Danke, finsbury . Leider sind das alles ältere Beiträge. Aktuell schreibe ich ja nichts mehr.
Beiträge von Anne
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Hier noch etwas Biografisches zu Betty Smith:
Die US-amerikanische Schriftstellerin Betty Smith wurde als Elisabeth Lillian Wehner am 15. Dezember 1896 in Brooklyn, New York, geboren. Ihr bei uns bekanntestes Buch und zugleich ihr Debüt ist "Ein Baum wächst in Brooklyn". Es war für den Pulitzer-Preis nominiert und wurde 1945 von Elia Kazan verfilmt.
Ihre anderen drei Werke "Tomorrow will be better" (1947), "Maggie-Now" (1949) (dt. "Verwehte Träume" und "Joy in the Morning" (1963) (dt. "Glück am Morgen") waren in Amerika Bestseller, erreichten die Top-Ten-Listen und sind in Deutschland eher unbekannt.
Die Eltern waren Deutsch-Amerikaner der ersten Generation. Die Familie - Betty hatte eine jüngere Schwester und einen jüngeren Bruder - zog mehrmals in verschiedene Mietshäuser an der Montrose Avenue und der Hopkins Street. So richtig niedergelassen haben sie sich dann in einem Mietshaus im obersten Stockwerk der 702 Grand Street. Dieses Haus in der Grand Street galt als Kulisse für "Ein Baum wächst in Brooklyn".
In einem Interview mit der The New York Times (18. Januar 1972) soll sie gesagt haben, dass sie schon mit acht Jahren wusste, „dass ich eines Tages ein Buch schreiben würde". Sie war eine eifrige Bibliotheksgängerin und veröffentlichte mit elf Jahren zwei Gedichte.
Die Mutter zwang sie nach der 8. Klasse, die Schule zu verlassen und die Familie mitzuernähren. Mit 18 besuchte sie die Girls' High School in Brooklyn und hatte gleichzeitig einen Nachtjob in Manhattan. Mit 20 hatte sie einen gut bezahlten Job beim Postdienst der Vereinigten Staaten, bei dem sie volltags arbeiten musste. So musste sie die Weiterbildung aufgeben.
1917 lernte sie ihren späteren Ehemann George Smith kennen, zwei Jahre später ging sie mit ihm nach Ann Arbor, Michigan, wo er an der Universität Jura studierte. Sie heirateten am 18. Oktober 1919 und bekamen zwei Mädchen. Erst als beide zur Schule gingen, nahm Betty Smith ihre Weiterbildung wieder auf. Sie schrieb sich an der Ann Arbor High School ein, was der Schulleiter ungewöhnlich fand, aber er fand kein Gesetz dagegen, dass eine verheiratete Frau die Highscool besuchen durfte. Doch wieder konnte sie keinen Abschluss machen, weil ihr Mann auswärts Arbeit fand und wieder ein Umzug anstand.
Die Karriere von George Smith verlief zwar erfolgreich, aber der Beruf des Anwalts war für ihn unbefriedigend. So ging die Familie wieder nach Ann Arbor zurück. Trotz der nicht abgeschlossenen Highscool durfte Betty Smith an der Universität Kurse als Sonderschülerin besuchen, ohne sich immatrikulieren zu müssen.
Während dieser Zeit begann sie nun auch ernsthaft zu schreiben. Sie reichte Artikel bei Zeitungen ein und schrieb Theaterstücke. Sie liebte das Theater:
"In all den Jahren meines Heranwachsens habe ich mindestens ein Theaterstück pro Woche gesehen. Ich erledigte Besorgungen, opferte kindisch Penny-Bonbons, kümmerte mich um Babys und brachte Pfandflaschen mit. Ich hatte ein Ziel: Einen Cent pro Woche zusammenzubringen, um die Samstagsmatinee bei einer der drei Brooklyner Aktiengesellschaften in unserer Nachbarschaft zu sehen."
Die Familie hatte finanzielle Sorgen, doch diesmal nahm sie keine Teilzeitjobs an, sondern setzte ihre schriftstellerischen Bemühungen fort.
Seit Ender der 1930er Jahre begann sie, sich an einem Roman versuchen. Sie wollte über etwas schreiben, das ihr vertraut war. Und so richtete sich ihr Blick auf die Mietskasernen und Straßen von Brooklyn. Drei ihrer vier geschriebenen Bücher hatten Brooklyn zum Schauplatz.
