September 2006 - Marcel Proust

  • Hallo !


    Ja, die Beschreibung mit der Hinterlassenschaft hat mich auch zuerst irritiert :breitgrins:


    Im dritten Kapitel wirds ja richtig konkret, das bin ich von Proust gar nicht gewöhnt. Wir begleiten Marcel und Albertine bei ihren Autoausflügen - das finde ich genial beschrieben mit den Auswirkungen auf Raum und Zeit: Wir fuhren ab und wurden einen Augenblick noch von den kleinenHäusern begleitet, die mitsamt ihrem Blumenschmuck herbeieilten. Es sind immer wieder diese überraschenden Sichtweisen, die ich so faszinierend finde.


    Dass der Chauffeur noch eine Rolle spielt, erfahren wir erst später. Und Morel überrascht mich auch, wie er seinem Freund die Stelle verschafft. Da wird Proust richtig zum Romancier und ich bin schon gespannt, wie das mit Charlus noch weitergeht. Ach ja, der Großonkel wird auch wieder erwähnt, der mit der rosaroten Dame :zwinker: er war der Arbeitgeber von Morels Vater. So spannt sich der Bogen zurück nach Combray.


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen,


    könnt ihr euch noch in „Combray“ daran erinnern, dass es zwei verschiedene Wege zum Haus der Eltern des Protagonisten gab? (oder war es zum Haus der Tante?) Zu jedem Weg gab es andere Eindrücke.


    Es kommt mir so vor, dass im 3. Kapitel von „Sodom und Gomorrha“ die Eisenbahn und das Automobil einen ähnlichen Zweck dient. Die Fahrten mit dem Automobil geben mehr Raum für andere Blicke in die Natur, andere Städtchen; das Automobil wird aber auch für das sinnliche Vergnügen hergenommen; sogar auf die betrügerische Art. Morel und der Chauffeur tüfteln eine Preisabsprache aus und teilen sich das Geld.


    Dem Automobil jedoch hält kein Geheimnis stand, ...


    Es gibt wieder einen Blick in die Zukunft, die mich wirklich sehr neugierig macht:


    Hätte ich das gewusst sowie ferner auch, dass das Vertrauen, das die Verdurins bald darauf in diesen Chauffeur setzen sollten, ohne ihr Wissen daher rührte, so wären vielleicht viele Kümmernisse meines Lebens in Paris im folgenden Jahr und viel Leid wegen Albertine dadurch vermieden worden; doch ich ahnte nichts davon.


    des weiteren gibt der Erzähler ein Selbstbekenntnis preis:


    ...dass es mein Schicksal war, immer nur Phantome zu verfolgen.


    wie wahr.


    Ich habe das Gefühl, dass Albertines neuer Schleier und ihr Toque irgendeine Bedeutung hat. Das Augenmerk wird oft darauf gelenkt.


    Ich bin auf S. 610.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    das mit dem Automobil und der Zeit hat mich auch noch länger beschäftigt. Im Grunde ist Proust ja immer sehr ruhig und langsam, endlose Seiten benötigt er für ein Abendessen. Da liest man länger, als es in Echtzeit gewesen wäre. Seine Gedanken sind doch weitaus beschaulicher als Handlungen. Ich glaube, das ist der Gegensatz, der mir aufgefallen ist, mit der Schnelligkeit des Automobils wird das richtig bewußt. Und wenn man bedenkt, wie langsam im Vergleich zu heute die Autos damals waren, fällt richtig auf, wie schnell es heute bei uns zugeht. Vom Computer mal ganz zu schweigen ... Vielleicht ist es aber auch das, was unter anderem so an Proust fasziniert ?


    Albertines Ausstattung wird immer sehr detailliert beschrieben, so auch das Necessaire und auch das graue Kleid mit den Regenbogenärmeln. Ich verstehe nicht ganz, was das bedeuten soll, ist ihm Albertines Äußeres so wichtig ? Marcel deutet ja auch an, dass er gar nicht mehr in Albertine verliebt ist und es ihm egal ist, was sie macht, wenn er nicht dabei ist, allerdings muss er dann im Zugabteil gleich wieder gucken gehen, was sie so treibt.


