Beiträge von finsbury

    Hallo Leibgeber,


    Übrigens ist die Stadt fürs deutsche Verlagswesen sehr wichtig.
    Ich meine damit, dass sie eines der ältesten Zentren der Papierindustrie ist.
    Schon seit dem 16. Jahrhundert.


    Und ich dachte schon, du meintest die verlegerische Leistung des hier beheimateten Bastei-Lübbe-Verlags! :breitgrins:


    HG
    finsbury

    #Hallo, Maria,


    Nein,
    aber bei mir liegt "Zeno Cosini" auch in einer schönen Zweitausendeins-Ausgabe herum. Solltest du - in nicht allzu naher Zeit- Leserunden-Gelüste verspüren, na, dann melde dich nochmal.


    HG
    finsbury

    Hallo Dostojevskij,


    Zitat von "dostojevskij"

    Komisch, ich habe - "Ergüsse" impliziert ja "Redundanz - nichts an diesen vier Büchern als Geschwafel empfunden. So verschieden kann eben Lektüre sein und wirken...


    in der Tat. Ich empfinde viele der Ausführungen über Justines magische Wirkung und die Äußerungen über Literatur, Leben und eben die Liebe als extrem sentenziös. Ich habe den Eindruck, dass es dem Autor häufig weniger um den Inhalt als um den Effekt geht, besonders wenn er aus dem "Werk" von Pursewarden zitiert. Da werden Nietzsche und anderes miteinander vermengt: Hauptsache, es klingt wichtig. Aber es sind nur Behautpungen: Such mal nach Begründungen; Da wirst du wenig finden und eventuell soger in einem trüben, zumindest elitär-kolonialem Gedankengut fischen.


    Dennoch: Wenn ich die Beschreibung der Karnevalsfeier in "Balthazar", den Aufenthalt Mountolives auf dem Landgut, die Todesfeier für Narouz im dritten Band lese, das ist selten eindrücklich und große Literatur.


    HG


    finsbury

    Hallo zusammen,


    nun habe ich auch den dritten Band "Mountolive" des Alexandria-Quartetts gelesen. Obwohl er in der literarischen Wertung (zumindest lt. Kindler) deutlich schlechter wegkommt als die beiden ersten Bände, da er angeblich traditionell und nicht multiperspektivisch wie die anderen Bände erzählt sei - was ich überhaupt nicht bestätigen kann - ist er mir deutlich leichter gefallen.
    Hier gibt es nämlich wesentlich weniger Geschwafel über Frauen, Kunst und Männlichkeit als in den ersten beiden Bänden, dafür erfährt man Interessantes über die damalige historische Lage und die Machtinteressen im nahen Osten kurz vor Ausbruch des 2.Weltkriegs.
    Vorletzte Woche war ich in Alexandria. Die heutige Stadt hat weder etwas mit dem antiken Alexandria noch mit dem mondänen Alexandria der Reichen zur Zeit des "Quartetts" zu tun, sondern ist ein chaotischer, stark verfallener Neun-Millionen-Moloch und trotzdem oder gerade deshalb faszinierend. Überall prallen die Gegensätze hart aufeinander, alles wuselt durcheinander, der Verkehr ist genauso entsetzlich und lebensverkürzend wie in Kairo, alles befindet sich im Bau oder Abriss oder beidem gleichzeitig und dennoch es klappt irgendwie!


    Der letzte Band "Clea" beginnt wieder schrecklich zäh mit diesen oben genannten Ergüssen, weshalb ich auch erstmal was Netteres dazwischen geschoben habe.


    Bin immer noch hin und hergerissen, ob ich das Werk wegen zu viel Geschwafels nicht mag oder wegen seiner wunderbaren Schilderungen der Stadt und des Landes doch schätze! Warum nicht beides?!


    HG


    finsbury

    Hallo sandhofer,


    danke für die Retoure.
    Bei "normalen" Büchern ist diese Manie auch meist nicht so tragisch: Neben meinem Lesesessel liegen immer ein großer topografischer Atlas und je nachdem meist ein Reiseführer, ein Geschichtsabriss und /oder eine Biografie der behandelten Region bzw. des Autors.
    Das Problem bei meiner Herodot-Ausgabe ist, dass sie zwar einen Kommentar hat, aber es reicht eben nicht steht, wenn das steht, dass mit dem antiken Fluss xy der moderne Fluss vw gemeint ist, denn den kenne ich auch nicht, wenn er durch anatolische oder thessalische Landschaften fließt.
    Herodot ist bisher der erste antike Historiogeograph, den ich lese und da ich mich für beide Gebiete besonders interessiere, habe ich auch besonders viel nachzuschlagen.


    Übrigens war ich vor Kurzem auf einer Ägyptenrundreise und es ist sehr interessant, wie der ägyptische Reiseführer zu Herodot steht. Zunächst einmal erklärte er, was mir vorher auch nicht so recht klar war, dass man vor Entschlüsselung der Hieroglyphen als ergiebige Quelle eigentlich nur Herodots Ägyptenbuch gehabt habe.
    Außerdem meinte er, dass die damaligen Ägypter Herodot wohl nicht sonderlich leiden konnten, weil sie um ihre und Bestattungsrieten so ein Geheimnis gemacht hätten, diese aber in den Inschriften und Bildern der Tempel und Gräber ausführlich dokumentiert hätten.
    Anscheinend sei Herodot wohl ein etwas hochnäsiger Tourist gewesen ... . Nette Vorstellung! Ob er uns da wohl etwas durch die Blume sagen wollte? Obwohl ich das eigentlich nicht annehme!


    Schließt du nun eigentlich den Thread oder nicht?


    HG
    finsbury

    Hallo sandhofer,


    das habe ich schon mehrfach dargestellt: Ich bin der Typ, der jeden unbekannten Namen und Ort in Lexika und Atlas nachschlagen will. Ich weiß, das ist schrecklich langweilig, aber so bin ich, sonst macht mir das Lesen keinen Spaß!



    HG
    finsbury

    Hallo sandhofer,


    :redface: räusper ...,
    der Herodot liegt immer noch auf meinem Lesetisch, ich werde ihn auch beenden, aber sicher vor Ende Mai nicht zum Weiterlesen kommen. Bin im siebten Buch, Kap. 148, aber die Lektüre ist zu aufwändig für mein derzeitiges berufliches Pensum.
    Du hast also meinen Segen, wenn du die Leserunde schließt. Ich werde dann irgendwann im Sommer in der allgemeinen Diskussionsrunde zu dem Werk noch einmal abschließend Stellung nehmen.


    Euch allen und dir besonders vielen Dank für die Geduld, mehr als ein Jahr muss die Runde ja nicht dauern!


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,
    ich möchte mich nicht weiter in eure Diskussion mischen, aber ...



    Wie kann ein Werk, das über Jahrhunderte vorwiegend mündlich tradiert wurde, "erschienen" sein und woher weiß man, wie es - bei seiner ersten Aufführung - wenn ich mal diesen Ausdruck für das Erscheinen benutzen kann - gewertet wurde?


    Neugierig


    finsbury

    Hallo zusammen,


    habe gerade die rowohlts monografie von Friedhelm Rathjens zu James Joyce beendet: eine der besseren aus dieser Reihe.
    Ein kurzer und sehr informativer Einblick in Leben und Werk, der Joyces Genialität Gerechtigkeit widerfahren lässt, ohne die problematischeren Aspekte seiner Persönlichkeit zu vernachlässigen. Auch die Ausführungen zu seinen vier großen Werken sind sehr hilfreich als erste Einführung in die Lektüre.


    HG
    finsbury


    Hallo,
    ich lese z.Z. von Ernst Wiechert "Missa Sine Nomine".
    Es ist mein erstes Buch von diesem Autor. Ich bin auch erst beim zweiten Kapitel, kann also bis jetzt nur sagen, daß mir die Sprache und Ausdrucksweise gut gefällt. Die Kindheits- und Kriegserlebnisse von drei Brüdern werden überaus menschlich dargestellt.


    HAllo Leseratte,


    das Buch habe ich mal vor langer, langer Zeit gelsen und meine mich zu erinnern, dass es mir unzeitgemäß "adelig" aufstieß.
    Deshalb habe ich es letztes Jahr weggegeben, was ich selten mit Büchern mache. Habe ich einen Fehelr gemacht?
    Ich fand's von der Grundaussage o.k., aber wie gesagt sehr zopfig

    Hallo zusammen, hallo Monolith,


    Zitat von "Monolith"

    Allerdings fand ich es spannend, mal etwas zu lesen, in dem diese Drachen nicht nachweislich aus irgendeinem anderen Werk übernommen worden sind, also ein Werk zu lesen, das die Drachen schon bereits (viel) früher aufgreift, als z. B. diverse heutige Fantasy-Literatur


    Ja, da hast du Recht. Mir geht es auch häufig so: Von einer späteren Adaption stoße ich zum Original vor und bin dann immer wieder fasziniert, wie unmittelbar doch die Stimme aus ferner Zeit herüberklingt.
    So eine Authentizität kann eben auch die beste "Cover"-Version oder Klitterung nicht erzielen.


    Zitat von "monolith"

    Ich habe mir die im Anhang erwähnten nordischen Gedichte und Lieder herausgeschrieben, um mal nach Informationen Ausschau zu halten; die Edda habe ich im Regal stehen, denn ich habe sie zusammen mit Beowulf gekauft


    Ja, andere nordische Epen und Lieder: Ich bin gerne dabei, allerdings erst ab dem Sommer, vorher habe ich keine Zeit.


    HG
    finsbury

    Hallo Donna, Mrs. Dalloway und Zola,


    leider finde ich im Moment keine Zeit für diese Leserunde. Das ist natürlich besonders verbrecherisch :redface:, weil ich sie selbst initiiert habe. Aber man kann nicht alles planen. Im Moment bin ich beruflich so ausgelastet, dass ich kaum zum Lesen, geschweige denn zum Mailen komme.


    Was tun wir also?



    Zwei Vorschläge:
    1) Ihr lest ab morgen ohne mich und lasst euch von sandhofer (:winken: worum ich bitten würde) die Leserunde einrichten. Das fände ich zwar schade für mich, bin ich aber selber schuld.


    2) Wir verschieben die Leserunde: Ich könnte ab Samstag, den 14. April wieder, allerdings nur in einem kleinen Zeitfenster von eineinhalb Wochen. Ist allerdings kein langer Text, ginge also.
    Ansonsten hätte ich erst wieder ab Mitte Juni Zeit.


    So, ich schaue morgen und übermorgen noch mal rein, was ihr dazu denkt.
    Falls ihr startet: Viel Spaß und Leselust. Ich werde euren Kommentaren dann beizeiten lesend folgen.


    Ich entschuldige mich für das Ungemach!


    HG
    finsbury "zerknirscht"

    Hallo,


    ach ja, Hartmann habe ich auch gerne gelesen: Ob es nun die beiden höfischen Versepen waren , "Gregorius", der ja die Grundlage für Manns Version ist, "der arme Heinrich" oder auch die Lyrik: Das ist ein sehr angenehmer, gut lesbarer und auch von seiner Einstellung her sympathischer Schriftsteller gewesen, kommt mir von den hochmittelalterlichen am modernsten, im Sinne von vernünftig und tolerant vor (obwohl man das ja leider kaum mehr als modern bezeichnen kann :grmpf:).


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    na, dann sind wir jetzt wohl alle fertig!
    wegen mangelnder Zeit von mir nur ein kurzes Fazit.
    Form: Ich las zwar nur die Übersetzung Genzmers, trotzdem habe ich die alliterierende Sprache, den Stabreim, sehr genossen. Da ich mich im Moment auch beruflich viel mit Lyrik beschäftige, ist mir aufgefallen, wie sehr sich der Stabreim in der deutschen Lyrik als zusätzliches sprachliches Mittel erhalten hat.
    Inhalt: Wie schon alpha schreibt: sehr heldisch, sehr moralisch, aber auf recht aufgeklärte Form. Mit der Einstellung Beowulfs zu seinem Königsamt könnte so mancher Royalist heute noch gut leben.
    Obwohl es hier nur in den eingeflochtenen Liedern bzw. Berichten um Schlachten geht, erinnert mich das Ganze doch sehr an die Ilias: Die zweifelsfreie Kampforientierung und die Bloßstellung der Feiglinge (der Drückeberger bei Beowulfs Drachenkampf) sind ganz ähnlich.
    Eine schöen Idee, das Epos zusammen zu lesen. Vielen Dank dafür!
    Vielleicht treffen wir uns ja mal bei Eddatexten oder Isländersagas?!


    HG
    finsbury

    Hallo,


    nun habe ich lange nicht gepostet und kam auch nicht zum Lesen, aber gestern bin ich etwas weitergekommen und nun bei Beowulfs letztem Kampf mit dem Drachen.
    Das erinnert doch sehr an die isländischen Lieder von Sigurds Drachenkampf. Immer sitzt der Drache auf dem lohenden Gold, das ist wohl ein alter germanischer Popos.
    Interessant finde ich, dass laut dem Vorwort von Felix Genzmer in meiner Ausgabe die Textstellen des Beowulf, die genealogische Bezüge haben, zur Klärung historischer Fragen herangezogen worden sind, gleichzeitig aber sicher scheint, dass Beowulf selbst - im Gegensatz zu den anderen Gauten keine historische Figur ist. Auf welche anderen historischen Quellen beruft man sich denn da wohl? Aus der Völkerwanderungszeit dürfte doch wohl nicht viel Schriftliches überliefert worden sein?!
    Schönes Wochenende noch!


    HG
    finsbury

    Hallo miteinander,


    sehr eifrig sind wir ja alle nicht beim Lesen dieses Textes... . Dabei ist er wirklich faszinierend.
    Bin nun bis V. 1887 gekommen. In meiner Ausgabe kommt nun der wohl später oder vom Übersetzer ergänzte Abschnitt "Beowulfs Heimkehr".
    Interessant beim letzten letzten Abschnitt /1251 -1887/ "Grendels Mutter" ist, wie hier der Zweikampf mit der weiblichen Riesin herabgestuft wird.
    Klassischer Weise erwartet man ja eher, dass sich die Gegner Beowulfs in ihrer Entsetzlichkeit steigern, aber hier wird direkt gesagt, dass Grendels Mutter nicht so stark ist wie Grendel.
    Und als Beowulf sie besiegt hat, nimmt er nicht einen Beweis für ihren Tod mit , sondern schleppt das Haupt ihres Sohnes von dessen Totenbett in die Königshalle.
    alpha: Die christliche Firnis stört mich nicht in dem Sinne, dass sie mir den ästhetischen Genuss verdirbt, sondern sie ist ganz einfach sehr auffällig, weil sie von ihrer Perspektive her so aufgesetzt wirkt. Aber das ist ja auch ganz typisch und beispielhaft für den Umgang des christlichen Mittelalters mit der heidnischen Überlieferung.
    An einer Stelle gefällt sie mir sogar von der Aussage her, weil sie die Verpflichtung zur "Milte" des christlichen Herrschers an Hrodgars Beispiel sehr schön herausstellt (ab ca. 1710).


    Schönes Wochenende noch


    HG
    finsbury

    Hallo zusammen,


    habe nun die "Justine" durch und nach einigen Durchhängern wieder Spaß am Stoff gefunden.
    Immer dann, wenn Durrell keinen wirren Weltanschauungsquark und Trivialpsychologie von sich gibt, ist er richtig gut: Die erzählten Passagen und besonders die Schilderungen haben eine wunderschöne Sprachmagie.
    Besonders die letzten dreißig Seiten der "Justine", in denen eine schicksalhafte Entenjagd auf dem Alexandria im Süden begrenzenden Mareotissee beschrieben wird, sind unvergesslich. Man wird in die Stimmung hineingezogen.
    Nun beginne ich den zweiten Band, "Balthazar", in dem die gleichen Ereignisse nochmal aus einem anderen Blickwinkel beschrieben worden sein sollen.


    HG
    finsbury