• Stanley Kubricks Filme waren mit die ersten, an denen ich erkannte, daß Filmemachen tatsächlich eine enorm anspruchsvolle Kunst sein kann/sollte. Ich mag seine immer etwas unterkülten, doch irgendwie seltsam sterilen Filme sehr. ["unterkühlt, steril", na, wird doch jemand widersprechen wollen, oder?]


    Die beiden frühen Filme finde ich relativ uninteressant, auch wenn schon der typische Personalstil zu erkennen ist, Wege zum Ruhm hat großartige Szenen, ein erstrangiger "Anti"-Kriegsfilm (Ich halte das Wort "Antikriegsfilm" für ein ziemlich doofes Wort, sollten war an anderer Stelle mal drüber reden), Spartacus halte ich für den schlechtesten Kubrick-Film, aber dafür kann er nichts, da er nicht der Herr des eigenen Films war und reingepfuscht bekam.
    Dr. Seltsam ist ein großartiger Film, die beste Weltuntergangs-Satire, die sich denken lässt (quasi der Karl Krauss des Kinos).
    Lolita ist natürlich eine Literaturverfilmung, die sollte hier ja auf besonderes Interesse stossen.
    Full metal jacket noch so ein Anti-Kriegsfilm... man müsste überlegen, ob dieser zweigeteilte Film dramaturgisch geglückt ist
    Clockwork orange und mal wieder eine Literaturverfilmung, die besser ist als ihre Vorlage...
    Shine Stephen King sagte, daß Kubricks Shine die schlechteste Verfilmung eines King-Romans sei. Ich würde zwar nie auf die Idee kommen, King zu lesen, aber hier muß ich King doch entschieden widersprechen! Bitte mitdisskutieren!
    2001 Noch ´ne Literaturverfilmung, noch ein Kultfilm. Finde ich in seiner Wortkargheit und mit dieser Geräuschkulisse phantastisch. Über den seltsamen pseudophilosophischen Hintergrund lässt sich doch sicher trefflich reden!
    Eyes wide shut Und noch mal Literatur verfremdet, diesmal Schnitzlers Traumnovelle. Bildmächtiger Film mit einigen großartigen Szenen, nur mag ich die Hauptdarsteller nicht sonderlich leiden.


    Die allerinteressanteste Literaturverfilmung (nach dem gleichnamigen Roman von William Makepeace Thackeray) und den gelungensten/überzeugendsten "Film-Historienschinken" sehe ich aber in Barry Lyndon!!!


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  • Hallo, Markus!


    Zitat

    Ich mag seine immer etwas unterkülten, doch irgendwie seltsam sterilen Filme sehr. ["unterkühlt, steril", na, wird doch jemand widersprechen wollen, oder?]


    Na ja, große Emotionen sind ihm fern. Steril sind die Filme deswegen aber nicht. Sonst würden sie nicht so begeistern.


    Zitat

    Wege zum Ruhm hat großartige Szenen, ein erstrangiger "Anti"-Kriegsfilm (Ich halte das Wort "Antikriegsfilm" für ein ziemlich doofes Wort, sollten war an anderer Stelle mal drüber reden)


    Sehr guter Film!


    Zitat

    Spartacus halte ich für den schlechtesten Kubrick-Film


    Reden wir vom selben Film?
    Na ja, er zieht sich schon etwas dahin...


    Zitat

    Dr. Seltsam ist ein großartiger Film, die beste Weltuntergangs-Satire, die sich denken lässt.


    Volle Übereinstimmung!


    Zitat

    Lolita


    Kenne ich nicht.


    Zitat

    Full metal jacket noch so ein Anti-Kriegsfilm... man müsste überlegen, ob dieser zweigeteilte Film dramaturgisch geglückt ist


    Ist er nicht. Ich kann mit diesem Film nichts anfangen, mag ihn nicht.


    Zitat

    Clockwork orange und mal wieder eine Literaturverfilmung, die besser ist als ihre Vorlage...


    Die Vorlage kenne ich nicht, der Film ist schrecklich. Den sehe ich mir nicht nochmal an.


    Zitat

    Shine Stephen King sagte, daß Kubricks Shine die schlechteste Verfilmung eines King-Romans sei. Ich würde zwar nie auf die Idee kommen, King zu lesen, aber hier muß ich King doch entschieden widersprechen! Bitte mitdisskutieren!


    Der Film (und das Buch) heißt "Shining"! Als Heranwachsender habe ich etliche King-Romane und -Verfilmungen verschlungen. Dieser Film ist die beste King-Verfilmung und wird den Nachruhm des Buches lange überdauern. Nicholson ist großartig!


    Zitat

    2001 Noch ´ne Literaturverfilmung, noch ein Kultfilm. Finde ich in seiner Wortkargheit und mit dieser Geräuschkulisse phantastisch. Über den seltsamen pseudophilosophischen Hintergrund lässt sich doch sicher trefflich reden!


    Pseudophilosophisch? Dieser Film ist für mich einer der besten aller Zeiten. Er birgt (für mich) tiefe Aussagen. Kosmisches Kino der unvergänglichen, zeitlosen Sorte. Grandios, Kniefall!


    Zitat

    Eyes wide shut Und noch mal Literatur verfremdet, diesmal Schnitzlers Traumnovelle. Bildmächtiger Film mit einigen großartigen Szenen, nur mag ich die Hauptdarsteller nicht sonderlich leiden.