Vor allem aufgrund der Untreue ihres Mannes trennten sich Betty und George und ließen sich 1938 scheiden. Betty Smith heiratete noch zweimal, doch mit beiden Männern hatte sie kein Glück. Mit dem einen hatte sie absolut nichts gemeinsam. Der andere, der ein langjähriger Freund und Weggefährte war, hatte Alkohol- und Herz-Kreislauf-Probleme und starb 1959.
Am 17. Januar 1972 starb Betty Smith im Alter von 75 Jahren in Shelton, Connecticut, an einer Lungenentzündung.
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Leider nicht. "Martin Eden" muss ich erst noch lesen.
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Dirk Hempel: Walter Kempowski - Eine bürgerliche Biographie
Walter Kempowski ist ein Schriftsteller, der aus meiner Heimatstadt Rostock stammt und leider 2007 mit 78 Jahren gestorben ist.
Für meine Begriffe fand er viel zu wenig Beachtung unter den deutschen Autoren. Grass, Lenz, Böll waren Namen, die immer wieder auftauchten. Kempowski wurde eher stiefmütterlich behandelt.
Aus zwei Tagebüchern von ihm habe ich ihn ja ein wenig kennengelernt; nun war ich gespannt, was Dirk Hempel über ihn berichtet, der von 1995-2005 Redakteur für Kempowskis Projekt Echolot war. (An diesem Projekt hätte ich unwahrscheinlich gerne mitgearbeitet.)
Schweriner Gefängnis des sowjetischen Geheidienstes MWD: Hier wurde Walter Kempowski tagelang verhört und gefoltert, bis er seine Mutter verriet. Mit dieser Schuld konnte er nicht leben. Es ist der 20. März 1948, als der 18-Jährige vergeblich versucht, sich das Leben zu nehmen. Nach dem zweiten vergeblichen Versuch gibt er auf und entgleitet in den folgenden Tagen in Traumwelten. Um zu überleben, rekonstruiert er die Vergangenheit. Und so nimmt das große Erinnerungswerk Kempowskis seinen Anfang.
Die Geschichte der Rostocker Kempowskis ist ein ständiger Wechsel von Aufstieg und Niedergang, sie ist auch eine Geschichte von der Entstehung des Bürgertums aus eigener Kraft.
Die Kempowskis waren Schneider, Lehrer, "Eigengärtner" und Schiffer...
Am 29. April 1929, an einem Montagabend gegen 20 Uhr, wurde Walter Kempowski geboren. Er verlebte eine behütete und anregende Kindheit, die zerbrach, als Rostock Ende April 1942 von englischen Bomben zerstört wurde. Er war erschüttert: Das Steintor, die Petri- und Nikolaikirche, alles kaputt.
Schon in der Schule war er ein Außenseiter, hielt sich von Moden und Gruppenbewegungen fern.
Ende März 1945 sollte er noch mit einem Freund in die SS eingezogen werden. Doch die beiden sagten mutig, nein, sie wollen nicht.
Verhaftet wurde er trotzdem, aber da holten ihn die Russen am 8. März 1948 aus dem Bett. Er wurde zu 25 Jahren Arbeitslager nach Bautzen verurteilt. Für ihn noch ein Glück, andere wurden in die Sowjetunion deportiert, zum Teil sogar erschossen.
Über die Zeit in Bautzen schrieb er in seinem Buch Im Block - Ein Haftbericht (1969). Nach acht Jahren wurde er entlassen. Der damalige Präsident Wilhelm Pieck hatte einen Gnadenerlass verfügt.
Walter Kempowski ging in den Westen. Stationen waren hier Hamburg (hier lebte seine Mutter), wo er mit regelmäßigen Tagebucheinträgen begann, Göttingen (Abitur), Breddorf, bis er sich in Nartum Haus Kreienhoop baute. Er war als Grundschullehrer tätig.
Ende 1959 wurde ihm vom Landesverwaltungsgericht Hamburg die Unterstützung nach dem Häftlingshilfegesetz aberkannt. Er galt nun zeitlebens als Krimineller, diese Verletzung gegen ihn hat sich zu einer "faustdicken Psychose" gefestigt.
Ersten Erfolg als Schriftsteller hatte er mit Tadellöser und Wolff.
