Hallo zusammen!
Viel Zeit zum Lesen habe ich im Moment auch nicht. Zum Schreiben leider noch weniger ...
Zitat von "Bluebell"Punkt 1 betrifft die Übersetzung: mir ist aufgefallen, dass am Läuterungsberg ständig von "Geistern" die Rede ist, während es in der Hölle die "Seelen" waren. Warum das? Ist das bei euch auch so?
Könnte an der Übersetzung liegen. Bei mir (von Wartburg) sind's nach wie vor "Seelen".
Zitat von "Bluebell"Dann muss ich zugeben, dass ich am Beginn des 4. Gesangs nur Bahnhof verstanden habe. [...]Wozu diese geschwollene Umschreibung, wenn Dante an dieser Stelle eigentlich nur sagen will, dass er die Zeit vergessen hat, weil er so gebannt Manfreds Rede lauschte?
Dante will eben mehr sagen. Er schwenkt hier tatsächlich hinüber in die Philosophie bzw. Theologie. Die Einheit der Seele ist ein wichtiges theologisches Argument. Nur dann kann Gott uns ja zur Rechenschaft ziehen, wenn wir wirklich nur einer sind. Wenn - wie die Manichäer behaupten, wir mehrere (zugleich oder hintereinander) sind, wen soll Gott dann zur Rechenschaft ziehen??? Es ist nicht unwichtig, dass Dante zu Beginn des Purgatorio dies nochmals klar herausstellt.
Im übrigen bin ich unterdessen etwas weiter vorgestossen.
Im 9. Gesang betreten wir endlich das eigentliche Purgatorio. (Ich glaube übrigens nicht, dass wir hier die Farben allzustark symbolisch strapazieren sollten. "Die vom Nile kommen", sind die Mohren oder Mauren - und die könnte man allenfalls als dunkelbraun bezeichnen. von Wartburg interpretiert den hellen Marmor als das Stadium der Unschuld, das der Mensch hatte vor dem Sündenfall, den rauen dunklen Stein als das Stadium der Sünde, den Porphyr als die Erlösung durch Christi Blut.)
Im 10. Gesang wird zum ersten Mal die bildende Kunst pädagogisch eingesetzt. Reliefs geben den Büssern Beispiele von Sündern bzw. eben von solchen, welche die der gekennzeichneten Sünde entgegengesetzte Tugend lebten. Dieser Glaube an das pädagogisch Wertvolle der bildenden Kunst wird m.W. in verschiedenen utopischen Schriften wieder aufgenommen werden, so z.B. in Campanellas Sonnenstaaat. Dante weist hier auch auf spätere Zeiten voraus.
Die Sünde des Stolzes beschäftigt uns bis in den 12. Gesang. Interessant, wie Dante sich fast ebenso erniedrigt, wie die Büsser es tun. Nur Vergil bleibt aufrecht. Und schliesslich, zum Abschluss, noch einmal pädagogische Reliefs.
Tja, und weiter werde ich bis zum Wochenende wohl nicht mehr kommen ...
Grüsse
Sandhofer
Notiz: Diesen Text wollte ich schon gestern abend "veröffentlichen". Zur Zeit spukt aber unser Internetanschluss - mal bin ich drin, mal nicht ...
Auf Bluebells neuesten Beitrag kann ich mangels Zeit heute nicht mehr eintreten, tut mir leid.