Beiträge von giesbert

    Das würde mich auch interessieren. Bleak House habe ich zuhause, aber noch nicht gelesen. D.h., es wäre einen Versuch wert, es zu lesen?


    Auf jeden Fall. Um die Wikipedia zu zitieren:


    Zitat

    Bleak House is the ninth novel by Charles Dickens, published in 20 monthly parts between March 1852 and September 1853. It is widely held to be one of Dickens' finest and most complete novels, containing one of the most vast, complex and engaging arrays of minor characters and sub-plots in his entire canon.


    Hm. Vielleicht sollte ich das auf die Wiederlesenliste setzen.

    Dickens ist in seinen berühmten Werken wie Oliver Twist oder David Copperfield für meinen Geschmack unterträglich sentimental. Das Alterswerk hingegen besticht sprachlich wie thematisch bei beiden, finde ich.


    Kein Vergleich mit Raabe, *der* wird wirklich unerträglich. Dickens bietet immer noch genügend soziale Wirklichkeit, um die sentimentalen Zuckerschichten auszugleichen. Im "Copperfield" zeichnet Dickens zB in nur wenigen Zeilen das Porträt eines seine Frau verprügelnden Säufers auf der Straße, das man so schnell nicht mehr vergisst.


    Update 3.1., 19.01: Um Missverständnissen vorzubeugen: Gemeint ist der frühe und mittlere Raabe, bei dem sich schlechterdings grausige Texte finden. Später wird das alles sehr, sehr viel besser.


    Interessant ist ja auch, daß Dickens´ Werke fast alle Fortsetzungsromane sind, die wöchentlich oder monatlich erschienen. Das rückt sie dann noch mehr in Richtung "Vorform der TV-Seifenoper" :breitgrins:


    Eben. Was früher der Fortsetzungsromane, ist heute die TV-Serie. Und so, wie es bei den Fortsetzungswälzern ganz und gar unglaublichen Müll neben herrausragenden Meisterweken gibt, gibt es auch grausig schlechte neben atemberaubend guten Serien.


    Zum Beispiel die phänomenale BBC-Verfilmung von Bleakhouse, mit einer umwerfend guten Gillian Anderson.


    Es gibt da gleich zu Beginn eine sehr beeindruckende Szene, in der sie am Fenster steht, in den Regen hinausschaut und sich selbst, scheinbar mit ihrem Gatten redend, die bedrückende Sinnlosigkeit ihres Lebens aufdröselt:


    Zitat

    Er: Is it still raining, my love?
    Sie: Yes, my love
    Er: Remarkble
    Sie: And I am bored to death with it. Bored to death with this place, bored to death with my life, bored to death with myself.
    Er: What was that, my love?
    Sie: Nothing! .. of consequence.


    Man muss das gesehen und gehört haben, um zu wissen, dass Gillian Anderson als Scully ihre Talent verschwendet hat.


    Seit wann schützt Bildung vor Dummschwätzerei?
    Früher war gar nichts besser, heute ist gar nichts besser. Es ist immer alles so gut oder so schlecht, wie es nun einmal ist. " Nichts gibt uns einen besseren Eindruck von der Unendlichkeit, als die Dummheit." (vielleicht nicht ganz wortwörtliches Ödon von Horvath-Zitat)


    "Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit"


    Motto zu "Geschichten aus dem Wiener Wald"


    fand ich schön formuliert, obwohl es ...


    ... kompletter Unfug ist. Es gab zu allen Zeiten gute un schlechte Erzähler. Schwafelköppe und prägnante Formulierer. Dumme Schmierulanten und kluge Autoren. Und es gibt sogar gute Autoren exzellenter Drehbücher guter Serien.


    Sorry, aber diese Gegenüberstellung von TV - Literatur ist einfach nur dummes Zeug.

    ich verschenk das ganze Jahr über Bücher, da mach ich zu Weihnachten eine Pause.


    Aber wenn ich eines verschenken würde, dann wären es zwei:


    Gilbert Adair: Mord auf ffolkes Manor.
    Gilbert Adair: Ein stilvoller Mord in Elstree


    Der erste Roman kam letztes Jahr heraus und wurde wohl ein veritabler Bestseller. Es handelt sich um ein sehr vergnügliches Spiel mit den Motiven, Themen und Strukturen der Romane Agatha Christies. Für Liebhaber des Genres gehört das zum Pflichtprogramm, für Liebhaber literarischer Spiele ebenfalls (allerdings wird man ohne eine gewisse Grundliebe zu Christies verschrobener Welt wohl auch mit dem intelligenten Spiel nicht wirklich etwas anfangen können).


