Heimweh nach Rügen bekomme ich manchmal, wenn ich an meine Kindheit zurückdenke und mir Bilder von Caspar David Friedrich betrachte. Bei Ernst Moritz Arndt hat Rügen aber eine viel politischere Bedeutung. Arndt hatte ein ziemlich bewegtes Leben und das wird auch seine Schriften beinflusst haben. War Arndt aber Antisemit und wenn ja, wie weit und aus welchen Beweggründen? Seine deutsch-nationale Einstellung kann ich mir politisch und geschichtlich gesehen erklären, aber darüber hinaus? Ich höre ja schon auf, schließlich will ich nicht über jemand urteilen, von dem ich beinahe nichts gelesen haben... Na jedenfalls steht das Gedicht nun hier und kennt ihr Arndt besser (was in diesem Falle überhaut sehr leicht ist, da ich ihn ja nicht kenne), dann bitte ich euch, mich aufzuklären oder zu belehren...
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Lyrikmail Nr. 1387 06.10.2006
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Ernst Moritz Arndt
Heimweh nach Rügen
1842.
O Land der dunklen Haine,
O Glanz der blauen See,
O Eiland, das ich meine,
Wie tut's nach dir mir weh!
Nach Fluchten und nach Zügen
Weit über Land und Meer,
Mein trautes Ländchen Rügen,
Wie mahnst du mich so sehr!
O wie, mit goldnen Säumen
Die Flügel rings umwebt,
Mit Märchen und mit Träumen
Erinnrung zu mir schwebt!
Sie hebt von grauen Jahren
Den dunkeln Schleier auf,
Von Wiegen und von Bahren,
Und Tränen fallen drauf.
O Eiland grüner Küsten!
O bunter Himmelschein!
Wie schlief an deinen Brüsten
Der Knabe selig ein!
Die Wiegenlieder sangen
Die Wellen aus der See,
Und Engelharfen klangen
Hernieder aus der Höh'.
Und deine Heldenmäler
Mit moosgewobnem Kleid,
Was künden sie, Erzähler
Aus tapfrer Väter Zeit,
Von edler Tode Ehren
Auf flücht'gem Segelroß,
Von Schwertern und von Speeren
Und Schildesklang und -stoß?
So locken deine Minnen
Mit längst verklungnem Glück
Den grauen Träumer hinnen
In alter Lust zurück.
O heißes Herzenssehnen!
O goldner Tage Schein
Von Liebe reich und Tränen!
Schon liegt mein Grab am Rhein.
Fern, fern vom Heimatlande
Liegt Haus und Grab am Rhein.
Nie werd' an deinem Strande
Ich wieder Pilger sein.
Drum grüß' ich aus der Ferne
Dich, Eiland lieb und grün:
Sollst unterm besten Sterne
Des Himmels ewig blühn!
*der Autor
Arndt wurde am 26.12.1769 in Groß-Schoritz als Sohn eines ehemaligen Leibeigenen auf Rügen geboren. Er studierte Geschichte und Theologie. 1805 wurde er Professor in Greifswald. Wegen seiner antinapoleonischen Flugschrift "Geist der Zeit" mußte er nach Stockholm fliehen. Er folgte 1812 dem Freiherrn vom Stein als Privatsekretär nach Petersburg. Arndt starb am 29.01.1860 in Bonn.
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