    Dann noch die Szene im Wald: Marcel reitet und sieht ein Flugzeug am Himmel, er weint ! Es war eine sehr ergreifende Szene, lt. Kommentar der Hinweis auf den Tod von Prousts Freund und auch auf Albertines Schicksal. Das gleichzeitig mit der Natur so verwoben, großartig. Es ist ja schon so, dass man manchmal (ich zumindest) bei so einer wunderbaren Waldstimmung weinen könnte, wenn man etwas melancholischer Stimmung ist.


    Gruß von Steffi


    Ich hab noch so 80 Seiten und will bis Ostern fertig werden.

  • Hallo zusammen,


    ja, die neue Schnelligkeit und auch höhere Flexibilität, die das Automobil bieten, scheinen Proust beeindruckt zu haben und ich finde, er hat das auch gekonnt umgesetzt. Im Gegensatz dazu steht ja der Zug, der "blindschleichenhaft weiterkriecht". Andererseits bietet er aber die Möglichkeit zu gesellschaftlichen Kontakten, die Marcel ja auch sehr wichtig sind.


    Wie er zu Albertine steht, ist mir etwas rätselhaft. Er betont zwar, dass er aufgehört habe, sie zu lieben und entschlossen sei, mit ihr zu brechen, aber dennoch beschäftigt sie seine Gedanken und wehe, er kann sie nicht unter Kontrolle haben. Ähnlich wie bei Swann und Odette, wobei mir Albertine doch mehr Zuneigung zu haben scheint als Odette. Die detaillierten Beschreibungen ihrer Kleidung und Accessoires finde ich übrigens sehr schön, gerade dieses Kleid mit den Regenbogenärmeln würde ich sehr gerne einmal sehen.



    könnt ihr euch noch in Combray daran erinnern, dass es zwei verschiedene Wege zum Haus der Eltern des Protagonisten gab? (oder war es zum Haus der Tante?) Zu jedem Weg gab es andere Eindrücke.


    Ich glaube, es waren die zwei Spazierwege, die die Familie wechselweise benutzte. Ich habe gerade nochmal in unserer ersten Leserunde nachgeschaut, damals hattest Du geschrieben:

    Zitat

    Was mir noch so auffiel:
    es gibt oft den Hinweis auf die Zahl "Zwei":


    -Zwei Wege um die Kirche herum.
    -Zwei Seiten um Combray, die die Familie nehmen kann, um einen Spaziergang zu machen. Sie gehen dazu aus verschiedenen Pforten hinaus.
    -Zwei Kilometer von Balbec in der Normandie, wo die Familie Urlaub machen möchte, lebt die Schwester von Herrn Legrandin.
    -Die Tochter des Herrn Vinteuils, die wie ein Junge aussah, errötet wenn sie spricht und es schien als ob eine empfindlichere Schwester in ihr zu tage kam.


    Auch hier hat die zwei schon eine Rolle gespielt. Mir kommt es immer mehr so vor, dass Proust so viele Kunstgriffe, Wiederaufnahme und Bezüge in seinem Werk versteckt hat, dass man sie erst bei einer wiederholten Lektüre zumindest teilweise entdecken kann.


    Mit Morel wurde übrigens ein Charakter eingeführt, der dem Titel Sodom und Gomorrha alle Ehre macht. Nicht nur, dass er Charlus schamlos ausnützt, jetzt kommt auch noch der Prinz von Guermantes ins Spiel. Sehr amüsant zu lesen.


    Bei mir sind es noch etwa 70 Seiten; ich denke auch, dass ich bis Ostern fertig sein werde.


    Schönen Sonntag noch!
    Manjula

    [size=10px] "Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden." [/size]


  • Hallo zusammen,


    Manjula, danke fürs Heraussuchen meines Beitrages aus "Combray". Brachte es mir so einige Gedanken wieder zurück.


    Mich überrascht die Grausamkeit und Verruchtheit die in diesem Band mit Morel und dem Chauffeur Einzug gehalten haben. Schnappen sich 12jährige Mädchen und fahren in den Wald! Um den Job des Chauffeurs bei den Verdurins zu bekommen, schlagen sie den Kutscher grün und blau!