    Der zweite Roman ist die eigentlich nicht geplant gewesene Fortsetzung. Wie sein Vorgänger trifft er den Tonfall perfekt, spielt beschwingt mit dem Genre, liest sich locker weg und bereitet dem Leser ein paar vergnügliche Stunden.


    Die Anspielungsdichte der beiden Romane verliert sich natürlich in der Übersetzung (aber es bleibt noch genügend übrig).


    Das beginnt bereits bei den Titel. "Mord auf ffolkes Manor" heißt im Original "The Act Of Roger Murgatroyd", was eine Anspielung auf "The Murder of Roger Ackroyd" ist (und ansonsten ein wirklich exzellenter Titel für den Roman. Was man allerding buchstäblich erst nach dem letzten Kapitel weiß). "Ein stilvoller Mord in Elstree" heißt "A Mysterious Affair of Style" und ist ebenfalls eine Christie-Anspielung: "The Mysterious Affair at Styles". Beide Male handelt es sich übrigens um Poirot-Romane, bei Adair tritt allerdings eine Krimiautorin als Detektiv auf. Am Schluss des zweiten Bandes -- aber nein, das wäre jetzt gespoilert.


    In einem dem zweiten Roman vorangestellten Brief an seinen Verleger, der ihn um eine Fortsetzung angebettelt habe, betont Adair, es sei sein Grundsatz und Stolz, sich nicht zu wiederholen. Aber dann sei ihm eingefallen, dass er noch nie eine Fortsetzung geschrieben habe und er sich also auch mal wiederholen könne, ohne sich zu wiederholen.


    Mit der Argumentation lässt natürlich auch eine Trilogie rechtfertigen. Und bei Amazon werden die beiden Originalausgaben dann auch prompt als Teile der "Evadne Mount Trilogy" angekündigt.


    Was eine sehr gute Nachricht ist. Ich jedenfall möchte noch sehr gern einen dritten Roman dieser Art lesen und freue mich jetzt schon drauf.


    (in den großen Tempel der Gelehrsamkeit wird ein Moers natürlich nicht eingelassen)


    Kommt auf den Tempel an. Der Katalog der Bayerische Staatsbibliothek liefert bei "Moers, Walter" 26 Einträge. Von "Blaubär - der Film" über "Adolf" und "Der Schrecksenmeister" bis zu, natürlich, "Die Stadt der träumenden Bücher". Die 26 Einträge erklären sich zum einen daraus, dass von manchen Bänden verschiedene Auflagen vorhanden sind, aber auch, dass sich dort Titel wie "Der Handlungsgehilfe auf Provisionsbasis" oder "Zur Kristallmorphologie kubischer Kristallarten, unter bes. Berücks. d. Vizinalerscheingn" finden. Das wird wohl ein anderer Walter Moers sein ;-)


    Was macht man in 25 Jahren mit den erworbenen Werken, wenn die Industrie den x-ten Nachfolger der Technologie verkaufen will?


    Solange muss man gar nicht warten. Die Texte, die ich mir vor ca. 10 Jahren für mein Rocket E-Book gekauft habe, sind weg. Mein Account bei Gemstar ist futsch, meine dort verwaltete "Bibliothek" (waren nur drei, vier Titel zum Testen) auch etc. etc. DRM steht für "digitaler Riesenmurks".


    Zitat

    Dass es zu den Hardcover-Ausgaben auch gleich die Billig-Ebook-Variante gibt - das glaubt doch niemand.


    da macht uns ja gerade England vor, wohin die Reise geht: Hardcover sterben aus.


    Zitat

    Warum so eine Tastatur. Oder besser: Warum überhaupt eine Tastatur?


    Zur Eingabe von URLs im Browser, Bestellen von Titeln, SMS etc. Nur: das sind vielleicht großzügig gerechnet 5% der Nutzung diese Gerätes. Dafür werden dann pimaldaumen 40% der verfügbaren Fläche vergeudet. Ganz schlechte Lösung.


    Das ist aber bei EVDO auch nicht anders.


    Nanu? Die schwärmen doch alle von der Überall-Verfügbarkeit?


