Beiträge von Knabe

    Ich schlage eine Leserunde zu den Schriften von Meister Eckhart vor, und damit wir eine gewisse Einigung in der Reihenfolge und Auswahl treffen, wäre es vielleicht am günstigsten, die Reclam-Ausgabe zu wählen:


    Meister Eckhart: "Vom Wunder der Seele", UB 7319, 2,60 € in Deutschland
    (enthält: Einleitung, zwei Traktate, neun Predigten, Merksprüche, und Auszüge aus der Bulle "In agro Dominico" von Johannes XXII.)


    Gruß


    Man kann Wielands Sämmtliche Werke (Leipzig 1853-1858) in der Arno-Schmidt-Referenzbibliothek als PDF bekommen:
    http://www.gasl.org/as/referenz/alles.php#Wieland__00_Inhalt


    Danke für den Hinweis!


    Schade nur, dass seine Korrespondenzen mit anderen Autoren darin nicht vorhanden sind.


    Aber im Inhaltsverzeichnis sind einige interessante Titel, wie:


    "Bonifaz Schleichers Jugendgeschichte, oder kann man ein Heuchler seyn, ohne es selbst zu wissen." (27)



    Gruß

    Knabe,
    einen solchen Romananfang hat z.B. der "Wilhelm Meister": Aber du hast Recht, es ist auch typisch für viele Dramen, gerne auch Gesellschaftskomödien. Und das passt wieder zu zu dem, was du, Sir Thomas, meinst: Wilde ist in erster Linie ein Dramatiker, das merkt man auch an der starken Dialogisierung des Romans und der Neigung zum publikumswirksamen Bonmot.


    Ach ja! Danke. :)


    Weiter will ich euch jetzt aber nicht belästigen.


    Gruß

    Den Menschen, der im Holzän erscheint, habe ich nicht so sehr genossen. Über "Stiller" erzähle ich immer wieder gerne: Dass wir uns ein anderes Leben wünschen, es sogar tatsächlich ändern, aber dass uns die Vergangenheit doch einholt usf.



    Von Max Frisch gibt es den "Fragebogen", der sehr - - besinnlich ist.


    Gruß


    Übrigens ein sehr klassischer Romananfang: Im ersten Kapitel sprechen zwei zentrale Romangestalten über die Hauptperson, die dann im nächsten Kapitel erscheint. Da hat Wilde das Althergebrachte benutzt, um gleich die zwei möglichen Pfade darzustellen, die Dorian einschlagen könnte: den konventionell-moralischen des Malers oder den ästhetisierend-egoistischen des Lords.


    Das ist ein interessanter Hinweis. Welche (klassischen) Romane gibt es denn noch mit einem derartigen Anfang? Mir fällt auf die Schnelle nur ein Drama ein, nämlich Schillers "Räuber".


    Gruß

    Darf ich Max Dauthendey überhaupt einen Klassiker nennen? Immerhin ist heute sein 90. Todestag.


    Dauthendey, Rilke und Georg Heym, drei Dichter, die in mir eine sehr dichte Konzentration von Einsamkeit und Schönheit empfinden lassen. Ich habe bei denen das Gefühl, als ob sie die Einsamkeit verzieren und verzieren und sie nicht loslassen wollen. Bei ihnen empfinde ich vieles und begreife nichts.


    Es sind also äußerst poetische Texte, aber was bedeutet das? Heißt das, mit Bildern dieser Welt völlig weltfremd zu werden? Und der Dichter spricht ein Wort und gerade das Unausgesprochene wirkt im Leser? Beim Lesen solcher Texte hat man so kuriose Gedanken...


    Mit besten Empfehlungen, d. i. Dauthendey.


    Knabe

    Von Gryphius habe ich den "Horribilicribrifax" gelesen. Durch die Einflechtung einiger Fremdsprachen ist es recht schwer zu zugänglich. Mit dem altertümlichen Deutsch muß man sich auch erst etwas anfreunden, aber das geht mMn recht flott.
    Nach dem Arminius von Lohenstein hatte ich hier im Forum schon mal gefragt .Es sieht so aus, als wäre der hier noch ungelesen. Leider ist es schwer, eine preiswerte Ausgabe zu bekommen. Selbst der Nachdruck aus dem Olms-Verlag kostet 298,- Euro. Aber reizen würde mich das Werk schon.