    Zitat von "Steffi"


    Dann noch die Szene im Wald: Marcel reitet und sieht ein Flugzeug am Himmel, er weint ! Es war eine sehr ergreifende Szene, lt. Kommentar der Hinweis auf den Tod von Prousts Freund und auch auf Albertines Schicksal. Das gleichzeitig mit der Natur so verwoben, großartig. Es ist ja schon so, dass man manchmal (ich zumindest) bei so einer wunderbaren Waldstimmung weinen könnte, wenn man etwas melancholischer Stimmung ist


    das war wirklich großartig beschrieben!
    es gibt laufend kleine Hinweise, dass die Beziehung mit Albertine nicht gutgehen kann; u.a. kommt es öfters vor, dass er sie nicht erkennt; z.B. am Bahnhof.


    Ich habe noch ca. 100 Seiten vor mir. Ich denke bis Ostern werde ich fertig sein.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    Cottard als Sekundanten und fällt schier in Ohnmacht als Charlus seine Hand nimmt und streichelt. Die Szene im Wirtshaus ist köstlich. *g*


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo !


    Ich wollte euch nur kurz mitteilen, dass ich heute fertig geworden bin.


    Ich finde, dass Sodom und Gomorrha bisher der Band ist, der am rasantesten und am witzigsten erzählt ist. Es gibt allerdings nicht soviele poetische Szenen. Da ich ja in französischer Literatur nicht gerade bewandert bin, habe ich gleich mit Balzac "Das Junggesellenheim" weitergemacht. Ich bin nämlich neugierig, ob ich ein bißchen Balzac in Proust wiederfinden kann.


    Gruß von Steffi


  • Hallo Steffi,


    etwas von Balzac zu lesen, drängt sich dem Leser richtig auf. Mir kam auch schon der Gedanke. "Ein Junggesellenheim" habe ich sogar im Regal stehen.
    Ich habe noch ca. 30 Seiten von Sodom und Gomorrha vor mir. Mein Eindruck ist, dass dieser Band sich viel flüssiger las. Mir lag das Tempo. Seltsamerweise habe ich die poetischen Szenen, wie z.B. über Apfelbäume, Hecken usw. nicht vermisst. Die kurzen Eindrücke vom Meer und Land fand ich diesmal ausreichend. Die Gruppe um Madame Verdurin fand ich diesmal so ausfüllend und die Einführung von Charlus und Morel in diese Gruppe haben mir fast den Atem genommen. Das alles war sehr spannend.


    Grüße von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    ich bin nun durch.
    Zwischen dem Ende des 3. Kapitel ("Ich werde Albertine nicht heiraten") und dem Ende des 4. Kapitels ("Ich werde Albertine heiraten") kam beim Protagonisten eine fiebrige Hektik auf.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Hallo zusammen !


    Ja, man kann auf den nächsten Band gespannt sein. So schlüssig scheint sich Marcel ja nicht zu sein und wer weiß, ob alles in Paris nicht wieder ganz anders ist.


    Im "Junggesellenheim" gibt es sehr viele lange Passagen, die auf die eigentliche Handlung vorbereiten, also der Leser wird quasi bereits über Ereignisse Jahre zuvor informiert, die politische Entwicklung usw. - das erinnert ein bißchen an Proust, der das allerdings wesentlich persönlicher und ausführlicher kann. Auch eine Stelle über die Entwicklung eines Dorfes und Landstriches haben mich an die Namen und Orte von Proust erinnert. Ein bißchen steckt also Balzac schon in Proust, zumindest bei Sodom und Gomorrha.


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi und Maria,


    dann schließe ich mich mal an: ich bin gestern auch fertig geworden. Sodom und Gomorrha kam mir auch "schneller" als die anderen Bände vor. Vielleicht tragen dazu die Dialogszenen bei, z.B. auf den Empfängen bei Mme Verdurin. Ich finde es sehr interessant, dass jeder Band seinen eigenen Stil aufweist und sie doch ein harmonisches Ganzes bilden.



