Beiträge von finsbury


    Hallo scheichsbeutel,



    so soll es wohl sein.


    Bei mir bewirkt diese Kargheit des Stils, dass mir das Lesen weniger Spaß macht, aber der Eindruck stärker haften bleibt.


    Aber - s.o.: Spachkunst kommt unterschiedlich daher und wird auch von jedem anders wahrgenommen und akzeptiert.
    Bei Doderer und Dickens treffen wir uns dann wieder. :zwinker:


    HG


    finsbury


    Was war denn so gewagt am Tipp? Ich erinnere mich ehrlich gesagt nicht an etwas Schreckliches, außer dass man das Buch eben als Kolportageschinken (miss?)verstehen kann. Hat es sehr gegen die hehren Ideale des Klassikerforums verstoßen. :zwinker:


    HG
    finsbury


    Hallo finsbury
    ein Glück, dass du ein Augenzwinkern benutzt, denn wegen mir kann jeder lesen zu was er Lust und Laune hat.


    Hallo Maria,


    da hast du meine vollste Zustimmung! Lesemäßig lasse ich mich nicht von irgendwelchen Vorschriften und Kategorien literarischer Wertung an die Kandare stellen.


    HG
    finsbury

    Hallo,


    habe mein Exemplar auch vor ein paar Tagen bekommen und erfreue mich daran. Besonders gut gefallen mir auch die zahlreichen Abbildungen der deutschen Erstausgaben.
    Balsam für den Sammlerstolz, wenn man davon so Einiges im Regal stehen hat ...
    Nochmal Dank an @ xenophanes für den Tipp. Hoffentlich hast du dein Exemplar auch bekommen :winken:-
    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    von Klaus Mann habe ich ziemlich viel und auch die Rowohlt-Monografie gelesen.
    Ob er furchtlos war? Ich denke eher gequält und dennoch mutig. Aber geängstigt hat er sich bestimmt oft. Sonst hätte er wohl auch kaum seinem Leben ein Ende gesetzt.


    Das "furchtlos" bezieht sich denn wohl auch eher auf seine Werke. So hat er zum Beispiel in seinem Alexanderroman unverhohlen über dessen (angenommene) Homosexualität geschrieben. Im "Mephisto" hat er wie allgemein bekannt, den damals gefeierten Gustay Gründgens wegen dessen Naziverbindungen angeprangert, genauso wie er auch Gottfried Benn öffentlich zur Rede stellte.


    Als Sohn eines Übervaters und Literaturpapstes und als Homosexueller hatte er es sehr schwer und auch die Zeitumstände waren ja kein Zuckerschlecken.


    Seine Romane finde ich interessant und habe sie wegen der Thematik gerne gelesen, aber sein Stil sagt mir nicht übermäßg zu. Soweit ich mich erinnere, ist er mir zum Teil zu schwülstig, zum anderen Teil zu kryptisch und insgesamt zu düster. Aber das sind etwas verschwommene Erinnerungen an Leseeindrücke und sollen seinen Stil nicht verurteilen.


    HG
    finsbury


    Es war interessant, spannend und unterhaltend, aber als Tipp echt gewagt *g*


    Hallo Maria,


    aber das sind doch schon "drei Dinge auf einmal"! Was war denn so gewagt am Tipp? Ich erinnere mich ehrlich gesagt nicht an etwas Schreckliches, außer dass man das Buch eben als Kolportageschinken (miss?)verstehen kann. Hat es sehr gegen die hehren Ideale des Klassikerforums verstoßen. :zwinker:


    HG
    finsbury

    Hallo scheichsbeutel,


    na, da hast du aber kräftig zugeschlagen mit deinem Totalverriss.
    Da muss ich doch ein wenig zur Ehrenrettung des Romans schreiten, der nicht zu meinen Lieblingsbüchern gehört, den ich aber dennoch sehr lesenswert finde.


    ich hätte mir gewünscht, dass Seghers es bei einer bloßen Beschreibung des Flüchtlingselends belassen und auf diese unselige, sich durchs Buch ziehende Liebesgeschichte verzichtet hätte.