Und nun muss ich mich am Riemen reißen, bevor ich euch die ganze Lebensgeschichte von Walter Kempowski erzähle.
Wie sein Leben als Familienvater, Ehemann, Schriftsteller weiterging und vor allem, wie es zu dem riesigen Projekt Echolot kam, das lest selbst.
Dirk Hempel hat mir Walter Kempowski sehr nahe gebracht. Als Mensch, der zu Unrecht verhaftet wurde, tut er mir leid. Als Schriftsteller und Chronist bewundere ich ihn jetzt schon, obwohl ich bisher nur zwei Tagebücher von ihm gelesen habe.
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Wo ich gerade bei Jack London bin, hier noch ein Buch, das ich so nicht erwartet hätte.
Wenn ich mal ein Buch von London lese, dann dachte ich immer an Bücher wie "Lockruf des Goldes" oder "Der Ruf der Wildnis". Nur einen Agententhriller habe ich dabei nicht im Auge gehabt:
Sergius Constantine oder, wie man ihn in anderen Kreisen nennt, Ivan Dragomiloff, hat eine besondere Organisation aufgebaut: eine Attentatsagentur mit beschränkter Haftung. Doch er lässt nicht aufs Geradewohl töten, nein, erst wird geprüft, ob derjenige auch den Tod verdient hat.
Seine Auftraggeber? Anarchisten, die kein Blut sehen können, Kumpel, die korrupte Gewerkschaftsbosse umbringen lassen wollen oder Geschäftsleute, die ihre Konkurrenz aus dem Weg haben möchten.
Constantine/Dragomiloff hat eine Nichte, Grunya. Der ihr Freund Winter Hall war schon mit 20 Jahren ein sehr politischer Mensch. Er ist sehr engagiert und enttäuscht da auch schon mal seine Freundin. Die möchte nämlich, dass er mit ihr gemeinsam ein Wochenende mit ihrem Onkel verbringt. Doch Winter Hall hat anderes vor. Er glaubt nämlich, die Attentatsorganisation ausfindig gemacht zu haben. Er hat sich als vermeintlicher Kunde ausgegeben und soll nun den Chef kennenlernen. Und tatsächlich hat Winter Hall es geschafft, bei Dragomiloff vorsprechen zu können. Als Kunde. Sein Auftrag an die Agentur: Dragomiloff zu töten.
Nun ist es ja so, dass die Agentur nur Aufträge annimmt, wenn sie sie für gesellschaftlich gerechtfertigt hält. Und so sitzen die beiden Männer Tage und Nächte und diskutieren. Bis sich am Ende Dragomiloff geschlagen und überzeugt geben muss. Und so gibt er, obwohl Winter Hall nicht mehr darauf besteht, ja ihn sogar versucht zu überzeugen, den Auftrag rückgängig zu machen, seinen eigenen Tod in Auftrag.
Was allerdings nicht bedeutet, dass er sich still und ergeben ermorden lässt. Und so beginnt eine Menschenjagd quer durch die USA.
Vom Lesespaß her gefiel mir der Beginn ausnehmend gut. Die Diskussion darüber, ob die Agentur den Auftrag von Winter Hall annehmen sollte, war sehr spannend. Aber solche philosophischen Gespräche kamen noch öfter, und da zog es sich dann für meine Begriffe etwas. Was mir aber keinesfalls den Spaß an der Geschichte nahm. Die war nämlich spannend und rasant. Obwohl ich die Logik der Attentäter, mit der sie die Agentur und auch ihr Leben geführt haben, nicht so ganz teilen konnte, wenn ich sie auch in ihrer Konsequenz bewundert habe.
Laut Wikipedia heißt dieses Buch "Das Mordbüro" (The Assassination Bureau Ltd), 1963 (vervollständigt von Robert L. Fish, Thriller).
Der Roman wurde 1969 als The Assassination Bureau (dt. Mörder GmbH) von Basil Dearden mit Oliver Reed, Diana Rigg, Curd Jürgens und Telly Savalas verfilmt. Die Schauplätze der Handlung wurden im Film nach Europa verlegt.
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Über "Walden" habe ich schon öfter gelesen, kenne das Buch aber nicht.
Beim "Haus am Rand der Welt" hat mich besonders das Maritime interessiert.
