• Ich nenn ihn den Gott, den Erlöser, die Hoffnung!
    Unbedingt empfehlenswert.
    Anfangs muss man sich vielleicht etwas einhören, aber bei mir kam die Liebe zu Chopin relativ schnell auf.
    Dieses Klavierspiel.. unbeschreiblich, aber ich will gar nicht viel darüber reden: hört selbst!
    Lucie.

  • Hallo Lucie,


    Zitat

    Anfangs muss man sich vielleicht etwas einhören,


    Chopin muss man nicht "einhören" :grmpf:, einfach seinen Gefühlen freien Lauf lassen. :zwinker:


    Mit Chopin im Gepäck, gehe ich auch den Weg in die Hölle.


    Gruß, Fuu

    Richte nicht, damit du nicht gerichtet wirst...ja, wenn man aber einander nicht richten soll, haben die Menschen nichts, um sich zu unterhalten.
    <br /> Maxim Gorkij

  • Ich bin ja immer vorsichtig, wenn es darum geht, Künstler, Komponisten, Schriftsteller etc. in den Rang eines Gott zu erheben. Ich höre sehr viele der Kompositionen Chopins sehr gerne, außerdem sind sie für den Pianisten eine große Herausforderung. Was die Orchestrierung angeht, steht er allerdings hinter sehr vielen anderen zurück, auch wenn sehr viele nette Ideen dabei sind.

  • Nun, Chopin war ein absoluter Klavierkomponist. Das Klavier war sein Medium, sein Instrument. Keiner hat wie er das Instrument "Klavier" so verstanden und seinen Wohlklang so ausgenützt wie Chopin. Deshalb steht er im Zentrum aller Klaviermusik, und jeder Pianist muss sich mit Chopin auseinandersetzen.


    Chopin war für mich in meiner Jugend der Grösste. Ich habe ihn relativ früh entdeckt und versucht, ihn auf dem Klavier zu spielen. Noch heute erinnere ich mich an das erste Chopinstück, das ich hörte, und wie eine Welt in mir aufging. Ich habe mit 14 mein ganzes Taschengeld für Langspielplatten ausgegeben, und als ich erst Arthur Rubinstein Chopin spielen hörte...


    Heute ist es aber so, dass mich Chopin nicht mehr soo hinreisst. Da mag ich vor allem Bach, Schubert und Schumann lieber spielen.


    Tatsache ist aber, dass jede(r) pianistisch Interessierte eine Phase hat, wo er Chopinfan ist.


    Rolf

  • Zitat

    Tatsache ist aber, dass jede(r) pianistisch Interessierte eine Phase hat, wo er Chopinfan ist.


    Nun-, dann ist meine Phase endlos, da ich ihn schon viele Jahre verehre (ca.10 Jahre) und ich kaum andere Musik höre. :zwinker:
    Ich wollte schon als Kind Klavier spielen, aber leider hatte ich keine Möglichkeit dazu. :sauer: Ich wollte Musik studieren, aber meine Mutter war dagegen! :grmpf:


    Gruß, Fuu

    Richte nicht, damit du nicht gerichtet wirst...ja, wenn man aber einander nicht richten soll, haben die Menschen nichts, um sich zu unterhalten.
    <br /> Maxim Gorkij

  • Fuu


    Schade, denn ein Musikstudium gehört zu den lohnendsten, aber auch zu den schwierigsten und frustrierendsten Studiengängen überhaupt.


    Vor allem musst du schon als Kind mit Musik gross geworden sein. Denn die Anforderungen sind mittlerweile so hoch, dass du es kaum schaffst, wenn du zu spät damit anfängst. Und mit "zuspät" meine ich, wenn du nicht mit 6-8 Jahren damit anfängst. Zweite Voraussetzung ist ein sehr guter Lehrer(in), und die sind dünn gesät. Und wenn am Anfang des Instrumentalunterrichtes nicht alles stimmt, kannst du ein Studium vergessen. Und vor allem, du kannst diese Lücken fast nie mehr schliessen.


    Ich konnte grosse Werke von Chopin mit 15 Jahren spielen, habe aber nicht alles richtig gemacht, vor allem, weil meine Lehrerin relativ unfähig war. Das war in den 60er Jahren auf dem Land, und man kann sich das Niveau vorstellen. Und das hat mich Jahre gekostet, diese Versäumnisse auszubügeln. Letzten Endes habe ich es dann doch geschafft, aber das war ein Weg mit Schweiss und Tränen...


