Beiträge von benji

    Im Internet habe ich gerade nichts zu Opferliedern von Gluck gefunden. Vielleicht hab ich's einfach nicht gefunden, oder es war damals was anderes von Gluck. Oder eines der beiden Opferlieder von Beethoven (Op. 121b und 126) In Op.121b gibt es ein paar schönklingende Chorpassagen.

    Im Nachwort meiner Winkler-Ausgabe habe ich dieses schöne Zitat über den Roman gefunden:


    "... man kann es nicht genug betonen, wie stark die in diesem Roman zutage tretende Energie und Jugendlichkeit des siebzigjährigen Autors ist...Die Zahl der Fragen, die in diesem Roman aufgestellt werden - Fragen sozialen, politischen und parteimäßigen Charakters usw. - ist so groß, dass eine ganze Gesellschaft, so wie sie ist, mit dem Leben und dem Pulsschlag all ihrer Probleme und Widersprüche vor dem Leser erscheint..." (P. A. Kropotkin)


    Ich würde bisher zustimmen.

    Hallo Benji,


    ich fürchte, es ist nicht ganz einfach, Orchestermusik von Gluck zu empfehlen, die vom Stil her der Deiner Lieblingskomponisten vergleichbar ist. Er wurde durch seine Opern bekannt, vor allem "Orpheus und Eurydike", "Iphigenie auf Tauris", "Iphigenie in Aulis" und "Alceste". Da das Pariser Publikum Balletteinlagen zu sehen wünschte, rückte Gluck auch Orchestereinlagen ein, von denen der "Reigen seliger Geister" und der "Tanz der Furien" in "Orpheus und Eurydike" die Bekanntesten sind.


    (Bei meiner Hochzeit hatten wir damals eine relativ unbekannte französischsprachige Choraufnahme eines der "Opferlieder" von Gluck auf Tonband aufgenommen, jedoch nicht daran gedacht, das Stück vorher einmal probeweise im Standesamt abzuspielen. Die Folge war, dass die Standesbeamtin in Tränen ausbrach, die Handlung kurz unterbrach und sich entschuldigte, so eine schöne Musik noch nie gehört zu haben. Die tschechische Schallplatte aus dem Jahr 1973, die diese Musik des damals zu meinem Lieblingskomponisten neben G. F. Händel avancierten Gluck enthielt, wird heute noch in hohen Ehren gehalten.)

    Vielen Dank für den Tipp! Der "Reigen seliger Geister" - habe gerade einmal reingehört - ist wirklich extrem schön. Ich glaube, ich werde auch mal in Gluck`s Symphonien reinhören. (Ich höre fast nur noch Symphonien und Klavierkonzerte.)

    Das geht mir ähnlich. Erst wenn ich während dem Lesen Interesse am Autor bekomme, lese ich evtl. was Biographisches. Um zu entscheiden, welches Werk von dem Autor man als nächstes lesen möchte, können (kurze) Biographien hilfreich sein, wenn da einiges über die Werke drinsteht.

    Woran ich mich gerade erinnern kann:


    Schiller: Die Räuber; Maria Stuart; Kabale und Liebe

    Lessing: Emilia Galotti

    Fontane: Unterm Birnbaum; Effi Briest

    Dürrenmatt: Die Physiker

    Keller: Kleider machen Leute

    Storm: Der Schimmelreiter

    Brecht: Leben des Galilei

    Fährmann: Der lange Weg des Lukas B.

    Homer: Odyssee (gefühlt ca. 50 % davon; im Lateinunterricht)


    Besonders positiv erinnern kann ich mich an "Die Räuber", "Maria Stuart" und "Leben des Galilei". Dazu habe ich vor 3 Jahren die "Schachnovelle" (Zweig) gelesen, die ich gerade wegen den psychologischen Vorgängen/Beschreibungen sehr interessant fand.

    Habe jetzt die ersten 10 Kapitel gelesen. Wirklich ungewöhnich, wie Tolstoi die Vorgänge vor Gericht schildert. Vielleicht weiß ja jemand, wie er dafür recherchiert hat, oder wie er generell für seine Romane recherchiert hat.

    Im Nachwort meiner Winkler-Ausgabe habe ich dazu schonmal selber einen Satz gefunden; aber da gibt es sicher noch mehr zu entdecken:


    "Tolstoi verwendet größtenteils faktisches Material, gewonnen aus eigener Erfahrung als Geschworener in den Gerichten, als Prozessbeobachter, als Besucher von Gefängnissen, als Wanderer durch die Straßen der beiden Hauptstädte, aber auch als Repräsentant der Oberschicht, als Kenner von deren Lebensformen, deren Salons und Diners und ihrem Comment, Jagden und Belustigungen in der Stadt und auf dem Land, auch als Gutsherr auf dem Dorf. " (B. Conrad)

    Mir ist noch aufgefallen, dass ich meine Kapitel-Nrn., die ich im Materialien-Thread angegeben hatte, etwas korrigieren sollte. Das Zitat Nr. 1 in Beitrag Nr. 5 in diesem Thread hier ist bei mir in beiden Ausgaben doch auch in Kap. 40. Das Zitat Nr. 2 gehört bei mir allerdings auch in beiden Ausgaben noch zu Kap. 40. Die Kap.-Nr. wurde eventuell zu dem Zitat nicht korrekt angegeben.