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Aus meinem Lesetagebuch:
Ich kenne "Moby Dick" bisher nur als Film mit Gregory Peck. Aber selbst, wenn ich das Buch gelesen hätte, würde ich über den Schriftsteller wahrscheinlich nichts wissen. Ich wüsste vielleicht ein paar Eckdaten von ihm, aber nicht, was er für ein Mensch ist.
In diesem Buch erfahren wir, warum Männer wie Herman Melville, Ernest Hemingway, Jack London, Stephen Crane, Joseph Conrad und B. Traven so schreiben konnten, wie sie es getan haben.
Hatten sie eine blühende Fantasie? Oder konnten sie nur solch tolle Geschichten schreiben, weil sie sie erlebt haben? Waren sie "verrückt" oder besonders intelligent? War ihnen das Talent, zu schreiben, schon in die Wiege gelegt oder haben sie es sich erarbeiten müssen?
Interessante Fragen, auf die wir hier Antworten erhalten.
Und mit Melville geht es schon mal unsagbar spannend los.
Melville hat für seinen "Moby Dick" voll aus dem Leben schöpfen können. Er ist 25 Jahre alt, als er nach vier Jahren Seefahrt auf der "United States" am 3. Oktober 1844 im Hafen von Boston einläuft. Seine Seefahrt war aber nicht das, was man heutzutage darunter versteht.
Von seinem ersten Walfangzug desertierte er auf eine Insel. Die Einheimischen dort sollen Kannibalen gewesen sein. Doch er hatte Glück. Der Käptn eines Seelenverkäufers erfuhr, dass auf dieser Insel ein Seemann sein soll und ließ ihn "retten". Doch er kam vom Regen in die Traufe. Auf diesem Walfänger ging es noch schlimmer zu, als auf dem ersten.
Er sah noch einige andere Inseln und kritisierte in späteren Büchern die christliche Herrschsucht auf diesen Inseln.
Von Honolulu aus kann er endlich auf der "United States" Richtung Heimat anheuern. An Bord entdeckt er eine Schiffsbibliothek. Während seiner Freiwachen kann er sich dorthin zurückziehen und lesen. Einige seiner Schiffskameraden scheinen sich gut mit Büchern auszukennen und er findet Gesprächspartner inmitten des rauen Bordlebens.
Schon zwei Monate später beginnt Melville zu schreiben. Und schon im Frühjahr 1846 erscheint das erste Buch unter seinem Namen.
Mit dem Verdienst von "Typee" braucht er nicht mehr den erstbesten Job anzunehmen. Er kann versuchen, sich als Schreiber einen Namen zu machen.
Und nun kann er auch heiraten. Er nimmt Elizabeth Shaw zur Frau, die Tochter eines langjährigen Freundes und Gönners der Familie.
Er schreibt sein zweites, erfolgreiches Buch. Bezieht mit Frau und Familie ein größeres Haus. Hier kann er andere Schriftsteller empfangen.
Sein Weg scheint geebnet...
Es ist nicht gesichert, ob Jack Londons Eltern seine leiblichen Eltern waren. Er selbst forschte ein wenig nach, aber nicht allzu intensiv; es würde einen Skandal geben, würde sich herausstellen, er sei ein Bastard. Seine Karriere wäre hinüber.
Von seiner Mutter erhielt er nie ein Zipfelchen Liebe. Sein Herz hing an John London, Vater oder nicht.
Mit zehn Jahren musste Jack schon zum Lebensunterhalt beitragen und mit 14 die Schule verlassen und wie ein Mann arbeiten.
Aber beinahe alles, was man über seine Jugend weiß, weiß man von ihm. Und ob das alles so stimmt?
Über Jack Londons Leben zu lesen, macht mich ganz atemlos. Satz für Satz verschlinge ich. Den einen noch nicht zu Ende, erwarte ich voll Ungeduld den nächsten. Wahnsinn...
Jack London ist nur 40 Jahre alt geworden. Drei Jahre vor seinem Tod sagte ein Doktor zu ihm: "Mit Ihnen könnte ich eine ganze Vorlesung bestreiten." Die Nieren waren kurz vor dem Versagen und andere innere Organe waren schwer geschädigt.
"Und doch sei er kein Alkoholiker, behauptete er, sondern ein Gewohnheitstrinker."