    Rolf

  • Hallo Rolf 53,


    Ich verstehe dich gut und weiß, das ein Musikstudium zu den schwierigsten und frustrierenden Studiengängen überhaupt zählt.
    Wenn ich in der Schule gesungen habe, waren alle Schüler ganz leise, auch die, die sonst nichts für Musik übrig hatten. :zwinker:
    Oft wurde ich aufgefordert, noch einmal zu singen. Meine Musiklehrerin war der Meinung, das ich ein Musikstudium aufnehmen sollte. Aber meine Mutter war dagegen, obwohl sie eine Lehrerin war und mein Talent hätte fördern müssen! Aber ihr Vater war ein Tenor und das reichte ihr wohl aus, um es mir zu verbieten! :grmpf:
    Ich wollte damit nur andeuten, das ich für Musik (Klassik) schon als Kind ein Ohr hatte. :zwinker:


    Zitat

    Letzten Endes habe ich es dann doch geschafft, aber das war ein Weg mit Schweiss und Tränen...


    Das bedauere ich sehr, freue mich aber ehrlich, das du es geschafft hast und es dir hoffentlich auch Freude und Spaß macht.


    Gruß, Fuu

    Richte nicht, damit du nicht gerichtet wirst...ja, wenn man aber einander nicht richten soll, haben die Menschen nichts, um sich zu unterhalten.
    <br /> Maxim Gorkij

  • Hallo


    Wer einmal völlig unterschiedliches Chopinspiel hören will, sollte auf YOUTUBE einmal hineinhören.


    So ist eines der Paradestücke von Chopin, die As-Dur Polonaise op 53, mit mehr als 10 Aufnahmen vertreten.


    Rubinstein spielt es mit 77 Jahren und mit 79 völlig frei, mit unglaublichem inneren Rhythmus. Es sind ein paar Show-Effekte dabei, aber das waren ja auch Encores.


    Andere hingegen...Argerich zum Beispiel. Die hält den Rhythmus schon auf der ersten Seite nicht richtig.


    Jedenfalls sehr interessant und lehrreich. Noch einmal vielen Dank für den Hinweis. Ich dachte immer, YOUTUBE wäre eine Teenie-Webseite und habe mich deshalb nie so dafür interessiert. Und meine Kinder schauen sich natürlich lieber die Videos von lonegirl15 an.


    Rolf

  • Hi,


    ich finde Chopin auch wirklich schön.
    Was mir bei ihm auch sehr gut gefällt, ist, dass er teilweise
    relativ einfache Stücke geschrieben hat, die sogar ein so
    mangels begnadeter Pianist wie ich es bin sie so zustande birngt,
    dass sie des Hörens würdig sind.
    Er hat wirklich wunderbar geschrieben :smile:


    LG hami32

  • Super, dass es hier auch ein Forum über Musk gibt, die ist nämlich meine zweite große Leidenschaft neben der Literatur. Als jemand der selbst Klavier spielt mag ich Chopin auch(man möchte fast sagen natürlich) sehr gerne.


    Ein einzelnes Werk herauszuheben ist müßig, da es so viel Tolles von ihm gibt, trotzdem will ich auf eine tolle Aufnahme aufmerksam machen, die es bei youtube zu bewundern gibt, nämlich die Barcarolle op.60 in der Einspielung von Krystian Zimerman.

  • Zeit, diesen Ordner zu entstauben ...



    Tatsache ist aber, dass jede(r) pianistisch Interessierte eine Phase hat, wo er Chopinfan ist.


    In dieser Phase stecke ich momentan.


    Neben den manchmal verspotteten Nocturnes sind es vor allem die kleinen Juwelen Préludes Op. 28, die in letzter Zeit meinen CD-Spieler (und gelegentlich meine Finger am Klavier) beschäftigen. Mein Tipp: Die Préludes No. 2, 4, 6, 15 und 24 sind bestens geeignet, folgende Sätze Robert Walsers zu verifizieren: „Töne sind zarte Dolchstiche. Die Wunden brennen, aber Wehmut und Schmerz träufeln statt des Blutes hervor.“ (aus: Fritz Kochers Aufsätze)


    Eleganter, blasser Frauenschwarm und virtuoser Liebling der Pariser Salons: Das ist das Bild, das von Frédéric Chopin überliefert ist. Nicht ganz zu Unrecht, hat er doch selbst aktiv an diesem Image gearbeitet. Er war nicht der Dandy Baudelairschen Ausmaßes, aber er verbreitete um sich eine künstlerische Noblesse und weltmännische Eleganz, die der etwas plump-behäbige und schüchterne Zeitgenosse Robert Schumann nie verstanden und nur sein ein Jahr jüngerer Freund Franz Liszt in gleichem Ausmaß erreicht hat.