    Dann würde das Hauptagens des Romans wegfallen. Nicht der Deus ex machina bringt Marie nach Marseille, sondern das Erzählinteresse der Autorin: Der Ich-Erzähler wird dadurch zweifach in Emotionen verstrickt, die er nicht bewältigen kann: in seine Liebe zu Marie und sein Schuldgefühl gegenüber ihrem verstorbenen Mann, auch ein wenig gegenüber dem Arzt, der im Gegensatz zu ihm Sinnvolles leistet.
    Aufgrund seiner inneren Heimatlosigkeit ist er die Personifikation des Exils, das alle menschlichen Bindungen und ethischen Verpflichtungen beeinträchtigt.
    Die spartanische Sprache und entspricht dieser inneren Armut der Hauptfigur, weshalb der Roman in sich stimmig ist, wenn auch nicht leserfreundlich.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,



    Wie überhaupt Wieland und Herder, finde ich, zu Unrecht sehr stiefmütterlich behandelt werden - von Verlegern wie Lesern.


    Jaa, wobei ich mich eher mit Wieland auskenne. Der ist elegant und witzig - wie auch giesbert schon schrieb - und auch sehr weltmännisch, zuweilen modern.
    Den sollte man viel mehr lesen können!
    Besonders amüsant und leicht zu lesen:
    Der Sieg der Natur über die Schwärmerei oder Die Abenteuer des Don Sylvio von Rosalva.


    Bestimmt nicht sein wichtigstes Buch, aber ein Beispiel dafür, dass man auch in Deutschland witzig und geistreich erzählen konnte.
    Außerdem ein nettes Begleitwerk zum Don Quichote, denn es geht um eine ähnliche Thematik!


    Durch den "Agathon" habe ich mich etwas durchgequält, der ist vergleichsweise ernst und "philosophisch"!


    HG
    finsbury

    Hallo,


    ein Stück schweizerisch-jüdische Geschichte in einen Familienroman verpackt und dieses Jahr erschienen:



    "Melnitz" von Charles Lewinski.


    Das Buch zeigt in vier Großkapiteln das Schicksal einer jüdischen Familie auf dem Land, in Baden und Zürich zwischen 1871 und 1937.


    Sehr interessant zu lesen, wie die Unterdrückungsmechanismen natürlich auch in der neutralen Schweiz den Juden zu schaffen machten. Dabei kein larmoyanter, sondern unterhaltsam, sogar teilweise amüsant zu lesender Roman, der dennoch nachdenklich stimmt.


    Kann man empfehlen!


    HG
    finsbury

    Hallo Zola,


    in der Tat nur ganz kurz, weil keine Zeit, zur "Armance".


    Das Büchlein lässt sich flüssig lesen, enthält auch einige typische Stendhalsche Seitenhiebe auf die damalige feine Gesellschaft. Insgesamt geht es mir aber zu sehr um die Liebesprobleme und den Stolz der beiden Protagonisten:
    Ein Thema, das mich nicht so sonderlich vom Hocker reißt, wenn es nicht fein dosiert herkommt.
    Außerdem geht es um Probleme, die in unserer heute weniger standesdünkeligen und um Viagra bereicherten Welt wohl weniger Probleme bereiten würden.


    HG
    finsbury

    Hallo,


    beginne heute mit einem kleinen, weniger bekannten Roman Stendhals: Armance.
    Es geht unter anderem um Impotenz, für damalige Zeiten ein heißes Eisen :entsetzt:!
    Bin schon gespannt!


