Da wäre ich mal neugierig, wie dir dieses Buch gefällt. Ich war sehr enttäuscht, das Buch wurde (v. a. durch eine hymnische Rezension M. R. R.s) allüberall gelobt, ich fand es nur platt, sentimental, gehobenes Groschenromanformat. Für mich ist dieser Roman der Inbegriff eines "gehypten" Werkes.
Wenn ich gewusst hätte, dass es ein Lob von MRR gibt, hätte ich den Roman vielleicht nicht gekauft.
Mir hat er gefallen.
Zwei Männer, beide Mitte 70, treffen sich nach 40 Jahren erstmals und erörtern während einer Nacht das zwischen ihnen schwelende Geheimnis, welches kulminiert in einem Vorfall während einer Jagd.
Vorab eingeblendet, die Geschichte ihrer Freundschaft bis dahin, als junge Offiziersanwärter.
Das ganze angesiedelt in Österreich-Ungarn, Habsburgermonarchie.
Ein Autor von damals Anfang 40 schreibt also einen Roman über zwei Mittsiebziger, für die die Zeit der Handlung 40 Jahre und länger her ist. Eine Zeit, die der Autor selbst nicht erlebt hat.
Ich kann mit dem Begriff Groschenromanformat nicht so viel anfangen.
Mag sein, es ist thematisch aus der Luft gegriffen, aber die Realismusdiskussion in der Literatur ist eine leidige ...
Mag auch sein, die Schreibe ist (so weit sich das an einer Übersetzung beurteilen lässt) ein wenig sentimentalisch überzogen.
Mich hat es an die paar Bücher erinnert, die ich vor zig Jahren mal von Stefan Zweig gelesen hatte.
Aber ich hab betreffend Literatur des 20. Jahrhunderts auch recht wenig Bezugspunkte. Und von ungarischer Literatur, unter die er, trotz zig-jährigen Emigrantendaseins, gerechnet wird, weiß ich nicht die Bohne was.
Der Roman hat meines Erachtens einen kompositorischen Mangel.
Und zwar ist es, gehen wir nach einer klassischen Definition, „eine unerhörte Begebenheit“ - ein typisches Novellenthema. Und die Hälfte der 220 Seiten über monologisiert im Wesentlichen einer der beiden Männer, Henrik, der „General“. Es wirkt unausgewogen, ist einfach zu lang.
Inhaltlich: mit der beschriebenen Art Offiziersehre, mit dem doch recht schwülstigen Freundschaftsbegriff, kann ich nicht sehr viel anfangen.
Andererseits fand ich vieles Sätze, Formulierungen, Metaphern sprachlich sehr schön.
Über den Autor hab ich ein wenig nachgelesen. Er hat ein sehr umfangreiches Werk hinterlassen. Anhand eines Romans, der auch nicht nur positiv rezensiert wurde, ist so einer nicht zu beurteilen. Wenn ich mal wieder einen preiswert angeboten finde, werde ich ihn wohl kaufen.
Insgesamt – etwas mehr als „nur“ lesenswert.
Leibgeber