Beiträge von Lost

    Vor Jahren habe ich SAKI entdeckt, einen Vorläufer von P.G. Wodehouse möchte ich meinen, und der mir mehr bedeutet. Von den neueren Autoren ist David Lodge zu nennen und damit wären wir dabei wieder den "Englischen Humor" hervorzuheben. Kann er übertroffen werden? Auch Dickens, mit zum Beispiel "Martin Chuzzelwit" halte ich für einen Klassiker des Humors.



    Bei den Deutschen fällt mir spontan Kästner ein.


    Ich denke wie Anita, dass sich das persönliche Empfinden für Humor mit der Lebenszeit verändert, wenigstens in Teilbereichen, und dass Lachen mehr durch Schmunzeln ersetzt wird.


    Die -Drei Mann in einem Boot- empfehle ich übrigens als vollständige Lesung, die als CD-Kassette erhältlich ist.

    Die Ägypter liessen ja auch nur bauen ... :zwinker:



    Das klingt hingegen nach einer schweren Krise. Wobei ... auch Wodehouse will in homöopathischen Dosen genossen sein. :winken:



    :winken: Vielleicht wäre ohne Asterix und seine Gallier wirklich nichts aus den Pyramiden geworden, und das Kick Of Meeting würde noch heute andauern, und Thomas Mann hätte eine Zeit lang Protokoll geführt.
    Immerhin neigt sich meine "Krise" mit dem letzen Teil von Joseph und seine Brüder dem Ende zu, der Wodehouse ist auch bald gelesen, und dann ist mir nach Nüchternem, wenigstens bis Don Quijote ruft.


    Zitat


    Irgendwo über mir hatte eine Stimme gesprochen
    "Mann!" sagte diese. "Wer da?"
    Ohne dieses "Mann" hätte ich glatt denken können, es handelt sich um die Stimme des Gewissens.


    Schon für so was lohnt sich ein Wodehouse Roman dann doch.

    Meine Hypothese, der Mann der Joseph an den Brunnen und durch die Wüste begleitete wäre Charon, scheint wohl falsch zu sein. Für den Weg in das Gefängnis über den Nil hätte es gepasst, aber da ist er nicht aufgetaucht. Diese Figur, die nach riff-raff und den Mondwanderungen ein Engel sein soll, würde noch Würze in die Geschichte bringen und wie Sir Thomas hätte ich mir ein weiteres Auftauchen gewünscht.


    Alle Ägypter in dem Roman ist sehr redselig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass neben dem vielen Geschwätz noch Pyramiden gebaut werden konnten :smile:


    Mann schickt Joseph auch nicht in ein Gefängnis sondern zu einem Sanatoriumsaufenthalt. Sofort übernimmt Joseph die gleiche Rolle, wie bei Potifar und schleimt sich, mit seinem Charme und den schon überirdischen Geistesgaben, bei dem Amtmann des Etablissements ein.


    Nebenbei lese ich Wodehouse, was es etwas leichter macht. Aber bei dem dritten Wodehouseroman ist Wodehouse auch nicht mehr das, was er beim ersten Wodehouseroman war. Auch sein Mythos verblasst.


    Du meinst, der Fremde könnte so eine Art "Unterweltführer" sein? Schon möglich. Dieser Fährmann der griechischen Mythologie dürfte Charon sein, wenn ich mich nicht irre.


    Wenn es so ist, dann müsste er am Anfang des letzten Romans auch wieder auftauchen. Ich stehe kurz davor und bin gespannt.



    Orientalisches Fabulieren ist von Thomas Mann nicht zu erwarten. Trotzdem finde ich, dass er einige Passagen sehr nett hinbekommen hat, bspw. die Verhandlung zwischen den Joseph-Brüdern und den reisenden Kaufleuten. Köstlich, wie die Verhandlungspartner sich und ihre Vorfahren, Kinder und Kindeskinder gegenseitig loben, die "Ware" aber, je nach Interesse, in einem entweder viel zu guten oder viel zu schlechten Licht erscheinen lassen. Wer je einen Basar besucht hat, wird diese Art der Verhandlungskunst kennen.


    Ja, das passt. Auch im dritten Band kommt T.M. in Schwung, wenn es um den Kommerz geht. Wenn er seine Beschreibungskunst in die Praxis umgesetzt hat, dann muss man seinen Verleger Fischer, den armen Verleger Fischer nennen :zwinker:
    Erstaunlich für mich ist auch Mann enormer Wortschatz, den er in im Joseph ausbreitet. Er muss viel Freude ein dem benutzten Sprachstil und der Redeligkeit seiner Figuren gehabt haben, was mir in diesem Umfang auf die Nerven fällt.