    Cottard als Sekundanten und fällt schier in Ohnmacht als Charlus seine Hand nimmt und streichelt. Die Szene im Wirtshaus ist köstlich. *g*


    Das fand ich auch herrlich. Überhaupt läuft Proust bei Szenen mit Charlus zu Hochform auf, z.B. als er ihn als so einzigartig schildert, dass er eigentlich ein eigenes Satzzeichen benötigen würde :zwinker:


    Weiterhin hektisch bleibt Marcels Liebesleben: er liebt Albertine - er will mir ihr brechen - er wartet sehnsüchtig auf Andrée (die er mit dem gleichen Trick wie Albertine umgarnen will!) - er ist entschlossen, Albertine nicht zu heiraten - er ist hochgradig eifersüchtig auf Mlle Vinteuil - er will Albertine heiraten...Und es scheinen immer wieder Erinnerungen an Gilberte, Rachel und Odette auf, wieder ein Hinweis, dass es mit Albertine nicht klappen wird.


    Die Bedeutung der Zeit in diesem Roman hat mich übrigens noch länger beschäftigt. Immerhin war sie ja Proust so wichtig, dass sie im Titel auftaucht, der ja auch doppeldeutig ist: "verlorene Zeit" im Sinne von "vergangen, verflogen" oder auch vergeudete Zeit im Sinn von "was habe ich heute nur den ganzen Tag gemacht!". Die erste Bedeutung lag mir spontan näher, da Marcel ja als alter Mann auf seine Jugendzeit zurückblickt. Andererseits könnte er ja auch zu dem Schluss kommen, dass z.B. dieser lange Sommer in Balbec mit Gesellschaften, Zug- und Autofahrten, Essenseinladungen usw. eigentlich vergeudet war, da er seinem früheren Ziel, dem Schreiben, keinen Schritt näher gekommen ist. Ich bin gespannt, wie am Ende sein Resümee aussehen wird.


    Euch noch ein schönes Osterwochenende!


    Viele Grüße
    Manjula

    [size=10px] "Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden." [/size]

  • Hallo JMaria und Manjula !


    Da morgen unsere Leserunde startet, lege ich noch schnell den neuen Ordner an.


    Weitere Mitleser/innen sind natürlich herzlich willkommen.


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen,
    hallo Steffi, hallo Manjula


    ich freu mich, dass unsere Leserunde weitergeht. Der Einstieg in "Die Gefangene" knüpft nahtlos an "Sodom und Gomorrha" an. Diesmal wird sich alles um Albertine drehen. Wir dürfen gespannt sein.


    Es gibt keine Kapiteleinteilungen! Auffallend mal wieder, dass die Geschichte in Marcels Zimmer beginnt. Passend, da Gefangene ja auch in einem Raum eingesperrt sind. Wir wissen zwar, dass Marcel an Asthmaanfällen leidet, doch zum ersten Mal wird auch sein körperlicher Zustand näher beschrieben. Es wird erwähnt, dass er abgenommen hat.


    Der Tag beginnt mit einer sehr schönen Beschreibung. z.B. wie das Tageslicht reinflutet und sein Körper wie Kristall erglüht. Gerüche und Geräusche vertiefen die Schilderung des Aufwachens.


    In Liebesdingen war Proust, glaube ich, noch nie zu poetisch wie in der Darstellung der Leidenschaft der Nichte Jupiens zu Morel: "Die Leidenschaft des jungen Mädchens für den Geiger flutete rings um sie her wie ihr Haar, wenn es aufgelöst war, wie die Freude ihrer überallhin sich verströmenden Blicke."


    Wenn man liest, was Morel eigentlich vor hat, dann kann einem Bange um das junge Mädchen werden.


    Den Sprachgebrauch von "Tee spendieren" als Fäkaliengeruch zu bezeichnen, hab ich nicht verstanden.


    Ich bin auf S. 80


    Schöne Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria !


    Ich bin noch nicht soweit gekommen, ca. 20 Seiten, aber es ist mir auch aufgefallen, dass der Roman sehr ich-bezogen anfängt. Marcel steht im Vordergrund und alles richtet sich nach ihm und seiner Krankheit, seinem Schlafbedürfnis usw. Auch Albertine - vielleicht so etwas wie Prousts personifizierte Homosexualität, seine weibliche Seite - muss sich unterwerfen. Sie benimmt sich wie ein Haustier.


