Beiträge von Anita


    Ich nähere mich dem Ende und muss zugeben, es fällt mir immer schwerer. Ohne den Kommentar meiner Suhrkamp-Ausgabe wäre ich bei einigen Abschnitte völlig orientierungslos. Es bleibt wie es war und ist, die Poesie ist mir zwar nicht feindlich aber doch spöttisch gesinnt. Immer muss sie mir meine Grenzen bewußt machen und meine Gewöhnlichkeit :sauer:


    Zuerst mal, meinst du wirklich, dass wir/ich dieses Buch in seiner Vollständigkeit verstehen :zwinker: Ich denke, bei der Erstlektüre ist das fast unmöglich, es ist auch nicht so gewollt vom Autor, wenn ich so über Malte im Netz lese. Rilke wollte neue Wege gehen, und der Bewusstseinsstrom ist nie vollständig zu verstehen, dazu müsste man dem Schreiber in seine Gedankenwelt folgen können, und dass kann man auch nach 20 Jahre Ehe bei seinem Partner nicht richtig :zwinker:


    Ich habe dieses Jahr von Rilke "Duineser Elegien" gelesen, davon habe ich nun wirklich kaum die Bohne verstanden, Rilke scheint ein sehr komplizierter Mensch gewesen zu sein, und ich kann als Leser dieses nur "ad-notam-nehmen". Den Malte werde ich sicherlich zu einem ruhigeren Zeitpunkt in meinem Leben nochmals lesen und eigentlich ist es doch schön, wenn es ein paar Bücher gibt, die man halt nicht direkt auf Anhieb versteht :smile:


    LG
    Anita


    Also, wozu die Buchführung?


    Weil es einem liegt? Ich zum Beispiel bin gelernte Buchhalterin/Steuefachangestellte und diesen Beruf habe ich schon ergriffen, weil mir das Buchhalten und jonglieren mit Zahlen liegt, ich war sogar eine Pfennigfuchserin, nix durfte rechts zu wenig oder links zu viel sein :breitgrins:


    Das eine ist die Erinnerung, das würde ich meinem natürlichen Bauchgefühl zuordnen, denn erinnern ist sehr gefühlsmäßig und eine Wissenschaft für sich, und das andere einfach Ordnung, und mein Verstand schreit geradezu immer nach "Ordnung". Also manchmal liege ich auf der Couch und schwelge in Erinnerungen, manchmal nehme ich meine Bücher auch ganz liebevoll in die Hand :zwinker: und an manchen Tagen sitze ich am Computer und halte mein virtuelles Bücherregal auf den neuesten Stand.


    So is dat halt :breitgrins:


    LG
    Anita

    Es ist vor allem verblüffend! :zwinker:


    Nö, nö, nö, Bernhard soll auch schwer zu verstehen sein, so viel ist mir bekannt :zunge:


    Übrigens mein zweiter Versuch ist auch Goethe :klatschen: (Rezi Balzac), Bernhard war Rezi "Märchen vom letzten Gedanken", der Dialog. Dritter Versuch Uwe Tellkamp, Rezi "Der Geist am Berg". Doch ich scheine schon Talent zu haben :banane:

    Und hier bin ich schon wieder :winken: Ich bin nun bis Seite 85.


    Unbedingt muss ich mir mal Rilkes Kurzbiographie bei wiki durchlesen, denn es drängt sich mir die Frage auf, ob a. Rilke krank war und b. warum er ständig vom Tod schreibt.


    Und dann komme ich auch direkt zu euren Verweis von Kafkas "Verwandlung" und kafkaesk, denn da kommt ja wieder eine Verwandlung vor dem Spiegel und feinen Vermummungs Klamotten :zwinker: Allerdings hat Kafka "Die Verwandlung" 1915 herausgebracht, Rilkes Malte stammt von 1910.