    Mit Mühe und ungewohnter Disziplin, mit paralleler Lektüre, ist nun der 3. Roman zu Ende gelesen. Es war wie eine peinliche Befragung, nur freiwillig. Es gibt einige nette Pointen, die man den Nachhinkenden natürlich nicht verrät, nett auch, wie Mann den Schluss hinbiegt, jedoch weiter viel Geschwätz. Kein Briefroman, kommt er mir wie eine Sammlung von Reden und Verlautbarungen vor, und das meiste ist langatmig, redundant und verbogen. Bei mir bleibt kaum etwas hängen, außer der Erleichterung ein Stück geschafft zu haben. Wenn ich an "Sinuhe der Ägypter" zurück denke, kommt Bedauern auf, über das, was Mann beiseite lässt.
    Der Orient ist berühmt für seine Erzähltradition und wenn ich mir vorstelle, ein Mann wie Rafik Schami nähme sich diese frühorientalistische Geschichte vor, welch grandioses und lebendiges Panorama könnte, im Gegensatz zu dem zähen Betrachtungsbrei Manns, entstehen.

    Angeregt durch die aktuell laufende, verhaltene Debatte über die kommentierte Ausgabe der "Betrachtungen eines Unpoltischen", fällt mir auf, dass Mann im Joseph eher die Einflüsse des Fremden würdigt und nicht, wie in seiner Rechtfertigungs- und Streitschrift, das Fremde verdammt. Die Geschichte Josephs lässt sich ja als Epos der Fremdheit, der irdischen, geistigen, sinnlichen und göttlichen Fremdheit lesen. Leider (bestimmt mit guten Gründen) hat Mann ja seine Tagebücher aus der Zeit der Weimarer Republik auch verbrennen lassen, doch ist aus dem Roman ein Wandel in seinem Denken, ein Wandel zur Toleranz und zum Verständnis für das Andersartige zu spüren, und das hat, aus meiner Sicht, nichts mit Früh- oder Spätwerk oder Reife zu tun, eher mit den Turbulenzen seiner Zeit und den Hoffnungen und Schrecken, die damit verbunden waren. Er konnte es später gut gebrauchen, seinen alten Chauvinismus nicht mehr mitschleppen zu müssen.

    Lasse ich es nun genug sein? Es gibt doch einen Reiz auch den 4. Teil zu lesen. Nicht den der Neugier auf die Geschichte und erst Recht nicht wegen Manns "Sprachkunst", die mir hier in dieser Breite zwanghaft vorkommt, eher das Verlangen zu erfahren, wie sich das Sein auf das Bewusstsein auswirkt. Der letzte Teil ist ja etwa 1000 Jahre nach den vorhergehenden Teilen und in einer anderen Welt geschrieben worden, gewissermaßen weit nach dem er von seinem Volk in den Brunnen des Exils hinein gestoßen wurde, und ich könnte mir denken, in einem Land, dass für Mann anfangs so fremd war, wie Ägypten fremd für Joseph war, und in dem Thomas so tot war, wie Joseph nach dem Verkauf durch seine Brüder.
    Hat sich das auf die Geschichte und die Form in der er sie erzählt ausgewirkt? 61 Kapitel sind noch zu bewältigen, d.h. ca. 50 bis 60 Lesetage, wenn ich meinem Plan weiter folge, unterbrochen durch den Don Quichote, also bis hinein in den Sommer sollte ich noch brauchen, wenn ich es überhaupt durchhalte. Oder macht der "American Way of Life" aus dem Buch doch noch einen Schmöker?


    Der Führer tritt auch im dritten Roman noch kurz auf, vielleicht immer, wenn Joseph in ein neues Totenreich hinüber wechselt. Gibt es in der griechischen Mythologie nicht diesen Fährmann, der in Hades übersetzt?

    Ich sag ja gar nichts gegen Leitfäden und gewisse Grundsätze, aber Literatur soll doch auch Spaß machen :zwinker:


    Das ist letztlich auch das, was ich bei Kafka erst spät entdeckt zu haben glaube, und es motiviert mich dazu einiges von ihm wieder und einiges neu zu lesen :smile:


    Falls eine leserunde zu Stande kommt, auch den Prozess, obwohl es erst ein paar Monate her ist, seit ich ihn gelesen habe, nach einer Weile zum Vergnügen neben Sue, der zur Arbeit wurde.

    Sorry, genauso abwegig wie:



    Ich glaube, Kafka hatte Vordringlicheres, worunter er litt und was er schreibend zu ergründen und zu verarbeiten suchte. Wie wär's einfach mit der conditio humana?