    In die Liste würde auch noch Fischarts "Geschichtsklitterung" passen. Der steht noch auf meiner Leseliste.


    Hallo, danke für deine Hinweise! Ja, den Horribilicribrifax habe ich auch gelesen, mit sehr viel Genuss. Ich finde ihn nicht allzu unzugänglich, aber dafür sollte man wohl zumindest zwei der darin vorkommenden Fremdsprachen können. Lohenstein finde ich schwieriger, aber das liegt möglicherweise an den Alexandrinern (in "Sophonisbe"). Der Horribilicribrifax ist eine herrliche Komödie, ich würde dir von Gryphius auch den drolligen "Peter Squentz" empfehlen. Und da ich Gryphius' Komödien schon kannte, habe ich eben nach seinen Tragödien gefragt. ;)


    Fischart und dunkel? Ich habe ihn immer als einen sehr heiteren Autoren im Kopf.


    Gruß

    Hrm! Verzeiht, ich überflute diesen Ort hier nur mit Namen, aber ich will doch noch fünf nennen:


    Stefan George, Hoffmann von Hoffmannswaldau, Andreas Gryphius, Daniel Casper von Lohenstein, und Jakob Böhme.


    Ich würde nur sehr gerne Meinungen über sie hören.


    Von Gryphius interessieren mich besonders seine Tragödien. Welche sind empfehlenswert?


    Gruß

    Hallo F-A, an Dostojewskis "Idioten" habe ich auch gedacht.


    Zu Thomas Bernhard. "Holzfällen" ist meiner Meinung nach sein allerbestes Werk. "Holzfällen" ist eine lange Leserunde wert. Ich habe den Roman schon dreimal gelesen. Ich kenne viele andere Werke von Bernhard, die besten Gedanken von all den anderen Werken finden sich aber auch in "Holzfällen" wieder, nur in einem perfektionierten musikalischen Rhythmus. Was tatsächlich dunkel und schwierig ist, ist Bernhards Frühwerk, nämlich "Das Kalkwerk" und "Frost", aber ob sie groß sind, weiß ich nicht. Sie sind schwer zugänglich. Meiner Meinung nach nicht sehr empfehlenswert, "Amras", ein weiteres Frühwerk, schon viel eher. Wenn ich von seinen großartigen Dramen absehe, dann ist mein Zweitlieblingswerk von Bernhard "Der Untergeher". Oder "Der Atem"... inmitten von all dem Elend und Ekel und der Niedertracht und Gemeinheit findet man im "Atem" doch eine sehr atemberaubende Passage, in der man einen Lebenswillen merkt, nur den Willen, weiter zu leben, mehr nicht, und er konzentriert sich nur darauf, weiter zu atmen, nicht mit dem Atmen aufzuhören... der Leser gerät dabei selbst ganz außer Atem... ein kleiner Lichtstrahl mitten in der Finsternis, ein sehr sehr schönes, motivierendes Buch.


    Als sehr düster empfinde ich auch noch Wedekind und Hofmannsthal. Aber ist Wedekind "groß"? Jedenfalls liebe ich seine Tragödien, vor allem den "Marquis von Keith". Und von Hofmannsthal den "Turm". Beide Werke sind m. M. n. ebenso eine Leserunde wert.



    Die richtigen schweren Werke müsste ich dann auch noch mehrfach (mindestens einmal erneut) lesen, um sie mir zu erschließen, aber das scheint in diesem Leben nicht mehr machbar.


    Ein sonderbares Geständnis...



    Gruß

    Hallo, Jahnn habe ich noch nicht gelesen. Aber weil du so nachfragst, - vielleicht werde ich bald mit "Perrudja" beginnen. Ja, Jahnn ist auch für mich ein (scheinbar?) Großer, Dunkler, aber ich glaube, da wurde ich vom suhrkamp-Verlag manipuliert, denn diese schwarzbroschierten Bücher machen einem einen ehrfurchtgebietenden Eindruck:


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    Weswegen ich auch z. B. Onettis "kurzes Leben" für so groß und dunkel halte, obwohl ich ihn noch gar nicht kenne.