    Auch mein literarischer Vergleich, denn mich erinnern diese Fieber-Szenen ungemein an Hans Castorp "Zauberberg", auch diese Todessehnsucht, Atmosphäre wie im Schneesturm, und das Werk wurde 1924 veröffentlicht.


    Also kann man doch sagen, dass Rilke unwahrscheinlich auf seine literarische Nachwelt gewirkt hat. Bestimmt kann man den Malte noch auf zahlreiche andere Werke beziehen.

    Ach ich muss dazu noch etwas zitieren:


    Zitat von "Rilke"

    Eine vollkommen andere Auffassung aller Dinge hat sich unter diesen Einflüssen in mir herausgebildet, es sind gewisse Unterschiede da, die mich von den Menschen mehr als alles Bisherige abtrennen. Eine veränderte Welt. Ein neues Leben voll neuer Bedeutungen. Ich habe es augenblicklich etwas schwer, weil alles neu ist. Ich bin Anfänger in meinen eigenen Verhältnissen. ...


    Mein Gott, wenn etwas davon sich teilen ließe. Aber wäre es dann, wäre es dann? Nein, es ist nur um den Preis des Alleinseins.

    Seite 57 bei mir


    Auch mir haben die Eingangszeilen zur "Bibliothèque nationale" gut gefallen, allerdings werden sie dann gleich wieder von dieser Angst Maltes, unsichtbar zu werden, weggeworfen zu sein, abgelöst. Aber für Bücherfreunde wie uns ist es tröstlich, dass Malte das Haus der Bücher, die Bücher selbst als Zufluchtsstätte ansieht.


    Ich hatte bei dieser Gegenüberstellung doch schon ein wenig aufatmen müssen, wenn ich das mit den Bekannten und der Einsamkeit koppel, inwieweit wir Leser evtl. durch eine gewisse Einsamkeit in die Bücherwelt fliehen ... Na ja ich hoffe, dass das Buch arg übertreibt :zwinker:


    Ich muss zugeben, dass ich bei der Lektüre starke Konzentrationsschwierigkeiten habe, zuschnell bin ich mit meinen eigenen Gedanken weit entflohen, lese zwar mit den Augen weiter, aber nehme kein Wort wahr :rollen: Immer wieder lese ich ganze Seiten mehrfach :breitgrins: Diese losen Gedankenfetzen machen es einem auch nicht einfach, das ist wieder so ein Bewusstseinstrom, der mich in meine eigenen Ausflüge treibt :grmpf: :smile: Persönlich entdeckte ich schon einige Parallelen, überhaupt finde ich das Buch sehr persönlich, im Grunde möchte ich darüber im Netz gar nix zu schreiben. Habt ihr das auch?


    LG
    Anita


    Das habe ich mir seit Jahren auch immer vorgenommen, aber bin bei Herta Müller nach wenigen Seiten gescheitert. Jetzt lasse ich sie am Donnerstag antreten, um mir vorzulesen. :rollen:


    Ich finde sie vom Stil her klasse, genauso wie ich die ersten Seiten des Maltes großartig fand, ich mag diese poetische Sprache, nur leider ist die Thematik bei Herta Müller eigentlich immer die Gleiche, deshalb blieb es bei den zwei Büchern bisher. Das Lesen von Müller hat auch so was von einer Schnitzeljagd, man muss die Metaphern zuordnen können, manchmal verbergen sich dahinter Schlüssel zum Verständnis. Dieses Versteckspiel verdeutlicht uns Nicht-Betroffenen sehr gut wie es ist, nicht alles 1:1 sagen zu dürfen, fand ich total gut :smile:


    Liest du denn mit?

