-Bücher ganz o.k. Wenn Du "Stolz und Vorurteil" lesen möchtest, wirst Du dort eine ähnliche Atmosphäre vorfinden.


    Liebe Grüße


    Tom

  • Hallo zusammen,


    Jane Austen ist momentan modern!


    Das liegt an ihrer klaren, frischen Sprache, an der Art "Screwball-Komödie", die sie schon zu Beginn des 19. Jhs. bewunderswert beherrschte und an ihrer scheinbaren Thematik: Liebe und den Partner fürs Leben finden. Das macht sie momentan ungeheuer populär - da auch gut fürs Kino nutzbar - und lässt einige von uns - gerade die Deutschen, bei denen es immer so ernst zugehen muss - ihren Rang vergessen. Es klingt bei uns leicht gönnerhaft, so wie Sir Thomas sagt - Spiegelbild der viktorianischen Gesellschaft (die Austen nie erlebt hat, da zu früh verstorben) - aber da ist viel mehr: Austen ist die authentische Berichterstatterin des Widerspruchs zwischen unserem gesellschaftlichen Handeln und dem wirklichen Wollen! Sie versteckt diese Grundthematik nun einmal hinter der Liebes- und Heiratsthematik, andere tun dies hinter dem politischen Welttheater oder pseudophilosophischen Diskussionen. Das macht aber ihre Kunst nicht leichtfertiger!
    Austen ist für mich eine der ganz großen Romankünstler, die Schwierigers in scheinbar leichter Hülle verpackt.


    HG


    finsbury

  • Austen ist die authentische Berichterstatterin des Widerspruchs zwischen unserem gesellschaftlichen Handeln und dem wirklichen Wollen! Sie versteckt diese Grundthematik nun einmal hinter der Liebes- und Heiratsthematik, andere tun dies hinter dem politischen Welttheater oder pseudophilosophischen Diskussionen. Das macht aber ihre Kunst nicht leichtfertiger!


    Austen ist die vielleicht aktuell am meisten unterschätzte Autorin der Weltliteratur, da bin ich mit Dir einer Meinung! :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus