Hallo miteinander,
mit Vergnügen habe ich nun die ersten 900 Verse hinter mich gebracht.
Neben dem Hildebrandslied und der Edda das altertümlichste germanische Versepos, das ich bisher gelesen habe.
Gerade wegen des Stabreims, den Felix Genzmer, dessen Übersetzung ich lese, sehr schön nachempfunden hat, lässt sich der Text recht gut lesen, wenn man sich einmal daran und an die Kenningar, die fest stehenden sprachlichen Bilder, gewöhnt hat.
Während meines Germanistikstudiums hatte ich als Schwerpunkt die alt- und mittelhochdeutschen Heldenlieder: also das oben schon genannte Hildebrandlied, Nibelungenlied und Kudrun. Die beiden letzteren sind wesentlich mehr überarbeitet und der höfischen Welt des Hochmittelalters angepasst, schon durch die Nibelungenstrophe, die einen ganz anderen "Sound" hat als die Stabreime des "Beowulf".
Gerade deshalb sind die Überarbeitungen des englischen Geistlichen sehr gut herauszulesen (Z.B. Vers 85 ff) und fallen gegen das urtümliche Geschehen ab.
Witzig sind die Übertreibungen, die nach Genzmers Vorwort auf den keltischen Geschmack der Umgestalter und Rezipienten des Liedes zurückgehen: Was Beowulf alles kann: tagelang im Meer schwimmen ohne jeden Halt, dabei sein Schwert mit sich führen und diverse Wale aufschlitzen sowie Necks die Menge besiegen.
Der Herr ersetzt wahrlich eine ganze Armee.
Grendel dagegen kann einem geradezu Leid tun. Eigentlich ist er nur lärmempfindlich und wehrt sich deshalb gegen die Zechgelage. Das kann man ihm doch eigentlich nicht verdenken?! Wer einmal über einer gut besuchten Kneipe gewohnt hat, wird das gut verstehen. Und das Ordnungsamt gab es damals noch nicht! :zwinker:
Euch weiterhin ebenso frohe Lektüre
HG
finsbury