Beiträge von JMaria

    Freilich du, mein Wutz, kannst Werthers Freuden aufsetzen, da allemal deine äußere und deine innere Welt sich wie zwei Muschelschalen aneinander löten und dich als ihr Schaltier einfassen; aber bei uns armen Schelmen, die wir hier am Ofen sitzen, ist die Außenwelt selten der Ripienist und Chorist unsrer innern fröhlichen Stimmung; –höchstens dann, wenn an uns der ganze Stimmstock umgefallen und wir knarren und brummen; oder in einer andern Metapher: wenn wir eine verstopfte Nase haben, so setzt sich ein ganzes mit Blumen überwölbtes Eden vor uns hin, und wir mögen nicht hineinriechen.


    Solche Sätze sind schon besonders!
    Glücklicher Wutz, dessen Außen- und Innenwelt im Einklang ist.


    Wie standen denn Goethe und Jean Paul zueinander? Kannten sie sich persönlich?



    und aus der zersprengten schwarzen Alumnus-Puppe brach ein bunter Schmetterling von Kantor ins Freie hinaus.


    Sehr schöne Metapher!


    Wutz heiratet nun seine Justine am 09. Julius. Soweit bin ich nun.


    Gruß,
    Maria


    Moin, Moin!


    Ich werde ungeduldig, wenn ich junge Leute sehe, die sich treiben lassen. Ich wünschte mir, ich könnte ihr Leben für sie leben; ich wüßte schon, wie! Aber das ist es ja; wenn man endlich alle Abkürzungen kennt, sind die Füße so angeschwollen, daß man nicht einmal mehr auf die Straße gehen kann. (Willa Cather: Mein ärgster Feind)



    Wunderbarer Satz!
    Weiß man erst, wenn man selbst mit den Wehwehchen des Alters zu kämpfen hat.

    Ja, in diesem Bezug zieht der Junge sich einen Dr. Fausts-Mantel an. Ein Zeichen für das Kindsein, oder eine Art schalkhafte Verjüngung? Oder wisst ihr was ein Dr. Fausts-Mantel ist?


    Gruß,
    Maria


    Ich konnte damit nichts anfangen und habe ein wenig gesucht. Im Faust II, Zweiter Akt gibt es eine Szene, in der Mephisto sich Fausts alten Mantel anlegt, um sich als Dozent zu verkleiden.


    Vielleicht bezieht sich Jean Paul darauf: Die blaue Schürze dient Wutz als "himmelfarbiges Meßgewand", um der Magd die Sünden vorzuhalten. Die Schürze ist also seine Verkleidung, sein Dr. Fausts-Mantel, als Geistlicher ... - So habe ich es mir zumindest zusammengereimt.


    Edit: Wobei sich Jean Paul natürlich nicht auf Goethes Faust, sondern eventuell auf den Fauststoff an sich bezieht (beziehen kann)!!


    Gruß, Gina
    [/quote]


    Hallo Gina,


    Das ist eine sehr gute Erklärung. Den Faust habe ich bisher nicht vollständig gelesen.


    Blau die Farbe des Himmels. Madonnen werden auch oft mit einem blauen Mantel dargestellt. Blau bedeutet auch romantische Sehnsucht in der Literatur des 19. Jahrhundert. Vielleicht spielt ja Jean Paul gern mit Farbsymbolik. Ich kenne ja bisher keins seiner Werke. Doch ich komme nicht umhin zu bemerken, dass Jean Paul einen umfassenden Wortschatz und Wissen besaß.


    Gruß,
    Maria

    Hallo Gina und Finsbury


    Mit dem reinkommen ins Werk hapert es bei mir (noch). Manche Sätze versteh ich nur teilweise und somit habe ich das Gefühl, dass ich einen feinen Humor verspüre, aber ihn nicht greifen kann.



    Mir hat gleich der erste Absatz sehr gefallen, denn er liest sich wie ein vorgezogenes Lebensresümee des Schulmeisterleins.


    Ja, es begann eigentlich vielversprechend. Wenn ich eine Schlafmütze hätte, hätte ich sie aufgesetzt, so charmant fand ich die Einladung des Erzählers. Maria Wutzsches Leben verlief sanft und meerstille. bis ins Grab. Aber vorher werden wir mit dem Schulmeisterlein langsam in den drei aufsteigenden Zeichen der Alterstufen hinauf und auf der andern Seite in den drei niedersteigenden wieder hinab gegangen werden –bis Wutz am Fuß der tiefsten Stufe vor uns ins Grab fällt.