    Dabei war Chopin weit davon entfernt, dem Salon gefällige Stücke als Hintergrundrauschen für sinnreiches oder -loses Geplauder zu liefern. Seine Musik entstammte dem Dunst nächtlicher Herbstlandschaften, dem Fieber der Tuberkulose und einer sich daraus entwickelnden Todessehnsucht. Chopin war, wie sein „Konkurrent“ John Field bemerkte, ein „Krankenzimmertalent“ - melancholisch und morbid von Kopf bis Fuss.


    Das Traumverlorene, Ausschweifende und Phantastische der deutschen Romantiker lag ihm fern. Die Musik Schumanns blieb ihm zeitlebens wesensfremd. Mit einem Hang zu formaler Perfektion bei der Ausarbeitung seiner klanglichen Visionen und einer aristokratisch-morbiden Musikästhetik wird er mit Edgar Allan Poe verglichen. So wie Schumann die Schauergeschichten und Nachtgestalten E.T.A. Hoffmanns in Musik verwandelte, hat Chopin das musikalische Programm zu Poes Lyrik und shorts stories geliefert. Diese These vertreten zumindest W. Oehlmann und W. Kaempfer in ihrem „Klavierführer“. Ich bin mir nicht sicher, ob man das so stehenlassen kann, ob Chopin Poe überhaupt kannte bzw. zur Kenntnis genommen hat. Interessant ist es allemal.


  • So wie Schumann die Schauergeschichten und Nachtgestalten E.T.A. Hoffmanns in Musik verwandelte, hat Chopin das musikalische Programm zu Poes Lyrik und shorts stories geliefert. Diese These vertreten zumindest W. Oehlmann und W. Kaempfer in ihrem „Klavierführer“. Ich bin mir nicht sicher, ob man das so stehenlassen kann, ob Chopin Poe überhaupt kannte bzw. zur Kenntnis genommen hat. Interessant ist es allemal.


    Dass Chopin E.A.Poe kannte halte ich für eher unwahrscheinlich. Zwar verbrachte Chopin einen großen Teil seines Lebens in Paris und Poe wurde in Europa durch den Franzosen Baudelaire bekannt, der 1857 einen Band mit Erzählungen von Poe publizierte, aber 1857 war Chopin schon acht Jahre tot.

  • Dass Chopin E.A.Poe kannte halte ich für eher unwahrscheinlich. Zwar verbrachte Chopin einen großen Teil seines Lebens in Paris und Poe wurde in Europa durch den Franzosen Baudelaire bekannt, der 1857 einen Band mit Erzählungen von Poe publizierte, aber 1857 war Chopin schon acht Jahre tot.


    Hi Hubert,


    ich habe das mal eben nachgelesen. Im "Klavierführer" wird nicht behauptet, Chopin habe die Werke Poes gekannt. Es wird lediglich eine Geistes- und Seelenverwandschaft der beiden Künstler unterstellt. Ich bin geneigt, dem zu folgen.


    LG


    Tom


  • Hallo Tom,


    meine Antwort bezog sich nicht auf den „Klavierführer“ den ich gar nicht kenne, sondern auf deine folgende Frage:



    Ich bin mir nicht sicher, ob man das so stehenlassen kann, ob Chopin Poe überhaupt kannte bzw. zur Kenntnis genommen hat.



    Auch eine Geistes- und Seelenverwandschaft zwischen dem Schöngeist Chopin, der einen großen intellektuellen Freundeskreis (Franz Liszt, Heinrich Heine, Balzac, Delacroix u.a. Musiker, Dichter und Maler) hatte und mit der emanzipierten Schriftstellerin George Sand zusammen lebte und dem in der Pubertät stecken gebliebenen Alkoholiker Poe, der seine 13-jährige Kusine heiratete kann ich mir nur schwer vorstellen. Gibt der „Klavierführer“ da nähere Hinweise?


    LG


    Hubert


  • Auch eine Geistes- und Seelenverwandschaft zwischen dem Schöngeist Chopin, der einen großen intellektuellen Freundeskreis (Franz Liszt, Heinrich Heine, Balzac, Delacroix u.a. Musiker, Dichter und Maler) hatte und mit der emanzipierten Schriftstellerin George Sand zusammen lebte und dem in der Pubertät stecken gebliebenen Alkoholiker Poe, der seine 13-jährige Kusine heiratete kann ich mir nur schwer vorstellen.


