Heinrich Laube

  • Gerade beendet: Heinrich Laube, Das junge Europa.


    Hinterlässt das Gefühl, einen im Ganzen nicht so geglückten Roman gelesen zu haben, den ich aber als Zeitbild interessant finde, mit dann doch vielen geglückten Passagen, und einer Figur, Hippolyt, die sich zu einem ganz nett byronesken Bösewicht entwickelt. Täte er es nur konsequenter ... die "gute" Hauptfigur, Valerius, dagegen, fand ich, wie oft "die Guten", nicht so interessant.


    Als Zeitbild interessant, das gilt für mich so, wie, ebenfalls dieses Jahr Friedrich Spielhagen "Problematische Naturen", und, vor vielen Jahren, Karl Gutzkows "Ritter vom Geiste".


    Vielleicht hat Laube die Schwäche dieser Art Romane in diesem ganz gut beschrieben (3. Teil, 12. Brief):


    "Die alte Lady ist eine hohe, vornehme Frau, höflich wie ein Buch, nicht mehr sprechend, als die strengste Zensur einem Buche erlaubt hätte – sie kam allein, wie wir erwartet hatten; wir waren sehr artig und bescheiden und sprachen über Walter Scott und dessen Romane. Es ist reizend, wieviel unbefangen romantisches Interesse in diesen Engländern lebt: jede erfundene Person einer Geschichte, jedes Wort, das diese spricht, jede Wendung, welche die Sache nimmt, alles findet hier den freundlichsten Boden, findet und weckt den Reiz einer Geschichte. Wie arm seid Ihr dagegen! Wo nicht ein Lehrgedanke das Faktum, die Schilderung, die Begebenheit unterstützt oder gar rechtfertigt, da meint Ihr Unnützes zu treiben; das Törichte nennt Ihr Romanhaftes, darum besitzt Ihr auch den reinen Roman nicht, Ihn seid verdorben für reine, bloße Bilder, die nichts sein wollen und sein sollen als Bilder."


    Ja, so ist es. Sehr viel Gespräche, aber eben solche, die Politisches, Philosophisches, Zeitgeschichte diskutieren. Und das reine Erzählen tritt in den Hintergrund.


    Am stärksten fand ich den Roman im 1. Teil, wo man durcheinanderliebt und -entliebt, die Herren wie die Damen, und die freie Liebe (eher die Herren) propagiert, ein fast rokokomäßiges Getändel, klar, dass es so schön nicht bleiben kann.


    Und im 2. Teil dann, wo es um den Novemberaufstand in Polen geht, aber da wird es eben nicht stringent genug durchgehalten, einfach von den Kriegsgreueln zu erzählen.


    Und die Romanfiguren sind eher Typen, Ideentransporteure, als Personen.


    Soweit ich es mitgekriegt habe, wird in diesem Roman kein Autor so oft erwähnt wie Walter Scott. Der ja eine immense Wirkung hatte - aber wohl auch oft etwas akademisch schrieb.


    Endlich einmal Laube (und Spielhagen) zu lesen, dazu hat mich Rolf Vollmann motiviert. Im Jahr 1833, meine Ausgabe Seite 196-200.


    Gruß
    Leibgeber

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)