Es gab Zeiten, da trank er Bourbon am Mittag, Scotch und Soda am späten Nachmittag. Er bestritt, dass Alkohol abhängig macht.
Er trinkt nicht nur zu viel Alkohol, er nimmt auch zu viele Schmerzkiller. Im Oktober, zur Saison, gibt es Bratente, zwei Vögel am Tag, noch blutig und dazu eiskalten Liebfraumilch, einen süffigen Wormser Weißwein.
Über den Hang zum Hochprozentigen schrieb London im autobiografischen "John Barleycorn". Der Titel spricht ja wohl für sich.
Und die Biografen grübeln bis heute: Konnte der 37-jährige London so nüchtern über seinen Alkoholkonsum schreiben, weil er ihn überwunden hatte oder verbirgt sich dahinter der geübte Selbstbetrug des Alkoholikers?
Milo Shepard, Großneffe von Jack London, meint zu seinem Alkoholverbrauch: "Ein Alkoholiker? Da lache ich. Ein Alkoholiker kann nicht dieses Arbeitspensum leisten."
Er war ein diszipliniertes Arbeitstier. Mit seinen 40 Jahren hat er 26 Romane geschrieben, ein paar Kurzgeschichten und Tatsachenberichte, wollte immer da hin, wo es gefährlich war und war nur aufs Geldverdienen aus, um seinen Lebensstil aufrechtzuerhalten.
Obwohl ich diese Bücher ja liebe, denke ich mir manchmal: Was sollen die vielen Bücher über diverse Schriftsteller.
Aber gerade dieses Themenbezogene ist sehr interessant. So etwas erfährt man in vielen einfachen Kurzbiografien einfach nicht.
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Die Geschichte lockt uns in das Yukon Territory, nach Kanada. Mitten hinein in das Goldfieber im Jahre 1893. Daylight, mit richtigem Namen Elam Harnish, ist ein sympathischer Kerl. Alle mögen ihn. Wenn er feiert, macht er die ganze Nacht zum Tag und schmeißt Runde um Runde. Es scheint, als wenn er alles könnte. Er ist stärker als jeder andere Mann und gewinnt jede Tanzwette. Die Frauen mögen ihn, doch er lässt sich nicht einfangen. Jedermann vertraut ihm. Als er in das Goldgeschäft einsteigt und sich seine ersten Claims zulegt, hat er ein glückliches Händchen. Er schaut voraus – sieht, was an Infrastruktur nötig ist, wenn der Goldrausch so richtig beginnt und die Massen an Goldsuchern hier auflaufen. Er leiht sich Geld, investiert und während ihn einige noch für verrückt halten, macht er mehr und mehr Gewinn.
Eine einzige Frau, Freda, war Daylight richtig sympathisch, weil sie ihre Finger nicht nach ihm ausstreckte. Ausgerechnet sie trieb eines Tages im Fluss und als er sie gerettet hat, fragte sie ihn zornig, warum er das getan habe.
In der Folgezeit erfuhr er, dass sie sich wegen eines Mannes, den sie mal geliebt hatte, umbringen wollte:
„Das war der Grund – die Liebe. Sie war an allem Übel schuld. Sie war schrecklicher als die Kälte und die Hungersnot. An sich waren die Frauen ganz gut, nett anzuschauen und liebenswert; aber dann kam diese sogenannte Liebe und traf sie bis ins Mark, machte sie so unvernünftig, daß man nicht wußte, was sie als Nächstes tun würden. Diese Freda war eine prächtige Frau, wohlgewachsen, schön und beileibe keine Närrin; aber dann war die Liebe gekommen und hatte ihr die Welt verleidet, hatte sie hierher an den Klondike verschlagen und mit solcher Gewalt zum Selbstmord getrieben, daß sie den Mann über alles haßte, der ihr das Leben gerettet hatte.“
Dann kam der Tag, an dem Daylight der langen arktischen Jahre überdrüssig wurde. Er war auf die Außenwelt gespannt, „die große Welt, von der er andere Männer hatte reden hören und von der er so wenig kannte wie ein Kind“ (Seite 141).
Er machte alles zu Geld, er besaß mittlerweile Millionen, und gab seinen Abschied, bei dem die Nacht wieder zum Tag gemacht wurde.