    Bei beiden meiner Ausgaben (Insel; A. Hess, Copyright 1914; Winkler, W. Tronin & I. Frapan, Copyright 1958) ist der Satz "Der Gottesdienst begann" der erste Satz von Kapitel 39. Der Satz "Nechljudow fuhr frühzeitig von zuhause fort. Ein Bauer, der mit seinem Wägelchen vom Dorfe gekommen..." ist bei beiden Ausgaben der Beginn von Kapitel 41. Bei Dir fehlen also vermutlich die beiden Kapitel dazwischen.

    Habe jetzt die ersten 10 Kapitel gelesen. Wirklich ungewöhnich, wie Tolstoi die Vorgänge vor Gericht schildert. Vielleicht weiß ja jemand, wie er dafür recherchiert hat, oder wie er generell für seine Romane recherchiert hat.


    Aus Kapitel 6:


    "Während einer Pause kam aus diesem Saal dasselbe alte Mütterchen, dem der geniale Advokat ihr Vermögen zugunsten des Profitmachers wegzunehmen verstanden hatte, obwohl jener auf dieses Vermögen kein Anrecht hatte. Das wussten auch die Richter und noch besser die Kläger und sein Advokat; aber der von ihnen ausgedachte Schachzug war solcher Art, dass man nicht anders konnte, als dem alten Mütterchen sein Vermögen wegzunehmen und es dem Profitmacher zu übereignen."


    "Er schob den Prozess gegen die Skopzen nur deshalb unter dem Vorwand auf, dass ein gar nicht wichtiger und für den Prozess überhaupt nicht nötiger Zeuge fehle, weil dieser Prozess, wenn er vor einem Gericht vor sich ging, dessen Geschworene intelligent waren, mit einem Freispruch enden konnte. Im Einverständnis mit dem Vorsitzenden sollte dieser Prozess auf eine Sitzung in einer Kreisstadt verlegt werden, wo es mehr Bauern als Geschworene und darum größere Chancen auf eine Verurteilung gab."

    Die Arie habe ich mir angehört. Die Orchesterbegleitung ist wirklich sehr schön; Vokalmusik ist allerdings nicht so mein Ding. Von Gluck habe ich, glaube ich, noch kein Stück gehört. Kennst Du zufällig ein schönes Orchesterstück von ihm? Am besten eines, das vom Stil her ähnlich wie einer meiner Lieblingskomponisten ist (Brahms, Rachmaninow, Dvorak) ...

    Ich habe bemerkt, dass in meiner Ausgabe (Insel Verlag, Übers. A. Hess, Copyright 1914) die Kapitelzählung ein klein wenig abweichend von eurer ist. Der "Gottesdienst" ist bei mir Kapitel 39, nicht 40. Bei Winkler Verlag (Copyright 1958) ist es auch Kapitel 39. Weiß jemand, woran das liegt?

    Bin jetzt bei Kapitel 6. Ein Auszug aus Kapitel 3:


    "Aufrichtig und entschlossen, wie die Jugend ist, hatte er damals nicht nur gesagt, dass Grund und Boden nicht Gegenstand des Privateigentums sein könne, und auf der Universität über diese Frage nicht nur ein Werk ausgearbeitet, (...) Jetzt, wo Nechljudow durch Erbschaft ein Großgrundbesitzer geworden war, musste er sich entscheiden: entweder auf sein Eigentum verzichten, wie vor zehn Jahren auf die 200 Morgen Land vom Vater, oder stillschweigend all seine früheren Gedanken als verkehrt und fehlerhaft bezeichnen.

    Das erste konnte er nicht, weil er außer dem Grundbesitz über keine Existenzmittel verfügte. In den Staatsdienst wollte er nicht wieder eintreten und hatte sich doch bereits an ein üppiges Leben gewöhnt, dem er nicht mehr entsagen zu können glaubte. Er fühlte auch gar keine Veranlassung hierzu, da die Eigenschaften seiner Jugend: Überzeugungskraft, Entschlossenheit, Ehrgeiz und der Wunsch, andre in Erstaunen zu setzen, längst abhanden gekommen waren."


    Kein einfacher Konflikt, in dem Nechljudow steckt.


    In Kapitel 4 ist mir dieser Satz aufgefallen:

    "... dieses [Marija`s] Verstehen, das heißt das Anerkennen seines [Nechljudows] hohen Wertes, war Nechljudow ein Beweis für ihren Verstand und für ihr richtiges Urteil." ...

    Es gab eine bewußte Entscheidung vor allem der Briten und der Amerikaner, nichts gegen den Holocaust zu unternehmen. So ein Buch kann natürlich kein Deutscher schreiben. Es wäre zynisch. Aber Haenel bedient sich der Stimme des polnischen Widerstandskämpfers und Emissärs, um diese dunkle Seite der Geschichte zu beleuchten.

