Galsworthy: Forsyte Saga 3: To Let

  • Das habe ich mir tatsächlich 1978 extra im Prado als Postkarte besorgt, als ich in Spanien auf Interrail-Tour war. Da war ich wohl noch voll im Forsyte-Flash drin ^^. Es liegt jetzt noch in meiner Ausgabe an der Stelle, wo es zum ersten Mal erwähnt wird.
    Später kommt eine komische Stelle damit: Als sich Fleur und Jon bei Holly und Val das erste Mal länger begegnen, hat Fleur extra das Kostüm, in dem sie sich passend zu dem Bild präsentieren kann, dabei. Für einen Kurzaufenthalt ein ganz schöner Aufwand!
    Dieses Kostümieren mag sie sowieso. Bei einer Soiree bei sich zu Hause kommt sie zum Souper in einem goldfarbenen Harlekin- Kostüm. Ich denke, Galsworthy will damit ihre kapriziöse, verspielte Seite präsentieren, die eben auch darauf hinweist, dass sie ein eher äußerliches, wenn auch - wie bei allen Forsytes - zwanghaftes Verhältnis zu Besitz hat und auch eine entsprechende Haltung zu ihren Nächsten. Sie liebt ihren Vater, aber nur, solange sie sich als sein Kostbarstes wahrnimmt und er ihren Wünschen entgegenkommt.

  • Galsworthy ist nicht ganz korrekt, was das Gemälde betrifft (oder er meint ein anderes mit dem gleichen Titel), oder die Übersetzung ist unkorrekt? Jedenfalls steht bei mir, Soames habe die "Kopie eines Freskogemäldes" in Auftrag gegeben. Das Gemälde ist aber einer jener Teppichkartons, die Goya in seiner Zeit als Tapisserie-"Designer" angefertigt hat. d.h. es ist ein Öl auf Leinwand-Gemälde.

  • Ich bin mit dem ersten Teil durch.
    Und gehe davon aus, dass aus der Ehe nichts wird. Fleur würde vielleicht gegen den Willen ihres Vaters heiraten. Aber Jon nicht.

    Was haltet ihr von Profond? Ich sehe da immer Hercule Poirot vor mir. Er spricht genauso gewollt-geheimnisvoll. Allein dieser Name !

  • Ich bin jetzt auch mit dem zweiten Teil durch, und bislang ist aus der Ehe nichts geworden.

    Profond kommt irgendwie schmierig-schleimig rüber (hat er Val schon das Pferd geschenkt?).

    Da kommt mir immer dieses Lied in den Sinn:

    Oozing charm from every pore
    He oiled his way around the floor

    (aus "My Fair Lady", Julie Andrews, You did it)

  • Was haltet ihr von Profond? Ich sehe da immer Hercule Poirot vor mir. Er spricht genauso gewollt-geheimnisvoll. Allein dieser Name !

    Ich habe gerade nachgesehen: Die Hercule Poirot- Figur erschien erstmalig 1920 im Roman "Das fehlende Glied in der Kette". Der dritte Teil der Forsyte-Saga "Zu vermieten" ist 1926 erschienen. Es ist also durchaus möglich, dass Galsworthy eine augenzwinkernde Parallele zwischen Prosper Profond und Hercule Poirot angelegt hat. Wobei mir HP um vieles sympathischer ist. Diese Haltung der "Ennui", des "Je m'en fiche" finde ich sehr abstoßend, gerade im Zusammenhang mit seinem Reichtum. Da finde ich tatsächlich Soames sympathischer , der wenigstens Ziele und Leidenschaften hat.


    Ich bin inzwischen fertig. Das kleine Nachwort des Autors bringt nochmal gut auf den Punkt, worum es ihm bei Irene geht, die "eine Verkörperung verwirrender Schönheit [ist], die auf eine Welt des Besitzes einwirkt."

    Das war wieder eine ganz große Lesefreude und ich freue mich darauf, später -wohl nicht mehr in diesem Jahr - die anderen beiden Trilogien auch nochmal zu lesen. Vielen Dank daher für deinen Vorschlag, Vogelbeere!

  • Ich fand Jons Brief an seinen Sohn sehr interessant. Jon geht eingehend auf die Problematik ein, wenn eine Ehe zwischen einem Paar zustandekommt, das sexuell einfach nicht zusammenpasst. Wobei er - soweit ich erkennen kann - ohne weiteres davon ausgeht, dass der leidende Teil in einer solchen Ehe immer die Frau ist. Klar: der Mann wusste in der damaligen Gesellschaft schon vor der Ehe ein bisschen Bescheid, die Frau nie, jedenfalls war das im Bürgertum die Erwartung.


    Die einzig richtige Konsequenz, wie man dieses Problem vermeidet, wäre, dass auch die Frau schon mit einem Minimum an Erfahrung in die Ehe geht. Aber das schlägt Jon natürlich nicht im Ernst vor ...


    Ich habe schon ein paarmal Bücher gelesen, in denen eine Frau völlig ahnungslos in die Ehe ging, in der Hochzeitsnacht - sollte man meinen - eher angewidert war und sich dann dreingefunden hat, manchmal sogar mit Leidenschaft, wie Jeanne in Maupassants "Ein Leben". Ob das in Wahrheit so funktioniert, habe ich immer ein bisschen angezweifelt; so wie Maupassant es schildert, kann ich es mir zum Beispiel kaum vorstellen, weil der Gatte einfach ein Stoffel ist. Die Schilderung, wie Soames nach einem Streit nachts seine Frau aufsucht und sie ihn ganz abgeklärt empfängt (ich weiß nicht mehr, wie es genau formuliert war), ist ausgesprochen gruselig.

  • Annette bietet Soames die Stirn. Und er knickt ja auch ein, jedenfalls lässt er, was Prosper Profond (was bedeutet der Name eigentlich? der willkommene Absturz??) die Dinge mehr oder weniger laufen.