Schöne Tage 1914, Vom Neujahrstag bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges von Gerhard Jelinek [kaufen='3850028402'][/kaufen] ist ein sehr gut gemachtes Buch über die Phase vor dem ersten Weltkrieg.
Mittels Tagebucheintragungen, Briefen und Zeitungsausschnitten versucht der Autor Tag für Tag des Jahres 1914 bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs wieder zu geben. Hatten die Menschen damals echt keine Ahnung in welche Katastrophe sie wenige Monate später schlittern würden?
Mittlerweile bin ich Mitte April und ich bin nach wie vor begeistert vom Buch. Hier nur ein paar wenige Auszüge:
Bertha von Suttner warnte ja Zeit ihres Lebens vor einem drohenden Krieg, aber keiner nahm sie wirklich ernst. Im Feber 1914 schrieb sie über die weltpolitische Situation: Nichts als gegenseitige Verdächtigungen, Beschuldigungen und Verhetzungen. Könnte genausogut ein Zitat aus der heutigen Zeit sein.
Auch Marie Curie kommt indirekt vor. Immerhin ist sie die Entdeckerin des Radiums und für fünf Kronen pro Tiegel konnte man sich im März 1914 radioaktive Hautcreme kaufen, damit das Gesicht einen unverwüstlich reinen Teint bekommt. :breitgrins: Sachen gibts.
Sehr schön fand ich auch folgende Stelle aus dem März. Die Monarchen aus Europa, vor allem Österreich-Ungarn, Deutschland und Italien versichterten sich zu der Zeit bei einem Treffen noch gegenseitig ihre Solidarität. Wilhelm II fuhr beruhigt nach Korfu um im Achilleon der ermordeten Sissi entspannte Tage zu verbringen. Auch die griechische Königsfamilie machte sich auf den Weg nach Korfu. Immerhin waren die Herrschaften alle miteinander verwandt, verheiratet oder verschwägert.
Eines wird hier sehr deutlich: trotz des Säbelrasselns, dass es definitiv gab, glaubte keiner so recht an einen Krieg.
Witzig fand ich folgende Stelle aus dem April: Die beiden Wiener Fußballklubs Austria und Rapid hatten vor Kriegsbeginn europäisches Niveau :breitgrins: Wenigstens Fußballspielen konnten wir damals besser als heute.
Es gäbe noch zahlreiche Stellen, die man hier anmerken könnte, aber es macht echt Spaß dieses Buch zu lesen. Tag für Tag kommen wir dem Krieg näher, aber derzeit schaut es nicht danach aus, als dass die Menschen das so sehen würden.