Beiträge von Lost


    Mir geht es auch so, von Che abgesehen, dessen Tagebuch ich gelesen habe.


    letzte Woche habe ich mir "Die unterirdische Schlacht" von Rudolfo E. Fogwill besorgt.

    Ähnlich wie finsbury es eben so gut beschrieben hat, empfand ich den Abschnitt im Hospital auch. Ich habe mir sogar einige Zeilen angestrichen, die mich an Kafka erinnerten und später kommt sogar das berühmte, mit Kafka verbundene, Bild des Käfers vor.


    Als unpoetischer Mensch habe ich so meine Schwierigkeiten mit der Prosa Rilkes. Alles hat eine tiefere Bedeutung und ist voll Metaphern, was mir nicht liegt. So bin ich froh, mit der Suhrkamp Ausgabe aus der Basisbibliothek eine "Gehhilfe" zu haben. Die Version im eReader, der reine Text also, wäre mir meistens zu rätselhaft.


    Malte kommt mir nun wie ein Grenzgänger zwischen Tod und Leben ("Tod" bewusst zu erst genannt) und Vergangenheit und Gegenwart vor, der nicht immer weiß, wohin er sich wenden soll. Einmal sieht er sich, in seinem Veränderungsprozess, seinen ehemaligen Vertrauten entfremdet, schon entwirft er einen Brief und fleht einen herbei. Paris bekommt phasenweise wieder die vertrauten kolportierte Version der anregenden Metropole. Aber:


    Zitat

    Nur eine geringe Wendung, und schon steht der Blick über Bekanntes und Freundliches hinaus, und der eben noch so tröstlichen Kontur wird deutlicher als ein Rand von Grauen. Hüte dich vor dem Licht, das den Raum hohler macht, [...]


    Ein Zitat übrigens, was mich an Druckfehler denken lässt.


    Nüchtern gesehen, ist ja auch der Hinweis auf eine Elektroschock(?)-Behandlung ein Zeichen für psychische Störungen.


    Ansonsten werde ich sicherlich mit mombour den neuen Träger lesen, oder? (Das machen wir seit letztem Jahr nun jedes Jahr, gelle :smile: Vielleicht macht ja noch jemand mit :zwinker: )


    Das habe ich mir seit Jahren auch immer vorgenommen, aber bin bei Herta Müller nach wenigen Seiten gescheitert. Jetzt lasse ich sie am Donnerstag antreten, um mir vorzulesen. :rollen:

    EIn paar Seiten habe ich der S-Bahn gelesen. Solche poetischen Texte sind dafür, wenigstens für mich, nicht geeignet. Besser sollte ich in einer ruhigen Umgebung und mit Hingabe weiter lesen.


    Die Tullerien haben Brigge dann doch wohl auf andere Gedanken gebracht. Seine Eingangs geschilderten Beobachtungen wiederholen sich in einem ganz anderen Licht. Wie weit sich Malte mit Rilke gleich setzten lässt, kann ich nicht beurteilen, aber die Bemerkungen über Verseschmieden dürfte einem Credo des Dichters sehr nahe kommen.


    Die Eingangssätze im Kapitel "Bibliotheque Nationale" finde ich zauberhaft.


    Was und wie Malte alles sieht, erinnert mich an Prousts Art und Weise zu sehen und zu schildern. Ich kenn allerdings nur den ersten Band der "...verlorenen Zeit".


    Und gleich auf der ersten Seite diese Passage, die mich jedesmal wieder umhaut und für mich so viel mit diesem Buch zu tun hat:


    "Die Hauptsache war, daß man lebte. Das war die Hauptsache."


    Aber ist das Leben, wie man es erwartet oder vorstellt?


    Wenn der erste Satz in den Aufzeichnungen das große Thema des Buchs charakteresiert, dann scheint für Malte das Lebensziel und vielleicht auch der Sinn, im Tod zu bestehen. Alles was ihn umgibt, auch seine Erinnerungen, beziehen sich in den Abschnitten, die ich bisher las, auf Verfall und das Sterben. Düster ist die Welt in der er lebt und denkt.


    Paris gilt gewöhnlich als lebensfrohe Stadt, hier bekommt man einen ganz anderen Eindruck.


    Die Logik übrigens, keine Bekannten zu haben, weil man sich verändert, finde ich recht gezwungen. Depression?


    Aber, es ist ja das erste Mal, dass ich dieses Buch lese und nun kenne ich gerade die ersten Seiten.