Und so kam er in San Francisco an. Niemand kannte ihn. Monate beobachtete er, wie das Spiel ums Geld funktionierte. Das System begriff er schnell und er schaute, wie die Mitspieler miteinander umgingen. Und obwohl er gut aufgepasst hat, wurde er von dreien so richtig aufs Glatteis geführt und in die Pleite gestürzt. Doch Daylight wäre nicht Daylight, wenn er sich nicht zu wehren wüsste, und so ersann er einen Plan und war wieder mit im Spiel.
Er führte ein eigenes Büro und nahm sich eine Sekretärin, in die er sich mit der Zeit verliebte. Wie das geschah, auf was für eine Geduldsprobe er von ihr gestellt wird und ob sie wirklich ein Pärchen werden, das lest selbst. Sie ist jedenfalls eine harte Nuss für ihn.
Jack London ist mir richtig sympathisch, er hat das Herz am rechten Fleck. Und was er über Angestellte und Arbeitnehmer, über Arm und Reich schreibt, zeigt mir, dass sich im Prinzip in der Welt nichts geändert hat. Bei all den Siegen, die wir vielleicht zu meinen erreicht haben, es ist immer noch dasselbe Spiel.
Ein Blick in die Originalausgabe: https://archive.org/details/burningdaylight00lond/page/n7
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Henry Beston ist Jahrgang 1888, er war Schriftsteller und Naturforscher. Er studierte, war Unilehrer und während des Ersten Weltkriegs diente er als Krankenwagenfahrer. 1918 wurde er Pressevertreter der US Navy und war zu der Zeit der erste amerikanische Kriegskorrespondent. Nach dem Krieg schrieb er Märchen, heiratete Elizabeth Coatsworth, die auch Kinderliteratur schrieb, und bekam zwei Töchter.
Henry Beston war von den Erlebnissen während des Krieges so erschüttert, dass er sich zurückziehen wollte. Er verbrachte ein Jahr in der Natur von Cape Cod, am Außenstrand von Eastham: "Die Natur ist Teil unserer Menschlichkeit, und ohne ein Bewusstsein für dieses göttliche Geheimnis hört der Mensch auf, Mensch zu sein", schrieb er.
Beston gilt als einer der Väter der modernen Umweltbewegung und war Motor für die Gründung der Cape Cod National Seashore.
1928 erschien dieses Buch, in dem er über dieses Jahr schrieb. Das Haus, in dem Beston während dieses Jahres lebte und von ihm "das Fo'castle" genannt wurde, wurde im späten Frühjahr 1925 vom Eastham-Zimmermann Harvey Moore gebaut.
Ich mag ja maritime Geschichten, und der Autor hat mich schon mit seinem ersten Satz gehabt, wie man so schön sagt:
Östlich der Küste Nordamerikas und ihr vorgelagert, etwa dreißig Meilen und mehr vom Gestade Massachusetts entfernt, erhebt sich aus dem offenen Atlantik der verbliebene Rest eines alten und untergegangenen Landes.
Und so folgt Seite für Seite, aus denen ich Zitate rausschreiben könnte. Wie zum Beispiel die Passage, in der er über die Geräusche des Meeres, der Brandung erzählt und ich kann mich einfach nicht satt lesen. Er selbst schreibt, dass er zu seiner Zeit noch nie etwas darüber gelesen hat. Ich habe es bis heute nicht und habe es wie gebannt gelesen.
So ganz einsam war er nicht. In der Nähe waren Leute vom Küstenschutz und er hatte viel zu beobachten. Er erzählt auch von Schiffsunglücken, bei den man damals noch nicht helfen konnte, wie es heute der Fall ist. Oftmals blieb den Menschen am Strand nichts weiter übrig, als zuzuschauen und später das angeschwemmte Holz zu sammeln.
Als sein Jahr zu Ende geht, kommt noch ein kleiner Bericht über die Vogelwelt, der sich wunderbar liest.
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R. L. Stevenson ist mehr, viel mehr als nur "Die Schatzinsel". (Wobei auch die nicht zu verachten ist, um mal Arno Schmidt zu paraphrasieren.)
Oh ja, zum Beispiel die Geschichte um David Balfour.
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Die Kurzgeschichten fand ich auch super. Oftmals fragt man sich beim Lesen, wo denn der Horror ist und dann spürt man ihn im letzten Satz.
