Hallo Chaucerianer, darunter hallo Xenophanes,
nein, ich habe noch nicht aufgegeben und werde das auch nicht tun.
Die Bücher, die ich inh meinem Leseleben nicht zu Ende gelesen habe, stehen alle auf einem Din á 4 -Blatt und kommen irgendwann noch dran.
Chaucer wird sicher nicht zu dieser Liste kommen.
Nachdem ich Griseldis glücklich überstanden hatte, konnte ich gestern Nacht die Erzählungen des Kaufmanns und des Knappen lesen.
Beide haben mich nicht sonderlich beeindruckt, was aber auch ganz einfach an diesen Gattungen liegt, die Chaucer vorwiegend verwendet: Schwänke und moralisch-didaktische Erzählungen, wobei er diese Genres, z.B. in der Erzählung des Kaufmanns auch recht gerne mischt.
Interessant finde ich, dass er in der Erzählung des Knappen bis in die mongolischen Steppen schweift. Überhaupt hatte das Mittelalter ja einen Hang zur literarischen Globalisierung. Wenn die beiden Amerikas und Australien bekannt gewesen wären, hätte man wohl auch in diesen
Gebieten Geschichten angesiedelt. Es ist schon faszinierend, wenn man z.B. mit Frenzels "Stoffen" und "Motiven der Weltliteratur" einen Einblick in die weltweite Verzweigung literarischer Motive und Stoffe erhält. Die Literatur ist nicht erst in unseren Tagen mobil geworden!
Die Turnübungen im Birnbaum der Erzählung des Kaufmanns können ja durchaus mit komplexen Sexualtechniken mithalten, allerdings erscheint mir das Ende der Geschichte, die von Proserpina Mai in den Mund gelegten Worte, ziemlich billig. Damit konnte man wohl auch im Mittelalter den verblendetsten Greis nicht an der Nase herumführen...
Aber mittelalterliche Literatur beugt sich ja selten unseren neuzeitlichen Vorstelllungen von Logik.
Bei der Erzählung des Knappen wüsste ich gerne, ob es Untersuchungen darüber gibt, ob Chaucer die Geschichte wirklich absichtlich abgebrochen hat - wie die Zusammenfassung der Fortsetzung der Ereignisse am Ende vermuten lässt - und warum er das tat. In einigen der folgenden Geschichten soll das ja auch so sein.
@ Xenophanes,
hast du nun herausbekommen, ob die Reihenfolge der Lehnert-Übersetzung dem Ellesmere- Manuskript folgt?
Einen schönen Start in den Wonnenmonat wünscht euch allen
finsbury