    Auch wenn Schirrmacher mir wie ein Dorn im A. ist, in der Not braucht man jeden Verbündeten, und ich verweise auf:


    http://www.faz.net/s/Rub1DA1FB…Tpl~Ecommon~Scontent.html


    Was diese "conditio humana" betrifft, ist sie nicht ein so weites Feld, dass sogar das Telefonverzeichnis hineinpasst?


    Ohne dich kränken zu wollen Gontscharow (das ist ernst gemeint) und mit der Versicherung: deine Beiträge haben ich meistens mit Gewinn gelesen, macht so eine weitgreifende Verortung aus dem Werk Kafkas eher eine Banalität. Kafka ist in seinen langen Texten immer wieder stecken geblieben, was schon darauf hindeutet, dass er sich umfassende Fragen stellte, doch befasste er sich auch mit ganz konkreten Aspeken der Kultur.


    Hallo. Gab es hier schon einmal eine Leserunde zu "Der Prozess"? Wäre ja vielleicht einmal eine Idee...
    Ich habe "Der Prozess" jetzt beendet und habe meine eigene Interpretation... Meine ganz persönliche Meinung ist die, dass Kafka in diesem Prozess seine Krankheit verarbeitet, das Gericht und die Advokaten sind die Ärzte, die Medizin. Das Ende konnte er gar nicht selber schreiben, oder :rollen: (wobei ich nicht weiß, welche "Kapitel" er nicht mehr selbst geschrieben hat - weiß das jemand?


    Das Universum Kafka :zwinker:


    Wenn es allerdings so ist, und Kafka hat das Eingangs- und Schlusskapitel zusammen am Anfang geschrieben, dann ist das nicht plausibel. Mir kommt Herr K. auch in weiten Teilen des Textes zu lebendig und gelassen vor. Es müsste eher ein unklares Krankheitsbild sein, dass sich in den Romanassoziationen, beispielsweise im Labyrint des Gerichts finden könnte.


    Man müsste Kafka wieder lebendig machen und so lange durchprügeln, bis er seine Motive klarstellt. Aber auch darauf würde ich mich nicht verlassen :breitgrins:

    Hm ... weshalb sollte der Jude Kafka eine Satire über den Jüngsten Tag christlicher Prägung verfassen?


    Nun, ich hätte auch von einer Satire auf die Jüdisch-Christliche Religionstradition schreiben können(sollen).


    Lässt sich nicht schon der Anfang des Romans so lesen, dass Herr K. vom Tod (wie es sich ja am Ende herausstellt) aus dem Bett geholt und, vereinfacht gesprochen, zum Zweikampf gefordert wird, und findet sich dieses Ringen Mensch gegen Sensemann nicht in beiden Traditionen wieder?
    Was Kafka und das Judentum betrifft: da wird ja viel gedeutelt, hin und her und her und hin. Da ich Kafkas Biografie kaum kenne, kann ich dazu auch nichts beitragen. Jedenfalls ist es eine Verkürzung seine Werke nur auf das Düstere und Hintergründige zu komprimieren. Kafka hat auch eine Schalksnatur.

    Ich nehme nur den einzigen Satz, den ich mir aus dem Prozess gemerkt habe, weil er einen hohen Gebrauchswert hat.
    In der ersten Gerichtsszene wird Herr K. getadelt, weil er zu spät kommt. Die Antwort lautet:


    "Es mag sein, dass ich zu spät bin. Aber jetzt bin ich da"


    Dieser prägnant formulierte Widerstand könnte doch auch aus einem "Monty Python" Sketch stammen.

    Meinst Du das im Ernst?


    Ich meine das ernst!



    Gerade im 7. und 8. Kapitel finden sich viele Anspielungen auf die vielbeschworene himmlische Gerichtsbarkeit.
    Z.B.


    Zitat

    Das Verfahren vor den Gerichtshöfen sei aber im allgemeinen auch für die unteren Beamten geheim, sie können daher die Angelegenheiten, die sie bearbeiten, in ihrem ferneren Weitergang kaum jemals vollständig verfolgen, die Gerichtssache erscheint also in ihrem Gesichtskreis, ohne daß sie oft wissen, woher sie kommt, und sie geht weiter, ohne daß sie erfahren, wohin


    Wenn ich dann noch dem Kommentar entnehme, dass Kafka beim vorlesen manchmal schallend gelacht haben soll, mache ich mir so einen Reim daraus.


