Beiträge von Lost

    Es ist eine kluge Analyse, was Sir Thomas über Oblomow und Stolz geschrieben hat.


    Ich frage mich aber, warum Gontscharow Stolz so sehr im Hintergrund hält. Er ist eher der, der die Maschinerie des Romans in Gang setzt und weniger einer, der sie betreibt.


    Die Romanze macht mir Probleme, wie meistens, wenn die Romane im 19. Jahrhundert spielen.


    Im Kapitel in dem von der Reise nach Paris die Rede ist, erwähnt Stolz, dass es sich in drei Wochen von Sankt Petersburg nach Amerika reisen lässt. Habt ihr eine Idee, wie sich das zu dieser Zeit machen ließ?

    Nichts. Das kaum auch schon vor. Allerdings fürchte ich, dass hier die Egos der betroffenen Autoren doch sehr verletzt wären ... :breitgrins:


    Ich finde kein Beispiel für die Verleihung des Literaturnobelpreises an mehrere Autoren.


    Bei einem Kritikernobelpreis könnte ich mir schon vorstellen, dass Blut fließt, wenn es mehrere sind, oder dieses Jahr, wenn es neben H. Müller noch P. Handke geworden wäre.

    Notwendige Bedingungen wären für mich:


    vorhandene Finanzen bzw. Finanzierung
    keine Frau oder Freundin, die dir Verwürfe wegen des Erwerbs macht


    dazu kommen


    der Wille zur langfristigen Nutzung
    die Zeit zur Nutzung
    Vergnügen an der Nutzung
    ein angemessener Platz im Bücherregal


    Sind alle Bedingen erfüllt. dann kaufen.
    Ist eine nicht erfüllt, dann verzichten.

    Ich stelle mir einen Kanon vor, der wie ein Stammbau aufgebaut ist, so wie man gerne die Evolution darstellt. In diesem Baum würden Äste nach formalen, inhaltlichen, thematischen Kriterien verzweigen, und als Blätter würden die jeweiligen Werkbeispiele dienen. Man könnte erkennen, auf welche Vorläufer sich die bedeutenden Werke zurück führen lassen, einige Zweige würden im Nichts enden, so wie es bei ausgestorbenen Lebewesen der Fall ist, und es ließe sich erkennen, welche Werke, in der jeweiligen Zeit Bedeutung und Verbreitung hatten. Um im Bild zu bleiben, das uns Sandhofer beschrieben hat: solch ein Kanon würde uns zeigen woher das harte Holz stammt, ohne uns das weiche zu verschweigen.


    An so einem Kanon könnten auch Laien wie ich die Pfade der Literaturgeschichte verfolgen und die entsprechende Lektüre auswählen.
    Aber die Literaturwissenschaftler werden wahrscheinlich denken, hier würde mit einem Kanon auf Spatzen geschossen :zwinker:

    Ich muss gestehen, dass mich diese Listen, überhaupt das Feuilleton mit ihren Superlativen immer misstrauischer machen. Schlechte Erfahrungen halt. Allerdings, im letzten Jahr, habe ich "Der Turm" mit großem Interesse und Gewinn gelesen.


    Dieses Jahr hat mich die kindische Disskussion über die Frage, soll man Herta Müller beim Buchpreis zur Gewinnerin machen oder nicht, wieder ziemlich auf Distanz gebracht.


    Ich werde dem mal bei SMF nachgehen. Eine erste, zugegeben oberflächliche, Suche erbrachte keine Resultate.


    Wie schon gesagt: Bitte keine Umstände.


    Wenn giesbert das Problem nicht hat, kann es eigentlich nur an meinem lokalen Umfeld liegen. Vielleicht sind andere Forenmitglieder so nett und schreiben etwas über ihre Erfahrungen.

    Spottet ja nicht des Kindes, wenn es mit Peitsch und Sporn
    Auf dem Rosse von Holz mutig und groß sich dünkt,
    Denn, ihr Deutschen, auch ihr seit
    Tatenarm und gedankenvoll.


    Man soll nicht denken, ich könnte mit Hölderlin viel anfangen. Diese Zeilen liefen mir am Wochenende über den Weg, wie eine streunende Katze und ließen mich an das denken, was ich in Oblomow las. Gontscharow liefert uns im ersten Kapitel des 2. Teils ein ganz anderes Bild des Deutschen Stolz (nomen est omen), als es der Lästerer Hölderlin hier in seinem Gedicht „An die Deutschen“ nahelegt.


    Mit Stolz bekommen wir eine tatkräftige, aufs Praktische ausgerichtete Figur präsentiert, wie sie, auf Oblomow bezogen, gegensätzlicher kaum sein könnte. Jaqui hat ja das Verdienst uns auf eine Veröffentlichung hingewiesen zu haben, die das Bild erläutert, dass in Russland von den Deutschen verbreitet war. Ich sehe das nicht als negatives Bild. Nach meinem Geschmack beschreibt G. das allerdings in einer weiß-weißen Form, die mich an moderne Trivialromane denken lässt. Beim erwachsenen Stolz gibt es keinen Platz für eine dunkle Seite, wenigstens nicht in dieser Einführung. Hätte das Buch mit diesem Kapitel angefangen, es wäre gut möglich gewesen, dass ich es nach wenigen Seiten aus der Hand gelegt hätte. Das wäre jedoch ein Fehler gewesen, denn G. der in diesem Kapitel aufzeigt, wie aus dem Lausbuben durch den Sieg der deutschen Seele (Vater) über die russische(Mutter) ein weltgewandter, erfolgreicher Mann wird, lässt im 2. Kapitel auch seiner Sympathie für Oblomow mit einer poetischen Schilderung seines Wesens Raum.


    „... schließlich aber (und das ganz besonders) lag Oblomows Natur ein reiner, lichter und guter Wesenskern zugrunde, der mit tiefer Sympathie für alles schöne sowie für alles das erfüllt war, was dem Ruf seines schlichten, einfältigen, ewig vertrauensseligen Herzens antwortete und Folge leistete.“


    Ihr habe das schon früher erkannt als ich.


    In den ersten Kapitel lernten wir O. kennen, wie er sich vor allen praktischen Problemen davon windet und keinen Fuß auf den Boden, sondern nur in die Pantoffeln bekommt. Das macht ihn zu einer lächerlichen Figur. Wie würden wir aber über ihn denken, wenn er wie der arme Poet Spitzwegs in seiner schäbigen Dachkammer seinen poetischen Träumen nachhängen würde? Hätten wir dann nicht mehr Respekt für ihn aufbringen können? Später sagt Stolz direkt zu Oblomow. „Du bist ein Poet, Ilia“, und was braucht ein Poet? Er braucht praktische Unterstützung, um die „schnöden“ Aufgaben des Lebens zu bewältigen. Hier sehe ich die Aufgabe von Stolz und er nimmt sie auch wahr, solange er bei o. bleiben kann.


    Was mich an dem Aufbau des 2. Teils stört, ist die Geschwindigkeit mit der G. über den Umzug hinweggeht. Wir haben anfangs die Wohnungsfrage als ein zentrales Problem erlebt, auf das G. immer wieder zurück kam. Jetzt geht alles ratzfatz, ohne Leidensweg, von einem Ort zum andern. Auf der anderen Seite, schreibt Gontscharow für meinen Geschmack etwas weitschweifig und verliert sich in Nebensächlichkeiten.


    Jetzt bin ich gespannt, was O. und O. verbinden oder trennen wird ;-)


    Robinson hat meinen Respekt. Von denen, die sich angemeldet hatten aber nicht teilnehmen hätte ich wenigstens einen kurzen Hinweis erwartet.

    Nun habe ich eine Test gemacht. Bei direkten Möglichkeiten von der Startseite aus auf den letzten Beitrag eines Themas zuzugreifen, ergaben sich 14 Treffer und 3x blieb ich bei einem Beitrag, etwa in der Mitte der letzten Seite, hängen.


    Da ich im Moment nicht genau weiß, wie weit ihr alle seid und ich bereits die ersten neun Kapitel des zweiten Teils gelesen habe, lege ich mal eine Pause ein und warte auf euch. :winken:


    Katrin



    Ich stecke im 2. Teil und schreibe heute am Abend etwas dazu.


    Da ich mich auch für Sue angemeldet habe, sehe ich zu, in der letzten Oktoberwoche fertig zu sein.


    Schade, dass die kleine Gang noch kleiner wurde, aber einige aus der Liste, die du (Jaqui) am Anfang aufgeführt hast haben sich ja noch nie gemeldet :sauer:

    Hallo,


    wenn ich über die Startseite zum letzten Beitrag eines Themas springe, dann funktioniert das in der Regel mit dem Internet Explorer und Windows. Mache ich das mit Safari auf dem Mac unter L oder SL, bleibe ich häufig (nicht immer) in einem früheren Beitrag, der schon nicht mehr auf der letzten Seite des Themas steht, hängen.


    Sind vielleicht Zeitbeschränkungen dafür verantwortlich? Gibt es dazu eine Erklärung, die mit der Forensoftware zusammenhängt?


    Gruß aus dem verregneten Rhein-Main-Gebiet


    Wolfgang

    DIe Ausgabe aus dem Klassiker Verlag erwarte ich nächste Woche, sie war kurzzeitig nicht lieferbar. Gelesen habe ich die Ausgabe der WBG von 1966, angeblich ein behutsam an das moderne Deutsch angepasster Text. Das Lesen war stellenweise ein wenig beschwerlich, mir ist der Inhalt aber kaum noch präsent. Vielleicht hatte ich dann doch mit der Sprache mehr Probleme. Auf das barocke Deutsch bin ich jedenfalls gespannt.