September 2005 - Leo Tolstoi: Anna Karenina

  • "Anna Karenina", um 1877 herum geschrieben, gehört mit "Krieg und Frieden" zu Leo Tolstois größten Meisterwerken. Wie auch Fontanes "Effi Briest" oder Flauberts "Mme Bovary" passt es zum allgemeinen Geist seiner Epoche, dem Realismus, und insbesondere in die inoffizielle Gattung des Verführungsromans.


    Ein Klappentext:
    "Anna Karenina ist neben Effi Briest und Madame Bovary die wohl berühmteste Ehebrecherin der Weltliteratur. Glücklos mit einem hohen Beamten verheiratet, verfällt die bezaubernde, kluge und sanftmütige Anna dem jungen Offizier Graf Wronski in unwiderstehlicher Liebe. Eine leidenschaftliche Affäre, die sie weder vor ihrem Mann noch vor der Gesellschaft verheimlicht, nimmt ihren Lauf."


    Wikipedia-Artikel zu "Anna Karenina":
    http://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Karenina


    Wikipedia-Artikel zu Leo Tolstoi:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Tolstoi

  • Unsere Leserunde zu Anna Karenina wäre damit nun endlich eröffnet.


    Auch, wenn ich momentan noch zuviel Stress hab, um mich ausgiebig mit dem Buch zu beschäftigen, könnt ihr ja schon einmal anfangen. Werde dann versuchen, das nachzuholen.


    Auf die Plätze, fertig, los! :klatschen:

  • Sehr schön, dass Du die Diskussion eröffnet hast! :-)


    Ein wenig ist es ja Fontanes, vielmehr Effis Schuld, dass ich zu Anna Karenina gekommen bin. Trotz der anfänglichen russischen Namensverwirrung, die sich im Übrigen bei Tolstoi in Grenzen hält, hat mich dieses Buch von Anfang an gefesselt. Vor allem der lebendige Stil Tolstois war eine angenehme Überraschung nach der fontaneschen Trockenheit, die ich allerdings durchaus ebenfalls schätze.


    Der Einstieg hat mich etwas überrascht. Wird doch das Drama um den Ehebruch der Karenina mit einem männlichen Seitensprung eingeleitet. Doch der selbstgefällige Stiva kommt ja nochmal mit einem blauen Auge davon. Kavalliersdelikt! Er ist ja nicht der Abhängige in dieser Beziehung. ;-)
    Doch ob Tolstoi bereits in derart "modernen" Kategorien gedacht hat, möchte ich bezweifeln. Trotzdem erscheint mir diese Episode
    sozusagen als Gegenpart zur Hauptstory, eine elegante Einleitung.

    Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht - weil wir es nicht wagen, ist es schwer. (Seneca)

  • Ja, der berühmte vielzitierte erste Satz!


    Er hat mich, ehrlich gesagt, etwas stutzig gemacht. Denn, ist es wirklich so, daß alle in ihrem Unglück verschieden sind? Sind nicht gerade die Protagonisten in diesem Buch alle ähnlich unglücklich? Wenigstens, was den Hauptgegenstand ihres Unglücks betrifft, die Liebe!


    Stiva ist unglücklich, weil ihn seine Liebesneugier fast seine Gattin verlieren läßt.
    Diese ist unglücklich, ob der Untreue ihres Mannes.
    Lewin ist unglücklich, weil er sich zunächst nicht so recht traut, und dann, als er zu spät kommt, abgewiesen wird.
    Auch Kitty ist unglücklich, weil ihre Liebe nicht erwidert wird.
    Wronskij ist unglücklich, weil sich Anna nicht zu ihm bekennt, und er so seine Liebe nicht leben kann.
    Anna ist unglücklich, weil ihr Dilemma, die Entscheidung zwischen Sohn und Geliebtem, nicht lösbar ist.
    Karenin ist unglücklich, weil sich Anna nicht mit seiner Liebe zufrieden gibt. (Er erinnert mich sehr an Instetten!)


    Dies meine bisherige Einschätzung.
    Natürlich könnt ihr mir jetzt ganz einfach entgegenhalten, daß alle diese Personen wohl glücklich wären, wenn sich ihre Erwartungen an die Liebe erfüllen würden. ;-)

    Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht - weil wir es nicht wagen, ist es schwer. (Seneca)

  • So, hab jetzt endlich einmal mit dem Buch anfangen können.
    Ich wüsste gerne, wie weit ihr schon gelesen habt? Bis zu welchem Kapitel?
    Bin jetzt grad erst bei Kapitel 6.


    Der erste Satz hat mich auch regelrecht überrumpelt. Ein genialer Einstieg in die Geschichte, wie ich finde. :klatschen:
    Zudem kommt noch Tolstois Schreibstil, der mich doch sehr anspricht. Diese Art, alles so detailliert zu beschreiben und die Gefühle und Ansichten eines Jeden direkt mit einzubeziehen macht es leicht, sich das Ganze wie einen Film im Kopf anzuschauen. :zwinker:


    Vor der angeblichen Namensverwirrung hab ich mich schon gewappnet, indem ich mir nun jeden Namen aufschreibe und dessen Funktion gleich dazu. Ich hoffe, das hilft mir später.


