Zitat des Augenblicks

  • Ein ungeordnetes Archiv für geistige Fundstücke, die man mit anderen teilen will:


    "Vielleicht besteht die höchste Weisheit lediglich in dem Wissen, wie das Wesentliche in den Endzwecken unterzubringen ist, die von Anfang an unvermeidlich waren."
    (Roger Caillois, Die Schrift der Steine)

  • Das ist eine wunderbare Idee mit dieser Sammlung geistiger Fundstücke, liebe Leserin! Und könnte zu einer Schatztruhe werden.


    "Man gibt seine ganze Freiheit auf, wenn man sich in ein Wesen verliebt; die Begierde kann aufhören, die Leidenschaft gänzlich erlöschen, aber auf dem Grunde des Herzens bleibt etwas Untilgbares zurück, etwas, das man geben, aber nicht zurücknehmen kann. Der Liebende hat seine Seele verkauft, und vergebens versucht der Haß, der Liebe ihren Platz abzuringen; bis zum Tode gehört man denen, die man geliebt hat."
    (Julien Green, Leviathan)

  • Kann ich hier alles rein posten, was mti soetwas ähnlichem wie einem Zitat zutun hat?
    Also auch, eine geschichte aus meinem Deutschbuch, die mich, seitdem ich sie las, beschäftigt?

  • Kann ich hier alles rein posten, was mti soetwas ähnlichem wie einem Zitat zutun hat?
    Also auch, eine geschichte aus meinem Deutschbuch, die mich, seitdem ich sie las, beschäftigt?


    Bei ganzen Geschichten kriegen wir u.U. ein Problem mit dem Urheberrecht, dann nämlich, wenn der Autor und / oder ein Bearbeiter und / oder ein Übersetzer und / oder ein Herausgeber (je nach der speziellen Situation) nicht schon seit mindestens 70 Jahren tot ist / sind ... Falls dies nicht der Fall ist, würde ich dennoch eine ganze Geschichte in einem separaten Thread zitieren. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ist keine lange , und ich bin mir sicher, das der Autor mehr als 70 Jahre tot ist.
    (die geschichte ist höchsten 10 Zeilen lang)
    Ich poste sie einfach mal ^^, sie passt einfach so schön hier rein:


    Zwei Schwerkranke
    Zwei Schwerkranke liegen in einem Zimmer , der eine an der Tür der andere am Fenster .
    der an der tür wünscht sich nichts senlicheres als am fenster zu ligen . der am fenster hat ein schlechtes gewissen und erzählt dem anderen stunden lang was draussen so alles passiert .
    eines nachts hat der der am fenster liegt einen erstickungs anfall . der an der tür könnte eine schwester rufen , denkt aber nur an das bett am fenster .
    am nächsten morgen ist der mann am fenster tot .
    sein bett wird geräumt und der ander tür kann ans fenster .
    er schaut raus , aber da ist nur eine wand ....


    Ich kenne leider nicht den Autor, aber ich habe die Geschichte aus dem Buch Wort und Sinn.
    (kann man die "Geschichte" noch als zitat sehn?)

  • Eine traurige Geschichte, die für mich aber auch eine positive Seite enthält.
    Wie hast Du sie denn für Dich gedeutet, Luca?


    Liebe Grüße, Madeleine.

  • Also, als erstes war ich nur von dem verhalten des zweiten geschockt.
    aber langsam wurde mir dann klar, das die geschichte das verhalten des Menschen sehr realistisch wieder gibt:
    Wenn er etwas will bringt er sogar einen freundlichen anderen Menschen um.
    Der Autor hat es geschafft das in wenigen worten wieder zu geben.
    Respekt.

  • Ich habe weniger den Aspekt gesehen, dass die unterlassene Hilfeleistung des einen Menschen dem anderen das Leben gekostet hat. Das ist sicher auch ein typisches Verhalten in unserer Gesellschaft: nur nicht hinsehen, wenn ein anderer Hilfe braucht, noch dazu, wenn man daraus einen Vorteil ziehen kann.