    Hg
    finsbury

    Hallo zusammen,


    und wieder ein Stückchen weiter ist die Schnecke gekrochen ... . Bin nun in VI, 37 und rücke dem eigentlichen Thema des Werks, den Perserkriegen, immer näher. Der ionische Aufstand ist nun fast niedergeschlagen und im nächsten Buch geht's dann wohl los mit dem ersten Feldzug des Dareios gegen die Perser. Das 5. und 6. Buch finde ich besonders anstrengend zu lesen, weil viele kleine Tyrrannen und Städte immer wieder wichtige Rollen spielen und ich deshalb ständig vor- und zurückschlagen muss. Das nervt, deshalb lese ich noch zögerlicher und vergesse daher noch mehr Namen, weshalb ich dann ... :grmpf:.
    Währenddessen habe ich wieder interessante Sachen aus meiner begleitenden Lektüre in Schlögls Herodot -Monografie gefunden. Die Abweichungen und später nachgeholten Ergänzungen resulutieren nicht nur aus der mündlichen Entstehung und möglichen Konglomeration kleinerer Vorträge, sondern vor allem aus dem Problem, das bereits Geschriebenes kaum zu korrigieren war. Die Papyrrusrollen, die Herodot wahrscheinlich beschriftete, waren einzeln ca. drei Meter lang und erst bei Beginn einer neuen Rolle konnte er Vergessenes nachholen oder Falsches korrigieren. Radiergummi und TippEx gab's nicht und auch nicht Einzelseiten wie bei uns, die man austauschen konnte :zwinker:.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen, besonders Xenophanes!



    Bei der Suche nach einer Marco-Polo-Ausgabe bin ich über dieses hier gestolpert: Kin Ping Meh oder die abenteuerliche Geschichte von Hsi Men und seinen sechs Frauen. Frankfurt: Insel, 81977 [aber immer noch bei Amazon lieferbar], ISBN 3458319530. Keine Ahnung, worum es geht - klingt aber faszinierend ... :breitgrins:


    Das ist d e r Klassiker der erzählenden chinesischen Literatur, bei uns eigentlich bekannt unter dem Titel "Der Traum der roten Kammer": Es geht um eine Familiengeschichte, sehr romantisch und sehr traurig: Fast alle sterben im Laufe der Handlung. Genau erinnere ich mich aber leider nicht mehr, weil ich das Buch vor ca. 20 Jahren gelesen habe. War aber dennoch sehr unterhaltsam! :zwinker:


    Vor kurzem las ich jedoch einen chinesischen Krimi ("Tod einer roten Heldin", Autor im Moment leider nicht präsent, empfehlenswert, besonders wenn du nach Shanghai willst, xenophanes). In diesem spielt ein literaturbegeisterter Shanghaier Kommissar die Hauptrolle und nicht nur von ihm wird ständig das King Ping Me erwähnt. In der Nähe von Shanghai muss es sogar einen Park geben, der nach diesem Roman gestaltet wurde ... .


    Sehr interessant und bedrückend ist auch von Jung Chang: Wilde Schwäne zu lesen: Eine Familienautobiografie, die den größten Teil des 20. Jahrhunderts umfasst, in den USA veröffentlicht wurde und sehr kritisch ist.


    Der Sachbuchklassiker über China stammt von einem Franzosen: Jacques Gernet: Die chinesische Welt.


    Das wird bestimmt eine tolle Reise: Zu Beginn der 90er Jahre war ich dort: Faszinierend!


    HG
    finsbury

    Hallo Donna,


    , aber trotzdem ein Eintopf den man wahrscheinlich nie mehr serviert bekommt, weil es ja eine einmalige Zusammensetzung der Werke aus mehreren Guggenheim-Museen ist.


    Da hast natürlich du hinwiederum Recht. Ich bin auch keineswegs böse, die Ausstellung gesehen zu haben. Sie hat meinen ästhetischen Sinn befriedigt, aber nicht mein kunsthistorisches Interesse (das allerdings nicht mein allervorderstes Interessensgebiet ist) gestillt.


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    am Motag war ich in der Ausstellung.


    Ganz interessant und natürlich eine Vielzahl von großartigen Kunstwerken und Installationen, die man nicht jeden Tag in Mitteleuropa zu sehen bekommt.


    Allerdings ziehe ich thematische Ausstellungen, die sich mit einem Künstler, einem Thema oder der Beziehung zwischen mehreren Künstlern beschäftigen, vor.


    Obwohl Guggenheim Kunst des 20. Jahrhunderts sammelte, ist die Bandbreite so unglaublich groß, dass man meinte von einem Kochtopf in den nächsten zu hüpfen: Das einzelne Kunstwerk verliert dadurch für mich ein wenig seine Bezüge.