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Ich liebe die Verfilmung von "84, Charing Cross Road" von Helene Hanff. "Zwischen den Zeilen" heißt der Film. Anne Bancroft und Anthony Hopkins sind die beiden Hauptdarsteller. Ich liebe beides - Buch und Film - und habe beides schon ich weiß nicht mehr wie oft gelesen und gesehen.
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Shirley Hardie Jackson (14.12.1916 - 8.8.1965) war besonders für ihre Horror- und Mysteriegeschichten bekannt. Ihr Gesamtwerk umfasst sechs Romane, zwei Memoiren und mehr als 200 Kurzgeschichten.
Sie wurde in San Francisco geboren und besuchte die Syracuse University in New York. Hier engagierte sie sich für das Literaturmagazin der Universität und lernte ihren späteren Mann Stanley Edgar Hymen kennen. Nach ihrem Abschluss lebte das Paar in New York, wo sie für The New Yorker schrieben. Nach der Geburt des ersten Kindes zog das Paar nach North Bennington in Vermont, an dessen Fakultät des Bennington College Hyman wechselte.
Das Ehepaar galt als großzügiger Gastgeber, das sich mit literarischen Talenten umgab. Zudem waren sie beide begeisterte Lesende, geschätzte 25.000 Bücher umfasste ihre private Bibliothek.
Nach ihrem Debütroman The Road Through the Wall (1948) erhielt sie große öffentliche Aufmerksamkeit mit ihrer Kurzgeschichte The Lottery. Weitere Kurzgeschichten folgten in den 1950er-Jahren in Literaturzeitschriften und -magazinen. Einige von ihnen fanden 1953 Platz in ihren Memoiren Life Among the Savages. Der übernatürliche Horror-Roman The Haunting of Hill House, der als eine der besten Geistergeschichten gilt, die je geschrieben wurden, erschien 1959.
Die Ehe war überschattet von Hymans Untreue, vor allem mit seinen Schülerinnen. Widerstrebend stimmte sie zu, die Ehe als offene Beziehung weiterzuführen. Obwohl sie viel mehr verdiente als er, kontrollierte er ihre Finanzen und zahlte ihr Geld nach eigenem Ermessen aus.
Shirley Jackson zog nicht nur die vier Kinder des Paares auf, sie arbeitete auch in einer Zeit, als dies für Frauen nicht üblich war und war sogar die Hauptverdienerin der Familie:
- "Sie hat hart gearbeitet", sagte ihr Sohn Laurence. "Sie schrieb immer oder dachte über das Schreiben nach, und sie erledigte auch alle Einkäufe und das Kochen. Die Mahlzeiten waren immer pünktlich. Aber sie liebte es auch zu lachen und Witze zu erzählen. Auf diese Weise war sie sehr lebhaft." Als Beispiele für ihren Witz verweist er die Leser auf ihre vielen humorvollen Cartoons, von denen einer einen Ehemann zeigt, der eine Frau warnt, während der Schwangerschaft keine schweren Dinge zu tragen, aber keine Hilfe anbietet. - The Guardian
Viele Autor*innen wurden von ihr beeinflusst, zum Beispiel: Neil Gaiman, Stephen King, Sarah Waters, Nigel Kneale, Claire Fuller, Joanne Harris, und Richard Matheson.
In den 1960er-Jahren verschlechterte sich ihre Gesundheit, 1965 starb sie wegen einer Herzerkrankung im Alter von 48 Jahren.
Seit 2008 gibt es den Shirley Jackson Award, ein Literaturpreis, der für Werke aus dem Bereich der psychologischen Horrorliteratur und Phantastik verliehen wird, die in der Tradition der Werke von Shirley Jackson stehen.
Er wird jährlich für folgende Kategorien verliehen:
novel (Roman),
novella (Kurzroman),
novelette (Novelle),
short story (Kurzgeschichte)
collection (Sammlung von Erzählungen eines Autors) und
anthology (Zusammenstellung von Erzählungen mehrerer Autoren).
Deutsche Buch-Ausgaben
Wir haben schon immer im Schloss gelebt
Die Teufelsbraut. 25 dämonische Geschichten
Nicht von schlechten Eltern
Spuk in Hill House
Der Gehängte
Krawall und Kekse
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Hab mir auch gleich noch Biografisches angeschafft:
Värmland und die Welt. Eine Biografie
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Selma Lagerlöf (Leben in Bildern)
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Ich habe mir von Selma Lagerlöf "Gesammelte Werke" zugelegt:
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Es ist nicht zu sehen, deshalb mal ein Foto - es ist ein kleiner süßer Schuber.