    Mich hat jedoch mehr das Resultat interessiert. Der eine sieht von seinem Fenster aus soviel, dass er dem anderen stundenlang davon erzählen kann, während dieser sich weiß Gott welche Wunder von diesem Fensterplatz erhofft und dann nichts sieht außer einer Wand.
    Das steht für mich symbolisch für das, was man aus seinem Leben machen kann. Nämlich sehr viel, wenn man mit Herz und Seele Anteil an der Welt nimmt und gar nichts, wenn es im Inneren leer bleibt, die Saiten sozusagen nicht in Schwingung geraten.
    So habe ich diese Geschichte zumindest für mich gedeutet.


    Jedenfalls hast Du da sehr schöne Gedanken eingebracht.
    Liebe Grüße, Madeleine.

  • Aber Du kannst daraus etwas Positives machen, Luca, indem Du Deine Seele an allem Anteil haben läßt, was Dir schön, gut und wichtig für Dein Leben erscheint, damit Du an Deinem Fensterplatz viel zu erzählen hast und nicht nur eine Wand anstarren mußt.
    Den besten Wegbegleiter, die Literatur, hast Du ja schon gefunden.


    In diesem Sinne, die besten Wünsche,


    Madeleine.

  • Mich hat jedoch mehr das Resultat interessiert. Der eine sieht von seinem Fenster aus soviel, dass er dem anderen stundenlang davon erzählen kann, während dieser sich weiß Gott welche Wunder von diesem Fensterplatz erhofft und dann nichts sieht außer einer Wand.
    Das steht für mich symbolisch für das, was man aus seinem Leben machen kann. Nämlich sehr viel, wenn man mit Herz und Seele Anteil an der Welt nimmt und gar nichts, wenn es im Inneren leer bleibt, die Saiten sozusagen nicht in Schwingung geraten.
    So habe ich diese Geschichte zumindest für mich gedeutet.


    In eine ähnliche Richtung würde ich mit meiner Deutung auch gehen.


    Ich kann mir auch vorstellen, dass am Fenster von vornherein eine Wand stand und der, der zuerst am Fenster lag, hat seine Vorstellungskraft benutzt um dem anderen eine Freude zu machen und sich selbst die Zeit zu vertreiben. Wenn er ihm gesagt, hätte, dass nur eine Wand am Fenster steht, wäre der wahrscheinlich desillusioniert gewesen. Dass dieser ihm am Ende tötet ist tragisch und gibt der Geschichte einen bitteren Nachgeschmack. Dem Ersten ist seine Freundlichkeit und sein Talent positiv zu denken zum Verhängnis geworden.


  • Ich kenne leider nicht den Autor, aber ich habe die Geschichte aus dem Buch Wort und Sinn.


    Ich kenne die Geschichte irgendwoher, kannst Du nicht nochmal in dem Buch nachschauen, ob da was zur Quelle steht? Immerhin ist es ein Schullesebuch aus dem Verlag Schoeningh Ferdinand GmbH (oder?), die sollten mit dem Urheberrecht sorgfältig umgehen.


    Als Quelle habe ich eines der vielen Bücher aus der Serie "Chicken Soup for the Soul" aus den 1990er Jahren in Verdacht, in der alle möglichen meist mündlich überlieferte Geschichten irgendwelcher Leute dem Autor zugetragen wurden. Daran, dass der eine den anderen hat sterben lassen, kann ich mich allerdings nicht mehr erinnern. Vielleicht war's auch eine andere, moralisch wertvollere Variante der Story, die ich wo auch immer mal gelesen habe - oder im Fernsehen gesehen habe, denn je mehr ich versuche mich daran zu erinnern woher ich die Geschichte kenne, desto mehr ist mir, als ob ich sie bildlich vor Augen geführt in Erinnerung hätte ...

  • "Einige glauben an das Schicksal. Einige glauben an nichts. Manche glauben an alles. Manche glauben. Keiner weiß. Keiner."
    (Stig Dagerman, Der Hund und das Schicksal)