    Na, egal. Dann wird es Amazon so gehen wie Apple mit dem iPhone, außer T-Mobile gibt es keine Alternative, die haben (zumindest derzeit) als einzige ein einigermaßen dichtes Edge-Netz. Ein Grund mehr, warum das Teil floppen wird ;-)


    Ich geh mal davon aus, dass der Zune hierzualnde eher auftauchen wird als der Kindle. Weder auf das eine noch das andere Gerät habe ich wirklich gewartet.


    Eigentlich schade, dass ich mit meinem Rocket E-Book nichs mehr anfangen kann.

    thx, das war ein Missverständnis. Ich weiß, was EVDO ist. Ich sehe nur kein europäisches Pendant. Weder UMTS noch Edge sind auch nur im Ansatz flächendeckend verfügbar. Von den Kosten mal ganz zu schweigen.


    Aber darüber soll sich Amazon den Kopf zerbrechen ;-)

    Und noch eine Videokritik des Kindle:


    ah, sehr schön. Btw - der einzige wirklich große Pluspunkt des Kindle, nämlich der schnelle, flächendeckende Online-Zugang, wird sich in anderen Ländern wohl nicht so ohne weiteres realisieren lassen. Was wäre denn das europäische Pendant zu EVDO?

    Und wenn ich mir so ein Demo-Foto ansehe, das von Amazon als Werbematerial verteilt wird und wohl zeigen soll, wie toll der Kindle ist -


    [Blockierte Grafik: http://www.tidbits.com/resources/2007-11/Kindle-front.png]


    - dann zuck ich nur noch mit den Achseln. Kein Wunder, dass sich alle Rezensenten auf die Technik stürzen und kaum ein Wort zur Textdarstellung und Typographie verlieren: Blocksatz ohne Trennung führt immer zu Text mit Schlaglöchern. Und genau so liest sich das dann auch.

    Will es die Industrie wirklich nicht wahrhaben, dass der Kunde nicht bereit ist, sich vorschreiben zu lassen, was er - ganz höchstprivat - mit einem gekauften Werk anstellt?


    Das, was die Musikindustrie allmählich zu lernen scheint, wird sich schon noch irgendwann auch bei den Verlegern herumsprechen.


    Abgesehen davon finde ich es immer wieder verblüffend, wie da die Abzocke als Schnäppchen gepriesen wird. Die Verlage sparen praktisch die kompletten Fertigungskosten, senken dafür den Preis um 30 oder 40 Prozent und als Kunde bekommt man eine verkrüppelte Datei, die sich ausschließlich auf einer 400-Dollar teuren Scheußlichkeit anzeigen lässt.


    Und dieser Quatsch soll eine "Neuerfindung des Buches" sein? Was nicht gar.


    Dabei gehöre ich zur perfekten Zielgruppe: Ich will sowas haben, bin auch bereit, viel Geld dafür auszugeben (jemanden, der 800 DM für ein Rocket E-Book bezahlt hat, schreckt sowas nicht mehr ;-)) - aber verarschen lasse ich mich trotzdem nicht.

    Zitat

    Posted By: tjwolf @ 11/18/2007 12:08:03 PM


    Jeff Bezos is painted as doing the e-reader community a big service by "only" charging $9.95 for a best-seller. How good a deal is $9.95 really, though? It's great for Amazon and publishers, of course - their production, distribution, and storage costs go to nearly nothing - but the customer doesn't even break even until they've purchased at least 40 "best sellers" (assuming Kindle costs $400 and the user could get the same title in hardcover for $20). If you read 4 titles per year, it will take you 10 years just to just break even! And, of course, way before then, your e-reader will break and you'll have to spring for additional money to pay of it.


    If the Kindle could read many different forms of content, including standard Web pages, PDF, etc, it might be worth the $400. Otherwise, it's a waste of money.

    Amazon believes it has created the iPod of reading.


    Gibt's schon. Nennt sich "Buch". Und so lange das alles DRM-verseucht ist, ist das ohnehin nur ein schlechter Witz. Solange ist der (das?) Kindle ist nur ein Versuch, einen weiteren Fresser in die Verwertungskette zu integieren.

    Von Lubitsch kenne ich leider viel zu wenig. Aber das, was ich von ihm kenne – nämlich Blaubarts achte Frau, Sein oder Nichtsein und Ninotschka – gehört zum komischsten, was ich je gesehen habe. Blaubarts achte Frau ist ein Juwel!