    Bisher hat mich dieser Seitensprung des Stiwa auch überrascht, will ich doch aufgrund der Namensgebung des Romans wissen, was es mit Anna Karenina auf sich hat.
    Was mir auch noch nicht klar ist: Anna Arkadjewna und Anna Karenina, sind beide ein und dieselbe Person?
    Dafür muss ich dann wohl weiterlesen... :rollen:

  • Also, ich bin schon auf der Seite 1054, habe noch ca. 200 Seiten und ich hoffe, ich kann das noch heute fertiglesen. Ich habe dieses Buch wirklich genoßen....


    Zitat von "Ligeia"


    Vor der angeblichen Namensverwirrung hab ich mich schon gewappnet, indem ich mir nun jeden Namen aufschreibe und dessen Funktion gleich dazu. Ich hoffe, das hilft mir später.


    Später wirst du diese Liste mit den Namen gar nicht brauchen, die wichtigsten Personen werden dir dann so vertraut sein, dass du sie auch ohne Hilfe merken kannst (aber eine Liste zu haben ist immer gut :)


    Zitat von "Ligeia"


    Was mir auch noch nicht klar ist: Anna Arkadjewna und Anna Karenina, sind beide ein und dieselbe Person?
    Dafür muss ich dann wohl weiterlesen... :rollen:


    Ja, das ist ein und dieselbe Person. Soviel ich weiß (wer es besser weiß, soll mich verbessern), werden in Rußland die Namen folgendermaßen gegliedert (weiß nicht ob das noch heute so ist):


    1. VORNAME
    2. NAME DES VATERS=Ableitung (für Männer in der männlichen Form, für Frauen in der weiblichen Form)
    3. FAMILIENNAME (für Frauen in der weiblichen Form)


    Also Anna ist der VORNAME, ihr Vater hieß ARKADJEW, und sie ist demnach ARKADJEWNA (weibliche Form) und ihr Bruder STIWA heißt ARKADJEWITSCH (männliche Form) und dann kommt der Familienname KARENINA (weibliche Form von KARENIN).


    Du wirst noch oft im Buch auf solche Namen stoßen.
    zB.:
    Darja Alexandrowna (ihr Vater hieß Alexander)
    Alexej Kirillowitsch Wronskij (Vater: Kirillow)
    Konstatin Dmitrijewitsch Lewin (Vater: Dmitrij)
    und so weiter.....

  • Hallo!


    Habe mir das hier mal alles durchgelesen. Wollte nur zu "Sandrusz" sagen:
    Hast das gut und soweit richtig mit den russischen Namen erklärt. Diese ganze Geschichte ist eigentlich ne schöne Sache, hat aber einen Hacken: es gibt viele Ausnahemn.
    Die Regel ist nicht immer Anwendbar. Beispiel gefällig?
    Heißt der Vater Pjióter, dann heißt die Tochter nicht Pjiótrowitsch, sondern Pétrowitsch.


    Wünsche euch noch viel Spaß bei dem Buch.
    Mit bestem Gruß
    Joe

    Wer träumt, dem wachsen Flügel.
    <br />Lasst uns alle Träumer sein.

  • Schade, an einer Leserunde zu diesem Buch war wohl doch nicht soviel Interesse vorhanden. Ich hatte einen Austausch mit schnelleren Reaktionszeiten erwartet.


    Vielleicht lag es ja daran, dass es eine Wiederholung ist?


    Also werde ich nach neuen Runden Ausschau halten.


    Die werte Postmasterin mag diesen Thread löschen, ich werde mich hier nicht mehr zu Wort melden.

    Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht - weil wir es nicht wagen, ist es schwer. (Seneca)

  • Hi!


    Ich bin zwar nur der Uhu der "Postmasterin", aber: Ne, gelöscht wird nicht. :breitgrins:


    Wenn ich aus dem Nähkästchen plaudern darf: Leserunden zu den wirklich grossen und eben auch langen Werken benötigen 2-3 "Lokomotiven", d.h. Leute, die regelmässig vorwärts lesen, in relativ kurzen Abständen ihre Eindrücke und Gedanken posten und auch auf vorgängige Postings eingehen. Dadurch kommt ein gewisser Rhythmus ins Ganze. Dazu kommt, dass die "Lokomotiven" nicht zu schnell und nicht zu langsam lesen dürfen.


    Natürlich sollten sich auch die andern einem gewissen Rhythmus anpassen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ja, so kenne ich dies auch aus anderen Foren. Aber ich wollte auch kein Solo geben. :zwinker:


    Vielleicht klappt's ja beim nächsten Buch.

    Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht - weil wir es nicht wagen, ist es schwer. (Seneca)