Mal was zum Ärgern... NRW Zentralabitur 2007

  • @Roquairol: IMO ist ein Englisch-Leistungskurs auch nicht der richtige Ort, um Englisch zu lernen - bei uns haben jedenfalls nur diejenigen eine Chance auf eine (verdiente) Eins, die schon Englisch können.


    Aber dass man in der Schule eine lebende Sprache wirklich gut lernt, ohne sich auch außerhalb dafür zu interessieren/damit zu beschäftigen, ist extrem selten. Das liegt meiner Einschätzung nach nicht mal an den Lehrern, sondern einfach an der Eigenart von Sprachen. (Ich lasse mich gerne durch Beispiele vom Gegenteil überzeugen.)


    Ich habe bei meinen Eltern erlebt, dass Lehrer/Schule und Uni/Professoren das Leben schon ganz schön beeinflussen können - oder zumindest gut mit dem folgenden Leben zusammenpassen (was nicht zwingend positiv sein muss). Daher meine Frage. Freut mich, wenn es bei euch anders war/ist...




    LG
    Nightfever :sonne:

  • Hallo zusammen,
    hallo Nightfever,


    ich kann Dich beruhigen, auch zahlreiche Lehrer 'traditioneller' Schulformen, sowie alle Pädagogikdozenten meiner Universität, von denen ich dazu Äußerungen gehört habe, richten sich gegen das Zentralabitur, z.T. mit nahezu identischen Begründungen. Zudem halten viele dieser Zentralabiturgegner eben dieses als Instrument zur Angleichung und Erhöhung des Abiturniveaus für vollkommen untauglich, da es u.a. ein individuelles Eingehen auf die Schüler, bzw. ein Ausrichten der Themen an den Schülerinteressen (was in der gegenwärtigen Pädagogik meist für unabdingbar gehalten wird) stark erschwert oder gar unmöglich macht.


    Steffi:

    Zitat

    Da bleibt ja im Leistungskurs noch genügend Zeit für Goethe, Brecht und Co. Mein Thema damals war "Prinz Friedrich von Homburg" von Kleist, gelesen habe wir aber jede Menge z.B. Fontane, Brecht, Goethe, Schiller, Klopstock, Novalis, Kafka, Eichendorff ... im Grunde haben wir die Epochen durchgenommen und repräsenativ ein oder zwei Werke gelesen.


    Ehrlich gesagt, halte ich das zwar für wünschenswert, aber nicht für sonderlich realistisch. Die Auswahl beschränkt sich ja rein auf den literaturwissenschaftlichen Anteil. Die Richtlinien und Lehrpläne für die Sek II in NRW sehen dies aber nur als einen Unterpunkt des Teilbereichs 'Umgangs mit Texten und Medien', zu dem darüber hinaus u.a. auch die Analyse von nicht-literarischen Textformen (Werbung, etc.) oder der Umgang mit Internetmedien gehört. Darüber hinaus gibt es die gleichwertigen Bereiche: Sprechen und Schreiben, Reflexion über Sprache und Methoden fachlichen und fachübergreifenden Arbeitens.
    Wenn man dann davon ausgeht, daß die fünf genannten abiturrelevanten Themen jeweils in einer eigenen Unterrichtsreihe von mindestens zwölf, eher aber deutlich mehr Stunden behandelt werden und den anderen Teilbereichen ein ähnlicher Rahmen gewährt wird, dann bleibt für andere Werke und Autoren vermutlich nicht mehr viel Raum.
    Ich befürchte, daß es darauf hinauslaufen wird, daß Lehrer versuchen werden, ihre Schüler möglichst gut auf die Aufgabenstellungen des Abiturs hin zu trainieren, um ein möglichst gutes Abschneiden zu gewährleisten, was zwangsläufig zu Lasten anderer Themengebiete gehen wird.


    Und zu der anderen Frage: Meine Schulzeit hat sich wohl eher gelohnt, zumindest in einigen Fächern. So hat mir mein Abiturwissen in Erdkunde geholfen, meine Zwischenprüfung in Geographie, für die ich keine Zeit hatte zu lernen, zu bestehen. Auch meine Berufswahl dürfte von meinen Erfahrungen in der Schulzeit maßgeblich beeinflußt worden sein (ich studiere Deutsch und Geographie Sek II/I).


    Gruß
    Berch