    Ich bin der Meinung ohne Updike dürfte es auch nicht Philip Roth nicht werden :breitgrins: Ansonsten werde ich sicherlich mit mombour den neuen Träger lesen, oder? (Das machen wir seit letztem Jahr nun jedes Jahr, gelle :smile: Vielleicht macht ja noch jemand mit :zwinker: )

    Ich lese "Ein Engel an Güte" von Ippolito Nievo und bin richtig begeistert :smile: Das liegt bestimmt auch an dieser neuen Übersetzung von Barbara Kleiner, aber auch an den tollen Anmerkungen, die einem wirklich die venezianische Geschichte hautnah präsentiert. Zum zeitgeschichtlichen Faktor kommt hinzu, dass das Buch recht spannend und gar witzig ist. Also ich brauche nicht mehr :smile:


    Das stimmt schon, aber man kann trotzdem befreundet bleiben und seinen Bekannten weiterhin schreiben. Als Depression würde ich es nicht bezeichnen, aber als die Ansichten eines sehr einsamen Menschen.


    Natürlich Jaqui, und sicher rührt das evtl. der Einsamkeit her und ist (war auch von mir) auf den Protagonisten gemünzt, aber ganz ehrlich, wenn sich Freunde (und hier sind es ja gar nur Bekannte) sich zu sehr entfremdet haben, was nützt mir das Gespräch mit ihnen? Wenn die Unterschiede zu groß werden, wird das Gespräch/Brief nur noch sehr oberflächlich bleiben, was schreibt man denn da? Über das Wetter? Wenn man sich auseinander gedacht hat, bleibt am Ende tatsächlich nur die Einsamkeit ODER man sucht sich neue Bekannte :zwinker:


    Die Logik übrigens, keine Bekannten zu haben, weil man sich verändert, finde ich recht gezwungen. Depression?


    Diesen Abschnitt regt wirklich zum Nachdenken an. Ich denke, wenn man getrennt ist, die einen leben weiterhin auf dem Dorf und Malte in der Stadt wird man sich sehr unterschiedlich entwickeln, dann ist das einfach so Lost und hat nichts mit Depressionen zu tun :zwinker:


    Denn das (habe gerade einmal 20 Seiten gelesen und das zum ersten Mal) ist so ein Augenmerk worauf es in den ersten Seiten ankommt: Stadt/Dorf, Stadthunde/Landhunde, Stadttod/Landtod. Mein erster Eindruck dabei war, auf dem Dorf ist alles (zeitlich) lang und individuell, die Hunde sind noch natürlich, der Tod auch (?); in Paris geht alles unter, da kann man generell froh sein, dass man lebt ...


    Die ersten zwei Seiten sind in einer dermaßen poetischen Sprache, dass man mit ein paar Absätzen daraus moderen Lyrik haben könnte, alles Metaphern, einfach nur bildhaft schön. Das nimmt allerdings ab.


    Zitat von "Lost"

    Paris gilt gewöhnlich als lebensfrohe Stadt, hier bekommt man einen ganz anderen Eindruck.


    Ich denke, das kommt sehr auf den eigenen Blickwinkel an. Und ich denke, ich als Landei, hätte einen ähnlichen Blick auf Paris, auf eine Großstadt, mich würde der Trubel überrollen, mir wäre es zu laut, zu bunt, ... Großstädte vermitteln mir nie etwas lebensfrohes, im Gegenteil meist finde ich sie etwas bedrohlich, zumal wenn man sich nicht auskennt.


    LG
    Anita


    Der größte Förderer meiner Liebe zu den Klassikern war (die Klassiker selbst ausgenommen) mein Deutschprofessor, der uns Autoren wie Jean Paul, Goethe, Grillparzer und Stifter näherbrachte.


    Wäre schön, wenn ich das bestätigen könnte, kann ich aber nicht. Ich kam nach und nach zur Darwin-Erkenntnis :breitgrins:


    ich lass Dir die Dorfkirche und bleibe Großstadtatheistin :zwinker:


    Mir war gestern nicht bewusst, dass du diese "Sache" so sehr persönlich siehst, obwohl ich das heute durchaus nachempfinden kann. Und so tut es mir leid, falls ich dich unbewusst angegriffen habe sollte, war nicht meine Absicht.


    LG
    Anita