Beiträge von Jaqui

    Hallo Lost,



    Oblomow fehlt wohl jedes Selbstbewusstsein, sonst hätte er sich bestimmt dem Tadel seines Vorgesetzten gestellt, aber er kann es sich ja leisten, wegen so einer Kleinigkeit aus dem Dienst in das Leben eines Rentiers zu flüchten.


    An Geld mangelt es Oblomow anscheinend nicht, sonst könnte er sich sein Leben in der Form nicht leisten. Was ich aber nicht verstehe: Wie kann er sich denn in seinem Zimmer wohl fühlen? Anscheinend will sich niemand hinsetzen weil es überall so staubig ist - ich könnte so nicht leben.




    Ich muss auch gestehen, dass sich für meinen Geschmack Gontscharow etwas zu sehr in Einzelheiten verliert. Eigentlich bewundere ich Autoren, denen es gelingt, so weit in die Geschichte einzusteigen, dass sie neben den bedeutsamen Momenten auch das alltägliche und banale beschreiben können. Doch in O. ist noch keine richtige Spannung entstanden und so wirken die Details auf mich etwas langweilig.


    Gut, dass ich mit dieser Einschätzung nicht allein bin. Ich finde das Buch zwar sehr interessant und das Kommen und Gehen der einzelnen Figuren auch sehr gut beschrieben, aber passiert ist noch nicht wirklich was. Außer das O. jede Einladung das Haus zu verlassen vehement ausschlägt.
    Ich bin ja mal gespannt wie er das mit dem Wohnungsumzug löst. Vielleicht zieht er ja wirklich aus, aber glauben kann ich das noch nicht.




    Das qualifiziert ihn für eine Führungsposition in der Wirtschaft :breitgrins:


    :breitgrins: Für diese Position wäre er wirklich der Richtige.


    Katrin

    Hallo mombour,


    Danke für den Link, ich habe eure Leserunde mal kurz überflogen und es ist ja eine lebhafte Diskussion entstanden. Und danke für den Dämpfer :breitgrins: Das Buch steht aber dennoch auf meiner Liste.


    Katrin


    PS: Das "Litteratur"-Forum kannte ich noch gar nicht.


    Es lohnt sich auf jeden Fall; in den Herbstferien bin ich nicht im Lande, habe mir vor allem dieses Buch von Magris in die "Büchertasche" gepackt und will es erneut genießen, denn es ist in meinen Augen eines der klügsten Bücher der letzten Jahrzehnte.


    Ihr beide seid echt gemein :breitgrins: macht mir voll Lust auf das Buch.


    Katrin

    ich habe mir "Donau. Biographie eines Flusses" gekauft. Freu mich drauf.


    Erinnert mich spontan jetzt an "Die Themse: Biographie eines Flusses" von Peter Ackroyd :breitgrins:


    Aber eine Biographie über die Donau ist sicher interessant zu lesen. Vor allem wenn ich folgende Beschreibung lese: Im Zentrum steht das verschwundene Mitteleuropa, das alte Habsbugerreich, in dem die Kaiserhymne in 11 Sprachen ertönte.
    Schreibst du etwas darüber, wenn du es gelesen hast?


    Katrin


    Anstatt selber nachzudenken, fordert O. Ratschläge seiner Bekannten, welche, das muss ich zugeben wirklich sehr zahlreich erscheinen.


    Das Problem ist aber, dass er dann keinen der Vorschläge auch nur im Ansatz ernst nimmt und ständig fordert, die Leute sollen sich was Besseres einfallen lassen. Was auch keine Art ist.


    Katrin

    Hallo Lost,



    O. steht hier für die Klasse der einflussreichen Gutsbesitzer, die nicht nur ihr Leben, sondern auch die Zukunft Russlands verschlafen. Ich neige im Augenblick dazu den Roman als eine Allegorie auf die damalige russische Gesellschaft zu sehen.


    Das ist eigentlich mein größtes Problem, denn ich habe vorher noch nie einen russischen Klassiker gelesen und auch mit der russischen Geschichte bin ich so gut wie gar nicht vertraut.




    Das Verhältnis zwischen Oblomow Sachar, das Jaqui kritisiert ist, glaube ich, komplexer als es am Anfang ersichtlich ist. Möglicherweise ist hier eine Persönlichkeit in zwei Personen aufgespalten, die in einer gegenseitigen Abhängigkeit leben. Man denke sich nur einen von beiden weg. Ist die verbliebene Person dem Leben dann noch gewachsen?


    Das ist eine interessante Sichtweise, aus der ich das noch nie betrachtet habe.


    Katrin

    Nachdem ich bis Kapitel 5 weitergelesen habe, will ich dazu auch noch schnell was sagen: Diesem Tarantjew stehe ich zwiespältig gegenüber. Einerseits reißt er Oblomow aus seiner Melancholie und andererseits ist er ein sehr unangenehmer Mensch, wie er sich das Geld einstreift und es dann plötzlich "nicht mehr findet" und wie immer alles nach seinem Kopf gehen muss. Aber ich finde seine Art mit Oblomow umzugehen auch ein wenig gut. Immerhin wird dieser zum Handeln gezwungen, was sicher nicht das Schlechteste für ihn ist.