    Wenn ich das richtig sehe noch nicht einmal der. Wenn man 100 Euro für ein Gerät ausgibt, das schlicht nichts taugt: dann hat man 100 Euro zum Fenster rausgeworfen.


    Schon die Akku-Laufzeit finde ich bedenklich. Aber Frauen sind genügsamer. :breitgrins:

    Natürlich hätte man den Text auch auf 100 Seiten setzen können, dann hätte er ausgesehen wie in Musils "Mann ohne Eigenschaften" bei Rowohlt. Da kommt man mit noch weniger Zeilenabstand aus. Das kann einfach kein Kriterium sein. Ein schön aufgemachtes Buch hat auch einen Wert an sich. Und was schöne Bücher ausmacht, das traue ich mir inzwischen einzuschätzen, regelmäßig verfolge ich den Wettbewerb zum schönsten deutschen Buch, interessant dann die Kommentare der Juroren über abgelehnte Bücher, die man auf dem entsprechenden Stand der Frankfurter Buchmesse einsehen kann.


    Gruß, Thomas


    Ich denke, auch, wer sich ein gut gestaltetes Buch nicht leisten möchte, kann auf die Taschenbuchausgabe warten. Bei dem Grassen "Mein Jahrhundert" konnte man sogar von Anfang an wählen, so weit ich mich erinnere.


    Nur schade, dass es keine Einheitsbuchhöhe gibt, damit seine Regalbretter besser anordnen und die Regale besser ausnutzen kann. Hier ist die EU-Kommision wieder gefragt. :zwinker:R

    Das ist mir vollkommen unverständlich. Die Ausgabe ist schön gesetzt, für die Größe des Buches ist der Satz keinesfalls zu groß gewählt. Man mag den Preis kritisisieren, aber die Aufmachung unterscheidet sich positiv von so manch anderer Neuerscheinung.


    Schöne Grüße,
    Thomas


    So eine Rezension:



    Tja, so unterschiedlich sind die Kriterien, was Literatur leisten sollte :zwinker:


    Ich bin aber auch schon vor Preisen zurück geschreckt, wenn kurze Novellen als Romane verkauft und für exorbitante Preise angeboten wurden.


    Grimms Wörter sind bei mir angekommen. Scheint sich um eine mehr oder weniger bibliophile Ausgabe zu handeln. Ausgepackt habe ich sie allerdings noch nicht - mangels Zeit ...


    Die bibliophile Gestaltung. die ja auch ihren Preis hat, wurde von den ersten Amazon Rezensenten auch kritisiert. Zu wenig Text für den Preis. Lange Zeit ists her, da hatten wir unter Freunden den Buchpreis / cm eingeführt, was wir allerdings nur auf Fachliteratur anwandten. So ein spezifischer Buchpreis wäre doch auch was für die Kritiker :zwinker:


    ... und ist zweifellos richtig.


    Zweifellos, das lässt sich schon statistisch nachweisen. Viele können mehr schreiben, als Einzelne lesen können.


    Im frühen 19. Jahrhundert gab es eine starke Strömung im Klerus der anglikanischen Kirche, die Tendenzen bekämpfte, die eine Bildung breiter Volksschichten anstrebte. Das Argument war, dass der Pöbel, wenn er erst ein Mal lesen kann, auch Texte lesen will, die sein Leben und seine Existenz, seine Wünsche und Träume beschreiben. Vollkommen berechtigte Befürchtungen, wie die Bücher von Dickens bis Zola zeigen und die auch weiter und auch mit Hilfe der Agitationsliteratur zu richtig demokratischen Umtrieben und Theorien führte. Man hätte den Befürchtungen sogar noch hinzufügen müssen, dass der Pöbel sogar beginnen wird selbst zu schreiben und eine Buchmassenproduktion zu schaffen, die viel Schund erzeugte und die Klassiker in schäbigen Billigausgaben auf den Markt wirft.
    Auf dieser Bildungskultur, aus der viele von uns, nehme ich an, hervorgekrochen sind, aus diesem Gestrüpp von Schund und Unterhaltung müssen wir nun in sauerstoffarmer Höhe unsern geschulten Geist auf die Literatur der Vergangenheit konzentrieren.
    Wie Recht doch diese großen Männer der Kirche hatten.