    Kannst Du darüber ein bisschen mehr sagen?

    Bin schon mal vorgesprungen und habe das Kapitel 8 gelesen. Sehr humorvoll, finde ich :) . M.E. wirklich ziemlich modern und sarkastisch. Hier ein paar kurze Auszüge:


    - Der Gerichts-Vorsitzende: "Hierauf faltete der Vorsitzende die Lose zusammen, legte sie in ein Glasgefäß und begann (...), mit Taschenspielermanieren immer einen Zettel allein herauszunehmen, auseinanderzufalten und zu verlesen."


    - Der "Geistliche": "Dass seine Tätigkeit vor Gericht, die darin bestand, alle möglichen Leute auf das Neue Testament zu vereidigen, in dem der Eid direkt verboten wird, keine gute Tätigkeit war; dieser Gedanke war ihm nie in den Kopf gekommen, und er fühlte sich durchaus nicht bedrückt, sondern liebte die gewohnte Beschäftigung, bei der er oft Gelegenheit hatte, die Bekanntschaft feiner Herren zu machen. Jetzt hatte er nicht ohne Befriedigung den berühmten Advokaten kennengelernt, ..."


    - Die Geschworenen: "Der stattliche Herr mit dem Backenbart, der Oberst, der Kaufmann und andre hielten die Hand mit zusammengelegten Fingern so, wie es der Geistliche verlangte, und zwar gleichsam mit besonderem Vergnügen sehr genau und hoch; die übrigen taten es anscheinend widerwillig und unbestimmt. Die einen wiederholten die Worte überlaut, mit einem Eifer und Ausdruck, der besagen wollte: komme, was da kommen mag, ich werde dennoch reden - andre flüsterten nur, traten vom Geistlichen fort und erreichten ihn dann gleichsam vor Schreck nicht zur rechten Zeit; die einen hielten mit herausfordernder Gebärde, als fürchteten sie, es könnte ihnen etwas entschlüpfen, die Finger übermäßig fest zusammen, die andern ließen sie auseinander und legten sie wieder zusammen. (...) Der Kaufmann, der Branntweingeruch um sich verbreitete und ein lautes Rülpsen unterdrückte, nickte bei jedem Satz beifällig mit dem Kopfe."


    - Der Jury-Vorsitzende: "Während seiner Rede veränderte der Vorsitzende beständig seine Haltung; bald stützte er sich auf den linken, bald auf den rechten Ellbogen, bald auf die Rücken-, bald auf die Armlehne des Sessels; bald ebnete er die Aktenränder, bald streichelte er das Falzmesser, bald befühlte er den Bleistift."


    :)

    Erschütternde gesellschaftliche Zustände, Aberglaube, persönliche Tragödien - alles drin. In dieser Intensität findet man das m. E. sonst nur in den Erzählungen von Tschechow.

    Ich hatte vor einigen Wochen einen Band mit russischen Erzählungen aus der Bücherei ausgeliehen. Da sind auch Tschechows Erzählungen "Der Bischof" und "In der heiligen Osternacht" drin. Kennt jemand eine der Erzählungen und kann sie evtl. empfehlen?

    Den Anfang finde ich sehr schön, auch poetisch:


    "Wie sehr die mehreren hunderttausend Menschen auf einem kleinen Platz sich auch bemühten, den Boden zu verderben, auf dem sie sich zusammengedrängt hatten; wie sehr sie auch die Erde mit Steinen verrammelten, damit nichts auf ihr wüchse, und jedes hervorsprießende Hälmchen ausrauften, und mit Steinkohlen und Naphtha Qualm entwickelten, und die Bäume beschnitten, und alle Tiere und Vögel verscheuchten - der Frühling war Frühling, sogar in der Stadt. Die Sonne wärmte; frisches Gras wuchs und grünte allerorten, wo man es nicht wegkratzte, nicht nur auf den Rasenplätzen der Boulevards, sondern auch zwischen den Steinfliesen; und Birken, Pappeln und Ahlkirschen entfalteten ihre klebrigen, duftenden Blätter. An den Linden schwollen die aufbrechenden Knospen; Dohlen, Sperlinge und Tauben bauten frühlingsfreudig schon ihr Nest, und die Fliegen summten sonnendurchwärmt an der Wand. Fröhlich waren Baum und Strauch, und Vögel und Insekten und die Kinder. Aber die Menschen - die großen, erwachsenen Menschen - hörten nicht auf, sich zu betrügen und zu quälen. ..."


    Eine schöne Beschreibung, und dann der Kontrast zu den Erwachsenen...

    Guter Beginn des Buches, finde ich.


    Hat jemand schonmal einen Blick in das Buch geworfen?

    Ich lese zur Zeit 4 Bücher parallel:


    - "Fjodor M. Dostojewskij" (C. Hamel)

    - "Kennst du Fjodor Dostojewski?" (R. Opitz)

    - "Dostojewskis Gelächter - Die Entdeckung eines Großhumoristen" (E. Henscheid)

    - "Auferstehung" (L. Tolstoi)


    Die ersten 3 habe ich bisher zur Hälfte gelesen.