Friedrich de la Motte Fouqué

  • Es gibt noch keinen allgemeinen Thread über diesen Autor, nur eine Leserunde zum "Zauberring" und die Vorstellung des Hörbuchs "Undine".
    Da de la Motte Fouqué nicht zu den größten, aber doch beachtenswerten Autoren der Romantik gehört, denke ich, sollten wir ihm einen allgemeinen Thread gönnen, wo zu verschiedenen Werken geschrieben werden kann.
    Der Schriftsteller lebte von 1777 bis 1843, stammte aus einer brandenburgischen Hugenottenfamilie und war ein Romantiker, wie er im Buche steht. Häufiger Stoff seiner Werke sind Sagen und Märchen.


    Und seine "Undine" habe ich nun gerade gelesen. In dieser Märchennovelle um einen schwäbischen Ritter, der sich in den schönen Wassergeist Undine verliebt, dann aber ihr doch untreu wird und daran zugrunde geht, versammelt sich alles, was die Romantik plakativ vor sich hertrug: Die Sehnsucht nach der alten Ritterwelt, die Lust am Reisen, Fantasiewesen, Motive von Nacht und Dunkelheit, die Entfesselung und Beseeltheit der Natur und natürlich die unglückliche Liebe.
    Die Novelle ist sehr leicht zu lesen, zwar zum Teil ein wenig kitschig, aber insgesamt eine Kabinettstückchen romantischer Prosa.

  • Inzwischen habe ich "Undine" auch gelesen, als ich etwas von überschaubarer Länge brauchte. Für mich war die Erzählung so anziehend, weil sie unter dem romantischen Zuckerguss so viel menschlich-allzumenschliches behandelt.


    Letztendlich ist es eine klassische Dreiecks-Geschichte. Liebesverstrickungen zwischen drei letztlich schwachen Menschen, die ihren Impulsen folgen statt ihrem Verstand und dann jede Verantwortung für ihr Verhalten von sich weisen und auf die "Verhältnisse" schieben. Das nennt sich dann unglückliche Liebe.


    Da ist der Ritter Huldbrand, im Grunde seines Herzens triebgesteuert und entscheidungsschwach. Er heiratet Undine, als dies opportun erscheint, kann sich aber nicht aus ganzem Herzen für sie entscheiden und geht ihr (zumindest emotional) fremd. Die Probeme die sich daraus ergeben, schiebt er auf Undines übernatürliches Wesen und ihre (zugegebenermaßen extrem) lästige Verwandtschaft.


    Undine ist die betrogene Ehefrau, egal ob es zwischen Huldbrand und Bertalda nun körperlich wurde oder nicht. Auch sie ist an der Situation beteiligt. Sie sieht die Probleme kommen, wird von der Verwandtschaft gewarnt, und schafft es doch nicht sich durchzusetzen und klare Verhältnisse zu schaffen. Sie versucht es gar nicht, aus Harmoniesucht, Mitleid mit ihrer Nebenbuhlerin und falsch verstandener Liebe. Sie setzt sich weder gegen ihre Verwandtschaft noch gegen ihren Ehemann wirklich durch, obwohl sie wohl am ehesten durchschaut was vor sich geht.


    Bertalda ist die dumm-dreiste Geliebte, die nichts falsches daran sieht sich in de Ehe ihrer "Freundin" einzumischen und zumindest vorgibt, nicht zu wissen was sie da tut. Dabei ist sie eigendlich auf Gedeih und Verderb auf Undine und Huldbrand angewiesen, da nicht wirklich adelig und bei ihrer Pflegefamilie in Ungnade gefallen.


    Das Ende ist natürlich dramatischer als in der realen Welt, aber irgendwo auch realistisch. Huldbrand treffen die Konsequenzen seines Verhaltens, was so natürlich keiner gewollt hat, Undine steht immer noch nicht zu den eigenen Bedürfnissen und leidet daran, Bertalda versteht wiedermal nichts und leidet auch. Pikanterweise ist letztere soweit möglich die Gewinnerin, da sie die Erbin sein dürfte.


    Für mich sieht es so aus, als hätte der Autor die Phantasiegeschichte genutzt um genau diese Geschichte auf "jugendfreie" Weise zu erzählen, und so interessant zu gestalten dass man sie liest.
    Oder bin ich da zu sehr von moderner Fantastik beeinflusst, die ja oft genau das selbe tut?


    Na denn, Friedrich de la Motte Fouques Gesammelte Werke sind jetzt auf meinem Kindle. Wann ich Zeit dafür finden werde ist allerdings fraglich.