Mai 2006: Wolfgang Koeppen - Tauben im Gras

  • Hallo zusammen!


    Die Begegnung von Ezra und Heinz war bisher für mich eine der besten Stellen des Buches. Die Beschreibung, wie die Kinder die Gesellschaft und die Geschichte, die Verstrickungen ihrer Eltern und Länder sehen, ist wirklich sehr gelungen. Was auch zu den doppeldeutigen Sätzen führt:

    Zitat

    ...Heinz stand oft vor dem Lokal und beobachtete, wie seine Mutter und Washington aus der horizontblauen Limousine stiegen und an dem schwarzen Militärposten vorbei in den Club gingen. Er kannte alle Dirnen, die um den Platz herumstrichen...

    Heinz ist eine der zerrissensten Figuren des Romans und obwohl so jung, auch eine die Zukunft am unsichersten Betrachtenden. Er weiß nicht, wie es mit seiner Mutter und Washington weitergeht, ob sie nach Amerika gehen, oder nicht, er hat seinen Vater verloren im Krieg, keine Geschwister und wegen der Beziehung seiner Mutter wird er böse von den Deutschen behandelt/gehänselt und würde dies auch in Amerika von den Schwarzen werden. Eine wirklich hoffnungslose Situation. Mir scheint auch, als ob seine Mutter wenig Rücksicht auf seine Gefühle nimmt. Eine Mahnung, an lesende Eltern, auch die Sicht der Kinder in Beziehungsfragen nicht zu vergessen, denke ich...


    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10