    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    vor kurzem habe ich den Roman "Sturmflut" von Margriet de Moor gelesen und bin davon sehr angetan.


    Der Roman spielt in den Niederlanden vorwiegend des Jahres 1953 und thematisiert das Leben zweier Schwestern, von denen eine, die verheiratete junge Mutter Lidy, bei der großen Sturmflutkatastrophe vom 1. Februar 1953 ums Leben kommt, während ihre jüngere Schwester Armada in ihre Rolle schlüpft und Mann und Kind der verstorbenen älteren Schwester übernimmt. Damit aber wird sie nicht glücklich,weil sie ihre eigene Identität verliert.


    Das Ganze wird sehr lakonisch und dabei doch immer ungeheuer spannend in zwei Erzählsträngen dargestellt. Während Lidys letzte Stunden minutiös und im historischen Detail wohl sehr präzise erzählt werden, schreitet das Leben von Armanda weiter voran, als jüngere Schwester, die mit dem Mann ihrer verreisten Schwester flirtet, neue Frau des Witwers von Lidy, als Mutter mehrerer Kinder sowie schließlich kurz vorm Tod im Altenheim.


    Zusätzlich zu den zwei Erzählsträngen ist der Roman in fünf Teile geteilt, die ein wenig wie der Aufbau einer Sinfonie mit zusätzlichem Epilog anmuten. De Moor ist wohl auch Musikerin und verleiht ihrer Sprache Eigenschaften von Musik: Besonders das ruhige Dahinströmen und das Crescendo gelingen ihr sehr gut, ohne dass irgend etwas überladen wirkt.


    Ein toller, sehr empfehlenswerter Roman, der uns außerdem in einen Raum und eine Zeit entführt, die trotz ihrer Nähe uns Mitteleuropäern des beginnenden 21. Jahrhunderts zum Teil sehr fern liegt. Das Leben z.B. der niederländischen Polderbauern vor 50 Jahren wird in sehr eindringlichen Bildern deutlich gemacht.


    HG
    finsbury

    Hallo,


    Er wird die Verantwortung für den Inhalt los. Bei einem so heiklen Thema wie dem Glauben keine schlechte Idee. Dennoch hat er referiert, was wahrscheinlich noch ein guter Teil seines Publikums glaubte. Auch keine schlechte Idee.


    Grüsse


    Sandhofer


    Genau. So macht man es, um sich unauffällig aus überkommenen Werte- und Weltanschauungssystemen zu verabschieden. Herodot wäre sicherlich auch ein guter Diplomat gewesen. :breitgrins:


    HG
    finsbury

    Hallo,


    die Zeit der Herbststürme kommt bald, und so treibt es mich - literarisch - an die sturmdurchtoste Nordsee.
    Lese gerade


    Margriet de Moor: Sturmzeit,
    einen Roman, der 1953 spielt und die große Flutkatastrophe zum Thema hat, der eineinhalbtausend Holländer und große Teile der Provinz Zeeland zum Opfer fielen. Als Reaktion darauf wurde das berühmte Oosterscheldesperrwerk gebaut.


    Der Roman gefällt mir bisher sehr gut: Er ist sehr dicht und spannend geschrieben.


    HG
    finsbury

    Hallo,


    nun habe ich seit einigen Tagen die "Zwiebel" beendet. Das Buch ist nicht ohne Manierismen und überanstrengt einige Metaphern bzw. Anspielungen gewaltig (z.B seine angebliche Bekanntschaft mit dem heutigen Papst als Lagerkumpel zu Kriegsende). Negativ ist auch die ziemlich stark hervortretende Selbstbeweihräucherung: Klar, knapp achtzigjährige
    Nobelpreisträger kranken in der Regel nicht an Minderwertigkeitskomplexen.
    Dennoch hat das Buch auch sehr anrührende Stellen ( wie die Passagen über seine Mutter und ihr langsames Sterben) und ist vor allem ein ziemlich interessantes zeitgeschichtliches Dokument und auch ein guter Kommentar zu seinen eigenen Werken.
    Hat mal wieder Lesespaß gemacht, ohne dass man von welthaltiger Bedeutung erschüttert ist.


    HG
    finsbury