Spottet ja nicht des Kindes, wenn es mit Peitsch und Sporn
Auf dem Rosse von Holz mutig und groß sich dünkt,
Denn, ihr Deutschen, auch ihr seit
Tatenarm und gedankenvoll.
Man soll nicht denken, ich könnte mit Hölderlin viel anfangen. Diese Zeilen liefen mir am Wochenende über den Weg, wie eine streunende Katze und ließen mich an das denken, was ich in Oblomow las. Gontscharow liefert uns im ersten Kapitel des 2. Teils ein ganz anderes Bild des Deutschen Stolz (nomen est omen), als es der Lästerer Hölderlin hier in seinem Gedicht „An die Deutschen“ nahelegt.
Mit Stolz bekommen wir eine tatkräftige, aufs Praktische ausgerichtete Figur präsentiert, wie sie, auf Oblomow bezogen, gegensätzlicher kaum sein könnte. Jaqui hat ja das Verdienst uns auf eine Veröffentlichung hingewiesen zu haben, die das Bild erläutert, dass in Russland von den Deutschen verbreitet war. Ich sehe das nicht als negatives Bild. Nach meinem Geschmack beschreibt G. das allerdings in einer weiß-weißen Form, die mich an moderne Trivialromane denken lässt. Beim erwachsenen Stolz gibt es keinen Platz für eine dunkle Seite, wenigstens nicht in dieser Einführung. Hätte das Buch mit diesem Kapitel angefangen, es wäre gut möglich gewesen, dass ich es nach wenigen Seiten aus der Hand gelegt hätte. Das wäre jedoch ein Fehler gewesen, denn G. der in diesem Kapitel aufzeigt, wie aus dem Lausbuben durch den Sieg der deutschen Seele (Vater) über die russische(Mutter) ein weltgewandter, erfolgreicher Mann wird, lässt im 2. Kapitel auch seiner Sympathie für Oblomow mit einer poetischen Schilderung seines Wesens Raum.
„... schließlich aber (und das ganz besonders) lag Oblomows Natur ein reiner, lichter und guter Wesenskern zugrunde, der mit tiefer Sympathie für alles schöne sowie für alles das erfüllt war, was dem Ruf seines schlichten, einfältigen, ewig vertrauensseligen Herzens antwortete und Folge leistete.“
Ihr habe das schon früher erkannt als ich.
In den ersten Kapitel lernten wir O. kennen, wie er sich vor allen praktischen Problemen davon windet und keinen Fuß auf den Boden, sondern nur in die Pantoffeln bekommt. Das macht ihn zu einer lächerlichen Figur. Wie würden wir aber über ihn denken, wenn er wie der arme Poet Spitzwegs in seiner schäbigen Dachkammer seinen poetischen Träumen nachhängen würde? Hätten wir dann nicht mehr Respekt für ihn aufbringen können? Später sagt Stolz direkt zu Oblomow. „Du bist ein Poet, Ilia“, und was braucht ein Poet? Er braucht praktische Unterstützung, um die „schnöden“ Aufgaben des Lebens zu bewältigen. Hier sehe ich die Aufgabe von Stolz und er nimmt sie auch wahr, solange er bei o. bleiben kann.
Was mich an dem Aufbau des 2. Teils stört, ist die Geschwindigkeit mit der G. über den Umzug hinweggeht. Wir haben anfangs die Wohnungsfrage als ein zentrales Problem erlebt, auf das G. immer wieder zurück kam. Jetzt geht alles ratzfatz, ohne Leidensweg, von einem Ort zum andern. Auf der anderen Seite, schreibt Gontscharow für meinen Geschmack etwas weitschweifig und verliert sich in Nebensächlichkeiten.
Jetzt bin ich gespannt, was O. und O. verbinden oder trennen wird 
Robinson hat meinen Respekt. Von denen, die sich angemeldet hatten aber nicht teilnehmen hätte ich wenigstens einen kurzen Hinweis erwartet.