    Ansonsten muss ich noch Dostojewski erwähnen, aber auch Ezechiel, Jesaja, Jeremia, und ähm weitere "ehschonwissen", um es Wienerisch auszudrücken. ;)


    Gruß

    Hallo finsbury,


    danke für die 'Einladung', ich glaube aber jetzt entschlossen zu sein, nicht teilzunehmen.
    Witzige Bücher reizen mich nicht so sehr.


    Außerdem sehe ich gerade, dass Immermanns "Münchhausen" fast tausend Seiten schwer ist. Ich habe in den nächsten Wochen zwar viel Zeit, aber ich bevorzuge gerade andere Romane dieser Länge.


    Also verzeih's mir bitte...!


    Gruß

    Den "Ardinghello" (1787) habe ich im Juli nach 150 Seiten abgebrochen, im August aber wieder aufgenommen und zu Ende gelesen.
    Es hat sich nicht gelohnt.


    Die interessanteste Stelle ("Bacchanal") kam plötzlich und völlig unvermutet, es ist eine sehr pornographische Stelle, worin hübsche Italienerinnen und Italiener sich im Laufe eines Tanzes gänzlich entkleiden und sich in den verschämtesten Posierungen zeigen. Sehr sehr sonderbar! Ich musste etwas stutzen. Ich dachte, gewiss lesen die meisten Leute diese Stelle mehr als nur einmal.. ich hab's auch dreimal gelesen. Es ist einfach kurios.


    Aber meiner Meinung nach miserabel sind die Kunstbeschreibungen! Das Buch wimmelt fast nur von diesen Beschreibungen! Zum Beispiel:


    "Der Kopf der Madonna ist einer der schönsten welschen weiblichen Köpfe. Wie klar die Stirn [...] wie schön die großen Augenlider, vollen jugendlichen Wangen mit Schamröte überzogen, wie jungfräulich, wie süß der völlige Mund, das zarte Kinn" etc. etc.
    Er findet nur abstrakte Adjektive!


    Schwache Metapher, z. B.:


    "der blaue unermeßliche Äther schwebt darüber [über der Landschaft] wie eine Henne über ihren Küchlein"





    Begabung zeigt Heinse nur bei wollüstigen Szenen. Ein pornographisches Talent!



    Trotzdem reizt es mich, seine "Hildegard von Hohental" (Roman über die italienische Oper) und seine "Anastasia" (Roman über das Schachspiel) zu lesen. Kennt sie jemand von euch? Was könnt ihr darüber sagen?


    Gruß

    Ich kenne bisher weder Immermann, noch Georg Weerth, leider Gottes kenne ich auch keine vergleichbaren Texte, ich habe weder den Eulenspiegel gelesen noch den Simplicissimus, weder den Kater Murr noch das Narrenschiff, oder etwas Ähnliches dieser Art. Deswegen denke ich, lasse ich eine Leserunde zu Immermanns Münchhausen lieber, weil ich mich darin einfach zu wenig auskenne!


    Vor einigen Tagen habe ich mir aber (auf die Empfehlung Zolas hin) G. A. Bürgers "Münchhausen" gekauft. Vielleicht werde ich ihn noch vor Oktober lesen, und mache mich dann u. U. an Immermann mit euch heran? Nun ja! Es ist noch ungewiss.


    Gruß

    Das sind gute Hinweise! Danke sehr, ihr Freundlichen! Schade nur, dass die Meersburg die Dichterin etwas sehr in den Hintergrund rückt, so wie ich das sehe. Dennoch danke ich sehr!


    Gruß


    Kurtz ist ein Mensch, den viele vergöttern (der "Harlekin", seine Verlobte, evtl. auch Marlow), bei dem man aber nicht herausfindet, warum er so vergöttert wird. Marlow kann ihn nicht richtig beschreiben, ihm fehlen die Worte dazu, und für den Leser bleibt er ein Phantom. Obwohl die Geschichte gut erzählt ist, hatte ich das Gefühl, daß das Bild nie richtig scharf wird; Kurtz und die Ereignisse im Dschungel bleiben schemenhaft. Das mag von Conrad bewußt so gestaltet sein, aber irgendwie hinterläßt es ein unbefriedigtes Gefühl nach beendeter Lektüre.


