Hallo,
bin vorgestern und gestern nicht mehr weitergekommen.
Manchmal fällt es mir auch schwer, mich weiter mit dieser Person des Olafur zu beschäftigen. deshalb bin ich auch erleichtert, Maria, dass du auch nicht so schnell vorankommst.
Du hast, Tom sehr Recht, wenn du Olafurs Auslassungen als "messianisch" kennzeichnest, der Rest seines Verhaltens wirkt auf mich dann oft hilflos oder auf eine kindische Weise egoistisch.
Übrigens denke ich, dass Laxness seinen Helden auch durchaus kritisch sieht, andererseits hatte er, wie sein Biograph Gudmundsson ausführt, ebenfalls wie Olafur, keine Probleme, seine Mitmenschen in den Dienst seines dichterischen Auftrags zu stellen. Er hat sich viele Jahre durchgeschnorrt, wenn er das sicher auch nicht als Schnorren, sondern als Selbstverständlichkeit ansah.
Natürlich ist es anders oft auch nicht möglich, einem Lebensziel zu folgen, das sich nicht mit den Lebenswegen der bürgerlichen Mehrheit deckt, wie du auch, Maria, hier ausführst.
Ist es nicht oft in Biographien von Künstler und Genies zu lesen, dass sie von jemanden protegiert wurden und dies auch als selbstverständlich hinnahmen und auch erwarteten. So ist es eigentlich garnicht so befremdlich, dass sich der junge Dichter des Lebens nicht fähig fühlt, jetzt ohne seine Gönnerin.
die letzten Kapitel im 2. Teil fand ich sehr stark.
Seine Versorgerin, die Dichterin Holmfridur, verschwindet und wird für ihn zur Meerfrau, ein Fabelwesen.
[...]
Wie gesagt, sagte der Arzt, das Schiff ist untergegangen, und die großen Fische herrschen im Meer. Was soll geschehen?....
Ich weiß es nicht, sagte der Dichter.
Überleg es dir.... Was willst du tun?
Ich bin völlig ratlos, sagte der Dichter.
Herrgott, das ist kein großer Dichter, der nicht weiß, was man tun soll....
Dem Dichter perlte noch immer der Schweiß von der Stirn. Er zerbrach sich den Kopf darüber.... und starrte in unendlicher Dummheiit vor sich hin und sah keinen anderen Ausweg mehr aus diesem schrecklichen Roman, als sich vom Arzt ermorden zu lassen...
:breitgrins:
vielleicht war sich Laxness mit seinem Dichter auch nicht mehr sicher, wo es ihn hinführt.
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Es fällt auf, wie sehr das Meer als Motiv und auch als Metapher diesen Roman, wie alle bisherigen von Laxness, die ich gelesen habe, prägt. Ob nun im Humoristischen oder als Lebenesmetapher, immer ist es den Romanfiguren oder dem auktorialen Erzähler vor Augen. Das ist natürlich gut zu verstehen, wenn man auf einer relativ kleinen Insel im sturmumtosten Nordatlantik groß geworden ist.
Was ich immer auch faszinierend finde, ist, dass Laxness, obwohl er ein solcher Weltbürger war, der jahrzehntelang unterwegs war, seine Romane eigentlich immer auf seiner Heimatinsel spielen lässt. Diese karge, einsame und naturlandschaftlich großartige Insel hat ihn nie losgelassen.
Deine Annahme, Maria, dass Laxness selber nicht so genau weiß, womit es mit der Handlung in seinem Roman weitergehen soll und dies hier ironisiert, ist schon nachvollziehbar. Nach seiner Biografie aber würde ich eher annehmen, dass er das Ganze schon recht deutlich geplant im Kopf hatte.
Wahnsinn als Preis für ein Poetenleben? Dass dem Künstler immer etwas Unbürgerliches, Unzuverlässiges und von der "normalen" Welt Trennendes anhaftet, hat schon Thomas Mann in "Tonio Kröger" thematisiert. Bei Laxness verdichtet sich diese Trennung zu einem künstlerischen Grundkonflikt. Sehr interessant! Mal sehen, ob noch weitere Einlassungen dieser Art folgen.
Nun, da bin ich dann schon gespannt, wie Olafur sich im dritten Buch weiterentwickelt!
finsbury