Hallo zusammen, besonders Zola (wir lesen wohl wieder mal allein :zwinker:),
na, das läuft aber ziemlich schnarchbackig mit unserem kleinen Werkchen! Dabei gefällt mir der Text wirklich gut. Heute Morgen habe ich ihn beendet.
Wie schon geschrieben, das Ganze kommt mir vor wie ein Manuskript für politisches Kabarett, sehr pointiert und scharfzüngig.
Die materialistische Weltsicht wird natürlich überall deutlich und zeigt auch viele sehr erhellende Einsichten über die damalige Zeit und darüber hinaus. Ziffel ist nur der Schein-Liberale, eigentlich neigt er Kalles Ansichten zu, deren Darlegung, wie du richtig bemerkst, Zola, nicht recht zu einem Metallarbeiter passen, wenn Brecht auch ein wenig süddeutsche Färbung darüber legt.
Sehr gut hat mir im XIV. Kapitel der kurze Abriss über die Weimarer Republik gefallen: Da wurden noch einmal viele Dinge auf den Punkt gebracht, die in der Tat in den Nationalsozialismus führten.
Sehr gut übertragbar auf heutige Kriege, z.B. die beiden Golfkriege, sind die Ausführungen im XV. Kapitel zu den scheinbar edlen Motiven für schmutzige Kriege:
Zitat von "Brecht schreibt"
Edle Motive für moderne Kriege werden schon daher gern geglaubt, weil die eventuellen wirklichen, die man sich vorstellen könnt, zu schweinisch sind.
Bedenkenswert finde ich auch, was Ziffel im XVI. Kapitel über den Rassismus sagt:
Zitat von "Brecht schreibt"
Die Idee von der Rasse ist der Versuch von einem Kleinbürger, ein Adeliger zu werden. Er kriegt mit einem Schlag Vorfahren und kann auf was zurück- und auf was herabsehen.
Das bringt's doch ziemlich auf den Punkt!
Eine Wortschöpfung hat mir noch gut gefallen - aus dem VIII. Kapitel:
Zitat von "Brecht schreibt"
Der Prolet soll wieder der Gehherda sein.
Neben vielen anderen Anspielungen, die ich sicher überlesen habe, habe ich eine überhaupt nicht verstanden: Im XVII. Kapitel spricht Ziffel von den technischen Errungenschaften der Menschheit und erwähnt ein Pyramidon :rollen:.
Gesamturteil: Ich habe mir unter dem Text etwas Anderes vorgestellt, das besser in unsere kleine Reihe erzählende Emigrationsliteratur gepasst hätte, aber ich bin positiv enttäuscht und wieder mehr motiviert, öfter mal den Brecht zur Hand zu nehmen: Ein scharfer Blick, ein treffsicherer Ausdruck und als Beigabe sogar oft noch lustig, wenn auch einem das Lachen im Halse stecken bleibt... .
Wie hat's dir gefallen, Zola?
HG
finsbury