Hallo,
liest noch jemand mit oder habt ihr alle gähnend das Buch aus der Hand gelegt
?
Ich bin mittlerweile im letzten Viertel und nach einigen (für mich) sehr mühseligen Kapiteln über Musiktheorie fängt es wieder an Spaß zu machen und interessant zu werden. Nicht weil es in irgend einer Weise etwas wie Spannung gibt, aber schon die Beschreibung des Lebens von Adrians Freunden ist doch recht interessant. Die Personen fangen langsam an einem vertraut und teilweise sogar sympathisch zu werden.
So beispielsweise Hochzeit und Ehebruch der Ines Rodde, da war ja kurz fast so etwas wie Spannung da (zumindest für mich als Fontane-Fan).
Interessant fand ich die Geschichten/Erzählungen, die Leverkühn vertonte, vor allem die Legende von Gregorius dem Sünder, die Mann auf über zwei Seiten beschreibt. Genau davon handelt ja sein Roman "Der Erwählte" (habe ich bisher noch nicht gelesen), den er nach dem "Doktor Faustus" veröffentlichte. Weiß jemand, ob Mann den Plan zu diesem Roman schon länger hatte oder ob er hierüber auf die idee kam einen Roman über das Thema zu schreiben ?
Sehr schöne Namen: R. Schildknapp, der stetige Begleiter Leverkühns, weniger wohl als Freund denn als untergeordneter Begleiter (so wird er zumindest beschrieben). Darauf paßt der Name herrlich.
Die Schweigestills, auch wohl ein treffender Name. Frau Schweigestill zeichnet sich zuerst dadurch aus, dass sie zuhört (der Name kommt aber wohl auch daher, dass ihr Vorbild eine Frau Schweighardt aus Polling war. Ich überlege mir auch gerade nach Polling zu fahren, dem Vorbild des Ortes "Pfeiffering").
Merkwürdig finde ich die Ausdrucksweise des Erzählers (Zeitblom). Er lehnt das Nazi-Regime ab, spricht aber von "unserem Führer" und kann sich auch Stolz auf militärische Erfolge der Deutschen nicht verkneifen. Aus heutiger Sicht ist "Führer" natürlich ein faschistischer, bzw. Nazi-Ausdruck. Aber wie war das damals. War der Begriff soweit gebräuchlich, dass auch Leute, die nichts von Hitler und seinem Regime hielten den Ausdruck "Führer" verwendeten ?
Etwas enttäuschend fand ich die Szene mit dem Teufel. Gut und irgendwie auch realistisch beschrieben, aber dafür, dass es eine Schlüsselszene war, wirkte es (auf mich) zu unbedeutend.
Leverkühns Verlangen nach der Prostituierten Esmeralda, wie er sie in Österreich aufsucht und trotz ihrer Syphilis-Erkrankung mit ihr schläft, hätte man meiner Meinung nach (vor allem der psychologische Teil, was er denkt, welche Gefühle in ihm vorgehen) viel deutlicher beschreiben können (dass das nicht geschah lag wohl daran, dass der Erzähler natürlich keine Details darüber wissen konnte und vor allem nicht beschreiben konnte, was in Leverkühns Inneren vorging).
Sehr gut gefallen mir auch die immer wieder kurz eingeflochtenen Beschreibungen zur (meist militärischen) Lage Deutschlands zur Zeit des Erzählers, oft gut mit der Zeit des Ersten Weltkriegs (aktueller Erzählungszeitpunkt) verknüpft.
(ich habe das Buch gerade nicht vorliegen, daher sind evtl. einige Namen falsch geschrieben).
wo seid ihr gerade ?
Viele Grüße,
Zola