    Diese Sätze gefallen mir durchaus.



    [Quote author=finsbury link=topic=5029.msg58534#msg58534 date=1460126849]
    Am Anfang deutet Jean Paul einen Erzählrahmen an, der schon auf das Idyllische der Erzählung hinweist. Die Läden sollen geschlossen, die Vorhänge vorgezogen werden, die Außen- und vor allem die gr0ße Welt wird ausgesperrt, damit alle dem Erzähler in traulichem Beisammensein bei Kerzenschein lauschen können, wenn er vom Schulmeisterlein erzählt. Lustig, dass er den Erzähler ein wenig großväterlich erscheinen lässt, indem er in einem ebensolchen Stuhl Platz nimmt und sich ein kleiner Christian - wie ein Enkel - an ihn ankuscheln soll. Dabei ist das Schulmeisterlein ein Frühwerk des Autors!
    [/quote]



    Und es wird angedeutet, dass der Erzähler aus Erinnerungen erzählt, die schriftlich festgehalten wurden von Maria Wutz. Fand ich auch interessant.



    [quote author=Gina]Die dann folgenden Beschreibungen zeigen einen aufgeweckten, aber auch ein wenig frechen jungen Wutz. Wie er einfach die Texte/Predigten beim Vorlesen ändert, hat mich sehr amüsiert.[/quote]



    Ja, in diesem Bezug zieht der Junge sich einen Dr. Fausts-Mantel an. Ein Zeichen für das Kindsein, oder eine Art schalkhafte Verjüngung? Oder wisst ihr was ein Dr. Fausts-Mantel ist?


    Gruß,
    Maria

    Hallo zusammen,


    ich lese die gemeinfreie Gutenbergausgabe.
    Gleich auf der ersten Seite schmückt das Büchlein ein idyllisches Bild eines Pärchens das flaniert in ländlichen Gefilden. Ein sehr schönes Bild.


    der Titel lautet ja vollständig...... Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal. Eine Art Idylle.


    Da kam mir doch ganz frech die Hobbits im Auenland in den Sinn :breitgrins:


    Gruß,
    Maria

    Gerne, Newman :winken:


    Habt ihr schon dieses hier entdeckt?


    Unendliches Spiel


    Das größte Hörspielprojekt aller Zeiten


    von


    ANDREAS AMMER,
    ANDREAS GERTH
    & ACID PAULI


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    von
    DAVID FOSTER WALLACE


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    https://unendlichesspiel.de/hoerspiel#top


    und so wird dafür geworben:
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    Wir laden Sie ein, den Jahrhundertroman von David Foster Wallace zum größten Hörspiel aller Zeiten zu machen. Wir brauchen dazu Ihre Stimme.


    http://www1.wdr.de/radio/wdr3/…d-foster-wallace-100.html

    Tomas Tranströmer
    Sämtliche Gedichte


    Gefallen mir sehr gut.


    [kaufen='978-3446189614'][/kaufen]


    Und den neue Rushdie kann ich empfehlen. Zwei Philosophen sind noch im Grab Jahrhunderte lang im Wettstreit über Religion vs Vernunft. Herrlich humorvoll, wenn Rushdie seine Dschinn und Dschinnya erweckt :klatschen: 1001 Nacht trifft auf biblische Offenbarung :breitgrins:


    [kaufen='978-3570102749'][/kaufen]


    Das Buch ist für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Da ich mir vor der Preisverleihung gerne einen Überblick verschaffen möchte, lese ich alle vier nominierten Romane (jedenfalls sofern ich durchhalte...). Den Namen des Autors hatte ich zuvor gehört, aber noch nie etwas von ihm gelesen. Selbst das Städtchen Frohburg war mir bislang unbekannt. Bisher habe ich es erst bis zu Seite 65 geschafft, aber bisher kann ich sagen: das ist richtig gut.


    Der offizielle Erscheinungstermin ist wohl der 1. März, aber mein Buchhändler hat es gestern bereits gehabt.



    Klingt gut !


    Die Sachbuchliste zum Leipziger Buchpreis fand ich auch attraktiv. Und ein Lyrikband, diesmal von Marion Poschmann, ist auch wieder darunter. Im letzten Jahr gewann ja Jan Wagners, Regentonnenvariationen"


    Gruß,
    Maria