    Auf der anderen Seite finde ich Alexejew sehr mysteriös. Keiner sieht ihn richtig, keiner kann ihn einschätzen und dennoch ist er ein sehr netter, zuvorkommender Mensch, der nirgends anecken will.


    Nach dem Lesen von Kapitel 5 verstehe ich Oblomow aber ein wenig besser. Er ist mit der Zeit einfach nicht mitgekommen, wollte lieber Nichtstun als arbeiten und hat nicht verstanden, dass er jeden Tag im Büro erscheinen muss und nicht nur dann wann er gerade Lust dazu hat. :breitgrins: So eine Arbeitsmoral kann in keiner Zeit funktionieren.


    Katrin

    Ich grab dieses Thema mal aus :breitgrins:


    Vor zwei Jahren habe ich mir kurz vor Weihnachten "Die Weihnachtsgeschichte" von Dickens gekauft, bisher aber noch nicht gelesen. Vielleicht schaffe ich es ja heuer vor Weihnachten diese Geschichte zu genießen.


    Wie sieht das bei euch aus? Lest ihr Weihnachtliches zu dieser Zeit oder lasst ihr euch davon nicht beeinflussen?


    Katrin

    Dann habe ich vielleicht sogar wieder Zugriff auf meine Bibliothek. Heute habe ich gerade im für mich und meine Bücher vorgesehenen Raum einen alten und versauten Teppich herausgerissen. Nun warte ich auf den Maler. Danach soll der Boden verlegt werden. Und dann könnte - theoretisch - möbliert und eingeräumt werden.


    Dann warten wir mit der Leserunde einfach bis du wieder Zugriff auf deine Bücher hast :winken:
    Ich wünsche dir jetzt schon viel Spaß beim Einräumen und Schlichten deiner Schätze.


    Katrin

    Mittlerweile habe ich die ersten drei Kapitel des ersten Teils gelesen und irgendwie tut mir Oblomow ein wenig leid. Er liegt nur zu Hause herum, bedauert alljene, die bei ihm vorbeischauen und merkt gar nicht, dass das Leben an ihm vorbeiläuft. Er verpasst so viel im Leben. Was mich aber wundert ist, dass immer wieder Leute bei ihm vorbeischauen. War es nicht eigentlich so, dass man die Leute auch besuchen musste, um gesellschaftlich beachtet zu werden? Aber so wie ich das sehe geht Oblomow zu keinen Anlässen und dennoch ist bei ihm ein ständiges Kommen und Gehen.


    Sir Thomas: Ich weiß jetzt was mich am Verhältnis Oblomow zu Sachar gestört hat. Der Diener ist viel zu frech! Er widerspricht ihm dauernd, sagt ihm, dass er nur zusammen räumen kann, wenn Oblomow endlich das Haus verlässt und so weiter. Das war doch auch kein normales Verhalten in dieser Zeit, oder? Und Oblomow beschwert sich zwar darüber, ändert aber nichts daran. Das hat mich angfangs extrem irritiert.


    Katrin


    Mir scheint, Du bist noch nicht so richtig angekommen in diesem Roman ... :zwinker:


    Danke für den Link. :winken:
    Aber mit deiner Vermutung könntest du schon recht haben, ich muss mich erst an das Jahrhundert gewöhnen und das ist nicht einfach. Ich werde mich einfach mal auf den Roman einlassen und in Ruhe weiterlesen.


    Katrin


    ein bisschen von der Art dieses schrägen Vogels steckt in jedem Menschen, warum ist Dir das so unsymphatisch? Man könnte ihn auch für eine Art Aussteiger oder Totalverweigerer halten ... Ich habe den Eindruck, dass Gontscharow durchaus mit seiner Hauptperson sympathisiert.


    Ich mag ihn deswegen nicht, weil er mit seinem Angestellten so herumspringt. Aufgrund seiner eigenen Unfähigkeit (Suchen und Finden des Briefes und ähnliches) wird sein Angestellter im ganzen Raum herumgescheucht. Und als ihn dieser darauf aufmerksam macht, dass er ja drauf liegt, wird er auch noch patzig.


    Solche Leute mag ich einfach nicht. Aber vielleicht ändert sich meine Sichtweise ja noch.


    Katrin

    Hallo liebe Mitlesende,


    Die ersten paar Seiten habe ich mir mittlerweile zu Gemüte geführt und festgestellt, dass ich diesen Oblomow nicht mag. Seine kommandierende Art gefällt mir nicht, dass er nicht aufstehen will, steht ja schon am Klappentext, aber das es so extrem sein wird, hat mich doch überrascht. Ich habe eher angenommen, dass ist so eine Art Metapher und er verlässt einfach das Haus nicht. Dabei liegt er wirklich nur im Bett herum.


    Wobei ich diesen Zustand als Morgenmuffel an manchen Tagen auch kenne :breitgrins: Da wird sich im Bett noch mal hin und her gewälzt, der Wecker ständig um weitere zehn Minuten weitergedreht, um dann müder als je zuvor aus dem Bett zu kriechen.


    Das wars erstmal von mir.


    Katrin