    Hallo Hubert,


    wenn Du diese biografischen Aspekte losgelöst von den Werken der Beiden betrachtest, dann fällt es in der Tat schwer, hier eine Geistesverwandschaft anzunehmen. Gehen wir die Sache mal etwas grundsätzlicher an. Was besagt "Geistes-/Seelenverwandschaft" eigentlich? Je länger ich darüber nachdenke, umso unschärfer wird der Begriff, umso mehr bin ich geneigt, darin die Verkürzung oder Vereinfachung einer Sache zu sehen, an die man glauben kann oder auch nicht. Ich bin in letzter Zeit ein wenig allergisch gegen solche "Denkfiguren", zu der mMn. auch die in einem anderen Thread umkämpfte Aussage "Er/sie war seiner/ihrer Zeit voraus" zählt. Ich weiß nicht, ob Du Wolf Schneiders Buch "Deutsch für Profis" kennst. Ich habe es vor Urzeiten gelesen, meine aber heute noch seinen ätzenden Spott zu vernehmen, der den sich auf solche Allgemeinplätze zurückziehenden Schreiberling trifft.


    Nun sei bitte so gut und fass das nicht als persönlichen Angriff auf. Das liegt mir fern. Betrachte es nüchtern oder heiter als "Haarspalterei" - nicht mehr und nicht weniger.


    So long


    Tom


    PS:


    Gibt der „Klavierführer“ da nähere Hinweise?


    Leider nein.


  • Hallo Hubert,


    wenn Du diese biografischen Aspekte losgelöst von den Werken der Beiden betrachtest, dann fällt es in der Tat schwer, hier eine Geistesverwandschaft anzunehmen. Gehen wir die Sache mal etwas grundsätzlicher an. Was besagt "Geistes-/Seelenverwandschaft" eigentlich? Je länger ich darüber nachdenke, umso unschärfer wird der Begriff, umso mehr bin ich geneigt, darin die Verkürzung oder Vereinfachung einer Sache zu sehen,


    Hallo Tom,


    sachlich geführte Diskussionen wie sie zwischen uns Beiden stattfinden, sind niemals persönliche Angriffe, dass es manchmal unterschiedliche Meinungen gibt ist ja selbstverständlich und würde ansonsten auch Diskussionen erübrigen. Das wäre ja schön langweilig. Solche „Kämpfe“ müssen auch nicht unbedingt einen Sieger hervorbringen, es kann immer auch zwei Sieger geben, niemals zwei Verlierer. In diesem Fall z.B. können wir gemeinsam mit Wolf Schneider, dessen Buch ich mir gelegentlich ansehen werde, da ich es nicht kenne, über den „Klavierführer“ spotten, der ja den Allgemeinplatz „Geistes- bzw. Seelenverwandschaft“ in die Diskussion einbrachte.


    LG


    Hubert


  • In diesem Fall z.B. können wir gemeinsam mit Wolf Schneider, dessen Buch ich mir gelegentlich ansehen werde, da ich es nicht kenne, über den „Klavierführer“ spotten, der ja den Allgemeinplatz „Geistes- bzw. Seelenverwandschaft“ in die Diskussion einbrachte.


    Hi Hubert,


    der zweibändige Reclam-Klavierführer enthält eine reiche Sammlung an Stilblüten - und das, obwohl sich dort Musikwissenschaftler, -dozenten und -kritiker als Autoren versammeln. Ich finde die meisten Texte recht drollig; wenn man den oft pathetischen "Sound" mal beiseite lässt, bieten sie einen guten Einstieg und Überblick. Schlimm für mich als Laie wird es, wenn die Modulationen, Kadenzen etc. einer "Grand Sonate Pathétique" seitenlang erörtert werden. Dann fange ich immer an, hektisch zu blättern ...


    LG


    Tom

  • Ich bin auch ein sehr großer Chopin Fan. Als solcher habe ich mir als Jugendlicher eine komplette Aufnahme der Klavierkonzerte und Klaviersolos von der Deutschen Grammophon gekauft. Dadurch wurde ich wohl ziemlich auf die dort spielenden Pianisten geprägt. Vor wenigen Jahren habe ich mir dann eine komplette Reihe Aufnahmen von Rubinstein gekauft. Wie in einem anderen Beitrag bereits beschrieben, bin ich ein völliger Laie was Musik angeht. Aber von Rubinsteins überall so hochgehaltenen Chopininterpretationen war ich auf hohem Niveau enttäuscht. Mir gefallen fast durch die Bank weg alle Aufnahmen von Argerich, Richter, Ugorskij und Ashkenazy besser als die entsprechenden Aufnahemn von Rubinstein. Im Vergleich zu diesen wirkt Rubinstein irgendwie abgehackter, die Pausen scheinen zu lang, das Spiel weniger flüssig.
    Bitte nicht hauen für meinen unmusikalischen Beitrag eines Laien :)