    Gruß von Steffi

  • Hallo Maria und Steffi,


    die Ichbezogenheit zu Beginn ist mir auch aufgefallen, alles dreht sich um ihn: Albertine muss sich komplett seinen Bedürfnissen unterordnen, Francoise nimmt in allem Rücksicht und seine Mutter wagt nicht einmal, Albertines Einzug zu kritisieren, aus Angst, sie könne Marcel Gewissensbisse verursachen. Kann es sein, dass er hier ziemlich in Watte gepackt wird? Seine Manie, Albertine zu kontrollieren, obwohl sie ihm angeblich gleichgültig ist :rollen:, erinnert mich wieder mal an Swann und Odette.


    Die Beschreibung von Marcels Tagesanfang fand ich auch sehr schön.


    Viele Grüße
    Manjula

    [size=10px] "Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden." [/size]

  • Hallo Steffi, hallo Manjula



    Sie benimmt sich wie ein Haustier.


    sehr treffend beschrieben!


    Zitat von "Manjula"

    Seine Manie, Albertine zu kontrollieren, obwohl sie ihm angeblich gleichgültig ist , erinnert mich wieder mal an Swann und Odette.


    Mich hat es ebenfalls an Swann und Odette erinnert. Wie Swann Fahrpläne studierte um im Geiste Odettes Fahrten mitzuerleben. So jetzt auch Marcel, der in Gedanken jeden Schritt Albertinens verfolgt.


    Allerdings wird erwähnt, dass Albertine sich verändert hat seit dem Einzug. Aus der Sicht des Erzählers aus gesehen. Sie ist nicht mehr so vertrauensvoll. Sie erzählt keine Geheimnisse mehr. Das erinnert mich an Kinderzeiten. Erzähl du mir ein Geheimnis, dann erzähl ich dir auch eins :rollen:


    Schöne Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen !



    Den Sprachgebrauch von "Tee spendieren" als Fäkaliengeruch zu bezeichnen, hab ich nicht verstanden.


    Ich hab das so aufgefasst, dass Charlus das bei Frauen eben als obszön empfindet. Obwohl er ja fleißig zum "Tee spendieren" geht. Wir sind ja auch im Gomorrha-Band :zwinker: Auch Marcel misst ja mit zweierlei Maß.


    Die Situation im Haus ist ja schon sehr bedrückend. Eifersucht - das muss auch Proust selbst sehr beschäftigt haben. Auch verständlich, wenn man kaum aus dem Haus geht und sozusagen alles nur "geistig" miterlebt.


    Gruß von Steffi


  • Hallo Steffi,


    so wird es sein. Mich würde die französische Redewendung interessieren. Schade, dass ich Proust nicht im Original lesen kann.


    wie weit seit ihr?
    Ich lese gerade über die schlafende Albertine. Wunderschöne Beschreibung.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • so wird es sein. Mich würde die französische Redewendung interessieren. Schade, dass ich Proust nicht im Original lesen kann.


    Ihr müsstet mir relativ genau sagen können, wo das steht, dann schaue ich nach :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ihr müsstet mir relativ genau sagen können, wo das steht, dann schaue ich nach :winken:


    Danke, Sandhofer :winken:


    Die Gefangene (La Prisonnière):
    in meiner Suhrkamp Ausgabe (st 3645) auf S. 57 ende und S. 58 anfang.


    Auszugsweise:
    Eines Tages hatte die Nichte des Westenmachers zu Morel gesagt: "Gut, also morgen kommen Sie, und ich spendiere Ihnen einen Tee", worauf der Baron mit Recht diesen Ausdruck für eine Person sehr gewöhnlich fand, aus der er fast etwas wie seine Schwiegertochter zu machen gedachte; ..... In denkbar unverschämtem, arrogantem Ton: "Der Tastsinn", der, wie ich sehe, nicht unbedingt mit dem "Takt" verbunden ist, hat offenbar bei Ihnen die normale Entwicklung des Geruchssinns verhindert, haben Sie es doch zugelassen, daß dieser stinkende Ausdruck Tee spendieren - im Gegenwert von fünfzehn Centimes, wie ich annehme - seinen Fäkaliengeruch bis zu meinen königlichen Nasenflügeln hat emporsteigen lassen!


    Grüße von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)