Abgrenzung Trivial-, Hochliteratur?

  • Hallo,
    Mich würde interessieren, wo Ihr die Grenze zwischen Trivial- und Hochliteratur zieht (in Amerika wird ja im Allgemeinen nicht nur in diese beiden Kategorien eingeteilt, sondern es gibt nochmals eine Unterscheidung zwischen hochwertiger und minderwertiger Trivialliteratur) ? Welche Kriterien sind zur Beurteilung hinreichend?
    Ich hätte zum Beispiel Probleme, wie Fallada oder Torberg einzuordnen sind. Oder Hesse? Spoerl?


    Ich bin auf eure Meinungen gespannt.
    MFG, Rezk

    "Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg, was wir Weg nennen ist zögern" (F. Kafka)

  • Hallo :winken:


    Nun, die Grenze zwischen Trivial- und Hochliteratur zieht sich in einigen Fällen wie ein roter Faden bei den Autoren selbst. Typische Beispiele sind Friedrich Schiller und Karl May. Beide haben Trivial- und Hochliteratur geschrieben.


    Hermann Hesse ist - mit meinen Augen gesehen - Hochliteratur in einem Guß.
    Schwerer fällt es mir da bei Heinrich Spoerl, der keine Hochliteratur schrieb, dessen Werke man aber auch nicht zu der Trivialliteratur zählen kann.
    Schwierig, schwierig.


    Viele Grüße
    Leila

  • Hallo rezk,
    nach meiner Definition besteht Trivialliteratur aus austauschbaren Versatzstücken und Klischees, geschrieben in einer Sprache auf einfachstem Niveau. Demnach hätte keiner der von dir genannten Autoren Trivialliteratur geschrieben.


    Gruß,
    R.

  • Zitat von "Leila Parker"

    Nun, die Grenze zwischen Trivial- und Hochliteratur zieht sich in einigen Fällen wie ein roter Faden bei den Autoren selbst. Typische Beispiele sind Friedrich Schiller und Karl May. Beide haben Trivial- und Hochliteratur geschrieben.


    Hallo Leila,


    jetzt bin ich aber geschockt. Schiller ein Trivialautor? Kannst Du mal einige Werke von Schiller nennen, die Du der Trivialliteratur zurechnest?


    Gruß von Hubert

  • Hallo Leila,
    mich würden wiederum die hochliterarischen Werke von Karl May interessieren. :elch:


    Gruß,
    R.

  • Hallo zusammen!


    Wer hat den Begriff "Hochliteratur" eigentlich eingeführt? Ich kenne ihn v.a. von Arno Schmidt her. Gab's den schon vorher?


    Zitat von "Hubert"

    Schiller ein Trivialautor? Kannst Du mal einige Werke von Schiller nennen, die Du der Trivialliteratur zurechnest?


    Vielleicht seinen Geisterseher? Um ehrlich zu sein: ich weiss es nicht. Ich habe den Text nach 2 oder 3 Seiten beiseite gelegt, so banal und auch sprachlich misslungen schien er mir.


    Zitat von "Roquairol"

    mich würden wiederum die hochliterarischen Werke von Karl May interessieren.


    Es gibt in seinem Spätwerk (Im Reich des silbernen Löwen 3-4, Ardistan und Dschinnistan, Und Friede auf Erden!) durchaus Sequenzen, die sich vor keinem andern Autor der Hochliteratur verstecken müssen. Leider war May nicht in der Lage, diese Qualität über ein ganzes Werk hin auszuhalten...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen :winken: ,


    Friedrich Schiller hat aus Geldnot zwei Werke der Trivialliteratur verfasst.
    Dies sind "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" (1786) und den unvollendeten Fortsetzungsroman "Der Geisterseher" (1787/89).


    Werke Karl Mays die zur Hochliteratur gehören sind:


    Und Friede auf Erden (1901/04)
    Im Reiche des silbernen Löwen (1902/03)
    Der Mir von Dschinnistan (1907/09)
    Winnetou IV (1909/10)


    Ferner muß noch sein 1904-06 entstandenes Drama "Babel & Bibel" genannt weren.


    Insofern kann man den Ausführungen Sandhofers zustimmen, wenngleich diese etwas verschwommen und dem Spätwerk Karl Mays nur bedingt gerecht werden. Meinen Positionen sind da sehr viel klarer ausgelegt.


    Tatsache ist, daß die Trivialwerke Schillers gerne verschwiegen werden, während das Spätwerk Karl Mays noch heute darum ringt, als Hochliteratur anerkannt zu werden.


    Ohne Arno Schmidt wäre das Spätwerk Karl Mays noch nicht einmal auf halben Wege zur Hochliteratur.


    Liebe Grüße
    Leila

  • Hallo,

    Zitat

    Wer hat den Begriff "Hochliteratur" eigentlich eingeführt?


    Interessante Frage! Ich habe ein wenig in literaturhistorischen Büchern geblättert. Demnach ist "Hochliteratur" der Gegenbegriff zu "Trivialliteratur", die beiden sind also ein Paar. Die Unterscheidung kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf, als Literatur auch für die ärmeren Bevölkerungsschichten erschwinglich wurde. Eine andere Quelle nennt die 20er-Jahre als Ursprung dieses Begriffspaares - Konkreteres konnte ich leider nicht finden, vielleicht lassen sich die Anfänge auch gar nicht mehr so genau ermitteln.


    Auf Empfehlung von Arno Schmidt habe ich "Ardistan und Dschinnistan" und "Im Reich des Silbernen Löwen" gelesen - aber "Hochliteratur"? :hm: Mir erscheinen auch diese Bücher viel trivialer als Spoerl oder Fallada.


    Gruß.
    R.