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Romantik: Federico Andahazi: Lord Byrons Schatten
Biedermeier: Karen Duve: Fräulein Nettes kurzer SommerDiese beiden Bücher schlummern auch bei mir. Ansonsten kenne ich zumindest die Namen Deiner Autoren, bis auf Thomas Beckford.
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Diese Diskussion ist ja erst mal abgeschlossen. Und ein eigenes Thema zu Prosper Mérimée habe ich nicht gefunden. Ob sein Buch laufend im Buchhandel erhältlich war, weiß ich auch nicht, ich habe sein Buch "Colombo" in der DDR-Reihe "Kompass" entdeckt und stell es einfach mal vor:
Prosper Mérimée wurde am 28. September 1803 in Paris geboren. Die Eltern des französischen Schriftstellers waren geistig interessiert und sehr anglophil.
Er studierte Rechtswissenschaften und betätigte sich nebenbei schon als Autor. Schon mit 19 Jahren fand er den Zutritt zu Pariser Künstler- und Literatenkreisen, lernte Stendhal kennen, mit dem er befreundet blieb, und später Romantiker wie Victor Hugo.
In seinen letzten Lebensjahren war er Vermittler der zeitgenössischen russischen Literatur in Frankreich. Unter anderem trug er als Übersetzer der Werke Puschkins, Turgenjews und Gogols wesentlich zur Verbreitung der russischen Literatur bei. Am 23. September 1870 starb Prosper Mérimée in Cannes, wo er auf dem Cimetière du Grand Jas seine letzte Ruhestätte hat.
Am 23. September 1870 starb Prosper Mérimée in Cannes.
1840 erschien von ihm die Novelle "Colomba", in der es um Blutrache geht. Die Schwester fordert vom Bruder, dass er den toten Vater rächen soll. Der Bruder möchte das Gericht entscheiden lassen und macht zum Schluss seine eigene Erfahrung mit der Gerichtsbarkeit.
Die Geschichte erschien erstmalig am 1. Juli 1840 in der "Revue des Deux Mondes".
In meiner Jugendzeit habe ich das Buch schon mal gelesen, ach was, verschlungen habe ich es. Es erschien bei uns in der Kompass-Bücherei (Band 237) vom Verlag Neues Leben Berlin.
Vor einigen Jahren las ich in unserer Tageszeitung einen Reisebericht über Korsika, und da klingelte es schon leicht bei mir. Als dann auch noch der Name "Colomba" fiel, war die Erinnerung da. Ich habe dann gleich im Internet gesucht und das Buch glücklicherweise gefunden und mir noch einmal bestellt.
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Genau, jetzt, wo Du es schreibst, die Info habe ich von Birgit Böllinger auf Twitter. Sie will mir Bescheid geben, wenn es öffentlich gemacht wird.
"Madame Dorote" habe ich mir gleich mal bestellt, habe eine Ausgabe von der Büchergilde gefunden.
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Von Selma Lagerlöf habe ich "Das Mädchen vom Moorhof" gelesen:
Das Buch ist die Nr. 285 von der Insel-Bücherei. Ich liebe diese kleinen Büchlein. Es geht in dieser Novelle um die Dienstmagd Helga Nilsson, die auf einem Thing (vor Gericht) einen Erziehungsbeitrag für ihr Baby einklagen will. Der Vater des Kindes ist ein verheirateter Mann, der behauptet, zu Unrecht beschuldigt zu werden. Der Richter fragt ihn, ob er bereit sei, einen Eid zu schwören, was er bejaht.
Da zuckt Helga zusammen und bevor er den Eid ablegen kann, schreitet sie ein. Sie reist die Bibel an sich. Bevor er seine Seele verschwören kann, zieht sie die Klage zurück. Der Richter ist beeindruckt von ihr. Und obwohl sie nun ohne Geld dasteht, geht sie als moralische Siegerin aus dem Gerichtssaal.
Ob ihr das im weiteren Leben hilft?
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Sigrid Undset
Von ihr habe ich "Kristin Lavranstochter" verschlungen. Was für ein tolles Buch.