Wolfgang Mattheuer und die innere Emigration (mit 2 links für Abbildungen)

  • Hallo Friedrich- Arthur,


    bin gestern beim Stöbern im Klassikerforum auf Ihren Mattheuer-Beitrag gestoßen.


    Mattheuer ist für mich der glaubwürdige Vertreter der inneren Emigration in der DDR. Seine lebensgroße Bronzeplastik "Mann mit Maske" trägt seine Gesichtszüge. Die eine Hand deckt das Gesicht nach der Seite hin mit einer Schafsmaske ab. Die andere Hand ist zur Faust geballt bei gestreckt angelegtem Arm, die Faust leicht nach vorn geführt http://de.wikipedia.org/wiki/B…MattheuerMannMitMaske.jpg).


    Das Davonlaufen aus der DDR hat er mehrfach thematisiert, z. B. mit "Prometheus verlässt das Theater "oder "Das Ende der Aufklärung" (1981).
    http://www.artnet.de/Artists/L…B233464D9760ADE61444898E7.


    "Aufklärung" bedeutete im SED-Jargon, die Angesprochenen vom künftigen Sieg des Sozialismus zu überzeugen. Der wegweisende Arm in der Rumpelkammer auf dem leeren Schrank ist abgebrochen. Die Verheißungen haben sich als hohl erwiesen. Im Hintergrund bleibt der "Mann mit Maske" sich tarnend zurück: Äussere und innere Emigration.




    Herzliche Grüße
    H.-P.Haack

    "Trau deinen Augen" (Otto Dix)

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  • Danke H.-P.Haack!


    Ein wirklich schöner Beitrag. Es freut mich, dass [url=http://images.google.de/imgres?imgurl=http://www.galerie-schwind.de/kuenstler/mattheuer/images/Talsperre%2520P%25F6hl,%25201966,%2520%25D6l%2520Hfpl,%252050%2520x%252070%2520cm.jpg&imgrefurl=http://www.galerie-schwind.de/kuenstler/mattheuer/imagepages/image15.htm&h=448&w=640&sz=92&hl=de&start=50&tbnid=t2FL1dQakNi7VM:&tbnh=94&tbnw=135&prev=/images%3Fq%3Dwolfgang%2Bmattheuer%26start%3D40%26ndsp%3D20%26svnum%3D10%26hl%3Dde%26lr%3D%26sa%3DN]Wolfgang Mattheuer[/url] hier eines eigenen Ordners gewürdigt wurde. Mattheuer als inneren Emigranten zu sehen, fällt mir leichter, als ihn mir als angepassten Staatskünstler vorzustellen. Es hebt ihn noch in meiner Achtung. Was er da über Tübke sagte, ist wahr, zumindest der "durchtriebene Schalk". Beim Bauernkriegspanorama wird dies deutlich. Da hat er doch hier und da etwas eingebaut, was garnicht gleich als Kritik erkennbar wurde. Tübke konnte sich einiges "leisten", hat sich diese "Freiheit" aber hart erarbeiten müssen. Dieses Panoramabild erzählt wirklich vieles, es lässt sich überraschendes entdecken. Mattheuer, Heisig und Tübke gelten ja als Mitbegründer der Leipziger Schule, deren handwerkliche Stärke und Traditionsverankerung mit deren Ruf aufgebeut haben. Ich mag diese Maler, die alle Cranach & Co. in gewisser Weise huldigten und doch nah an der Zeit schufen. Es freut mich aber immer auch zu lesen, wenn ein Künstler von Mitmenschen anders als typisch Künstler, sozusagen auch als Mensch dargestellt wird. Ein anderer sächsischer Künstler, der mich begeistert, ist Christoph Wetzel (der die Kuppel der Dresdner Frauenkirche ausmalte)... aber das ist vielleicht schon wieder einen eigenen Ordner wert... Mattheuers Jahrhundertschritt- und Sisyphos-Gemälde fand ich schon im Schulunterricht (Kunstbetrachtung) beeindruckend. Ich konnte mich nie dazu durchringen, die DDR-Künstler zu verallgemeinern und abzulehnen. Tübke und Mattheuer gehörten immer zu denen, die mich beeindruckten. Ich tat recht daran, nicht zu verallgemeinern, denn es gibt noch gute DDR-Kunst zu entdecken. Handwerklich haben die DDR-Künstler eigentlich immer auf hohem Niveau gestanden, und wo sie sich Freiräume schufen, schufen sie auch bleibende Kunstwerke.


    Grüße,


    Friedrich-Arthur

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

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