    Wie soll jemand auch (seinen) 'Gott' beschreiben können!? Wem würden die Worte zur Beschreibung nicht fehlen??


    Das erinnert mich an Rilkes "Malte Laurids Brigge", den ich vor kurzem las. Darin kommt eine Stelle vor, in der ein von jemanden geliebter Mensch beschrieben wird. Und er kann ihn nicht beschreiben. Er sagt etwas wie: "Er war nicht schön - aber vornehm war er, natürlich gab es aber auch Vornehmere, doch wenigstens war er sehr gut gewachsen, obwohl andere bestimmt beeindruckender sind, und ob er wirklich geistreich war, kann ich nicht beurteilen, aber er war." Und mehr nicht.


    Darauf habe ich mich selbst geprüft, und ich habe in Gedanken versucht, einen Menschen zu beschreiben, den ich liebe. Mir fehlten zwar nicht ganz die Worte, aber es kam nichts Überzeugendes heraus. Aber das liegt wohl an mir. Und ich sagte einer Bekannten, sie solle mir etwas über ihren Freund erzählen. Nichts war überzeugend, und es schien mir, als ob man über einen geliebten Menschen eigentlich nicht überzeugend reden kann. Wie soll dann auch Marlow über Kurtz reden können, ohne dass dieser etwas schemenhaft bleibt?


    Verzeih, dass ich mich hier mit so Uninteressantem einmische... noch dazu, da ich das "Herz der Finsternis" nicht gelesen habe!
    Deine Sätze sind mir nur ins Auge gesprungen, und meine Rilke-Lektüre und die Beschreibungserlebnisse sind nicht so lange her, sodass mir das noch ganz gewärtig ist.



    Nun, aber ich gratuliere zur Bewältigung der Lektüre!!



    Gruß

    Vor kurzem habe ich gehört, es gebe ein Gleimhaus (mit Museum). Das Häuschen von Arno Schmidt soll man auch besuchen können. Das Goethe-Nationalmuseum möchte ich auch einmal besuchen.


    Ich wohne in Wien. Wäre aber eine literarische Rundreise durch Deutschland nicht göttlich?


    Welche Klassiker-Museen gibt es noch, welche könnt ihr empfehlen?


    Gruß

    Vor zwei Jahren las ich den "blonden Eckbert", eine gruselig-schöne Erzählung über ein im Wald isoliertes Mädchen, woran ich sehr oft zurückdenke. Jetzt las ich den "Runenberg".


    Auch der "Runenberg" ist schauerlich. Die Romantik zeigt uns tatsächlich Abgründe auf, Tiecks Märchen kommen mir vor wie ein Schlag ins Gesicht. Ich habe das Gefühl, dass dieses Märchen auf ungeheuerlich viele Menschen zutrifft, auf Mörder, Wahnsinnige, Pädophile, Drogensüchtige, - Menschen, die ihren Abgrund, ihr "grottenhässliches" Dasein verbergen und ein Doppelleben führen, sodass sie als leichtsinnige, zuweilen grillenhafte Philister erscheinen, aber in Wahrheit sehen sie die Welt anders und müssen unwillkürlich auf das unausstehlich ächzende Klagegeschrei der Alraune hören, wie es bei Tieck vorkommt.


    Der Runenberg ist, so meine Empfindung, äußerst grässlich. Das Ende ist abartig und tief unglücklich wie kaum ein zweites.



    Falls ihr es noch nicht getan habt, so rate ich euch, 1,60 EUR für dieses Büchlein auszugeben:


    [Blockierte Grafik: http://img515.imageshack.us/img515/9928/tieckrunenbergcb2.jpg]


    Es lohnt sich bestimmt!



    Nun will ich euch nach eurer Meinung über Tieck fragen, und über die anderen Werke, die er geschrieben hat, über weitere Märchen aus dem "Phantasus", über die Wackenroder-Zusammenarbeit, über den gestiefelten Kater, über Wiliam Lovell und über Peter von Provence und über Franz Sternbald usw.



    Gruß