    Och, die bemühen sich doch artig! Der Film hat mich nicht vom Stuhl gerissen, aber gefallen hat er mir auf jeden Fall. Schnitzler müßte ich mal lesen.


    Zitat

    Die allerinteressanteste Literaturverfilmung (nach dem gleichnamigen Roman von William Makepeace Thackeray) und den gelungensten/überzeugendsten "Film-Historienschinken" sehe ich aber in Barry Lyndon!!!


    Kenne ich nicht.


    Viele Grüße,
    Pius.


    (P.S.: Schreib hier auch mal was literarisches!)

  • Hallo zusammen,


    Habe gerade gestern im Rahmen einer Filmreihe des Historischen Instituts an der hiesigen Uni "Paths of Glory" gesehen und war tief beeindruckt. Kirk Douglas in einer starken Rolle. Gerade dass der Film Schwarz-Weiss ist, macht ihn vermutlich noch eindrücklicher. Die Schlussszene, als die Soldaten, zunächst noch brummig und rauh, plötzlich gerührt in das Lied der gefangenen deutschen Frau (Kubricks Gattin!) einstimmen, ging unter die Haut.


    Zitat

    Clockwork orange und mal wieder eine Literaturverfilmung, die besser ist als ihre Vorlage...



    Die Vorlage kenne ich nicht, der Film ist schrecklich. Den sehe ich mir nicht nochmal an.


    Da muss ich widersprechen, ich halte Clockwork Orange für einen ausgezeichneten Film. Allein schon die Musik! Der Film ist zugegeben sehr überspitzt, will heissen voller Gewalt, birgt aber eine scharfe Gesellschaftskritik in sich (erinnere mich spontan an das falsche Lächeln des Politikers mit dem Patienten, von dessen "bösen Zügen" er weiss, vor den Journalisten). Es ist ein Kultfilm, wohl einer an dem sich die Geister scheiden, wie z.b. Pulp Fiction.


    Gruss,
    Imrahil

    "Die Kunst des Nachdenkens besteht in der Kunst..., das Denken genau vor dem tödlichen Augenblick abzubrechen. - Thomas Bernhard, Gehen

  • Zitat

    Die allerinteressanteste Literaturverfilmung (nach dem gleichnamigen Roman von William Makepeace Thackeray) und den gelungensten/überzeugendsten "Film-Historienschinken" sehe ich aber in Barry Lyndon!!!


    Autsch. :rollen:


    Das einzig interessante an der Verfilmung des "Schinkens" ist die technische Seite, die Verwendung von superlichtempfindlichem (für die 70iger Jahre) Filmmaterial.


    Ansonsten - abhaken. Keine Meisterleistung seitens Kubriks. Der Film war reine Selbstbefriedigung.

  • Ludolf, Ludolf,....


    nein, den Selbstbefriedigungsforwurf kann ich nicht nachvollziehen!
    Auf mich hat der Film eine ganz eindringliche Wirkung, ein sehr gelungenes Gesamtkunstwerk. Da ist zum einen die gute Musikauswahl, Bilder, die wie Gemälde komponiert sind, sorgfältigst ausgewählte Kulissen etc., die Schauspieler spielen etwas unterkühlt - was wohl reine Kubrick´sche Absicht ist, ein paar gnadenlos zu Herzen gehende Szenen (man denke an den tränendrüsenerschütternden Tod und die Beerdigung des Kindes) und eine gewisse Boshaftigkeit und Zynik der Geschichte und der filmischen "Erzählperspektive" (ich weiß nicht, ob bei Thakeray schon der Leser erstmal verheimlicht bekommt, mit welch listigem Trick Barys irische Sippschaft ihn das Weite suchen lässt, um die Hochzeit mit dem blöden Engländer doch noch hinzubiegen).
    Die schauspielerischen Leistungen der Lady Lyndon, des Kaplans, des falschspielenden irischen Adeligens sind doch großartig. Auch viele Nebenrollen, insbesondere des hochnäsigen Adels, der ihn am Ende verachtet und des dahinscheidenden Gemahls der Lady Lyndon, aber auch die preussischen Figuren sind doch ideal besetzt.
    Den Schauspieler des Bary Lyndon und seines Adoptivsohns Bullington finde ich eher mittelprächtig. Andererseits sollen sie ja wohl auch genau so zwielichtig wirken.


    Ludolf, nennst Du mir einen besseren "Historienschinken"?

  • Zitat

    Bilder, die wie Gemälde komponiert sind,


    Stimmt, da gebe ich dir recht. Und warum wirken diese Szenen so? Weil Kubrick total und vollkommen ohne Kunstlicht arbeiten konnte, dank des Filmmaterials.


    Damit wir uns nicht falsch verstehen - für mich ist Stanley Kubrick einer der ganz grossen Filmschaffenden. Er hat fast mit jedem seiner Filme Grenzen verschoben und überschritten, neue Massstäbe gesetzt. Dennoch sind nicht alle seiner Filme Meisterwerke, und BL gehoert meiner Meinung nach in diese letztere Kategorie.


    Bei BL hat Kubrick (wieder meiner Meinung nach) zu sehr seinem Drang nach Ausreizen der technischen Moeglichkeiten nachgegeben. BL ist in der Hinsicht zweifelsohne gelungen - als Film an sich lässt er mich kalt.


    Zu den Historienschinken kann ich keine Antwort geben - Schinken mag ich ohne Wenn und Aber nur auf einem Butterbrot. :zwinker: [/quote]