Beiträge von pengulina

    Mein Großvater war Verlagskaufmann und verschenkte zeitlebens nur Bücher, die er teilweise in seiner Druckerei schön binden ließ - so auch eine Ausgabe der Forsyte Saga, die ich geliebt habe, aber seit Jahrzehnten nicht mehr in die Hand genommen habe. Vielleicht sollte ich sie mal wieder rausholen.

    Ich werde mich in nächster Zeit vorrangig mit Brigitte Reimann und Natalia Ginzburg beschäftigen und Musil ein paar Wochen ruhen lassen - so schön auch die Formulierungen sind.

    Ich lasse mich oft von der BBC inspirieren, Radio 3 überträgt jeden Abend ab 19:30 britischer Zeit bzw. 20:30 deutscher Zeit ein vollständiges Konzert, meist eine Aufzeichnung. Ist es kürzer als 2 1/2 Stunden, wird mit passender Musik von CD aufgefüllt.

    Ich singe außerdem im Chor, und in der heißen Phase vor dem Konzert höre ich das aktuelle Oratorium bzw. Programm im Auto.

    Armer (?) finsbury, ganz allein gelassen mit Musil.

    Ich bin mittlerweile am Ende von Kapitel 33 angekommen, muss aber zugeben, manchmal stellenweise über die ausgefeilte Prosa mit den wunderschönen Formulierungen hinwegzulesen.

    Ich habe immer noch meine Schwierigkeiten damit, dass letztlich nicht viel passiert, über das zu diskutieren lohnte.

    Fast jeder Satz ist nicht nur gehaltvoll, sondern auch herrlich komponiert. Musils Prosa muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, so beispielsweise diese Formulierung, die auch finsbury schon zitiert hat:

    Zitat

    eingerollt in das dünngebürstete Kleid ihrer Korrektheit

    Ja, mehr als an der Oberfläche kratzen ist schwierig. Ich lese mal weiter.

    Ich habe aufgeholt und bin jetzt mit Kapitel 23 fertig. Ich lese langsam, viel langsamer als sonst, und lasse mir praktisch jeden Satz auf der Zunge zergehen, es ist so eine wunderschöne Sprache. Wenn ich aber zusammenfassen soll, was ich gelesen habe, muss ich passen.

    Ja, das würde ich auch gern wissen. Es gibt ja mindestens ein ganzes Buch zu dieser Frage. Ich würde es zunächst mal einfach als konturenlos, beliebig, verstehen, aber es hat sicher noch mindestens eine andere Bedeutung.

    Wie würdest du dieses "eigenschaftslos" definieren?

    Ich habe jetzt bis einschließlich Kapitel 19 gelesen, den ersten Teil also beendet. Ich komme nur sehr langsam, kapitelweise, voran und lese auch zwischendurch anderes.

    Zwei interessante Figuren werden beschrieben, zum einen Clarisse (siehe oben, finsbury), zum anderen der Mörder Moosbrugger, der mit unbeschreiblicher Gewalt eine Prostituierte nicht nur tötet, sondern gleich auch noch verstümmelt.

    Was die Zeitkrankheit anbelangt, stimme ich finsbury zu:

    dass die meisten Generationen einiges davon wohl über die vorhergehende und die folgenden Generationen denken.

    Kürzlich neu entdeckt und neu übersetzt wurden die beiden folgenden Romane aus den 1920er Jahren, beide gut lesbar:

    Zwei Wochen am Meer von R.C. Sheriff (im Original A Fortnight in September)

    Gentleman über Bord von Herbert Clyde Lewis (im Original Gentleman Overboard)

    Und natürlich immer Daphne du Maurier: Rebecca oder Jamaica Inn

    Ich bin noch überhaupt nicht weit, erst am Anfang von Kapitel 8, "Kakanien", angekommen. Ich wusste nicht (oder hatte vergessen), dass der Begriff "Kakanien" von Musil geprägt wurde.

    Auch die Sprachbilder gefallen mir ausnehmend gut.

    Zwei Sätze hatte ich mir rausgeschrieben:

    Auf Seite 22 über Leona: "In ihrem ausgedehnten Körper brauchte jeder Reiz wunderbar lange, bis er das Gehirn erreichte ..."

    und auf Seite 30 das gleiche Zitat wie Krylow:

    "... er bemerkte nun, daß seine Nachbarin das nicht im geringsten verstand, dennoch war der weiche Schneefall, den sie im Wagen verbreitete, noch dichter geworden.“

    Danke für die freundiche Begrüßung.

    Meine Eindrücke werden allerdings nur die einer engagierten Leserin sein, literaturwissenschaftlich wertvollen Austausch kann ich leider nicht bieten.

    Einen wunderschönen guten und sonnigen Morgen allerseits, Zefira hat mich hierher eingeladen als ihre Rückversicherung, den Mann ohne Eigenschaften auch wirklich zu lesen. Auch bei mir schlummert er seit Jahrzehnten im Regal. Ich lese viel, nicht unbedingt moderne und experimentelle Literatur, aber durchaus auch Neuerscheinungen in deutscher, englischer und französischer Sprache.