    Nun, der Ansatz von Poppea war ja die Diskrepanz zwischen den direkten Herstellungskosten, quasi den variablen Kosten für ein Buch und dem tatsächlichen Verkaufspreis und ihre eigene Erfahrung mit der Ilias, die sie zum Glück abgeschreckt hat, die Reclam-Ausgabe zu kaufen. Der Preis hat also in Einzelfällen schon eine Bedeutung, und Klassiker zu lesen bedeutet ja nicht alleine danach zu streben, sondern auch, dass man eine Gelegenheit wahrnimmt, einem Impuls folgt. Wohin greift man schnell?


    Ich zum Beispiel bin zu den ersten Kalssikern in meiner Jugend gekommen, weil sie im Regal meiner Eltern standen. Meine Kinder hatten gefüllte Regale vor Augen, ohne dass sie sich bis jetzt sehr für klassische Literatur begeistern konnten (die Schule unterstützt hier die aktuell Literatur ;-) ), sondern das lesen, was ich in meiner Jugend ebenfalls vorwiegend gelesen habe, aktuelle Unterhaltungsliteratur. Wobei ich Karl May niemals unter "Klassiker" eingeordnet hätte.


    Ich glaube auch nicht, dass die Klassiker durch noch billigere Ausgaben mehr Erfolg hätten. Alte Texte sind auch wie alte Filme, ihnen fehlt jetzt etwas, was für das Heute wichtig ist und was sie damals, als sie zeitgenössisch waren noch hatten. Gibt es nicht einige von uns, die Klassiker lesen, weil sie die aktuelle Literatur nicht mögen? Warum sollte es dann nicht auch umgekehrt sein, und warum sollte das eine besser sein als das andere? Klassiker lesen kann ja auch eine Flucht sein und junge Leute werden sich dem eher enthalten, sondern hoffentlich mehr der Zukunft zugewandt sein. Außerdem, was für einige von euch jungem Gemüse Klassiker darstellen, war für mich hochaktuell, zeitgenössisch und zukunftweisend und irgendwann wird das für euch auch gelten.


    Jetzt wäre es interessant zu wissen, warum junge Leute, die nicht literarische oder geisteswissenschaftliche Ambitionen haben, zu Klassikern greifen. Vielleicht erbarmem sich ja welche die hier vorbei schauen, melden sich an und schreiben kurz was dazu.


    Ich bin jetzt nicht vom Thema abgekommen, nein nein, denn rechnet man Investitionkosten und die mageren Unterhaltungskosten für eine EbookLesegerät zusammen mit einigen Tausend klassischen Texten aus, dann kein traditionelles Buch mehr mithalten, es sei denn, es wird verschenkt und steht dann im Regal bis, ja bis der Impuls....


    Ich schlage vor: Die Erhöhung von 5 EUR für Hartz IV Empfänger wird in Reclamheftchen ausgezahlt.

    Abschreiben? So wie früher :breitgrins: Ich fang dann schon mal an, soll ich mir den "Zauberberg" vornehmen? Mit Pauspapier dreifach, damit es sich lohnt ... :smile:
    (Selber schreiben würde ich höchsten ein paar Mehrzeiler, zu mehr haut meine Geduld nicht hin :breitgrins: )


    Kein Samisdat. Aus der Phantasie! Du kennst den Titel, den Klappentext, und dann schreibst du das Buch selbst :breitgrins:

    Den ersten Wallander-Krimi habe ich mir besorgt, um mir ein Bild von dieser Reihe zu machen (steht noch aus). Die Krimiautoren machen es einem generell schwer, weil sie sehr produktiv sind aber auch recht stereotyp (eine Verallgemeinerung, ich weiß) Von Hammett, Chandler und Ambler habe ich so ziemlich alles gelesen, was sie geschrieben haben, doch gerade die ersten Beiden zeigen in ihren Texten immer das gleiche Schema und Ambler ist eine rühmliche Ausnahme. Sjöwall / Wallöö haben, wenigstens in der deutschen Szene, quasi den Krimi revolutioniert, in dem sie die sozialen Aspekte des Handlungsumfelds und das Privatleben ihrer Figuren, mehr als die Kriminalgeschichte ins Bild gerückt haben. Leider hat die Tendenz von vielen Autoren in ihren Büchern Sozialkritik zu üben zu einer Ermüdung der Leser geführt, was wiederum den Klassikern zu Gute kommt, denn ihre Sozialkritik (falls vorhanden) behandelt Aspekte, die uns nicht mehr drücken, bzw. unsere Kinder wieder interessieren könnte.


    Ich lese nur noch selten Krimis und vermeide es, von Glauser abgesehen, mehr als zwei Bücher derselben Autoren zu lesen.