    Ich lese gerade "Der Prozess" von Kafka. Bin ungefähr in der Hälfte angelangt und es fällt mir immer schwerer, mich auf dieses Buch zu konzentrieren... Einerseits nichtssagend, da immer wieder das Gleiche erzählt wird und andererseits lässt es mich aber doch nicht los und ich bin gespannt, wie es weitergeht... Schade nur, dass ich durch das Lesen diverser Rezensionen und Ähnliches das Ende bereits weiß... Werde also weiterlesen und mir weiterhin Gedanken darüber machen, was das Buch mir sagen will... :rollen: Dieser Prozess, in dem es gar keine konkrete Anklage gibt, wessen Vergehen wird er angeklagt?


    Den Prozess habe ich als Satire auf die Praxis christlicher Religion gelesen.
    Wir sind alle Sünder thebi und wer weiß schon, für was er sich alles ein Mal verantworten muss. Lies weiter und geh zur Beichte.

    Falls jemand müde wird am jungen Joseph, und für mich gab es einige lange müde Stellen, falls jemand den Roman beiseite legen will, dann empfehle ich ihm in den dritten Band "Joseph in Ägypten" zu schauen und wenigstens noch das Kapitel "Mont-kaw" zu lesen. Dort finde ich den Thomas Mann, den ich verstehen kann, in Vollendung: witzig lebhaft, irdisch.


    Bei der Organisation der Leserunde habe ich gedrängt nur den ersten Band in den Kalender einzutragen. In der Tat ist es für mich mehr Arbeit als Vergnügen gewesen, diesen zu lesen. Vieles ist für mich nicht interessant und besondere Eindrücke, die mich zum kommentieren veranlassen konnten, habe ich kaum gefunden. Manns Sprache in diesem Roman, seine stellenweise ewig langen Sätze mit den Versuchen eine altertümlich poetische Ausdrucksweise zu verwenden, kann mich nicht begeistern. Seine bewundernswürdige Fantasie, seine Sachkenntnis, seine Ironie, wird für mich damit nur mühsam sichtbar. Ich hätte das lieber im Vordergrund auf dem Boden, und nicht in den metaphysischen Wolken gesehen. Ich bin kein andächtiger Thomas Mann-Verehrer, obwohl es mich immer wiederr zu ihm hinzieht, und der Zauberberg mein Zuhause sein sollte. Die Joseph-Romane mögen ihm auch, in einer schweren Zeit, eine Stütze gewesen sein, für mich hat er hier (bis jetzt) zu viel für sich selbst, zu wenig für sein Publikum geschrieben.


    Das Weiterlesen war durch die Hoffnung bestimmt, in Ägypten tut sich ein Füllhorn von Geschichten auf. Die Hoffnung scheint sich zu erfüllen.

    Man betrachte mich nicht mehr als Teilnehmer der Leserunde, gegebenenfalls eher als Störenfried, und ich bitte dann um Nachsicht.


    Noch ein Zitat aus dem Roman:

    Zitat

    Übe Klugheit und Zuvorkommenheit gegen jedermann und gebiete deiner Zunge, wenn es sie juckt, sich krittlerisch zu betätigen und sich an mißliebigen Unterscheidungen zu versuchen, wie der zwischen dem Ehrwürdigen und Überständigem,...


    Das hat Mann natürlich, ganz frei von Ironie, als Mahnung an die Kritiker geschrieben.


    Euch die Freude, die ihr sucht. :winken:


    Wer den Pepys haben möchte, sollte vielleicht doch jetzt sofort zugreifen. Ich habe als Reaktion auf mein despektierliches Posting eine Mail vom Verlag bekommen, in der es heißt:



    Also: Zugreifen.


    Danke für den Hinweis. Ich wäre überrascht, wenn sich tatsächlich der Preis nicht nach einiger Zeit verringert. Es ist allerdings die erste vollständige übersetzte Ausgabe und ich meine, die Subskription erleichtert es dem Verlag, die Banken in Schach zu halten und freundlich zu stimmen, wenn sich eine große Anzahl von Subskribenten zusammenfindet.
    Mir bleibt jetzt ausreichend Zeit, einen freien Platz für Pepys zu finden :zwinker:

    R. Harris und W.G. Sebald haben mir den kopf etwas frei gehustet und nun versuche ich es mit dem dritten Band "Joseph in Ägypten". Die ersten beiden Kapitel sind recht bodennah und machen mir Hoffnung. Nachdem Mann in den beiden ersten Bänden viele Schicksale am Wegrand liegen ließ, um sich im Übersinnlichen zu verlieren, sollte nun viel zu berichten sein. Die Klappentexte, die uns die Genesis bietet, lassen ja viel Raum für Liebe, Tod und Verbrechen :zwinker: